Deutsche Telekom: Vectoring-Streit geht in die nächste Runde
Der Widerstand gegen die Vectoring-Pläne der Deutschen Telekom wächst. In einem Brief an Kanzleramtsminister Peter Altmaier warnen neben den Konkurrenten nun auch mehrere Wirtschafts- und Kommunalverbände vor einem exklusiven Ausbaurecht.
Der Widerstand wächst
Damit geht der Streit um den Vectoring-II-Antrag der Deutschen Telekom in die nächste Runde. Die Kritik der Verbände lautet nun: Wenn der Bonner Konzern das Exklusiv-Recht für den Vectoring-Ausbau im Nahbereich um die knapp 8.000 Hauptverteiler in Deutschland erhält, gefährde das langfristig die Breitbandziele der Bundesregierung und es drohe eine Re-Monopolisierung. Denn die Gebiete, um die es bei diesem Streit geht, zählen zu den lukrativsten für Unternehmen, weil diese in der Regel dicht besiedelt sind.
„Auf diese Weise entstehen Bandbreiten-Inseln, in deren Umfeld nur noch extrem unwirtschaftliche Randgebiete zurückbleiben“, erklärte Breko-Präsident Norbert Westfal bereits am Wochenende. Sollte die Bundesnetzagentur also dem Vorhaben der Deutschen Telekom zustimmen, wäre das ein großer Vorteil für den Konzern.
Vectoring-II-Antrag soll Glasfaserausbau gefährden
Laut den Verbänden gehe es „beim Vectoring-II-Antrag der Telekom nicht nur um eine Regulierungsentscheidung, sondern vor allem um eine zentrale Weichenstellung mit gesellschaftspolitischer Tragweite für die nächsten zehn Jahre“. Denn es wird befürchtet, dass auf diese Weise wieder eine Monopolstruktur geschaffen werde, die den Wettbewerb aushebelt. Das erschwere dann den Telekom-Konkurrenten, auch künftig in die Netze zu investieren. Die konkreten Risiken, die dadurch entstehen:
- Der Breitbandausbau in ländlichen Regionen wird gefährdet.
- Durch die Förderung der Vectoring-Technologie gerät der Glasfaserausbau mit FTTH/B-Anschlüssen ins Hintertreffen.
Dieser sei für die Zukunft aber entscheidend. So heißt es in dem Brief an das Kanzleramt: „Angesichts der rasant wachsenden Herausforderungen der Digitalisierung, brauchen die deutschen Unternehmen aus Industrie, Mittelstand, Handwerk und Landwirtschaft flächendeckend Breitbandkapazitäten, die weit über das 50-Mbit/s-Ziel hinausreichen.“ Und dauerhaft sei das nur mit einem zügigen und massiven weiteren Ausbau des Glasfasernetzes möglich.
Neben Provider-Verbänden wie Breko, Buglas und VATM unterzeichneten den Brief an das Kanzleramt auch Kommunal- und Wirtschaftsverbände. Dazu zählen etwa der Landkreistag, der Städtetag, die Industrie- und Handelskammer, der Bauernverband und der Handelsverband Deutschland.
Entscheidung der Bundesnetzagentur steht bevor
Befeuert wurde der Vectoring-Streit, nachdem die Bundesnetzagentur Ende letzter Woche vermeldet hatte, dass nun ein konkretes Angebot der Deutschen Telekom eingegangen sei. Die Behörde will „den Entwurf in einem förmlichen und transparenten Regulierungsverfahren unter Einbindung aller interessierten Marktakteure prüfen“, bevor eine offizielle Entscheidung erfolgt. Allerdings verdeutlichten die politischen Signale in den letzten Monaten bereits, dass sowohl die Bundesnetzagentur als auch die Bundesregierung das Vorhaben der Telekom unterstützen.
Denn der Konzern rechtfertigt das Vorhaben mit einer Investitionszusage: Bis 2018 soll der Vectoring-Ausbau rund um die Hauptverteiler abgeschlossen sein, sodass dann knapp 5,9 Millionen Haushalte einen entsprechenden VDSL2-Vectoring-Anschluss buchen können, der Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s ermöglicht.
Aufgegeben haben die Konkurrenten aber noch nicht. So kündigte der Breko schon am Wochenende an, dass einige Provider aus dem Verband ebenfalls Investitionszusagen bei der Bundesnetzagentur einreichen wollen. Diese sollen dann aber nicht nur den Vectoring-, sondern auch den Glasfaserausbau garantieren.