Honor 5X im Test: Viel Smartphone für gerade einmal 230 Euro
2/3Snapdragon 616 in Europa
In puncto Antrieb hat sich Honor hierzulande für einen marginal flotteren Qualcomm Snapdragon 616 entschieden, statt wie in den USA und China den Snapdragon 615 zu verbauen. Im Endeffekt sind beide Lösungen für sich interessant, weil zumindest der Mutterkonzern Huawei eigentlich nur SoCs aus eigener Herstellung von HiSilicon verbaut.
200 MHz mehr für Europa
Beim Snapdragon 616 handelt es sich um eine in 28 nm gefertigte Octa-Core-Lösung mit zwei unterschiedlich schnell getakteten Clustern aus je vier ARM Cortex-A53. Im Unterschied zum Snapdragon 615 liegt der Maximaltakt des kleineren Clusters bei bis zu 1,2 statt 1,0 Gigahertz, das größere A53-Quartett taktet mit bis zu 1,5 GHz so schnell wie die Implementierung des Snapdragon 615 im US-Modell des Honor 5X. Qualcomm selbst spezifiziert den 616 mit einem Maximaltakt von 1,7 GHz auf dem größeren Cluster. Die Adreno-GPU des Typs 405 taktet mit bis zu 400 MHz, außerdem sind 2 GByte LPDDR3-Speicher mit Single-Channel-Anbindung im 5X verbaut.
Die Benchmark-Ergebnisse sprechen keine ganz klare Sprache, das Honor 5X ist im Alltag kein Sprinter, aber auch keine lahme Krücke. Für die meisten Alltagsaufgaben ist das Smartphone gut gewappnet. Mit Standard-Anwendungen wie WhatsApp, Facebook, Chrome oder Google Play Music hat das 5X keine Probleme und lädt diese in relativ kurzer Zeit. Für ein 200-Euro-Smartphone macht das Gerät einen guten Job.
SoC ist schnell genug, aber das Emotion UI fordert noch mehr Leistung
Käufer müssen sich aber auch im Klaren darüber sein, dass hier und da längere Ladezeiten als bei Smartphones mit schnelleren SoCs akzeptiert werden müssen. Auch kommt das von Honor gewählte Emotion UI, das auch bei Huawei genutzt wird, mit der vergleichsweise schwachen Hardware nicht so gut wie mit besser ausgestatteten Geräten zurecht. Denn auf den Homescreens und beim Navigieren durch die Menüs muss immer wieder mit kleineren Rucklern gerechnet werden. Das Gefühl, auf diesem Gerät mit Stock Android besser bedient zu sein, will nicht weichen. Das liegt auch daran, dass selbst vier Monate nach der Veröffentlichung von Android 6.0 noch das mittlerweile zehn Monate alte Android 5.1.1 installiert ist. Immerhin ist der Sicherheitspatch-Status von Android mit Dezember 2015 relativ zeitgemäß – Februar wäre ganz aktuell.
Darüber hinaus entspricht das installierte Emotion UI 3.1 in puncto Aussehen und Funktionen vielen Huawei-Smartphones. Das heißt, auf einen App Drawer wird verzichtet, alle App-Symbole liegen direkt auf den Homescreens. Übernommen wurden auch die Darstellung von Benachrichtigungen auf einer vertikalen Zeitleiste sowie die Schnelleinstellungen auf Seite zwei des von oben ausfahrbaren Menüs.
Finger werden sehr schnell erkannt
Sehr gut umgesetzt worden ist wieder der Fingerabdrucksensor. Auch im Honor 5X steckt eines der neuen Modelle, das bereits nach sehr kurzer Zeit durch einfaches Auflegen das Smartphone entsperrt. Wie zuletzt beim Huawei-Flaggschiff Mate 8 ist auch die Ersteinrichtung in wenigen Sekunden erledigt. Mehr als rund fünf Mal muss der Finger nicht aufgelegt werden. Bis zu fünf Finger lassen sich im System ablegen, die auf Wunsch auch dem Schnellstart bestimmter Apps zugewiesen werden können.
Viele Pixel, wenig Schärfe
Im Honor 5X steckt eine Kamera mit einem 13-Megapixel-Sensor, Autofokus und f/2.0-Blende. Das klingt nach vielversprechenden Komponenten für ein solch günstiges Smartphone, Honor kann aus den gut klingenden Zutaten aber nur ein mittelmäßiges Gericht kochen. Und das liegt wie zuletzt schon beim dreimal so teuren Mate 8 von Huawei insbesondere an der Schärfe der Bilder – sie fällt abermals enttäuschend aus.
Dabei handelt es sich auch nicht um einen Bokeh-Effekt, der nur bestimmte Bildbereiche betrifft, die gesamte Aufnahme ist stets leicht verwaschen und unklar. Das zum Vergleich herangezogene iPhone 6s Plus soll nicht als Referenz dienen, sondern einfach nur zeigen, wie eine korrekte Fokussierung der Szenen aussehen würden.
Besonders gut erkennbar ist die schwammige Abbildung des Honor 5X auf den Bildern 5, 6, 7, 15 und 26. Ein solches Verhalten ist schade, denn eigentlich gehen viele der mit dem 5X aufgenommenen Bilder weitestgehend in Ordnung, was Weißabgleich und Farbdarstellung betrifft. Zwar kommt es hin und wieder zu überstrahlten Bereichen im Himmel, oft findet das 5X aber eine gute Balance zwischen der Abbildung eines Bauwerkes und dem Einfangen von Details am Himmel.
Defizite sind fast immer sofort sichtbar
Damit ist die Kamera des Honor 5X für viele Szenarien nur eingeschränkt nutzbar. Am wenigsten fällt das Schärfedefizit noch bei Nahaufnahmen wie auf Bild 27 auf. Allerdings offenbart ein Vergleich mit einer besseren Kamera auch hier sofort die Schwäche. Sobald die Kamera etwas weiter vom fotografierten Objekt entfernt wird, sichtbar zum Beispiel auf Bild 35, nimmt abseits von einem sehr kleinen Bereich in der Bildmitte, die selbst auch nicht vollständig scharf ist, die Schärfe rapide ab. Für Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen ist das 5X trotz f/2.0-Blende nicht geeignet. Bei einem schlecht beleuchteten Raum scheitert der Autofokus endgültig und auch im Außeneinsatz sind die Ergebnisse nochmals schlechter.
Für die Kamera des 5X gibt es deshalb ein ähnliches Fazit wie für die des Huawei Mate 8: Sollte Honor mit einer neuen Firmware die Schärfe der Kamera noch positiv beeinflussen können, würde sie deutlich besser abschneiden und damit auch das 5X. Trotz einiger positiver Eigenschaften ist das Ergebnis derzeit aber nicht zufriedenstellend.
Dual-SIM und microSD
Im Bereich Konnektivität bietet auch Honor die für Huawei typische Dual-SIM-Unterstützung. Die Speichererweiterbarkeit über microSD-Karten geht dadurch aber nicht verloren, bis zu 128 GByte lassen sich nachrüsten. Insgesamt können somit drei Karten eingelegt werden. Im ersten SIM-Fach unterstützt das 5X 2G, 3G und LTE, im zweiten jedoch nur 2G. Ein schneller Datenvertrag und Telefonie über LTE lassen sich so nicht miteinander verbinden, das ist in dieser Preisklasse aber verschmerzbar. LTE wird vom 5X nach Cat. 4 mit bis zu 150/50 Mbit/s unterstützt, HSPA+ mit maximal 42,2/5,76 Mbit/s.
In der unteren Preisklasse nicht mehr verschmerzbar ist der Verzicht der Unterstützung von WLAN-Netzwerken mit 5 GHz. Schon bei den eigentlich als Flaggschiffe positionierten Smartphones P8 und Mate S hatte Huawei auf diesen Standard verzichtet, erst mit dem Mate 8 kam die Funktion wieder hinzu. Der Snapdragon 616 unterstützt eigentlich sogar WLAN-ac, nur macht Honor davon keinen Gebrauch.
Zu den weiterhin Funkstandards des Honor 5X zählen A-GPS, GLONASS und Beidou für die Positionsbestimmung und Navigation, sowie Bluetooth 4.1 und NFC.
Akku hält wie versprochen
Der Akku des Honor 5X ist mit 3.000 mAh groß dimensioniert und sorgt für überdurchschnittlich lange Laufzeiten. Ein YouTube-Video kann, über WLAN gestreamt, bei einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² rund acht Stunden abgespielt werden, im alltagsnahen PCMark stehen unterm Strich rund siebeneinhalb Stunden Laufzeit. Beides sind gute Ergebnisse, die das 5X zu teils teureren Geräten aufschließen lässt.
Wer sehr sparsam mit dem 5X umgeht, kann das Smartphone zu zwei Tagen Laufzeit bewegen, realistisch sind aber eher anderthalb Tage – das ist auch der von Honor zur Präsentation angegebene Wert. Unter Dauerbelastung, zum Beispiel durch Spiele, kann aber auch schon nach weniger als einem Tag Nutzung Schluss sein.
Ohne Doze steigt der Standby-Verbrauch
Das nicht aktuelle Betriebssystem hat auch eine Auswirkung auf den Akkuverbrauch. Denn ohne Doze-Funktion aus Android 6.0 ist der Standby-Verbrauch etwas höher als er mit Marshmallow hätte sein können. Mit rund sieben Prozent Verlust der Kapazität innerhalb von acht Stunden muss bei Nichtbenutzung über Nacht gerechnet werden. Das ist kein dramatisch schlechter Wert, Android 6.0 kann es aber besser.