Oculus Quest im Test: Einrichtung und Softwareangebot
2/3Lieferumfang und Einrichtung
Die Oculus Quest kommt neben dem Headset und den Controllern mit zwei Batterien für diese, einem USB-Typ-C-auf-USB-Typ-C-Kabel samt passendem Netzteil zum Laden des Headsets und dem Abstandshalter zur Nutzung mit Brillen daher. Beim Auspacken weißt eine Abdeckung vor den Linsen darauf hin, dass zur Nutzung und Installation ein Android- oder iOS-Smartphone mit der Oculus App notwendig ist. Vollständig ohne externes Helferlein funktioniert Oculus Quest also nicht.
Im Test funktionierte die Kopplung mit den Apps problemlos. Nachdem ein Softwareupdate auf dem Headset ausgeführt wurde, musste sich ein kurzes Video zu Gesundheits- und Sicherheitshinweisen auf dem Smartphone angesehen und anschließend ein kurzes Tutorial zur Steuerung im Headset abgearbeitet werden, wobei man das erste Mal mit dem neuen Guardiansystem und der Passthrough-Funktion in Berührung kam.
Passthrough: Das Headset wird durchsichtig
Dank der auch zum Tracking verwendeten Kameras und einem neuen Algorithmus findet die Einrichtung des Guardiansystems im Headset selbst mit Hilfe des sogenannten „Passthrough“ statt. In diesem Modus wird das Headset sozusagen durchsichtig und somit die Umgebung in korrektem 3D mit Tiefenwahrnehmung sichtbar. Dies funktionierte im Test gut und ermöglichte eine sehr schnelle Anpassung an neue oder veränderte Spielbereiche. Es musste sich nur in den Raum gestellt, das Headset aufgesetzt und mit einem der Controller die Außengrenze der Spielfläche gezeigt werden. Den Vorgang zeigt Oculus in einem kurzen Video.
Ein lästiges Positionieren von externen Sensoren oder das Auf- und Absetzen des Headsets entfällt. Selbst in einer neuen Umgebung ist alles innerhalb weniger Sekunden einsatzbereit. Ist die Umgebung bereits bekannt und hat sich die Spielfläche nicht verändert, erkennt das Headset auch dies meist und eine Neueinrichtung ist nicht notwendig. Es ist mit diesem System auch problemlos möglich eine Spielfläche zu markieren, die sich bei offenen Türen über mehrere Räume erstreckt.
Passthrough nicht immer verfügbar
Die für die Einrichtung des Guardiansystems so nützliche Funktion aktiviert sich immer auch dann automatisch, wenn das Headset aus der zuvor festgelegten Spielfläche hinauskommt. Dies hilft dabei, Kollisionen mit der Umwelt zu vermeiden. Warum es bis jetzt nicht möglich ist, die Funktion auch manuell zu aktivieren um mit der Umgebung zu interagieren, ist hingegen unklar. Auf eine entsprechende Nachfrage hat Oculus bis zur Veröffentlichung des Tests nicht reagiert. Sollte diese Funktion auch beim Release noch fehlen, verschenkt Oculus hier deutliches Potential, um die Nutzung eines VR-Headsets noch komfortabler zu gestalten.
Guardiansystem ohne Einstellungsmöglichkeiten
Eine weitere störende Kleinigkeit im Zusammenhang mit dem Guardiansystem ist, dass es keine Einstellungsmöglichkeiten gibt. Während man auf dem PC einstellen kann, ab wann das begrenzende Gitter angezeigt wird, fehlt diese Möglichkeit auf der Oculus Quest (noch). Dies führt dazu, dass bei kleinen Spielflächen praktisch permanent ein störendes, rotleuchtendes Gitter im Sichtfeld auftaucht. Natürlich gilt es lieber zu früh als zu spät zu warnen. Wer seine Spielfläche aber gut kennt, der sollte das System aber auch dämpfen können.
Eingeschränktes Software-Angebot
Schon im Vorfeld der Veröffentlichung der Oculus Quest konnte ComputerBase mit Jason Rubin, verantwortlich für AR und VR bei Facebook, über die Inhalte für Oculus Quest sprechen und einige davon auch ausgiebig testen.
Rubin erklärte dabei, welche Einflüsse die Orientierung an Konsolen auf die Inhalte für Oculus Quest hat. Im Gegensatz zum Oculus Store für Oculus Rift (S) werde streng kuratiert, welche Software für Oculus Quest im Store angeboten werden könne. Bei Oculus Rift (S) sei diese Hürde praktisch schon erfüllt, wenn eine App starte und keine problematischen Inhalte wie zum Beispiel Pornografie enthalte. Soll eine App jedoch auch für Oculus Quest angeboten werden, müsse sie fertig sein und gewisse Qualitätsstandards erfüllen; Early-Access-Titel werde es für das Headset nicht geben.
Eine Unterstützung von Community-Mods wird jedoch bejaht, wenn auch die Umsetzung von den einzelnen Entwicklern gehandhabt werden muss. Damit dürfte zwar die durchschnittliche Spielequalität für Oculus Quest höher sein, die Auswahl aber eingeschränkter. Das gilt auch deshalb, weil es mit Oculus Quest keine Möglichkeit gibt, auf Software aus dem Steam-Store zuzugreifen, wie es bei Oculus Rift (S) möglich ist. Dafür ist es laut Oculus, ähnlich wie bei der Oculus Go, möglich zusätzliche Software am Oculus Store vorbei via Sideloading auf der Oculus Quest zu installieren.
Rund 50 Titel zum Start
Zum Start der Oculus Quest werden laut Oculus 53 Titel verfügbar sein, bei denen es sich jedoch teilweise nur um einfache Dienstprogramme, zum Beispiel zum Abspielen von Videos, handelt. Die gesamte Liste ist in den Screenshots unten abgebildet. Eine Liste auf Oculus.com gibt es noch nicht.
Von den hier genannten Titeln konnte ComputerBase unter anderem Beat Saber, Space Pirate Trainer, Journey of the Gods, Superhot und Dead and Burried 2 testen. Nicht verfügbar war unter anderem das neue Spiel im Star Wars Universum, Star Wars: Vader Immortal, und der Oculus-Quest-Port von Robo Recall. Hier kann nur spekuliert werden, ob diese zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fertig sind, oder ob Oculus hier eine positive/negative Überraschung in petto hat.
Für den Anfang gut genug
Im Vergleich zu klassischen Konsolenstarts sieht das Line-Up der Oculus Quest gut genug aus und die getesteten Titel laufen alle ohne große Probleme. Nur bei Beat Saber gibt es einen Audiofehler, der allerdings der im Test verwendeten, noch nicht finalen Version geschuldet sein dürfte. Nichtsdestoweniger muss jedem an VR Interessierten derzeit klar sein, dass es die große Mehrzahl der Titel so auch schon für den PC gibt – und das teilweise seit Jahren. Wer mit der Oculus Quest neu in dieses Gebiet einsteigt, hat eine Menge zu entdecken. Wer vom PC kommt, erhält in erster Linie die Möglichkeit schon bekannte Spiele ohne PC/Kabel oder im Allgemeinen abseits des heimischen PCs zu nutzen.
Viel spannender ist damit die Frage, was die Zukunft an Spielen bereithält. Sollte es Oculus tatsächlich schaffen, ähnlich wie bei einer Konsole über einen Zeitraum von mehreren Jahren regelmäßig qualitativ hochwertige Titel zu veröffentlichen und dazu genug Entwickler mit ins Boot holen, weil die sich über die immer gleiche Basis bewusst sind, könnte Oculus Quest massiv dazu beitragen, VR massentauglich zu machen.
Crossplay und Crossbuy
Wie zum Teil auch schon von Microsoft für Xbox One und Windows 10 umgesetzt, sollen die meisten Spiele in jedem Fall nur einmal gekauft werden müssen, wenn sie auf Oculus Quest und Oculus Rift (S) genutzt werden sollen. Dies gilt insbesondere für nahezu alle Spiele, die zum Start der Oculus Quest verfügbar sein werden. Eine wichtige Ausnahme stellt jedoch potentiell das vielleicht erfolgreichste VR-Spiel Beat Saber dar. Hier planen die Entwickler unter Umständen nur, die gekauften DLCs zwischen den beiden Versionen abzugleichen. Das Grundspiel müsste für beide Plattformen einzeln gekauft werden.
Zu den wichtigsten Punkten neben Crossbuy gehört für Rubin die Crossplay-Möglichkeit von Oculus Rift (S) und Oculus Quest. Diese soll in nahezu allen Titeln gegeben sein. Ziel dabei sei es, keine erkennbaren Unterschiede zwischen den verschiedenen Headsets zuzulassen. Auch in Multiplayer-Spielen soll sich so nicht feststellen lassen, ob Gegner oder Mitstreiter auf einer Oculus Quest oder am PC mit der Oculus Rift (S) spielen. Inwieweit dies tatsächlich gelingt, muss sich allerdings noch zeigen, denn zum Testzeitpunkt gab es noch keine Möglichkeit, das Crossplay zu testen.
Damit Crossbuy und Crossplay Sinn ergeben, versucht Oculus möglichst viele Entwickler von Software für Oculus Rift (S) dazu zu bewegen, ihre Software für Oculus Quest zu portieren, und verspricht, dass nahezu alle Spiele, die für Oculus Quest erscheinen, auch für Oculus Rift (S) veröffentlicht werden. Die Einschränkung beziehe sich laut Rubin in erster Linie auf Titel, die prinzipbedingt nur mit einem Standalone-Headset funktionieren.
Details trüben das Bild
Neben den fehlenden Einstellungsmöglichkeiten für das Guardiansystem oder die manuelle Aktivierbarkeit des Passthrough-Modus gibt es noch eine Liste an Details, die zum Teil deutlichen Einfluss auf die Bewertung haben.
Fehlende Medienapps
Die Mischung aus Portabilität und guter Bildqualität würde die Oculus Quest eigentlich zum perfekten privaten Kino machen, wenn es denn eine gute Möglichkeit gäbe, auf die üblichen Mediatheken zuzugreifen. Da es aber weder eine Netflix- noch eine Amazon-Prime-Video-App gibt und der interne Browser kein HTML 5 oder Silverlight unterstützt, fällt diese Funktion derzeit noch komplett weg. Das wäre kein Problem, wenn einfach Add-Ons installiert oder ein anderer Browser genutzt werden könnte, aber auch das geht nicht.
Sicherheitsstandard unbekannt
Nicht nur ärgerlich sondern potentiell ein echtes Sicherheitsriskio ist, dass es keinen einfachen Zugriff auf Informationen über die im Hintergrund verwendete Android-Version gibt. Welches Sicherheitspatch-Level installiert ist, ist derzeit nicht abrufbar.