Variable Refreshraten: Trick erlaubt FreeSync-Nutzung mit Nvidia-GPUs
Die Entdeckung eines Reddit-Nutzers, dass AMDs FreeSync-Technologie über Umwege auch mit Nvidia-GPUs nutzbar ist, sorgt für Aufruhr. Normalerweise unterstützt Nvidia die Nutzung des Adaptive-Sync-Standards nicht und verweist auf die eigene G-Sync-Technologie, die mit Vor- und Nachteilen daher kommt.
FreeSync-Nutzung mit Nvidia-GPU technisch möglich
Die Frage, wieso die auf dem offenen Vesa-Standard basierende FreeSync-Technologie zur Synchronisation der Grafikkarten-Framerate und Monitor-Aktualisierungsrate eigentlich nicht auch mit Nvidia-GPUs genutzt werden kann, wurde schon häufiger gestellt. Dass dies auf Desktop-Grafikkarten durchaus möglich ist, bewies nun der Reddit-Nutzer bryf50. Bereits vor einer Woche erklärte er im Forum, wie er durch einen Umweg FreeSync beim Spielen des MMORPGs World of Warcraft mit einer GeForce GTX 1080 Ti – zumindest indirekt – nutzen konnte.
Neben der erwähnten Nvidia-GPU kam im entsprechenden Rechner auch eine Radeon Pro WX 4100 zum Einsatz, an deren Videoausgang ein FreeSync-Monitor angeschlossen war. Startete man nun das Spiel, funktionierte AMDs variable Refreshrate erwartungsgemäß einwandfrei. World of Warcraft erlaubt mit der am 14. August erschienenen Erweiterung „Battle for Azeroth“ in den Grafikoptionen die Auswahl, auf welcher Grafikkarte das Spiel berechnet werden soll. Wurde hier nun die GeForce GTX 1080 Ti ausgewählt, erfolgte die Signalausgabe weiterhin über die Radeon-Grafikkarte; die FreeSync-Funktionalität blieb entsprechend uneingeschränkt bestehen.
Windows-Funktion erlaubt Wechsel zwischen Grafikprozessoren
Der Reddit-Nutzer survfate schaffte es, das Ergebnis mit einer GeForce GTX 1060 und mit der AMD-APU Ryzen 3 2200G (Test) mit Vega-8-Grafikeinheit zu reproduzieren. Grundlage beider Umwege ist eine Windows-10-Funktion, die erst im April mit der Version 1803 implementiert wurde: Das Betriebssystem erkennt bei zwei verbauten GPUs die leistungsschwächere als „Power Saving GPU“. Über die Systemeinstellungen können Nutzer das Rendern auf die „High Performance GPU“ schieben, während das Bild weiterhin über die „Power Saving GPU“ ausgegeben wird. Solch ein Modus wird zum Strom sparen oft in Notebooks verwendet, die neben einer integrierten GPU auch eine dedizierte Grafikeinheit zum Spielen haben.
Adaptive Sync funktioniert damit indirekt auch auf einer GeForce
FreeSync beziehungsweise Adaptive Sync funktioniert somit streng genommen immer noch nicht direkt auf einer Nvidia-Grafikkarte. Allerdings lässt sich Windows insofern austricksen, dass die Bildausgabe auf eine zweite AMD-GPU geschoben wird, die dann die Synchronisation übernimmt. Indirekt ist damit FreeSync auch auf einem GeForce-Beschleuniger möglich.
Framerate und Latenz nahezu unverändert
Wie PC Perspective berichtet, erhöht sich die Ausgabelatenz beim Übertragen des Frame-Buffers der Nvidia-GPU zur Ausgabe-GPU gering. Tests zufolge stieg sie im Vergleich zu einem FreeSync-System mit alleiniger AMD-GPU um wenige Millisekunden an, was im konkreten Fall ungefähr 10 Prozent ausmachte. An der Framerate des ausgegebenen Materials änderte sich erwartungsgemäß nichts, wie Wccftech festgestellt hat.
Zudem stellte sich heraus, dass Anwender mit einer AMD-APU und einer dedizierten Nvidia-GPU FreeSync in jedem Fall per Windows-Funktion verwenden können, während Nutzer mit zusätzlicher dedizierter Radeon-Grafikeinheit auf eine spielinterne Option zum Umschalten angewiesen sind, wie sie in World of Warcraft – aber nicht vielen anderen Spielen – zu finden ist.
Wie lange der Umweg funktioniert, bleibt offen
Die Frage, inwiefern der Trick für Nutzer im normalen Alltag umsetzbar ist, bleibt jedoch offen. Es ist durchaus möglich, dass Nvidia dem Umweg einen Riegel vorschieben wird. So konnte auch Nvidias GPU-PhysX zwischenzeitlich genutzt werden, wenn eine GeForce-GPU zusätzlich zu einem primären Radeon-Grafikprozessor eingesetzt wurde; bis Nvidia schließlich GPU-PhysX per Treiber deaktivierte, sobald eine dedizierte AMD-GPU im System entdeckt wurde.