Ehemaliger Valve-Entwickler: Steams „30-Prozent-Steuer“ ist eine „Gelddruckmaschine“
Epics umstrittener Game Store lockt Entwickler von Tag Eins an mit einer Verkaufsgebühr in Höhe von 12 Prozent, die, wie das Unternehmen immer wieder betont, absolut nachhaltig kalkuliert sein soll. In der Auseinandersetzung mit Epic hat Valve die Kostendiskussion bislang jedoch und offenbar nicht ohne Grund sorgsam vermieden.
Dies legen Äußerungen von Richard Geldreich auf Twitter nahe, der eine Zeit lang für Valve gearbeitet hat und damit sowohl Branche als auch Unternehmen kennt. Geldreich nannte die 30-Prozent-Gebühr auf Steam eine „Steuer auf eine gesamte Branche“, die Valve deshalb erheben könne, weil die Plattform fast alle Spieler eingesammelt habe und deshalb „alle Trumpfkarten“ gegenüber Entwicklern und Publishern halte – es hätte abseits eigener Shops an echten Alternativen gefehlt. Dieses Monopol habe Valve aber „unheimlich gierig“ und „faul“ werden lassen.
Valve nimmt zu viel Geld
Das Argument Geldreichs: Gegenüber den 50 Prozent Anteil, der im Retail-Markt bezahlt werden muss, sei Steam zwar günstig gewesen, habe sich seit dem aber nicht mehr bewegt und sich in dem Monopol eingerichtet. Der Status Quo ist laut Geldreich deshalb ein Unternehmen, das „Entwickler mit einem untragbaren 30-Prozent-Anteil niederdrückt“, was zumindest für Indie-Studios gilt. Die Bewegung im Markt begrüßt er deshalb, denn sie komme den Arbeitern des Industriezweiges, den Entwicklern selbst, zu Gute.
„Ihr habt keine Idee, wie profitabel Steam für Valve war“, führt der Entwickler aus, die Plattform sei „praktisch eine Gelddruckmaschine“ gewesen, von der aber nur einige wenige profitiert hätten. Um den mit Exklusivspielen geführten „Shop-Krieg“ zu beenden, gibt es für ihn nur einen Weg: Steam muss die Preise für Entwickler drastisch senken und ebenfalls nur 12 Prozent nehmen. Dies hält der Entwickler immer noch für nachhaltig und profitabel.
Ohne Bewegung bei Valve bleiben Exklusivspiele
Selbst ein Anteil von unter 10 Prozent sei noch möglich, da Valve nebenher noch immer viel Geld mit eigenen Spielen, darunter Dota 2, verdiene. Ein Preiskampf werde Epics Kriegskasse, mit der Entwickler derzeit für Exklusivität bezahlt werden, schnell leeren, schreibt Geldreich. Warum ist offenkundig: Epic müsste für jedes Spiel mangels anderer Argumente weitaus tiefer in die Tasche greifen.
Entscheidend hält Geldreich dabei nicht die Empörung der Spieler über Exklusivspiele, die bei Apple, Origin und Co einfach akzeptiert würden, und die Fragmentierung des Marktes, sondern nur die Wettbewerbsfähigkeit am Markt. Ansonsten werde Steam gemessen an der gegenwärtigen Marktverschiebung zu einer Plattform für Indies, zweitklassige Spiele, Shovelware und Porno-Titel degradiert.
Vier Tricks gegen das Monopol
Interessant sind zudem Geldreichs Beobachtungen zum Aufbrechen von Monopolen. Dazu sieht er vier Wege: Ein Spiel auf der größten Plattform veröffentlichen, und mit einem auf einer Alternative publizierten Nachfolger Fans mitziehen, einen Preiskampf sowie exklusive Spiele und den Versuch, Top-Seller, also große Publisher als Kunden gewinnen. Der Monopolinhaber wird dadurch ausgeblutet und irgendwann zur Ramschbude oder einem Ort zur reinen Kundenaquise.
Als letzten Weg beschreibt Geldreich das Sammeln von Daten über den Platzhirsch, um mit Hilfe von Stochastiksimulationen die beste Strategie zur Etablierung von Konkurrenz zu ermitteln. Alle vier Wege ist Epic gegangen: Es gibt Exklusivdeals mit Entwicklern und Publishern, derzeit vor allem Ubisoft, die Plattform ist günstiger als die Konkurrenz, hat Nachfolger etablierter Spiele gewonnen – etwa The Division 2 und Metro: Exodus – sowie Sergey Galyonkin angeheuert. Der Gründer der Statistik-Seite SteamSpy lässt seine Expertise mittlerweile bei Epic einfließen.