Huawei Mate 8 im Test: 6 Zoll treffen auf Sprinter-SoC und Marathon-Akku
3/4Kamera
Huawei ist Sony bei der Wahl des Kamerasensors treu geblieben. Im Mate 8 steckt mit dem IMX298 ein 16-Megapixel-Sensor mit einer Größe von 1/2,8 Zoll. Gegenüber dem Mate S, das die gleiche Kamera wie das P8 nutzt, hat Huawei damit die Anzahl der Megapixel um drei erhöht und die Fläche von 1/3,06 Zoll ausgehend leicht vergrößert. Nach wie vor schießt der Sensor bei Standardeinstellung Fotos im Format 4:3. Die maximale Auflösung liegt bei 4.608 × 3.456 Pixeln, bei der Auswahl des 16:9-Formats bleibt die horizontale Auflösung gleich, vertikal werden oben und unten jeweils 432 Pixel abgeschnitten. Auf den ersten Blick sind Fotos in 16:9 auf aktuellen PC-Monitoren und Fernsehern zwar bildschirmfüllend, tatsächlich liefert ein 4:3-Foto beim Mate 8 aber mehr Bildinformationen, weshalb stets dieser Modus gewählt werden sollte.
Huawei Mate 8 | Apple iPhone 6s Plus | ||
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Hauptkamera | Auflösung | 16,0 MP | 12,0 MP |
Sensorgröße | 1/2,8" | 1/3" | |
Sensorformat | 4:3 | ||
Blendenzahl | f/2,0 | f/2,2 | |
OIS | ✔ | ||
Blitz | Dual-LED Dual-Tone |
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Video | 1080p/60 FPS 1080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS 240p/30 FPS 144p/30 FPS |
2160p/30 FPS 1080p/60 FPS 1080p/30 FPS 720p/30 FPS |
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Zeitlupe | 120 FPS/720p | 240 FPS/720p 120 FPS/1080p |
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Frontkamera | Auflösung | 8,0 MP | 5,0 MP |
Blitz | × | Display | |
Video | 1080p/30 FPS 720p/30 FPS 480p/30 FPS 240p/30 FPS 144p/30 FPS |
720p/30 FPS |
Typisch für Huawei-Geräte der letzten zwölf Monate ist die vergleichsweise kühle Abbildung der fotografierten Objekte. Das fällt vor allem dann auf, wenn ein Smartphone wie das iPhone 6s Plus für den Vergleich herangezogen wird. Die Unterschiede sind zum Beispiel auf den Aufnahmen 1 und 2, 7 und 8 sowie 13 und 14 erkennbar. Je nachdem, wie der Lichteinfall allerdings ausfällt, kann sich auch ein umgekehrtes Bild ergeben. Die Aufnahmen 9 und 10 sowie 11 und 12 sind dafür gute Beispiele.
Kräftige Farben vs. realistische Abbildung
Der automatische Weißabgleich gelingt dem Mate 8 tendenziell etwas besser, klar überlegen ist das Smartphone allerdings nicht. In puncto Farbdarstellung muss zwischen einer visuell vielleicht interessanteren und einer realistischen Abbildung unterschieden werden. Vor allem große Flächen in Blau oder Rot kommen mit dem Mate 8 knallig zur Geltung. Die Aufnahmen 13 und 14 sowie 17 und 18 zeigen das zum Beispiel. Dabei muss aber festgehalten werden, dass das jeweilige Pendant vom iPhone 6s Plus mehr der Realität entspricht. Huawei wählt wie Samsung den Weg der kräftigeren, wenngleich nicht immer richtigen Farben, hier muss nach persönlicher Vorliebe entschieden werden.
Die Bewertung der Schärfe verliert das Mate 8 hingegen klar gegen das iPhone 6s Plus. Selbst in der Mitte des Bildes sind die Fotos des Mate 8 nicht so scharf wie solche des iPhone 6s Plus. Diese Eigenschaft kann das Mate 8 immer dann kaschieren, umso näher am Objekt die Aufnahme gemacht wird. Geht es allerdings in die Totale, wird deutlich, wie unscharf die Fotos des Mate 8 sind. Exemplarisch sind dafür die Aufnahmen 1 und 2, 7 und 8, 9 und 10, sowie 11 und 12. Auch in den anderen Aufnahmen gerät das Mate 8 trotz der höheren Auflösung des Sensor ins Hintertreffen.
Hohe ISO-Werte und kurze Belichtung trotz OIS
In ausschließlich mit Kunstlicht beleuchteten Räumen schafft das iPhone 6s Plus einen etwas besseren Weißabgleich, während das Mate 8 leicht in den blauen Bereich abdriftet. Das Bildrauschen fällt bei beiden Smartphone ähnlich hoch aus. Erst im abgedunkelten Raum und bei Nacht muss sich das Mate 8 dem iPhone 6s Plus geschlagen geben, obwohl auch das Huawei-Smartphone über einen optischen Bildstabilisator verfügt und deshalb eigentlich längere Belichtungszeiten auch ohne Stativ erlauben würde. Huawei entscheidet sich aber für tendienziell höhere ISO-Werte bei kürzerer Belichtungszeit. Während das iPhone 6s Plus bei der Nachtaufnahme mit ISO 200 arbeitet und 1/4 Sekunde belichtet, liegt das Mate 8 bei ISO 1.250 und 1/14 Sekunde. Das Ergebnis ist eine Aufnahme mit mehr Rauschen, einer sichtbar niedriegeren Schärfe und viel weniger sichtbaren Details.
In Summe bewertet kann die Kamera des Mate 8 durchaus für gute Aufnahmen sorgen, die Qualität reicht aber auch bis zum anderen Ende der Skala, wofür insgesamt am meisten die fehlende Bildschärfe verantwortlich ist. Vielleicht kann Huawei an dieser Stelle mit einem Firmware-Update nachbessern.
Konnektivität
Dual-SIM ohne Speicherkarte oder Single-SIM mit Speicherkarte – diese beiden Optionen haben Käufer eines Mate 8. Über das erste SIM-Fach können 2G-, 3G- und 4G-Verbindungen aufgebaut werden, während das zweite Fach, in dem alternativ die Speicherkarte abgelegt werden kann, lediglich 2G-Verbindungen erlaubt. Wer also einen reinen Datentarif mit vielen Gigabyte Volumen mit einer günstigen SIM-Karte für die Erreichbarkeit per Telefonnummer kombinieren will, legt die Datenkarte am besten in das erste Fach und die Telefonie-Karte in das zweite Fach.
Die technischen Spezifikationen von LTE und WLAN liegen beim Mate 8 erstmals in beiden Bereichen auf dem Niveau der Topmodelle der Konkurrenz. Während schon der Kirin 925 mit LTE Cat. 6 mit bis zu 300/50 Mbit/s spezifiziert war und WLAN auch mit 5 GHz im a-Standard zur Verfügung stellte, waren die beiden Merkmale beim P8 und Mate S nicht mehr vorhanden. Vor allem beim erstmals deutlich teureren Mate S führte dies zu nicht nur im ComputerBase-Test zu Kritik. Das Mate 8 hingegen beherrscht LTE wieder nach Cat. 6 und hat auch im Bereich WLAN dank ac-Standard mehr zu bieten als alle vorherigen Geräte von Huawei. Mit an Bord sind zudem Wi-Fi Direct, Miracast und der aktuelle Bluetooth-Standard 4.2.
Laufzeiten
Mit einer Nennladung von 4.000 mAh hat das Mate 8 endlich wieder das Potenzial ein echter Langläufer zu sein – und das funktioniert im Alltag auch. Selbst mit einer überdurchschnittlich intensiven Nutzung lassen sich problemlos zwei Tage mit dem Mate 8 abdecken. Im Test kamen vier E-Mail-Konten, WhatsApp, Facebook, Twitter und Chrome sowie Casual-Games wie „Pflanzen gegen Zombies“, „Monument Valley“ oder „Angry Birds“ über den Tag verteilt zum Einsatz – mit Stoßzeiten am Morgen und Abend.
Dank Android 6.0 und der integrierten Doze-Funktion ist der Verbrauch auch über Nacht niedrig, sodass am nächsten Tag mit fast unverändertem Akkustand in den Tag gestartet werden kann. Nachdem das Mate S aufgrund des kleinen Akkus in all diesen Disziplinen noch etwas enttäuschte, überzeugt das Mate 8 beim Akku auf ganzer Linie.
Dieses Urteil wird auch durch die Benchmark-Messungen mit YouTube und PCMark unterstrichen. Mit einer Abspielzeit von knapp über zehn Stunden bei einem über WLAN gestreamten Film in 720p landet das Mate 8 im vordersten Feld zusammen mit Geräten wie dem Moto X Play, iPhone 6 Plus, ZUK Z1 und Galaxy S6 edge+. Angeführt wird die Rangliste nach wie vor vom Lumia 1320, dicht gefolgt vom Lumia 1520. Im PCMark kann der sparsame Kirin 950 mit eklatantem Abstand zum Ascend Mate 7 mit Kirin 925 und 4.100 mAh seine Vorteile ausspielen. Mit auch hier über zehn Stunden führt das Mate 8 das Feld an, die Laufzeit ist mehr als doppelt so lang wie noch beim Ascend Mate 7.