Core i7-6950X und i7-6800K im Test: 10 Kerne, 20 Threads und neuer Turbo für 1.600 Euro
Der erste Zehn-Kern-Prozessor im Desktop
Sechs Jahre hat Intel gebraucht, um dem ersten 6-Kern-Prozessor Core i7-980X „Gulftown“ vom März 2010 den 8-Kern-Prozessor Intel Core i7-5960X (Haswell-E) folgen zu lassen. Und jetzt erscheint mit dem Core i7-6950X (Broadwell-E) nur ein Jahr später bereits die erste CPU für den Desktop mit zehn Kernen. Zu AMDs neuer Architektur Zen fehlen zwar weiterhin handfeste Details, Intel geht aber offensichtlich auf Nummer sicher und legt vor.
Zum selben Preis wie den alten 8-Kern-Prozessor gibt es das neue Modell indes nicht: Über 1.600 Euro verlangt Intel. Das sind mehr als 50 Prozent Aufpreis für 25 Prozent mehr Kerne. Von Intel abermals nicht als Muster zur Verfügung gestellt, könnte sich vor diesem Hintergrund ein kleinerer Prozessor der Generation Broadwell-E als vernünftige Alternative erweisen: Der Core i7-6800K mit sechs Kernen kostet 440 Euro und damit nur 100 Euro mehr als der Core i7-6700K mit vier Kernen auf Basis von Skylake.
Sechs gegen acht gegen zehn Kerne im Test
ComputerBase testet zum Start von Broadwell-E nicht nur das neue Flaggschiff Core i7-6950X mit zehn Kernen, sondern auch den kleinen 6-Kern-Ableger Core i7-6800K. Beiden stehen im Parcours die aktuellen Vier-Kern-Prozessoren der Skylake-Generation sowie das Sechs- und das Acht-Kern-Modell Core i7-5820K und Core i7-5960X der Haswell-E-Generation gegenüber.
Neben Intel als Leihsteller des Core i7-6950X war insbesondere Asus nicht nur in Form von technischer Unterstützung und Antworten auf ungeklärte Fragen sondern auch mit dem neuen Flaggschiff-Mainboard X99-Deluxe II behilflich, Caseking.de steuerte den Core i7-6800K bei.
Broadwell-E im Detail
Broadwell-E ist ein Ableger der Ende März 2016 enthüllten Architektur Broadwell-EP, die als Xeon E5-2600 v4 ihr Debüt feierte. Während für die Server-Prozessoren bis zu 22 Prozessorkerne freigegeben wurden, bekommen Privatkunden mit dem kleinsten der seinerzeit aufgelegte drei Die-Größen ab heute maximal zehn Kerne spendiert. Technisch unterscheidet sich Broadwell-E mit seinem Zehn-Kern-Die nur minimal vom Broadwell-EP mit zehn Kernen, die QPI-Verbindungen sind beispielsweise deaktiviert, die Desktop-Version ist damit nur für einen Prozessorsockel zugelassen. Dafür wird heutzutage kein neuer Die mehr aufgelegt, stattdessen werden Features einfach via Microcode oder selbst per Lasercut deaktivert.
Deshalb basiert auch das neue Desktop-Flaggschiff in 14-nm-Fertigung auf einem 3,4 Milliarden Transistoren fassenden Die, der eine Fläche von 246 mm² einnimmt. Dieser Die wird für alle vier zum Start verfügbaren Modelle genutzt, aber nur das Flaggschiff bekommt zehn Kerne, darunter gibt es dann noch ein Modell mit acht und zwei weitere mit sechs Kernen.
Broadwell-E vs. Haswell-E
Die Broadwell-Architektur ist der bereits aus allen anderen Bereichen bekannte Refresh der Haswell-Architektur, dessen Hauptaufgabe es war, die Fertigung von 22 auf 14 nm zu bringen. Kleine Optimierungen am Design betrafen den Durchsatz und die Latenz der Fließkommaeinheiten, die Sprungvorhersage, etwas größere TLBs und Scheduler und einige zusätzliche Instruktionen. Pro Takt soll Broadwell deshalb fünf Prozent mehr Instruktionen berechnen können als Haswell (IPC). Broadwell-E sollte deshalb schneller sein als Haswell-E, auch wenn andere Eckdaten gleich geblieben sind.
Intels seit Jahren bekanntes Vorgehen, 2,5 MByte L3-Cache pro Kern bereitzustellen, wird auch in diesem Jahr fortgesetzt. Gegenüber Haswell-E steigt der Speicherstandard von DDR4-2133 auf DDR4-2400, weiterhin kommen aber das bekannte Quad-Channel-Speicherinterface und der Sockel LGA 2011-v3 zum Einsatz.
Broadwell-E ist auch ein 6000er
Beim Namensschema legt Intel hingegen etwas Hand an und strukturiert es in klareren Stufen neu, sodass die Broadwell-E-Prozessoren besser zu den bereits im Markt verfügbaren Prozessoren bis hinauf zum Core i7-6700K passt. Alle Prozessoren gliedern sich in die 6000er-Serie ein, obwohl Broadwell für Desktop-PCs und Notebooks als 5000er-Serie erschien.
Die Preise steigen leicht, das Topmodell ist teuer
Die exakte Preisgestaltung ist zum Start nicht ganz klar, da der Hersteller mehrfach unterschiedliche Preise genannt hat. Auch beim Vorgänger gab es bereits Unterschiede zwischen Preisen bei einer Abnahme von 1.000 Stück oder für OEMs in 10.000er Stückzahlen, der Tray- oder der Boxed-Version – die auch in diesem Jahr keinen Kühler bietet. Gegenüber dem Vorgänger werden alle CPUs in jedem Fall leicht teurer. Das neue Flaggschiff im Desktop erreicht zudem einen Preis, den noch nie eine CPU für den privaten Rechner geboten hat.
Modell | Kerne / Threads |
Takt / mit Turbo (max.) |
L3-Cache | RAM-Support | PCIe-Lanes | TDP | Preis (Boxed-Version) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Core i7-6950X | 10 / 20 | 3,0 / 3,5 GHz | 25 MB | DDR4-2400 | 40 | 140 W | $1.569 ($1.723) |
Core i7-5960X | 8 / 16 | 3,0 / 3,5 GHz | 20 MB | DDR4-2133 | 40 | 140 W | $999 ($1.059) |
Core i7-6900K | 8 / 16 | 3,2 / 3,7 GHz | 20 MB | DDR4-2400 | 40 | 140 W | $999 ($1.089) |
Core i7-5930K | 6 / 12 | 3,5 / 3,7 GHz | 15 MB | DDR4-2133 | 40 | 140 W | $583 ($594) |
Core i7-6850K | 6 / 12 | 3,6 / 3,8 GHz | 15 MB | DDR4-2400 | 40 | 140 W | $587 ($617) |
Core i7-5820K | 6 / 12 | 3,3 / 3,6 GHz | 15 MB | DDR4-2133 | 28 | 140 W | $389 ($396) |
Core i7-6800K | 6 / 12 | 3,4 / 3,6 GHz | 15 MB | DDR4-2400 | 28 | 140 W | $412 ($434) |
Alle Preise UVP vor Steuern |
Der Core i7-6800K ist bei den PCIe-Lanes beschnitten
Das kleinste Modell der Familie, der Core i7-6800K, wird wie der Core i7-5820K auf Basis von Haswell-E bei den PCI-Express-Lanes für die Grafikkarte leicht abgespeckt. Statt 40 gibt es dort nur noch 28. Dies hat zur Folge, dass im Dual-GPU-Betrieb für die zweite Karte nur noch acht Lanes zur Verfügung stehen, die erste Karte bekommt nach wie vor 16 Lanes. Auch Triple-GPU-Lösungen werden unterstützt, dann gibt es für jede der Karten noch acht PCIe-Lanes.
Doch auf neuen Mainboards wird ein Teil der Lanes des Prozessors über Switches auch für zusätzliche moderne Steckplätze wie M.2 oder U.2 genutzt. Je nach Mainboard sollte in dem Fall das entsprechende Handbuch zurate gezogen werden, um die Aufteilung der Shared Lanes für den jeweiligen Betriebsmodus zu erfahren. Hier könnte die CPU mit 28 Lanes in Schwierigkeiten kommen, aber erst wenn mindestens zwei Grafikkarten und noch eine M.2-SSD genutzt werden.