Anno 1800 im Test: GPU-Benchmarks und DirectX-Vergleich
2/3Die nachfolgenden Grafikkarten-Benchmarks sind mit einem Core i9-9900K im Werkszustand durchgeführt worden, der auf insgesamt 32 Gigabyte Arbeitsspeicher mit einer Geschwindigkeit von DDR4-3200 (16-16-16-38, Dual-Rank) zugreifen kann. Windows 10 Oktober Update (1809) inklusive aller derzeit verfügbaren Patches ist installiert.
Die neuen Treiber von AMD und Nvidia
Als AMD-Treiber wurde der Adrenalin 19.4.1, als Nvidia-Treiber der GeForce 419.67 genutzt. Beide sind nicht offiziell für das Spiel optimiert. Nvidia hat mittlerweile allerdings den GeForce 425.31 freigegeben, der „Game-Ready“ für Anno 1800 ist. Und von AMD gibt es seit Montagabend den Adrenalin 19.4.2.
Der GeForce 425.31 zeigt auf einer GeForce RTX 2080 Ti und auf einer GeForce GTX 1070 gegenüber dem Treiber GeForce 416.97 eine nochmals leicht gestiegene Leistung, wobei die deutlich schnellere Turing-Grafikkarten stärker davon profitiert, denn bei der Pascal-Grafikkarte gibt es nur in Full HD einen Fortschritt. Der neue Treiber hebt das CPU-Limit also leicht an.
Signifikant mehr FPS liefert der Adrenalin 19.4.2 auf den getesteten Grafikkarten in Kombination mit dem Core i9-9900K hingegen nicht und bei den Frametimes zeigt sich kein konsistentes Bild: Einige Messungen fallen etwas schneller, andere wiederum auch etwas langsamer aus. Die offensichtlich großen Probleme in Anno 1800 behebt der neue Treiber also nicht.
Achtung: Alle nachfolgenden Benchmarks basieren auf den Treiber-Versionen GeForce 419.67 und Adrenalin 19.4.1.
Testsequenz mit 10.000 Einwohnern
Die Performance von Anno 1800 ändert sich mit der Spielzeit massiv. Zu Beginn ist die Framerate hoch und die Performance wird von der Grafikkarte diktiert. Mit zunehmender Spielzeit dreht sich das Bild um: Die Framerate sinkt deutlich und der Prozessor spielt eine große Rolle. Die Testsequenz ist nach einer mehreren Stunden langen Spielsession entstanden und zeigt den Ausschnitt auf die Hauptsiedlung. Im Spielstand ist die Bevölkerung auf 10.000 Einwohner angewachsen, „die neue Welt“ wurde entdeckt. Die Framerate sinkt bei zusätzlicher Spielzeit voraussichtlich weiter. Bei den Benchmarks wird der Bildausschnitt nicht verändert. Theoretisch ließe sich die Kamera rotieren, doch steht diese in Anno 1800 die meiste Zeit still.
Anno 1800 benötigt mit maximalen Einstellungen schnelle Hardware. Das Ultrahoch-Preset kommt daher nur in 1.920 × 1.080 zum Einsatz, die Kantenglättung wird allerdings manuell von 8×MSAA auf 4×MSAA reduziert. Sowohl in 2.560 × 1.440 als auch in 3.840 × 2.160 wird die deutlich weniger fordernde Stufe „Sehr hoch“ genutzt. Bei den reinen Grafikkarten- und Prozessor-Benchmarks wird durchweg DirectX 12 als API genutzt.
Auflösung | Grafikdetails |
---|---|
1.920 × 1.080 | Ultrahoch-Preset, 4×MSAA, Wuselfaktor ultrahoch, DirectX 12 |
2.560 × 1.440 | Sehr-hoch-Preset, Wuselfaktor ultrahoch, DirectX 12 |
3.840 × 2.160 | Sehr-hoch-Preset, Wuselfaktor ultrahoch, DirectX 12 |
DirectX 12 und DirectX 11 im Vergleich
Die Benchmarks der Closed Beta haben es schon vermuten lassen und in der finalen Version hat es sich bestätigt: Anno 1800 profitiert deutlich von DirectX 12. Es zeigt sich, dass im reinen GPU-Limit DirectX 11 etwas schneller arbeitet. In CPU-Szenarien ist DirectX 12 dagegen flotter und fühlt sich vor allem deutlich runder an. Und da Anno 1800 in einem fortgeschrittenen Spielverlauf immer mehr zu Lasten der CPU geht, ist DirectX 12 sowohl auf einer AMD- als auch auf einer Nvidia-Grafikkarte die API der Wahl. Aber auch viele Details belasten den Prozessor stark.
Das Ultrahoch-Preset ist sehr CPU-fordernd. Entsprechend zeigt die Testreihe in 1.920 × 1.080 in Verbindung mit „Ultrahoch“ die größten Vorteile von DirectX 12. So legt die GeForce GTX 1080 14 Prozent an FPS und 39 Prozent an Frametimes zu. Bei der GeForce RTX 2070 beträgt das Plus gar 27 und 65 Prozent. Das hat zur Folge, dass die GeForce RTX 2070 mit DirectX 11 langsamer als die GeForce GTX 1080 ist, mit DirectX 12 dagegen schneller.
AMD-Grafikkarten sind in Anno 1800 aktuell noch ein Sonderfall, denn normalerweise profitiert das Radeon-Lager deutlich mehr von DirectX 12 als die GeForce-Konkurrenten. In dem Aufbauspiel ist das derzeit nicht der Fall. Die Radeon RX Vega 64 verliert mit DirectX 12 2 Prozent an FPS und legt bei den Frametimes zwar um 45 Prozent zu, was aber immer noch weniger als bei der GeForce RTX 2070 ist.
Je niedriger die Grafikdetails, desto weniger Vorteile bringt DirectX 12
ComputerBase nutzt für 2.560 × 1.440 das Grafik-Preset „Sehr hoch“, das in Verbindung mit der höheren Auflösung die Last deutlich in Richtung Grafikkarte verschiebt. Diese profitiert dann immer noch von DirectX 12, aber die Vorteile werden geringer.
Das ändert sich in 3.840 × 2.160. Im absoluten GPU-Limit ist DirectX 12 etwas langsamer als DirectX 11 in Anno 1800. Die GeForce GTX 1080 verliert mit der Low-Level-API 6 Prozent an FPS, die Frametimes sind aber noch um 6 Prozent besser. Die GeForce RTX 2070 verliert 8 Prozent Bilder in der Sekunde, bei den Frametimes schneiden die zwei APIs auf dem Turing-Beschleuniger identisch ab. Die Radeon RX Vega 64 arbeitet mit DirectX 12 in Ultra HD 4 Prozent langsamer bei den FPS, die Frametimes sind aber noch um 5 Prozent besser.
Overlays können Probleme machen
Beim Testen gab es auf verschiedenen Rechnern unabhängig vom eingesetzten Prozessor und der Grafikkarte (GeForce 419.67 und Adrenalin 19.4.1) keinerlei Probleme mit DirectX 12 in Anno 1800. Der Rechner ist kein einziges Mal abgestürzt und das Spiel hat sich auch nicht plötzlich geschlossen. Einzig mit aktivierten Overlays wie zum Beispiel vom MSI Afterburner gibt es Probleme, wenn man den Fokus vom Spiel etwa durch Drücken von Alt + Tab ändert. Dann stürzt Anno 1800 in den meisten Fällen ab und man landet auf dem Windows-Desktop.
Nach dem Wechsel auf den GeForce 425.31 gab es dann allerdings einen Absturz beim Laden des Spiels, der laut Windows auf ein Problem mit DirectX zurückzuführen war.
Benchmarks von Full HD bis Ultra HD
Die Benchmarks in Anno 1800 zeigen einige interessante Eigenheiten. So ist das Spiel sehr CPU-fordernd und vor allem die schnellsten Grafikkarten sind erst in Ultra HD aus dem CPU-Limit zu kriegen – trotz DirectX 12. Und AMD-Grafikkarten haben durchweg einige Performance-Probleme. Im CPU-Limit sind sie am größten, aber auch im GPU-Limit liegen die Radeon-Produkte durchweg hinter den bekannten Konkurrenzmodellen zurück. Das genutzte WQHD mit dem Sehr-hoch-Preset scheint dabei der Sweetspot zu sein, in dem AMD-Grafikkarten noch am besten funktionieren.
Auflösung | Grafikdetails |
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1.920 × 1.080 | Ultrahoch-Preset, 4×MSAA, Wuselfaktor ultrahoch, DirectX 12 |
2.560 × 1.440 | Sehr-hoch-Preset, Wuselfaktor ultrahoch, DirectX 12 |
3.840 × 2.160 | Sehr-hoch-Preset, Wuselfaktor ultrahoch, DirectX 12 |
Die GeForce RTX 2080 Ti und die GeForce RTX 2080 sind klar die schnellsten Grafikkarten für Anno 1800. Erst in Ultra HD geraten diese ins GPU-Limit und die GeForce RTX 2080 Ti ist dann bis zu 25 Prozent schneller. Bis inklusive WQHD gibt es keinerlei Unterschiede. Die Pascal-Generation schneidet in dem Aufbauspiel sehr gut ab, Turing scheint keinerlei Vorteile gegenüber dem Vorgänger zu haben.
Die Radeon RX Vega 64, die normalerweise mit der GeForce GTX 1080 und der GeForce RTX 2070 konkurriert, ist in 1.920 × 1.080 hingegen gerade mal 20 Prozent schneller als eine GeForce GTX 1060 und liegt damit noch deutliche 14 Prozent hinter einer GeForce GTX 1070 zurück. Die eigentliche Konkurrenz in Form der GeForce GTX 1080 liefert 34 Prozent mehr Bilder in der Sekunde. Bei den Frametimes sieht es etwas besser aus, doch auch dort gibt es noch einen ordentlichen Rückstand. So erzielt die Radeon RX Vega 64 immer noch schlechtere Frametimes als die GeForce GTX 1070. Das Verhalten zieht sich durch die gesamte Produktpalette. Die Radeon VII liefert kaum mehr FPS als die GeForce GTX 1070 und die Radeon RX 580 ist langsamer als die alte GeForce GTX 970. Das Konkurrenzmodell GeForce GTX 1060 ist 24 Prozent schneller.
In höheren Auflösungen schneidet Radeon etwas besser ab
Full HD ist das Worst-Case-Szenario für AMD. Ab WQHD sieht es besser, aber noch nicht gut aus. Die Last verschiebt sich dann etwas von der CPU auf die GPU, wodurch die Framerate auch generell höher als in Full HD mit „Ultrahoch“ ausfällt. Dann ist die Radeon VII zumindest schneller als die GeForce GTX 1080, die Radeon RX Vega 64 überholt knapp die GeForce GTX 1070 und die Radeon RX 580 liegt nur noch leicht hinter der GeForce GTX 1060 zurück. Und bei den Frametimes kann sich die Radeon VII gar in Szene setzen und geht sogar knapp in Führung. Der Grund: In diesem Testszenario werden die Nvidia-Grafikkarten durchweg vom Prozessor ausgebremst, die GeForce RTX 2080 Ti hat quasi dieselben Frametimes wie die GeForce GTX 1080.
In 3.840 × 2.160 schneiden die AMD-Grafikkarten erneut minimal besser ab, wobei die Konkurrenzmodelle immer noch klar außer Reichweite bleiben. Außerdem laufen auch die schnellen Turing-Grafikkarten nicht mehr ins CPU-Limit. Die GeForce RTX 2080 Ti ist damit 25 Prozent schneller als die GeForce RTX 2080, die wiederum 33 Prozent vor der GeForce GTX 1080 und der GeForce RTX 2070 liegt.
Leistung mit iGPUs
Wer sich in Anno 1800 vergleichsweise hohe FPS von AMDs vergleichsweise schnellen APUs erhofft, wird enttäuscht, solange er bei den Presets etwas höher greift. Der AMD Ryzen 3 2200G (Test) mit integrierter Vega-8-Grafik schafft allerdings nur im Preset Niedrig mehr als 30 FPS – dann mit 45 FPS allerdings immerhin noch deutlich. Schon das Preset Mittel senkt die FPS im Benchmark hingegen auf 22 Bilder pro Sekunde und das Bild ruckelt auch in der starren Draufsicht deutlich.
Der iGPU im Core i9-9900K sind hingegen in keinem Preset 30 FPS gegönnt. Selbst bei Niedrig fallen die FPS auf 24 Bilder pro Sekunde, die Frametimes liegen nur halb so hoch. In Full HD sind Desktop-iGPUs von Intel damit in jedem Fall raus.
Leistung mit Gaming-Notebooks
Gaming-Notebooks mit 45-Watt-CPUs, die ihren Takt bei hoher Auslastung gegenüber den Desktop-Pendants deutlich senken müssen, haben es in Anno 1800 nicht leicht. Die zwei exemplarisch herangezogenen Razer Blade mit gleicher CPU (Core i7-8750H) aber unterschiedlicher GPU (GeForce GTX 1070 Max-Q vs. GeForce RTX 2080 Max-Q) liegen sowohl in Full HD als auch in Ultra HD nur unwesentlich auseinander, während die neue mobile Turing-GPU im GPU-Limit um bis zu 40 Prozent schneller rendern kann.
Das absolute Niveau liegt in beiden Auflösungen damit auf dem Niveau, dass ein Core i9-9900K zusammen mit einer GeForce RTX 2060 erreicht.
Auch 30 FPS sind genug für Anno
AMD hat sich mit Anno 1800 immerhin das richtige Spiel für die Leistungsprobleme ausgesucht, denn eine hohe Framerate wird beim Aufbauspiel schlicht nicht benötigt. Ja, 60 FPS und mehr fühlen sich besser an als 40 FPS, ändern an der Spielbarkeit aber nichts. Selbst mit rund 30 FPS ist Anno 1800 immer noch spielbar. Beim Scrollen ruckelt das Bild dann zwar deutlich, doch wenn die Kamera nicht bewegt wird, was beim Bauen der Fall ist, gibt es spielerisch keine Nachteile.
Und auch wenn eine Radeon RX 580 in Anno 1800 deutlich langsamer als eine GeForce GTX 1060 ist, liefern beide in 1.920 × 1.080 bei maximalen Grafikdetails und vierfachem MSAA die gleiche Spielbarkeit. Mit der GeForce GTX 1060 fühlt sich zwar alles etwas runder und zügiger an, besser spielbar ist Anno 1800 mit der GeForce-Grafikkarte aber nicht.
Die Auswirkungen des Lategames sind noch unklar
Einzig etwas unklar bleibt die Situation im Lategame. Die Redaktion konnte Anno 1800 nach dem Erstellen der Testsequenz nicht weiterspielen (Kopierschutz), sodass es sich zeigen muss, ob eine noch größere Bewohneranzahl die Framerate weiter reduziert. Ist das der Fall, würde zum Beispiel die Radeon RX 580 Probleme bekommen und es müssten die Grafikdetails reduziert werden. Nutzer, die bis zum Osterfest deutlich weiter im Spiel vorankommen, können sich im Forum gerne bei der Redaktion melden – für einen Community-Test wäre ein Spielstand mit noch deutlich mehr Einwohnern hilfreich.
Nvidia ist seit der Beta offenbar schneller geworden
Interessant ist der Leistungsvergleich mit der geschlossenen Beta zu Anno 1800. Die Testszenen sind natürlich nicht direkt miteinander vergleichbar, bezüglich Bewohneranzahl und Testszene aber dennoch ziemlich ähnlich. Und dort zeigten sich die AMD-Grafikkarten noch in völlig normaler Verfassung. So war die Radeon RX Vega 64 ähnlich schnell wie die GeForce GTX 1080, was absolut im Bereich des Normalen liegt.
Im direkten Vergleich der WQHD- und UHD-Benchmarks, die dieselben Grafikdetails wie die neuen Benchmarks genutzt haben, zeigt sich, dass die Radeon-Grafikkarten anscheinend gleich schnell geblieben sind, die Nvidia-Beschleuniger dagegen an Geschwindigkeit zugelegt haben. Ob dies durch Änderungen am Code des Spiels oder am Treiber geschehen ist, bleibt unklar.