Nanoxia Ncore Retro im Test: Tippen like it's 1888

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Max Doll
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Äußerlichkeiten

Das Retro-Design ist damit das unangefochtene Hauptargument für den Kauf der Tastatur, die in diesem Zusammenhang auch mit Illusionen spielt – etwa beim Gehäuse, das nach Metall aussieht, aber inklusive des verchromten Randes aus Kunststoff besteht. Außerdem greift Nanoxia Elemente des „floating design“ auf. Die Kulisse der Ncore ist jedoch nicht offen, sondern sieht nur offen aus.

Das Design ist alles

Die Taster werden nicht „schwebend“ verbaut, sondern vollständig vom Gehäuse umschlossen. Lediglich das „Tastenbett“, das durch einen hochgezogenen Chassisrand entsteht, fehlt dem Design. Auf diese Weise wirkt die Tastatur flacher, was sich spätestens beim Zerlegen als rein visueller Effekt entpuppt; weder der Hubweg von vier Millimeter noch die Höhe der Tastenkappen unterscheiden sich praktisch von normalen mechanischen Tastaturen.

Die Distanz zwischen Gehäuse und oberem Ende der Tastenkappe beträgt aber nicht wie freistehenden Designs rund sechzehn, sondern aufgrund der Verkleidung nur sechs Millimeter. Die Technik ist durch diese Bauform besser geschützt als bei vollständig offener Anordnung, während die Vorteile, zuvorderst die leichtere Reinigung und ein etwas leiseres Betriebsgeräusch, erhalten bleiben.

Putzfimmel gehört zum Lieferumfang

Geputzt werden möchte die Ncore Retro durchaus ausgiebig. Grund dafür ist die Verwendung hochglänzender Materialien. Die Oberseite sowie der verchromte Rand sind durchweg schmutzempfindlich, sie dokumentieren permanent Berührungen jeder Art und stellen Staub exponiert zur Schau. Dass diese Beschaffenheit problematisch werden kann, ist dem Hersteller bewusst: Zum Lieferumfang zählt ein Reinigungstuch sowie ein Pinsel, der die Reinigung der Bereiche zwischen den Tasten vereinfachen soll.

Säuberungsaktionen werden schnell nötig, weil der Glanz nach den ersten Berührungen und erst recht nach den ersten Tagen schnell verfliegt, was trotz der beigefügten Hilfsmittel nicht einfach von der Hand geht. Grundsätzlich gilt, dass der Zeitabstand zwischen Reinigungen in umgekehrtem Verhältnis zur Helligkeit von Raum und Umgebung steht: Je heller der Arbeitsplatz, desto schneller sieht die Tastatur nach Nutzung schmuddelig aus – eine ungünstige Eigenschaft für ein Eingabegerät.

Was bleibt, ist das Design, das somit eindeutig nach dem Motto „functions follows form“ priorisiert wurde. Ein solches Bild geben auch die Hochstellfüße ab: Sie lassen sich nicht aufklappen, sondern können in zwei Positionen ausgefahren werden, wenngleich das Greifen der glatten Oberflächen keinesfalls optimal gelingt. Dennoch: Eine nicht ungeschickte Lösung, die allerdings das Berühren des verchromten Kunststoffs erfordert. Der Kontakt hinterlässt nicht nur erneut unvermeidliche Spuren, sondern lässt eine Klappe oder Ablage zum Verstauen der Reinigungsutensilien innerhalb der Tastatur wünschen. Durch die großen großen Auflagepunkte gefällt immerhin die Standsicherheit.

Nicht perfekt: Das Erscheinungsbild

Mit letzter Konsequenz hat Nanoxia am Erscheinungsbild aber nicht gefeilt: Die Ncore Retro leidet unter Bleeding ihrer Status-LEDs. Hier sind die einzelnen Segmente nicht lichtdicht voneinander abgetrennt, weshalb die Aktivierung einer Diode beziehungsweise Funktion dazu führt, dass auch die „Nachbarzellen“ angeleuchtet werden. Eine Kleinigkeit, gewiss, aber nichtsdestoweniger ärgerlich bei einem Produkt, das so sehr Wert auf ein schickes Erscheinungsbild legt und sich vorrangig darüber definiert.

In das gleiche Horn stößt auch die Tastenbeschriftung. Das Pad-Printing-Verfahren ist ohnehin die einfachste und potentiell kurzlebigste Variante zum Erzeugen der Zeichen. Sie wurde zudem mit unsauber aufgetragen, sichtbar etwa anhand der Zahlen „7“, „8“ und „9“, die nicht zentriert aufklebt wurden. „Shift“ und „Enter“ sitzen hingegen schief. Auch wenn eine geiwsse Abweichung bei der Positionierung der Beschriftung normal ist, sollte die Tastatur nicht derart offenkundige Varianz zur Schau stellen.