Peter Molyneux: Godus Wars sorgt für neuen alten Ärger
Rund ein Jahr nachdem sich Peter Molyneux' Kickstarter-finanzierte Göttersimulation Godus als Luftnummer entpuppt hat, veröffentlicht Entwickler 22cans den überfälligen Echtzeitstrategiepart – der allerdings nicht in Godus implementiert sondern als eigenständiges Early-Access-Spiel verkauft wird.
Das Godus-Desaster im Überblick
Peter Molyneux war nie ein Designer, der sich einen Ruf für die Umsetzung seiner oftmals atemberaubenden Ankündigungen erworben hat, sondern zunehmend ebenso als Visionär wie als Träumer galt. Die desaströse Umsetzung der Göttersimulation Godus, die kaum eines der während der Schwarmfinanzierung gegebenen Versprechen einhalten und noch immer nicht alle Belohnungen für Unterstützer ausliefern konnte, hat das Ansehen des Entwicklers im vergangenen Jahr vorerst ruiniert: Ausbleibende Updates für die PC-Fassung und der Verzicht auf Kommunikation sowie widersprüchliche Aussagen brachten dem Titel negative Reaktionen ein; ein kurzer Lichtblick im vergangenen Februar, Änderungen am Projektteam und erneute Versprechungen folgte ein Rückfall in alte Verhaltensmuster. Nach einem Gespräch von Molyneux mit Rock, Paper & Shotgun, in dem der Designer mit der Frage konfrontiert wurde, ob er sich für einen pathologischen Lügner halte und in Folge schwor, sich nicht mehr in Interviews zu äußern, schien Godus endgültig in einer Sackgasse angelangt zu sein.
Molyneux und Godus melden sich überraschend zurück
Die monatelange Funkstille ohne jedes Lebenszeichen von Godus und Molyneux endet nun überraschend mit der Veröffentlichung von „Godus Wars“ und einem Interview des Entwicklers. Godus Wars wird als knapp 15 Euro teurer Early-Access-Titel auf Steam verkauft und erweitert das Konzept der Simulation um ein Kampfsystem, schraubt aber die Komplexität der Aufbausimulation zurück. Besitzer von Godus erhalten Godus Wars zwar ohne weitere Kosten, die ersten Bewertungen fallen allerdings überwiegend negativ aus: Der Titel sei spielerisch anspruchslos und biete nur wenige Inhalte. Nutzer „el chupanibre“ urteilt auf Steam beispielsweise: „Andere Verpackung, gleicher Müll“, während andere Spieler das Gameplay mit dem von Smartphone-Titeln vergleichen.
Altes Spiel, neuer Ärger
Der frische Start für Godus war auch deshalb von kurzer Dauer, weil Spieler nach Ende der ersten Spielwelt feststellten, dass 22cans für die folgende Spielwelt eine Zahlung von fünf Euro verlangte und damit einen Early-Access-Titel, der nur wenige Inhalte aufweisen kann, aggressiv monetarisiert hatte. Nach dem vorhersehbaren Sturm der Entrüstung ist 22cans mittlerweile zurückgerudert. Zumindest der zweite von sieben geplanten Kontinenten ist nun kostenfrei verfügbar. Ob für weitere Inhalte zukünftig Geld verlangt wird, lässt sich aus der offiziellen Stellungnahme aber nicht entnehmen.
In the mean time, its been brought to our attention that the extra content being a premium add on really isn’t a popular choice. Whilst we think that it does represent good value [...] we understand previous Godus owners frustrations with this.
22cans
Kritisiert wird zudem, dass das Kampfsystem zwar als zweite Hälfte des Godus-Konzeptes angekündigt wurde, aber nie von zwei getrennten Spielen die Rede war – zwischen den Zeilen deutet sich allerdings an, dass das ursprüngliche Godus und ein Kampfsystem konzeptuell nicht zusammenpassen wollten.
Godus Wars „ist die Lösung“
Parallel zur Veröffentlichung von Godus Wars sprach Molyneux mit Eurogamer um Godus Wars als „Lösung“ zu präsentieren: Der Titel sei eine Antwort auf die Vorwürfe, zu viel zu versprechen und zu wenig zu liefern. Außerdem soll Godus Wars den Weg für die Integration eines Mehrspieler-Modus und die Integration des „God of Gods“ bereiten, eine Rolle, die als Preis für den Gewinner des als Experiment konzipierten Mobile-Titels „Curiosity“ im Jahr 2013 ausgelobt war.
You make a fucking big army and you go out and just fuck the other side. There's a pleasure and a delight in that and that is multiplied by the Powers. [...] But I'm not portraying this as the greatest game of all time. It's charming. It's lovely. I loved playing it. I loved working on it. And that's what it is.
Peter Molyneux
Die Ansprüche und Ambitionen seines Titels scheint Molyneux derzeit realistischer zu betrachten: Godus Wars solle nicht „das nächste StarCraft 3“ sein, sondern etwas das „rein und einfach“ sowie „einzigartig“ ist – das Ziel sei ein simples Strategiespiel mit Unterhaltungswert gewesen, erklärt der Entwickler. Als markantes Merkmal diene die Möglichkeit, Terrain zur Schaffung taktischer Vorteile zu formen.
Molyneux äußerte sich außerdem – und im Kontext eines Interviews unvermeidlich – zu seiner Ankündigung, nicht länger mit der Presse zu sprechen. Künftig wolle er nicht mehr über Dinge sprechen, an denen er arbeite, „weil das offensichtlich nicht funktioniert hat“, sondern nur noch über solche, an denen er gearbeitet habe und sich ansonsten erneut als Programmierer betätigen.