Corsair HS35 Stereo im Test: Gaming-Headset vom Korsaren zum „Kampfpreis“
tl;dr: Mit dem HS35 will Corsair den Headset-Einsteigerbereich „zum Kampfpreis“ neu definieren und ein günstiges, hochwertig verarbeitetes und klanglich überzeugendes Stereo-Gaming-Headset anbieten. Im Test zeigt sich eine gute Verarbeitung, aber sowohl Klang als auch Mikrofon überzeugen nicht.
Corsair, die Marke mit dem Dreimaster als Logo, setzt beim HS35 auf ein schlichtes und einfaches, aber dennoch nicht unbedingt langweiliges Design. Vier Farbvarianten stehen zur Verfügung: Schwarz, Grün, Rot und Blau. Der schwarzen Variante („Carbon“) liegt als einziger ein 3,5-mm-Splitterkabel bei, Rot, Blau und Grün verzichten darauf. Der Preis beträgt dennoch immer 44,99 Euro, Corsair nennt das einen „Kampfpreis“.
Materialwahl und Verarbeitung
Bis auf den mit Metall verstärkten Kopfbügel überwiegt beim Neuling Kunststoff als verwendetes Material. Die Verarbeitung ist generell gut, auch wenn das Headset nur wenig Verwindungssteifheit besitzt. Aufgrund der Materialwahl ist das HS35 mit 250 Gramm zwar sehr leicht, aber auch weniger stabil. So dürften besonders die Halterungen der Ohrmuscheln für eine gelegentliche Nutzung sicherlich ausreichend sein. Für den dauerhaften Gebrauch oder einen häufigen Transport kommt dagegen nur wenig Vertrauen auf.
Beim Tragekomfort kann das HS35 dagegen überzeugen. Der Anpressdruck ist gut dosiert, so dass das Headset auch bei schnellen Kopfbewegungen einen sicheren Sitz behält. Der Schaumstoff unter dem Kopfbügel ist mit rund 1,5 cm recht dick und trägt ebenfalls zu einem angenehmen Sitz bei. Die mit „Memory Foam“ gefüllten austauschbaren Polster sind im Gegensatz zu vielen Exemplaren der Konkurrenz in dieser Preisklasse nicht mit Kunstleder, sondern mit Stoff überzogen, was verschwitzten Ohren vorbeugt und gerade bei den aktuell hohen Temperaturen ein deutliches Plus darstellt. Die Ohrmuscheln könnten einen Tick größer sein, gehen aber noch in Ordnung. Eine RGB-Beleuchtung bietet das HS35 nicht.
Stabiles, aber fest verbundenes Kabel
Das in Gummi gehüllte Kabel ist ausreichend dick, um auch mal das Überrollen mit dem Schreibtischstuhl auszuhalten, und fällt mit 1,8 Metern ausreichend lang aus. Der Umstand, dass es mit dem Headset fest verbunden ist und deswegen bei einem Kabelbruch nicht gewechselt werden kann, dürfte das HS35 jedoch in den meisten Fällen zu einem Wegwerfartikel machen. Hier wurde definitiv an der falschen Stelle gespart. Am anderen Ende des Kabels findet sich der vierpolige, 3,5 mm große Klinkenstecker. Für Soundkarten mit getrennten Kopfhörer- und Mikrofonanschlüssen legt der Hersteller zumindest der Carbon-Farbvariante einen Adapter auf zwei Dreipolstecker bei.
Abnehmbares Mikrofon
Wie bei rein analogen Headsets üblich, weist auch das HS35 nur wenige Bedienelemente am Headset selbst auf. So lässt sich an der linken Ohrmuschel lediglich die Lautstärke regeln sowie das Mikrofon stummschalten. Dieses ist darüber hinaus abnehmbar, der dabei offen liegende Anschluss kann mittels eines Gummistopfens verschlossen werden. Dadurch lässt sich das Headset auch als reiner Kopfhörer verwenden.
Modell: | Corsair HS35 Stereo | Lioncast LX 55 | Lioncast LX 30 | Logitech G332 |
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Typ: | Over-Ear, geschlossen | |||
Treiber: | 50 mm Neodymium | 53 mm High-Performance-Neodym | 40 mm Neodymium | 50 mm Neodymium |
Frequenzbereich: | 20–20.000 Hz | |||
Anschluss: | Klinke | USB, Klinke | Klinke | |
Kabel abnehmbar: | Nein | Ja (an Kabelfernbedienung) |
Nein | |
Kabelfernbedienung: | Nein | Ja | Nein | |
Bedienelemente am Headset: | Ja | Nein | Ja | |
Integrierte Soundkarte: | Nein | Ja | Nein | |
Raumklang: | Nein | Ja | Nein | |
Frequenzbereich Mikrofon: |
100–10.000 Hz | 100–20.000 Hz | ||
Mikrofon abnehmbar: | Ja | Nein | ||
Gewicht (ohne Kabel): | 250 g | 305 g | 262 g | 259 g |
RGB-Beleuchtung: | Nein | Ja | Nein | |
UVP: | 44,99 Euro | 59,95 Euro | 49,95 Euro | 59,99 Euro |
Klang
Laut Corsair bietet das HS35 bei einem handelsüblichen Frequenzgang von 20 bis 20.000 Hz einen Klang „ohne Kompromisse“, für den die 50 mm großen Neodym-Treiber sorgen sollen.
Spätestens hier sieht sich der Käufer trotz aller Werbeversprechen in der Realität angekommen – wenn auch etwas anders als gewohnt. Üblicherweise dominiert bei den günstigeren Headsets der Hochtonbereich und die tieferen Töne fallen gering aus. Beim HS35 verhält es sich fast genau andersherum: So ist der Bassbereich schon zu erkennen, jedoch fehlt ein guter Teil der hohen Frequenzen, womit sich die klanglichen Elemente hauptsächlich im Mittenbereich abspielen – was das Headset blechern klingen lässt.
Dieser Umstand wirkt sich vor allem bei der Verwendung des HS35 als Gaming-Headset aus: Durch den fehlenden Hochtonbereich leidet das Stereo-Spektrum und damit die Räumlichkeit, was bei Spielen eine Ortung des Geschehens schwierig werden lässt – vor allem für Shooter ein absolutes No-Go. Da die klangliche Komponente bei Spielen enorm wichtig ist, um ins Geschehen gesogen zu werden, macht sich mit dem HS35, um einen bekannten Werbespruch einmal abzuwandeln, eher ein Nur-nebenbei-statt-mittendrin-Gefühl breit. Von einer „großen Breite“ ist das System somit weit entfernt.
Doch auch Filme machen mit dem Headset nur wenig Spaß, an Musik sollte am besten erst gar nicht gedacht werden. Zwar kann wie gewohnt per Equalizer ein wenig nachgeholfen werden, dennoch sollte ein Headset selbst in diesem Preissegment einen von sich selbst ausgehenden ausgewogenen Klang besitzen.