Intel Inside: Massive Kürzungen am umstrittenen Marketing-Programm
Intel plant massive Einschnitte an einem der größten Marketing-Programme der IT-Welt: Intel Inside. Hinter dem steckt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist, die Kritik ist seit jeher groß. Die Auswirkungen auf die Industrie könnten laut Medienberichten massiv sein und Preissteigerungen nach sich ziehen.
„Der Goldstandard des Marketings“
26 Jahre alt ist Intel Inside und gilt als eine der größten Kampagnen in der Industrie. Sie hat die Marke Intel beziehungsweise deren Produkte in die Öffentlichkeit getragen, weil Partnern finanzielle Anreize geboten wurden, wenn sie entsprechende Logos, Schriftzüge oder Videos in ihre eigenen Werbematerialien integrierten – und deshalb auf Technik von Intel setzten. Diese Partner werden die Einschnitte direkt zu spüren bekommen.
Konkret bedeutet Intel Inside, dass selbst kleinere PC-Hersteller einen Intel-PC zusammenschrauben können, und wenn sie diesen in der Werbung dann mit einem Intel-Sticker versehen, trägt Intel potentiell einen Großteil wenn nicht sogar komplett die Kosten für das Marketing. Das ist der Grund hinter der Omnipräsenz der Intel-Core-Sticker in Prospekten, auf Internetseiten und in Videos.
Vielen Firmen ermöglichte es in den Anfangstagen erst, überhaupt ein Marketing auf die Beine zu stellen. Sie verließen sich so Jahr für Jahr auf diese Zahlungen, die nun um bis zu 60 Prozent reduziert werden sollen. CRN zitiert mehrere Firmen mit den Worten „This has been the gold standard for marketing funds. It was the most successful tiered marketing program in the history of the technology business.“.
Doch die Zahlungen waren und sind an weitere Bedingungen geknüpft. Unter anderem müssen sich Partner zu Mindestabnahmemengen verpflichten. Deshalb standen auch eine Vielzahl von Untersuchungen durch Bundeskartellbehörden oder die EU an, mehrere Strafzahlungen in den Jahren 2008 und 2009 oder der Vergleich mit AMD im Jahr 2009 waren die Resultate. Die Behörden hatten es für erwiesen angesehen, dass das Programm nicht nur Anreize zum Griff nach Produkten von Intel liefern sollte, sondern Partner aktiv daran gehindert wurden, Technologie der Konkurrenz zu nutzen.
Bis zu 60 Prozent weniger Geld
Laut CRN, die sich auf mehrere OEM-Hersteller und weitere Firmen berufen, soll das Programm nun um bis zu 60 Prozent zurückgefahren werden. Laut Brancheninsidern geht es dabei dann ganz schnell um mehrere Hundert Millionen US-Dollar. Den größten Brocken werden die großen OEM-Hersteller zu schlucken haben, an die 40 bis 60 Prozent weniger Geld fließen soll. Für Hersteller von High-End-Gaming-PCs sollen die Ausgaben hingegen „nur“ um 20 Prozent zurückgefahren werden. Die OEM-Hersteller sollen sich deshalb bereits vermehrt nach Alternativen umgesehen haben – hier kommt auch AMD zurück ins Spiel. Diese hatten mit ihrem kleinen Marketing-Budget und nur dem Bruchteil des Umsatzes gegen Intel Inside keine Chance und wurden so in vielen Bereichen aus dem Markt gedrängt.
Steigende Preise als Resultat?
Die Kehrseite der Medaille ist für viele kleinere Hersteller aber erst einmal, dass die Preise steigen werden. Sie haben sich auf das Budget seit Jahren verlassen, neue Hardware sei aktuell so teuer wie seit Jahren nicht mehr. Mit dem eingeschränkten Budget bei der Vermarktung müssten diese Kosten umgelegt werden – der Kunde zahlt am Ende. Wie die Entwicklung am Ende aber wirklich aussieht, bleibt abzuwarten. Intel bestätigte zwar offiziell, dass es Anpassungen und eine Neuausrichtung gebe, wollte aber keine genauen Details nennen. Partner erwarten, dass die Gelder in andere Bereiche für aufstrebende Märkte und weg vom „sterbenden PC“ fließen sollen.
"While we are evolving how we co-market with our OEM customers, the Intel Inside brand continues to be an important symbol of performance and quality. The changes we are making are intended to help customers more efficiently and effectively market with Intel, while helping us market with more precision in alignment with Intel's business priorities."
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