Wileyfox Spark im Test: Für 120 Euro in die Fußstapfen des Moto E
2/4SoC erstmals von MediaTek
Bisher verbaute Wileyfox stets SoCs von Qualcomm in seinen Geräten, beim Spark kommt erstmals ein Modell von MediaTek zum Einsatz – vermutlich weil es günstiger im Einkauf ist. Das MT6735-SoC wird noch in 28 Nanometer gefertigt und bietet vier Cortex-A53-Kerne mit bis zu 1,3 GHz und eine ARM-GPU des Typs Mali-T720 MP2 mit bis zu 600 MHz. Auf dem Papier ist das System-on-a-Chip somit nicht schlechter gestellt als der Qualcomm Snapdragon 410 des Swift oder letztjährigen Motorola Moto E.
In den Benchmarks für GPU und CPU, primär im Geekbench sowie im GFXBench, wird dieser Eindruck auch bestätigt. Das Spark sortiert sich stets am Ende des Feldes ein, was angesichts der bisher getesteten Geräte mit häufig besserer Ausstattung aber auch nicht verwunderlich ist. Für Benchmark-Rekorde ist das Spark nie konzipiert worden.
Wileyfox Spark | Wileyfox Swift | Motorola Moto E (2015) | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 6.0 | Android 5.1 | Android 5.0 |
Display: | 5,00 Zoll, 720 × 1.280 294 ppi IPS, Dragontrail Glass Variante 5,50 Zoll, 720 × 1.280 267 ppi IPS, Dragontrail Glass |
5,00 Zoll, 720 × 1.280 294 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
4,50 Zoll, 540 × 960 245 ppi LCD, Gorilla Glass 3 |
Bedienung: | Touch, Status-LED | ||
SoC: | MediaTek MT6735 4 × Cortex-A53, 1,30 GHz 28 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 410 4 × Cortex-A53, 1,20 GHz 28 nm, 64-Bit |
|
GPU: | Mali-T720 MP2 600 MHz |
Adreno 306 400 MHz |
|
RAM: | 1.024 MB LPDDR3 Variante 2.048 MB LPDDR3 |
2.048 MB LPDDR3 |
1.024 MB LPDDR3 |
Speicher: | 8 / 16 GB (erweiterbar) | 16 GB (erweiterbar) | 8 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 8,0 MP, 1080p LED, f/2,20, AF Variante 13,0 MP, 1080p LED, f/2,00, AF |
13,0 MP, 1080p Dual-LED, f/2,00, AF |
5,0 MP, 720p f/2,20, AF |
2. Kamera: | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | ||
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 8,0 MP, 720p | 4,9 MP, 1080p | 0,3 MP |
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA+ ↓21,6 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Ja ↓150 ↑50 Mbit/s |
||
5G: | Nein | ||
WLAN: | 802.11 b/g/n Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 b/g/n | |
Bluetooth: | 4.0 LE | ||
Ortung: | A-GPS | A-GPS, GLONASS | |
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0 | ||
SIM-Karte: | Micro-SIM, Dual-SIM | Micro-SIM | |
Akku: | 2.200 mAh austauschbar Variante 3.000 mAh austauschbar |
2.500 mAh (9,50 Wh) austauschbar |
2.390 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 70,4 × 143,0 × 8,65 mm Variante 78,6 × 154,4 × 8,75 mm |
71,0 × 141,2 × 9,37 mm | 66,8 × 129,9 × 12,30 mm |
Schutzart: | – | ||
Gewicht: | 135 / 163 g | 135 g | 145 g |
Preis: | 119,99 € / 149,99 € / 169,99 € | 179 € | 129 € |
Chronischer Speichermangel
Dass sich mit vergleichsweise langsamen Prozessoren dennoch gute Smartphones auf die Beine stellen lassen, zeigt nicht nur das Moto E, sondern hatte zuletzt auch Wileyfox selbst mit dem Swift bewiesen. Was es dafür allerdings braucht, sind entweder zwei Gigabyte Arbeitsspeicher oder zumindest ein halbwegs schneller interner Flash-Speicher – beides fehlt dem Spark aber. Das zeigen nicht nur die Messwerte, sondern macht auch die einfache Bedienung im Alltag deutlich. Der chronische Speichermangel hat sich im Laufe des Tests als echtes K.O.-Kriterium für das Basismodell des Spark erwiesen.
Stellenweise nur 200 MByte RAM frei
Das Basismodell des Spark wird mit 1 GByte LPDDR3-Speicher ausgeliefert, der über einen Kanal angebunden ist. Schon direkt nach dem Start sind davon laut Android-Einstellungen nur noch rund 200 MByte frei – den Rest belegen bereits Prozesse des Systems. Innerhalb kürzester Zeit, teilweise schon nach dem Start von nur einer oder zwei Apps, ist der Arbeitsspeicher voll und das Spark reagiert nur noch sehr träge. Die Ausführung von Touch-Eingaben dauert dann mehrere Sekunden, das Gerät friert ein, verschluckt Tastatur-Eingaben und fühlt sich wie kurz vor einem Systemabsturz stehend an. Werden über den Play Store mehrere Apps gleichzeitig aktualisiert, lässt sich das Gerät zum kompletten Stillstand bringen. Android, speziell auf dem Spark, ist heutzutage mit nur einem GByte RAM nicht mehr benutzbar.
Extrem langsamer interner Speicher
Der geringe Arbeitsspeicher ist aber nur eines der beiden Speicherprobleme des Spark. Der interne eMMC-Speicher des Basismodells beträgt 8 GByte. Davon sind aber 4 GByte für das System reserviert und nur die andere Hälfte für den Anwender nutzbar – theoretisch. Ist das System mit einem Google-Konto eingerichtet und sind über den Play Store einmal alle vorinstallierten Anwendungen auf den aktuellen Stand gebracht worden, bleiben dem Nutzer genau 2,56 GByte für persönliche Daten wie zusätzliche Apps, Musik oder Fotos. Ein Ausweg aus dieser Misere ist die Speichererweiterung per microSD-Karte. Offiziell nimmt das Spark über den microSD-Schacht Speicherkarten mit bis zu 32 GByte auf, im Test wurde aber auch ein 64-GB-Modell von Samsung akzeptiert. Den mit Android 6.0 eingeführten Adoptable Storage, der eine externe Speicherkarte wie internen Speicher agieren lässt, hat Wileyfox nicht deaktiviert, sodass dies die sinnvollste Methode ist, um den knappen internen Speicher zu erweitern.
Der interne Speicher ist aber nicht nur sehr klein, sondern auch extrem langsam – viel langsamer als alles bisher von der Redaktion gemessene. Das führt neben dem geringen Arbeitsspeicher dazu, dass App-Starts selbst ohne eine einzige offene Anwendung mehrere Sekunde benötigen. Führt eine Anwendung im Hintergrund Aufgaben durch, die Lese- oder Schreiboperationen auf dem internen Speicher ausführen, lässt sich das Spark für nichts anderes mehr nutzen. Mit rund 50 MB/s beim sequentiellen Lesen erreicht das Spark nur die Hälfte des bisher langsamsten Gerätes (Moto G 2015). Die Schreibrate von knapp über 4 MB/s liegt gar nur bei einem Fünftel.
Die Kombination aus chronischem Arbeitsspeichermangel und dem sehr langsamen internen Speicher erweist sich als echte Spaßbremse beim Spark und schließt schon an dieser Stelle des Tests eine Empfehlung für das Basismodell aus.
Cyanogen OS 13.1 kommt
Aktuell ist Cyanogen OS 13.0 auf Basis von Android 6.0 Marshmallow auf dem Spark installiert. Die Basis bildet Stock-Android mit der aktuellen Sicherheitspatch-Ebene Juni 2016, dazu gibt es die von Cyanogen OS bekannten vielfältigen System-Modifikationen, die sich Optik und Funktionalität des Betriebssystems widmen. Nutzer können Einfluss auf die Symbole in der Statusleiste, Schriftart, Symbole der Homescreens, Navigationsleiste, Hintergrundbilder, Steuerelemente, Töne und sogar Boot-Animation des Smartphones nehmen. Dazu gibt es außerdem noch teils sinnvolle Sonderfunktionen für einige System-Apps und die Homescreens. Der Truecaller zählt allerdings nicht dazu und soll deaktiviert bleiben.
Truecaller kopiert Telefonbuch ins Netz
Die Telefon-App ist mit dem Dienstleister Truecaller verbunden, der ein digitales Telefonbuch mit derzeit rund zwei Milliarden Einträgen pflegt. Truecaller soll einerseits Spam-Anrufe automatisch unterbinden und andererseits das eigene Telefonbuch aus Kontakten ersetzen, indem auf eine große Datenbank von Truecaller zugegriffen wird.
Die Nutzung dieses Dienstes ist freiwillig und das ist auch sehr gut so. Truecaller ist durchaus in der Lage, Spam-Anrufe zu blockieren, der Dienst greift aber auf die Kontakte des Nutzers zu und lädt das eigene Telefonbuch ins Netz, um die Datenbank des Anbieters auszubauen. Der angestrebte Spam-Schutz wird so schnell zweitrangig.
PIN Scramble und Schutz für Apps
Interessant sind hingegen Funktionen wie der PIN Scramble für den Sperrbildschirm oder die Sperrfunktion für Ordner. Hinter dem PIN Scramble versteckt sich eine Funktion, um die Zahlen der PIN nicht immer an derselben Stelle anzuzeigen. Einem Angreifer wird es so etwas schwerer gemacht, anhand des Bewegungsprofils des Fingers zu erkennen, welche PIN eingegeben wurde. Ordner wiederum lassen sich durch Sperrmuster mit Wischgesten schützen, sodass Apps und Daten nur für den Besitzer einsehbar sind, sollte das Smartphone einmal aus der Hand gegeben werden.
Mods ab September geplant
Cyanogen OS 13.1 soll laut Nick Muir, wenn alles wie geplant läuft, etwa Mitte September für das Spark ausgerollt werden. Dann würden auch die bereits zum MWC 2016 angekündigten Mods zur Verfügung stehen. Mods sind Modifikationen des Betriebssystems, über die die Funktionalität von Drittanbietern direkt in das System integriert werden können, ohne die App installieren zu müssen. Zu den von Cyanogen beworbenen Mods zählen die systemweite Integration von Microsofts digitaler Assistentin Cortana (Mod aktuell nur in den USA erhältlich), der VoIP-Dienst Skype als Teil der Telefon-App, der Notizdienst OneNote, Microsofts Hyperlapse-Zeitraffervideos als Teil der Kamera und Social-Media-Nachrichten auf dem Sperrbildschirm.