Maestro und Solo:2 im Test: Ixion setzt für Multiroom-Hi-Fi auf das Stromkabel statt Funk
2/6Einrichtung mit integrierter Geduldsprobe
Da der Maestro alle weiteren Komponenten mit Inhalten beliefert und durch die Verbindung zum heimischen Netzwerk das Kernstück des Systems bildet, laufen auch alle Einstellungen über ihn. Dies bedeutet im Umkerschluss, dass die kleineren Solo:2-Lautsprecher ohne die Zentraleinheit nicht nutzbar sind.
Die bei der ersten Inbetriebnahme des Maestro benötigten Informationen müssen über das eingebaute Display eingegeben werden. Auch wenn der Hersteller damit wirbt, dass das System bei der Übertragung der Inhalte ohne drahtlose Netzwerke auskommt, kann ein vorhandenes WLAN-Netzwerk im 2,4-GHz- und 5-GHz-Band zur Verbindung mit externen Musiksammlungen herangezogen werden. Alternativ kann dies auch über die LAN-Schnittstelle geschehen.
Do you speak Norwegian?
Bei der Einrichtung zeigt sich ein weiterer Minuspunkt, denn die Sprachauswahl unterstützt lediglich Englisch oder Norwegisch. Gleiches gilt im Übrigen, um dies direkt vorwegzunehmen, für die mobile App. Auch wenn die System-Abschnitte in den meisten Fällen selbsterklärend sein sollten, hätte sich der Hersteller dennoch die Mühe einer vernünftigen Lokalisierung machen sollen.
Veraltetes Betriebssystem
Über das verwendete Betriebssystem beim Ixion Maestro gibt der Hersteller an, dass es sich bei diesem um eine Eigenentwicklung handelt. Die Gestaltung der System-Oberfläche kann auf ein Android-Derivat hinweisen, der in den Systemeigenschaften angezeigte Linux-Kernel 3.0.53 würde den Kreis auf ein Android 4.1 Jelly Bean eingrenzen. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre dies ein weiterer und zudem auch ordentlicher Minuspunkt. In einer Zeit, in der bereits Android 9 Pie erhältlich ist, noch auf ein sechs Jahre altes System zu setzen, ist in Bezug auf die Sicherheit mit nichts zu rechtfertigen und als fahrlässig zu bezeichnen. Und selbst wenn es sich bei dem System um ein eigenes Linux-Derivat handelt, ist die Verwendung eines nicht mehr mit Sicherheits-Updates versorgten Kernels als sehr fragwürdig einzustufen.
Ohne externen Medienserver geht nichts
Ein weiterer der sich häufenden Minuspunkte wird bei der Einbindung der Quellen deutlich: Für den Zugriff auf im Netzwerk gespeicherte Inhalte setzt das System zwingend einen Medienserver voraus, nicht einmal auf Dateiebene lässt sich Musik außerhalb des USB-Anschlusses abspielen. Dies hat für den Hersteller natürlich deutliche Vorteile, wird die Pflege der jeweiligen Komponente doch anderen überlassen. Auch für den Nutzer kann dies unter bestimmten Umständen ebenfalls positiv sein. Man kann schließlich wählen, welcher Medienserver zur Einspeisung der Inhalte genutzt werden soll. Im Falle des im Testfeld genutzten NAS vom Typ Synology DS218+ wäre das unter anderem der hauseigene Medienserver oder Plex.
Hohe Wartezeit bei altem NAS
Aber gerade für Nutzer eines betagten NAS mit schwachem Prozessor und wenig Arbeitsspeicher kann diese Lösung aber schnell zu einer Geduldsprobe werden. Jeder, der schon einmal auf einem älteren Synology-NAS die Audio-Station via App nutzen wollte, kann das nachvollziehen. Selbst auf dem im Test genutzten NAS mit einer Zweikern-CPU vom Typ Intel Celeron J3355 bei einer Taktfrequenz von bis zu 2,5 GHz und einem Arbeitsspeicher von 6 Gigabyte dauert das Scannen einer Musik- und Hörbuchsammlung bestehend aus rund 60.000 Titeln über eine Stunde. Auf einem älteren NAS dürfte diese Zeit auf mehr als das Doppelte anwachsen. Und das, obwohl der Maestro laut Hersteller eine Vierkern-CPU mit einer Taktfrequenz von 1 GHz beherbergt.
Ein schwachbrüstiges NAS wird sich nicht nur bei der Einrichtung, sondern auch über die gesamte Nutzungszeit bemerkbar machen: Schon im direkten Vergleich waren in Bezug auf die Reaktionszeit deutliche Unterschiede zu einem Sonos-System zu erkennen, das spürbar schneller reagierte, auch wenn dieses die Inhalte selbst verwaltet. Es wäre ja im Sinne des Anwenders, wenn diesem zumindest die Wahl gelassen würde, auf welche Lösung er zurückgreifen will. Im Falle des Maestro kann die eigene Hardware jedoch schnell den Spaß an dem immerhin zu einem UVP von 1.990 Euro angebotenen Audiosystem vermiesen.
Unbekannte Formatunterstützung
Zu den unterstützten Audioformaten gibt der Hersteller keine genauen Informationen, lediglich die Anzahl wird mit über 100 angegeben. Es bleibt die Frage, wie Ixion mit proprietären Formaten umgeht. Im Test wurden Dateien in den Formaten MP3 (sowohl konstante als auch variable Bitraten), FLAC und WAV angenommen.
Nur ein Streaming-Dienst wird nativ unterstützt
Als weitere Quellen können Streaming-Dienste herangezogen werden, aber auch hier muss das System passen: Nativ werden lediglich Tidal und die Internetradiosender von TuneIn unterstützt, Spotify lediglich als Connect-Variante über das Mobilgerät. Alle anderen Dienste müssen über die Bluetooth-Schnittstelle eingespeist werden.
Dies ist für ein System in dieser Preisklasse unverständlich. Auch hier scheint der Hersteller den Pflegeaufwand zusätzlicher Komponenten zu scheuen – anders ist es nicht zu erklären, dass etablierte Dienste wie Napster, Deezer oder Google Play Music fehlen. Da TS-Radio AS mit einer Unterstützung der Auflösung von bis zu 24 Bit und 192 KHz wirbt, ist auch ein Fehlen des Anbieters Qobuz nicht nachvollziehbar, der Inhalte in hoher Auflösung anbietet. Von „neuen Anbietern“ wie Apple Music oder Music Unlimited von Amazon ganz zu schweigen.
Andere Anbieter können laut Hersteller über die Bluetooth-Schnittstelle in das System eingespeist werden. Das Streamen eines nicht nativ unterstützten Dienstes wird sich über mehrere Zimmer hinweg aufgrund der limitierten Sendeleistung des Bluetooth-Formates jedoch als schwierig erweisen. Zudem können nur Inhalte eines Dienstes in dem System verteilt werden. Bei einer nativen Unterstützung könnte hingegen jeder Nutzer seinen eigenen Dienst wählen.
Der Ixion Maestro unterstützt auch den Bluetooth-Standard AptX, der für eine höhere Audioqualität sorgt. Darüber, ob das System auch die verlustfreie Variante „AptX Lossless“ unterstützt, finden sich seitens TS-Radio AS keine Angaben.