40-50-Euro-Netzteile im Test: Schmaler Grat zwischen grauenvoll und gut

Update Nico Schleippmann
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40-50-Euro-Netzteile im Test: Schmaler Grat zwischen grauenvoll und gut

tl;dr: Komplette Schutzschaltungen, eine gute Spannungsregulation und eine geringe Lautstärke sind bei Netzteilen für 40 bis 50 Euro keine Selbstverständlichkeit. Von den Underdogs des Netzteilmarkts Cooler Master, Cougar, XFX und Zalman kann im Test am Ende nur einer ein empfehlenswertes Produkt vorzeigen.

Einstiegsnetzteile ab 40 Euro im Test

Update

Vollständiges Kabelsleeve und angepasste Lüfterkurve

Cooler Master MasterWatt Lite 500W – Modellbezeichnung der „ES“-Revision
Cooler Master MasterWatt Lite 500W – Modellbezeichnung der „ES“-Revision

Die mittlerweile im Handel erhältlichen MasterWatt-Lite-Netzteile haben eine Veränderung am Kabelsleeve und der Lüftersteuerung erfahren. Zur Identifikation der neuen Varianten wurde der Modellnummer das Kürzel „ES“ angehängt.

Im Vergleich zur ursprünglichen Variante wurde die Sleeve-Ummantelung jetzt auf alle Kabelstränge erweitert. Die Kabeladern sind aber weiterhin farblich nach den Spannungsniveaus kodiert wie es die ATX-Spezifikation vorsieht.

Die Drehzahlen der Lüfterkurve wurde je nach Auslastung um 300 bis 500 Umdrehungen pro Minute verringert, was bei hoher Auslastung eine etwas geringere Lautstärke zur Folge hat. Obwohl bei Niedriglast die Drehzahl auch deutlich verringert wurde, können nur kleinere Vorteile festgehalten werden, weil Nebengeräusche in diesem Szenario dominieren, wie der Abschnitt Lautstärke genauer erläutert.

Neben dem be quiet! Pure Power 10 und dem Corsair Vengeance gibt es Netzteilserien von Marken mit geringerer Marktdominanz, die in dieser preissensitiven Klasse das meiste für das Geld bieten wollen. Cooler Master, XFX und Zalman heben mit höherwertigen und beleuchteten Lüftern einen Aspekt des Netzteils hervor. Auf der technischen Seite wurde eine zusätzliche DC-DC-Wandlung, wie sie im Hause be quiet! und Corsair vorzufinden ist, aber nur für das Zalman ZM500-TX bedacht. Der Wegfall dieser Technik geht zulasten der Spannungsqualität, weshalb sie mittlerweile auch in günstigen Netzteilen vermehrt Einzug gefunden hat. Cougar konzentriert sich mit dem VTX 450W weniger auf Alleinstellungsmerkmale, sondern mehr auf ein ausgewogenes Produkt.

Netzteile aus Handel und von Herstellern

Zwei der Testmuster – das XFX XT500 und das Zalman ZM500-TX – wurden bei einem Händler bestellt. Die restlichen Netzteile wurden von den Herstellern bereitgestellt. Nachdem unterdurchschnittliche Messergebnisse für das XT500 festgestellt wurden, hat ComputerBase Rücksprache mit XFX gehalten, woraufhin der Hersteller ein eigenes Muster zugeschickt hat, das frei von den Problemen sein soll.

XFX XT500 (erste Revision rechts, zweite Revision links)
XFX XT500 (erste Revision rechts, zweite Revision links)

Zwei Netzteile – eine Produktbezeichnung

Das zweite Muster trägt auf dem Produktsticker allerdings eine andere Modellnummer, und auch im Inneren weicht die technische Ausführung komplett von der des ersten Musters ab. Eine zweite Abteilung konnte schließlich die Differenzen begründen. Zum Anfang des Jahres wurde nämlich eine neue Revision der XT-Serie herausgebracht, die ohne Änderung der Produktbezeichnung an den Einzelhandel übergeben wurde. Ein Händler konnte gegenüber ComputerBase durch Öffnen des Netzteils bestätigen, dass mittlerweile die neue Revision verkauft wird, weshalb zum derzeitigen Zeitpunkt wohl kein XT500 der ersten Revision mehr im Umlauf ist. Die neue Revision kann bereits anhand der Umverpackung identifiziert werden, auf der statt einer 40-Ampere-12-Volt-Schiene zwei mit 17 Ampere deklariert sind.

Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel „So testet ComputerBase Netzteile“ separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.

Technische Eckdaten im Vergleich

Für günstige Netzteile wird gerne abgewägt, über welche Eingangsspannungen ein Betrieb garantiert wird. Ohne Weitbereichseingang kann das Netzteil nicht auf allen Märkten verkauft werden, allerdings sind dadurch Einsparungen im technischen Design möglich. Des Weiteren kann keine Zertifizierung nach 80 Plus im 115-Volt-Netz erfolgen, sondern nur mit dem 230-Volt-Äquivalent „80 Plus EU“. Obwohl die Anforderungen für 80 Plus Bronze und 80 Plus EU auf den ersten Blick dieselben sind, sind 80-Plus-Bronze-Netzteile etwas überlegen, weil der Zugewinn an Wirkungsgrad von dem Wechsel der Eingangsspannung von 115 auf 230 Volt mitberücksichtigt werden muss.

Zalman mit tieferem Gehäuse und größerem Lüfter

Da keines der Netzteile Kabelmanagement besitzt, wurde überwiegend auf das kürzere Gehäuseformat von 140 mm gesetzt – nur Zalman favorisiert ein tieferes Gehäuse mit 157 mm, das die Bereitstellung eines größeren Lüfters mit 140-mm-Kantenlänge ermöglicht hat.

Hersteller Cooler Master Cougar XFX Zalman
Modell MasterWatt Lite 500W VTX 450W XT500 (alt) XT500 (neu) ZM500-TX
Effizienz 80 Plus EU 80 Plus Bronze 80 Plus EU
Lüfter 120 mm 140 mm
Einbautiefe 140 mm 157 mm
AC Eingang Spannung 200-240 V 100-240 V 200-240 V
DC Ausgang +3,3 V 20 A 24 A 20 A 24 A 18 A
+5,0 V 20 A 15 A 24 A 15 A
+12 V1 38 A 35 A 40 A* 17 A* 40 A
+12 V2 17 A*
-12,0 V 0,3 A 0,8 A 0,3 A
+5 VSB 2,5 A 3 A 2,5 A
+3,3 V & +5 V ges. 120 W 102 W 130 W 120 W
+12 V ges. 456 W 420 W 460 W* 408 W 480 W
Gesamtleistung 500 W 450 W 500 W
* fehlerhafte Angabe

Alle fünf Netzteile sind mit einer einzelnen 12-Volt-Schiene ausgestattet. Die technische Dokumentation von XFX ist gleich doppelt falsch: Die erste Revision nennt eine falsche Gesamtleistung der 12-Volt-Schiene – die zweite Revision verspricht eine Dual-Rail-Absicherung, obwohl es nur eine einzelne 12-Volt-Schiene gibt. Zudem enttäuscht die Gesamtleistung, die auf der 12-Volt-Schiene des XT500 (zweite Revision) abgegeben werden kann. Mit 408 Watt können nur 82 Prozent der Gesamtleistung auf dieser Schiene geliefert werden, obwohl moderne Systeme mit 95 Prozent fast die komplette Leistung von dieser aufnehmen.

Dokumentierte Schutzschaltungen
MasterWatt Lite 500W VTX 450W XT500 ZM500-TX
Unterspannungsschutz (UVP) ja
Überspannungsschutz (OVP) ja
Kurzschlusssicherung (SCP) ja ja* ja
Überlastschutz (OPP) ja* ja ja*
Überstromschutz (OCP) ja ja* ja
Überhitzungsschutz (OTP) ja nein
* Fehlerhafte Umsetzung

Drei Jahre Garantie

Wie für Netzteile der Einstiegsklasse üblich, drücken sich Kosteneinsparungen in einer vergleichsweise kürzeren Garantiedauer aus. Immerhin aber bietet jeder der Hersteller freiwillige Garantieleistungen an, die zudem über die zweijährige Gewährleistungsdauer hinausgehen, was in diesem Segment durchaus erfreulich ist. Für die Beantragung eines Umtausches sind je nach Hersteller jedoch Hürden gesetzt. XFX und Zalman erlauben lediglich eine Rücksendung über den Händler, was die Inanspruchnahme der Garantie erschwert und verzögert.

Cooler Master und Cougar mit Endkundenservice

Dank der größeren Präsenz von Cooler Master und Cougar im deutschprachigen Raum sind deren Support-Netzwerke auch besser ausgebaut. Innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Kauf wird eine Garantieabwicklung über den Händler empfohlen, die zwar eine längere Bearbeitungszeit zur Folge hat, aber keine Kosten für den Endanwender verursacht. Im dritten Jahr kommt der Hersteller mit ins Spiel, wobei im Falle von Cougar Caseking als Distributor diese Aufgabe erfüllt.

Lieferumfang und Äußeres

Neben vielen Marketing-Begriffen, mit denen vor allem Zalman und teilweise XFX übertreiben, halten die Umverpackungen auch nützliche Informationen wie über die Steckeranzahl (ausgenommen Zalman) bereit. Weniger gut gefällt die fehlerhafte Angabe über eine Interleaved-aktive PFC des ZM500-TX, obwohl es nur eine Standard-Aktiv-PFC gibt. Des Weiteren kann eine Inkonsistenz in den Aussagen von XFX festgestellt werden, weil auf der Herstellerwebseite japanische 105-Grad-Celsius-Kondensatoren für die XT-Serie versprochen werden, die restlichen Spezifikationen aber die alte Revision beschreiben. Zusätzlich hat sich ein Fehler im Handbuch eingeschlichen, weil nur zwei statt drei Jahre Garantie dort versprochen werden. Souveräner treten Cooler Master und Cougar mit übersichtlichen Tabellen und Grafiken auf.

Standardbeigaben in der Einstiegsklasse

Der Lieferumfang der Netzteile ist typisch für diese Preisklasse. Der Packungsinhalt besteht also zumindest aus einem Kaltgerätekabel, Schrauben zur Montage und einer Kurzanleitung. Nur Zalman legt zusätzlich (weiße) Kunststoffkabelbinder dem Netzteil bei. Auf der anderen Seite hält das Benutzerhandbuch von Zalman keine hilfreichen Informationen bereit. Denn außer elektrischen und mechanischen Spezifikationen werden keine Worte zur Garantie oder Problembehandlung verloren. Dies gelingt den drei anderen Herstellern besser.

Das MasterWatt Lite 500W nutzt das gleiche Netzteilgehäuse wie das FSP Hexa+. Die Wandstärke ist zwar etwas dünner, trotzdem bietet es eine ausreichende Stabilität und Abschirmung. Ein Netzschalter ist allerdings im Vergleich zum FSP-Pendant vorhanden. Das ZM500-TX hat als einziges Netzteil ein extra Luftgitter, das den geringsten Strömungswiderstand verursacht. Die Gitter der drei anderen Probanden sind aus dem Gehäuse gestanzt, wobei das XT500 mit dem Wabengitter und das VTX 450W mit den abgerundeten Kanten diese Kosteneinsparung elegant mit einem interessanteren Erscheinungsbild vertuschen.

Kabelausstattung

Die Steckerausstattung besteht erwartungsgemäß aus zwei PCIe-Anschlüssen und einem Anschluss für die CPU, wobei nur die erste Revision des XT500 gleich zwei der EPS-Stecker besitzt. Ein zweiter Anschluss für die CPU ist allerdings nur in den seltensten Fällen notwendig – nämlich für Extrem-Übertaktungen der CPU oder für Mainboards mit zweifachem Sockel. Das VTX 450W bietet nur vier SATA-Stecker, was für günstigere Systeme dennoch ausreichend ist. Ebenso fehlt dem Netzteil ein Floppy-Anschluss, für den bei Bedarf ein Adapter separat erworben werden müsste.

Einsparungen durch kürzere und weniger Kabelstränge

Für die Netzteilmontage im Boden des Gehäuses ist eine lange EPS-Leitung hilfreich, damit gegebenenfalls dieser Strang hinter dem Mainboard-Tray verlegt werden kann. Dessen Bemessung ist mit 60 cm beim MasterWatt Lite 500W etwas knapp – über 63 cm sind in dieser Angelegenheit sehr hilfreich. Wird der zweite Stecker des XT500 (erste Revision) genutzt, steht mit 79 cm für die Kabelführung am meisten Kupfer zur Verfügung. Dadurch, dass das VTX 450W nur sieben Peripheriestecker besitzt, wird die Flexibilität in der Kabelverlegung zusätzlich eingeschränkt, weil eine Aufteilung dieser Anschlüsse auf nur zwei Kabelstränge erfolgt ist. Für nur wenige anzuschließende Geräte stellt das kein Hindernis dar und kann sogar als Vorteil gewertet werden, da weniger Kabel im Gehäuse verstaut werden müssen. Wer mehr möchte, muss aber auf Adapter zurückgreifen, um den richtigen Anschluss an der richtigen Position nutzen zu können.

Kabelausstattung (Länge in cm) MasterWatt Lite 500W VTX 450W XT500 (alt) XT500 (neu) ZM500-TX
nicht abnehmbar
24-Pin ATX 1 (51) 1 (57) 1 (50) 1 (60) 1 (52)
4+4-Pin EPS 1 (60) 1 (66) 2 (55 + 24) 1 (67) 1 (66)
6+2-Pin PCIe 2 (51 + 10) 2 (56 + 12) 2 (56 + 15) 2 (56 + 15) 2 (51 + 15)
SATA 6 (47 ‑ 67) 4 (41 ‑ 58) 6 (45 ‑ 73) 5 (42 ‑ 67) 6 (48 ‑ 79)
Molex 3 (47 ‑ 67) 3 (67 ‑ 82) 2 (41 ‑ 56) 2 (43 ‑ 55) 2 (50 ‑ 79)
Floppy 1 (77) 1 (70) 1 (65) 1 (80)

Dem MasterWatt Lite 500W wurde nur für den 24-Pin-ATX- und EPS-Strang Sleeve spendiert – die restlichen Kabel wurden mit Kabelbindern gebündelt. Die „ES“-Revision besitzt mittlerweile aber auf allen Kabelsträngen Sleeve. Zudem besitzt es genauso wie die zweite Revision des XT500 die ästhetisch weniger ansprechenden Aderfarbcodierungen, die bei den drei anderen Testkandidaten komplett gegen schwarze Adern ausgetauscht wurden. Die Ummantelungen der Kabelstränge sind teilweise sehr locker, weshalb Optimierungen dahingehend wünschenswert sind. XFX und Zalman setzen für die Peripherieleitungen auf Flachbandkabel, wobei die des ZM500-TX eine etwas zu hohe Biegsamkeit erlauben.