Jon Peddie: AMD durch APUs zweitstärkster GPU-Hersteller
Neue Analysen zeigen AMD an zweiter Position im GPU-Markt hinter Intel. Vielerorts wird das als großer Sieg über Nvidia gefeiert, doch erst im Kleingedruckten wird klar, dass dies zum überwiegenden Teil den APUs, also Prozessoren mit integrierter Grafik wie bei Intel an Position eins, zu verdanken ist.
Von 100 ausgelieferten PCs setzen laut Jon Peddie Research 73 nur auf eine integrierte Grafikeinheit, lediglich 27 sind mit einer zusätzlichen, diskreten Grafikkarte ausgerüstet – ein Quartal zuvor waren es noch zwei mehr. Die Rate der PCs, die beides in einem Rechner vereinen, liegt bei 120 Prozent und damit über zehn Prozent geringer als im Quartal zuvor. Hier gibt es zwei Erklärungen: Viele neue Intel-CPUs, die F-Serie, als auch fast alle AMD Ryzen, haben keine integrierte Grafik und brauchen so zwingend eine diskrete Lösung – sie fallen so in die 27 Prozent des Gesamtmarktes. Der größere Teil kauft jedoch gezielt so ein, dass die integrierte Grafik für den Einsatzzweck schlichtweg ausreicht – hier zählen alle weiteren Intel-CPUs sowie alle neuen AMD-APUs mit hinein.
Mit diesen Kenntnissen als Grundlage verwundern die GPU-Marktanteile und deren Entwicklung in den letzten Monaten kaum. Knapp 67 Prozent des GPU-Marktes entfallen auf Intel, 17 Prozent holt AMD, 16 Prozent Nvidia. AMD konnte dabei gegenüber dem Vorjahr jeweils ein Prozent von Nvidia und Intel abknabbern. Bei AMD liegt dies in erster Linie am Erfolg der APUs, denn Raven Ridge und der Nachfolger Picasso suchen beispielsweise im kompletten Einsteigerbereich der Desktop-Lösungen bis 100 Euro ihresgleichen, die Athlon laufen komplett ohne Konkurrenz und werden nicht nur von ComputerBase seit dem ersten Tag als Empfehlung ausgerufen. Der Rückgang um zehn Prozent bei der sogenannten attach rate, die diskrete und integrierte GPU in einem PC-System ermittelt, sowie von 16,6 Prozent bei dem Anteil von diskreten Grafikkarten, obwohl AMD insgesamt fast zehn Prozent bei den Verkäufen zulegen konnte, zeigt diesen APU-Erfolg klar an.
Bei diskreten Grafikkarten ein ganz anderes Bild
Der Blick in die weiteren Details zeigt zudem, wie es dem diskreten Markt geht – dort sieht das am Ende anders aus. Laut Jon Peddie haben sich die Auslieferungen von Grafikchips bei Nvidia im zweiten Quartal gegenüber dem ersten nur um 0,04 Prozent verändert, bekanntlich ist dort aber fast jeder Chip quasi eine diskrete Lösung. Im ersten Quartal bedeutete dies eine Verteilung von 77 Prozent für Nvidia zu 23 Prozent für AMD. Da der Markt nun jedoch für diskrete GPUs um 16,6 Prozent gefallen sei, müsste dies zulasten von AMD geschehen sein. Die offiziellen Analysen dafür hat Jon Peddie noch nicht freigegeben, da Navi und alle Neuvorstellungen von AMD erst ab dem dritten Quartal zählen, könnte dies durchaus zutreffen.
Jon Peddie hat den AIB-Report nachgelegt. Dieser sieht für AMD gegenüber dem ersten Quartal ein Wachstum von 23 auf 32 Prozent des Marktes, gegenüber dem Vorjahr jedoch einen leichten Rückgang beim Marktanteil (ehemals 36 Prozent). Nvidia steht bei 68 Prozent, im Vorjahr waren es 64 Prozent, im ersten Quartal 2019 noch 77 Prozent.
Hierbei geht es nun exklusiv um PCIe-Express-Zusatzkarten, sowohl aus dem Gaming- sowie auch Workstation- und Datacenter-Bereich, verlötete Notebookchips hingegen entsprechen dem nicht. Dies ist unter anderem eine Erklärung, warum Nvidia bei eigentlich gleichem Umsatz (laut JPR) Marktanteile im schrumpfenden AIB-Markt verliert – denn bei Datacenter-GPU-Lösungen legte AMD nach eigenen Angaben (PDF) zu, Nvidia hingegen im vergangenen Quartal primär über Notebook-Chips (PDF).