Ubuntu Touch: Meizu Pro 5 Ubuntu Edition im Alltagstest
2/5Apps und Startbildschirme
Beim letztjährigen des Meizu MX4 Ubuntu Edition war einer der wesentlichen Kritikpunkte die geringe Anzahl verfügbarer Apps und deren teils noch unausgereifter Entwicklungsstand. Zudem war die Hardware aus dem mittleren Marktsegment etwas zu schwach für Canonicals mobiles Betriebssystem Ubuntu Touch, sodass es oft um die fünf Sekunden dauerte, bis eine App benutzbar war.
Apps werden jetzt schnell geladen
Zumindest dieses Problem hat Canonical durch die schnelle Hardware dieses Mal besser in den Griff bekommen. Die Software läuft gefühlt flüssig, wenn es auch etwas länger dauert, bis Apps sich öffnen, als das von Android auf vergleichbarer Hardware gewohnt ist. Die Unterschiede halten sich aber im Rahmen.
Was die Anzahl der verfügbaren Apps betrifft, so weist die Webseite uApp Explorer 2.636 Phone-Apps und individuelle Startbildschirme, so genannte Scopes aus. Das sind etwa doppelt so viele wie vor einem Jahr. Dabei muss man jedoch beachten, dass viele der aufgeführten Apps lediglich Web-Apps sind, also eher Lesezeichen mit eigenem Icon als wirkliche Apps. Um einen besseren Überblick über alle vorhandenen Apps zu erhalten, als sie der vorinstallierte Ubuntu Store auf den ersten Blick zu vermitteln vermag, bietet sich die Installation der Web-App für uApp Explorer an.
Ansprechende Mischung aus Scopes und Apps
Ubuntu Touch bietet eine Zusammenstellung aus Scopes und Apps, die in der Mischung ein etwas anderes Bedienkonzept als bei Android darstellt. Scopes fassen dabei Themenbereiche zusammen, die sowohl lokale als auch Online-Inhalte gebündelt darbieten. So vereint etwa das Music-Scope lokal gespeicherte Musik, aktuelle YouTube-Videos und bevorstehende Events in der Umgebung mit Kaufangeboten für Musik von verschiedenen Anbietern. Die Scopes sind so konfigurierbar, dass kommerzielle Angebote auf Wunsch ausgeschlossen werden können.
Scopes noch zu unflexibel, selber machen hilft
Bei den Scopes ist wie bereits beim letzten Test zu bemängeln, dass es für den Anwender darüber hinaus keine weitere Möglichkeit zur Anpassung gibt. So lassen sich Dienste wie Wettervorhersage oder die Auswahl der Tageszeitungen nicht an lokale Gegebenheiten anpassen und sind meist auf britische oder zumindest englischsprachige Anwender zugeschnitten. Dabei sollte es kein Problem sein, zumindest für die wichtigsten Sprachen in diesen Punkten angepasste Scopes zur Verfügung zu stellen. Anwender, die selbst Hand anlegen wollen, können jedoch relativ einfach eigene Scopes in wenigen Minuten erstellen, ohne dabei Code schreiben zu müssen. Für des Programmierens kundige Anwender bietet das Scopes Cookbook eine vertiefende Anleitung und erweiterte Möglichkeiten.
Status quo Betriebssystem
Das Betriebssystem Ubuntu Touch wirkt als Ganzes gut integriert. Dieser Eindruck stellte sich vor einem Jahr mit dem Meizu MX4 so noch nicht ein. Das MX4 war insgesamt zäher in der Bedienung, es gab Ruckler, das Browsen gestaltete sich ebenfalls langsamer. Zudem gab es vereinzelt Abrisse im logischen Ablauf, sodass der Anwender an einer anderen Stelle landete, als er es erwartet hatte. Diese Ärgernisse sind weitestgehend, wenn auch nicht gänzlich ausgeräumt. So verschwand beim diesjährigen Test etwa die Möglichkeit GPS einzuschalten für zwei Tage völlig aus allen Menüs. Wenn sich beim Pro 5 etwas verhaspelt, so hilft gemeinhin ein Neustart des Geräts. Das war bei GPS nicht der Fall, das Icon war aber plötzlich wie von Geisterhand wieder da.
Der Versionsstand hat sich von OTA-5 beim MX4 zu OTA-11 beim Pro 5 entwickelt. Der Start des Betriebssystems dauert vom Drücken des Einschalters bis zum App-Screen knapp unter zwölf Sekunden. Nach dem Wegwischen des Begrüßungsbildschirms und – in Ermangelung eines funktionierenden Fingerabdrucksensors – der Eingabe eines Passcodes oder einer Passphrase erscheint ein Bildschirm mit einer Mischung aus Scopes und (Web-)Apps.
Vordefinierte Scopes
Es sind bereits weitere vier Screens mit Scopes für Musik, Videos, Fotos und Ereignisse des Tages in dieser Reihenfolge vordefiniert. Sie werden mit Wischgesten von links nach rechts durchlaufen. Umgekehrt wäre für viele Anwender sicherlich hilfreicher.
Die vielen Web-Apps funktionieren alle. Bei den richtigen Apps ist das Ergebnis leicht durchwachsen. Den größten Anteil daran hat die gefühlt schlechteste Software, die auf einem Smartphone in der Redaktion je vorinstalliert war: Den E-Mail-Client Dekko, der aus Trojita heraus entwickelt wurde. Wie ein Smartphone mit einer auf so viele verschiedene Arten versagenden App für einen so wichtigen Bereich wie E-Mail auf den Markt kommen kann, erschließt sich nicht.
Die App, die noch auf dem MX4 unauffällig Dienst tat, war beim diesjährigen Test ein tägliches Ärgernis und der Hauptgrund, warum auch das Pro 5 sich noch nicht für den täglichen Gebrauch eignet. Der App-Store bietet zudem keinen alternativen Client, der auch wirklich funktioniert. So können Anwender lediglich auf verschiedene Web-Apps für Gmail, Web.de Office 365 und andere zurückgreifen.
Ein weiteres Ärgernis, das seit dem letzten Jahr nicht ausgeräumt wurde, betrifft den Scope NearBy. Dieser bündelt Informationen aus der jeweiligen Umgebung wie etwa Wetter, Events oder Restaurant. Das Scope lokalisiert das Pro 5 in Gemünden in Hessen, rund 500 km vom tatsächlichen Standort in Berlin. Manchmal lässt sich das durch ein Aktualisieren per Ziehen und Loslassen korrigieren, des Öfteren muss aber zunächst eine App wie Here Maps oder uNav gestartet werden, um dann NearBy mit der korrekten Lokalisierung nutzen zu können.
App-Angebot wächst langsam
Die weiteren Apps funktionierten so weit gut, besonders gefallen konnten uNav, uWriter, File Manager, WifiTransfer und das Terminal.
Im Gegensatz zu vor einem Jahr werden mittlerweile wesentlich mehr Sparten durch Apps abgedeckt. So gibt es etwa mit Beru einen E-Book-Reader. Die App Fahrplan bietet Bus- und Bahnfahrpläne aus vielen europäischen und internationalen Ländern und erleichtert die Reiseplanung. Mit Funds kann eine kleine Kontoführung oder ein Haushaltsbuch realisiert werden. Mit Network Scanner steht ein Nmap-Frontend zur Verfügung, während sich Shorts Reboot um RSS-Feeds kümmert. Die Liste ließe sich für viele Bereiche fortsetzen. Das Scope für ownCloud ließ sich auf dem Pro 5 nicht zur Zusammenarbeit bewegen.