Pixel XL im Test: Google-Phone par excellence

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Nicolas La Rocco
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Der Google Assistant

Die vielleicht größte Neuerung von Android 7.1 ist der Google Assistant, eine künstliche Intelligenz (KI oder AI), die dem Nutzer bei allen Aufgaben des Alltags zur Seite stehen und helfen soll. Der Google Assistant kann als eine Ausbaustufe von Google Now verstanden werden, wenngleich Google den Assistant so nie erklärt hat. Google Now ist der mit Android 4.1 Jelly Bean eingeführte proaktive Assistent, der Hinweise und Tipps gibt, noch bevor der Nutzer eine entsprechende Google-Suchanfrage gestellt hat.

Google Now mit einer Prise Persönlichkeit

Der Google Assistant ist zum aktuellen Stand der Entwicklung Google Now mit einer Prise Persönlichkeit. Google bewirbt den Assistant zwar als sehr fähige künstliche Intelligenz, so früh zum Marktstart muss aber klar gesagt werden, dass auch Google nur mit Wasser kocht. Interessant ist aber, dass Deutschland das erste nicht-englischsprachige Land ist, für den der Google Assistant freigeschaltet wurde.

Während der Ersteinrichtung des Pixel fragt das Betriebssystem, ob der Google Assistant aktiviert werden soll. Wer Googles KI also nicht dauerhaft lauschen haben möchte, muss den Dienst nicht verwenden. Allerdings ist interessant, dass auf den Sprachbefehl „OK Google“ selbst bei deaktiviertem Google Assistant die Frage auf dem Android-Startbildschirm erscheint, ob der Assistant jetzt aktiviert werden soll.

Google Assistant tritt wie ein Messenger auf

„OK Google“ ist der universelle Startbefehl für den Google Assistant. Wer den Dienst nicht per Sprache starten möchte, kann für den Start auch einfach lange den virtuellen Home-Button des Smartphones halten. Eine kurze Animation in Googles Farben öffnet in beiden Fällen ein Fenster, das rund die Hälfte des Bildschirms einnimmt und das mit seinen nach links und rechts aufgeteilten Sprechblasen an eine Messenger-Konversation erinnert. Schon daran wird deutlich, dass Google möchte, dass der Nutzer denken soll, er unterhalte sich mit einer Person und nicht mit einem Cloud-Dienst.

Der Google Assistant legt sich über die untere Hälfte des Bildschirms
Der Google Assistant legt sich über die untere Hälfte des Bildschirms

Aktuell nur Google Now mit neuem Design

Der Google Assistant hat aktuell bis auf wenige Unterscheide die gleichen Fähigkeiten wie Google Now auf einem alten Nexus 5. Im Test wurden beide Smartphones nebeneinander gelegt und mit denselben Fragen gefüttert. Die Antworten waren häufig bis auf kleinere Unterschiede gleich, jedoch optisch unterschiedlich aufbereitet.

Wer nicht weiß, welche Frage dem Google Assistant gestellt werden können, fragt ihn am besten einfach. „Was kannst du?“ führt zu eine Aufzählung von aktuell verfügbaren Fähigkeiten. Dazu zählt unter anderem das Öffnen von Apps; die Ansage des Wetters; das Erzählen von Witzen, Zitaten und Fakten des Alltags; Telefonieren, den Wecker und Timer stellen, Sportergebnisse ansagen, Spiele wie Solitaire oder Tic-tac-toe gegen die KI spielen, Nachrichten vorlesen, Restaurants suchen, Hotels und Flugreisen suchen, Übersetzen, Musik abspielen oder allgemeine Dinge wie die Distanz der Erde zum Mond oder die Strecke zwischen zwei Städten erfragen.

Am besten fragt man den Google Assistant einfach, was er alles kann
Am besten fragt man den Google Assistant einfach, was er alles kann

Die Sprachausgabe ist dieselbe wie bei der Google-Suche oder Google Now unter Android und gemessen an Apples Siri besser und auf einem Level mit Amazon Echo.

Was kann der Google Assistant nun wirklich besser?

Wenn nun aber der Google Assistant auf die gleichen Fragen die gleichen Antworten wie Google Now gibt, wo ist dann die große Neuerung oder wo entsteht der Reiz, ein Pixel zu kaufen, das aktuell exklusiv mit dem neuen Assistant ausgestattet ist?

Auf Wunsch erzählt der Google Assistant auch (flache) Witze
Auf Wunsch erzählt der Google Assistant auch (flache) Witze

Gefühle für eine Maschine entwickeln

Interessant wird der Google Assistant über eine Prise Persönlichkeit, die Google dem Dienst spendiert oder programmiert hat, die sein Vorläufer Google Now nicht hat. Dem Google Assistant kann man Komplimente machen und die KI reagiert ebenso mit einem Kompliment. Erzählt man dem Google Assistant, dass man Angst hat, fragt er, ob man sich über etwas Sorgen macht. Auf die Frage, wie alt der Google Assistant ist, gibt der Dienst mindestens vier verschiedene Antworten, darunter auch die Aussage „alt genug um es besser zu wissen“ gefolgt von einem traurigen Smiley. Das lässt fast schon so etwas wie Empathie gegenüber einer Maschine aufkommen – faszinierend!

Von echtem Smalltalk, geschweige denn tiefergehenden Unterhaltungen, ist der Google Assistant aber noch entfernt. Wie weit entfernt ist schwierig einzuschätzen, die Schritte die Google im Bereich KI macht, sind üblicherweise groß, sodass der Assistant in kurzer Zeit potenziell zu mehr fähig sein könnte. Aktuell bleibt es aber bei sehr kurzen Dialogen, die schnell in den gleichen Antworten oder mit dem Ergebnis einer Google-Suche enden, wenn der Assistant keine Antworten mehr über die doch bereits jetzt schon sehr natürlich Sprachausgabe liefert.

Das Potenzial für den Google Assistant ist groß und eine längere Nutzung führt wie bei Google Now und allgemein fast allen Google-Produkten zu besseren Ergebnissen – ComputerBase nutzt ihn seit sechs Tagen. Vor allem mit der Integration in das Smart Home, die in Deutschland aber erst im kommenden Jahr erfolgen wird, könnte ein weiterer großer Schritt gemacht werden.