Android 7.0 Nougat im Test: Googles Mobil-Betriebssystem war noch nie so produktiv
4/6System UI Tuner kann weniger
Experimentierfreudigen Nutzern gibt Google wieder den System UI Tuner zur Hand, das versteckte Werkzeug für spezielle Systemeinstellungen. Hält man das Zahnrad in den Schnelleinstellungen für längere Zeit, springt Android 7.0 in die Einstellungen und fügt als vorletzten Eintrag das Menü System UI Tuner hinzu. Hier können Nutzer wieder bestimmen, welche Symbole und Informationen in der Statusleiste angezeigt werden sollen. Neu ist eine Option, um die Wichtigkeit von Benachrichtigungen einer App zu definieren. Dann erscheinen diese zum Beispiel weiter oben oder unten in der Liste.
Kein Dark- oder Nacht-Modus in der finalen Version
Wie bei den Developer Previews von Android M hatte es auch in den Developer Previews für Android 7.0 einen Nachtmodus gegeben. In die finale Version von Android M hatte es dieser Modus nicht geschafft, und das ist jetzt mit Android 7.0 wieder der Fall. Mit dem Nachtmodus ließ sich in der ersten Android N Developer Preview noch ein dunkles Android-Theme anwenden, das insbesondere in den Einstellungen wirkte. Hier ließ sich auch festlegen, dass Android N in einen warmen Farbmodus wechselt, um bei Nacht die Augen zu schonen. Wer wollte, konnte den Nachtmodus automatisch vom System in Abhängigkeit von Sonnenunter- und aufgang ein- und ausschalten lassen. Der Nachtmodus funktionierte in den Developer Previews allerdings nicht immer zuverlässig und hat es ebenso wie das dunkle Android-Theme nicht in die finale Version geschafft.
Laufzeiten neu gemessen
Häufig stellt sich beim Wechsel zu einem neuen Betriebssystem die Frage, ob das Update Einfluss auf die Laufzeiten des jeweiligen Gerätes hat. Bereits mit Android 6.0 hatte Google den sogenannten Doze-Modus eingeführt, der unter Android erstmals den hohen Standby-Verbrauch abstellen konnte, indem die CPU- und Netzwerk-Aktivität drastisch während der Nichtnutzung reduziert wurden. Das Stromspar-Feature konnte unter Android 6.0 aber immer erst dann aktiviert werden, wenn das Gerät nicht bewegt wurde, also etwa die Nacht über auf dem Nachttisch lag. Das sorgt zwar ebenfalls für längere Laufzeiten, hat aber wenig Einfluss auf den Alltag mit viel Bewegung.
Doze funktioniert abgeschwächt auch im Alltag
Unter Android 7.0 fällt die Beschränkung weg, dass das Gerät für die Aktivierung von Doze nicht bewegt werden darf. Doze schaltet sich jetzt auch automatisch ein, wenn der Bildschirm ausgeschaltet ist und das Gerät nicht geladen wird. Treffen beide Bedingungen zu, reduziert Doze nach einer unbestimmten Zeit wie schon zuvor die CPU- und Netzwerk-Aktivität und zögert Aufgaben hinaus, um diese in einem Rutsch später abzuarbeiten. Während dieser Wartungsintervalle erhalten Anwendungen Netzwerkzugriff und können ihre aufgestauten Jobs ausführen. Sobald der Bildschirm aktiviert oder das Gerät geladen wird, schaltet sich Doze umgehend aus.
Der aus Android 6.0 bekannte Doze-Modus, bei dem das Gerät in einen echten Tiefschlaf versetzt wird, bleibt unter Android 7.0 erhalten. Dieser tiefere Doze-Modus aktiviert sich wie zuvor wieder erst dann, wenn das Gerät nicht bewegt wird.
Auf die Laufzeiten während der aktiven Nutzung hat Android 7.0 keine Auswirkungen – weder positive noch negative im Vergleich zu Android 6.0. Im PCMark für Android, der das Surfen über WebView, die Offline-Videowiedergabe über die native Android MediaPlayer API, das Schreiben und Bearbeiten von Texten über das native Android EditText sowie verschiedene Bildbearbeitungen durchführt, ergeben sich gegenüber Android 6.0 minimal längere Laufzeiten, die aber als Messtoleranz einzustufen sind. Etwas größere Abstände sind bei der Online-Videowiedergabe über YouTube erkennbar. Abgesehen vom Nexus 9 schneidet Android 7.0 auch hier leicht besser ab.
Datensparmodus für Apps
Ein neuer Datensparmodus soll nicht etwa die vom Nutzer erhobenen Daten oder Zugriffe auf das System reduzieren, so wie es das neue Modell für Berechtigungen einst unter Android 6.0 einführte, sondern den Datenverbrauch im Mobilfunknetz reduzieren. Apps sollen so im Hintergrund weniger Traffic verursachen, indem Android seltener Zugriff auf das Mobilfunknetz erlaubt. Mit aktiviertem Datensparmodus werden außerdem auch Bilder erst dann dargestellt, wenn der Nutzer dies verlangt. Anwender können für Apps Ausnahmen anlegen, damit diese immer vollen Netzzugriff haben.
Abseits der Möglichkeit von Google, im Datensparmodus den App-Datenverkehr im Hintergrund während der Nutzung von Mobilfunk einfach einzuschränken, können Entwickler ihre Apps für Android 7.0 auch so programmieren, dass diese den aktivierten Datensparmodus korrekt erkennen und ihren Traffic bewusst reduzieren oder die Auslieferung von Content so anpassen, dass das Datenaufkommen niedriger ist.