Adrenalin 2020 Edition: AMDs großes Treiber-Update in 5. Generation

Update 3 Michael Günsch
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Adrenalin 2020 Edition: AMDs großes Treiber-Update in 5. Generation
Bild: AMD

tl;dr: Wie erwartet aktualisiert AMD auch in diesem Dezember die Treibersoftware für Radeon-Grafikkarten im großen Stil. Die neue Adrenalin 2020 Edition hat es in sich und präsentiert sich mit völlig neuer Oberfläche und vielen neuen Funktionen. Dazu zählen Radeon Boost, Integer Scaling und ein verbessertes Image Sharpening.

Update

Aus Zeitgründen schuldig bleiben musste die Redaktion bisher einen Leistungsvergleich zwischen neuem und altem Treiber. Jetzt wurden die entsprechenden Benchmarks nachgeholt.

Auf dem bekannten Testsystem zeigt eine Radeon RX 5700 XT im Referenzdesign im Durchschnitt über den gewählten Parcours in WQHD sowohl bei den FPS als auch bei den Frametimes dabei keine nennenswerten Veränderungen.

Bei den FPS liegen die Vor- und Nachteile aus dem Wechsel von 19.11.3 auf 19.12.2 auch bei den einzelnen Spielen bei maximal zwei Prozent. Bei den Frametimes zeigen einige Titel durchaus größere Abweichungen: Borderlands 3 legt mit der 2020er Edition um ganze acht Prozent zu, Battlefield V zeigt hingegen vier Prozent Rückgang. Im Durchschnitt bleibt es beim hauchdünnen Vorteil von einem Prozent für den neuen Treiber.

2.560 × 1.440
Performancerating – 2.560 × 1.440
    • RX 5700 XT @ Adrenalin 19.12.2
      61,7
    • RX 5700 XT @ Adrenalin 19.11.3
      61,6
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS), Geometrisches Mittel
Update

Am späten Abend hiesiger Zeit hat AMD den Treiber Adrenalin 2020 Edition mit der Versionsnummer 19.12.2 als Download samt WHQL-Zertifizierung freigegeben. Der Treiber bringt außerdem Optimierungen für die am 12. Dezember erscheinende PC-Version des Action-Adventures Detroit: Become Human mit. Zusätzliche Informationen liefern die offiziellen Release Notes.

Update

Der Treiber ist noch immer nicht verfügbar. Laut AMD soll dies aber noch im Laufe des Tages geschehen, sobald die WHQL-Zertifizierung für das Treiberpaket vorliegt.

Nach zwei Generationen Crimson und zwei Generationen Adrenalin geht die aktuelle Bezeichnung erstmals in die dritte Runde.

Installation und Oberfläche

Alles beginnt mit der Installation des Treibers, die AMD nun vereinfacht und beschleunigt haben will. Ab der Adrenalin 2020 Edition wird ein neuer Installer verwendet, der ein „One-Click“-Setup mit optimierten Werkseinstellungen ermöglichen soll. Dabei bestehe dennoch die Möglichkeit, vorherige Nutzereinstellungen beizubehalten oder aber eine individuell konfigurierte Installation vorzunehmen. Laut internen Tests von AMD soll sich die Dauer für die Installation um rund ein Drittel reduzieren.

Nach der Installation wird der Anwender bei erstmaliger Ausführung der neuen Radeon-Software mit einem Fenster zur Auswahl eines von drei Profilen begrüßt. Generell empfiehlt AMD das Profil Standard. Bei den Profilen Gaming und eSports sind wiederum einige Funktionen, die das Spielerlebnis verbessern sollen, bereits im Treiber aktiviert, können sich aber je nachdem sowohl positiv als auch negativ auf die Leistung oder die Bildqualität auswirken. Die Profile werden von AMD wie folgt beschrieben:

Standard Gaming eSports
FreeSync
Enhanced Sync
Radeon Image Sharpening
Radeon Anti-Lag
Virtual Super Resolution
8x Tesselation

Der Aufruf der Radeon Software ist wie gewohnt über Desktop oder die Taskleiste sowie das Tastenkürzel „Alt + R“ möglich. Über den Shortcut-Weg gelangt man auch während eines Spiels ohne Umweg über den Desktop direkt zu Funktionen wie Streaming oder Tuning der Treibersoftware. Der ebenfalls neu gestaltete Home Screen im Zentrum passt seinen Inhalt jetzt entsprechend an und zeigt während eines Spiels etwa aktuelle Leistungsparameter, während er im Desktop-Modus Informationen zu den installierten Spielen darstellt. Über diese Ansicht lassen sich die Spiele auch direkt starten, individuelle Einstellungen für jeden Titel vornehmen oder aufgezeichnete Statistiken zur Leistung im jeweiligen Spiel abrufen.

Am linken Bildrand finden sich stets Informationen zum zuletzt gespielten Spiel sowie ein Schnellstartmenü für Screenshots und Videoaufnahmen. Am rechten Bildrand werden Informationen zum Systemstatus wie etwa die Treiberversion und deren Aktualität oder eine etwaige Verbindung zur Smartphone-App AMD Link dargestellt. Kaufmännisch wird dort außerdem darauf hingewiesen, sollten CPU oder GPU die jeweiligen Anforderungen der Spieleentwickler unterschreiten, womit ein Upgrade der Hardware (von AMD) nahegelegt wird. Nachtrag: Ein Leser hat darauf hingewiesen, dass für diese Funktion augenscheinlich Daten zum eigenen System an den Drittanbieter System Requirements Lab übermittelt werden.

Radeon Boost

Zu einer wesentlichen Neuerung von Adrenalin 2020 sind schon vor ein paar Tagen Hinweise durchgesickert: Radeon Boost. Diese Funktion soll für mehr Leistung in unterstützen Spielen sorgen, indem bei bewegten Szenen die Render-Auflösung reduziert wird, was wiederum für mehr Bilder pro Sekunde (FPS) sorgt. Endet die Bewegung, wird wieder die zuvor eingestellte Auflösung für volle Details verwendet. Aufgrund der Limitierungen der menschlichen Wahrnehmung wie auch der Display-Techniken sei es durchaus möglich, dass die temporäre Verringerung der Details bei Kamerabewegung im Spiel gar nicht wahrgenommen wird, so AMD.

Radeon Boost is designed to provide a faster, more fluid, and more responsive gaming experience in select supported games. Radeon Boost works by watching for specific sorts of user inputs – when a gamer moves a mouse or presses a control stick – that trigger on-screen camera rotation. When such movement happens, Radeon Boost responds by instantly and dynamically scaling back the rendering resolution in order to improve frame rate. As soon as the motion ends, Boost scales the resolution back up. Due to limits in both display technology and human perception, you may not notice the reduction in detail at all – but you're likely to appreciate the improved feel and responsiveness of gameplay with Boost enabled.

AMD

Radeon Boost lässt sich über die globalen Grafikeinstellungen im Treibermenü aktivieren. Dort lässt sich auch mit einem Schieberegler die minimale Auflösung für die Funktion einstellen, doch empfiehlt AMD die Standardeinstellung von 50 Prozent für die ersten Versuche. Per Hotkey (Alt+K) lässt sich Boost auch unmittelbar im Spiel umschalten. Da der Boost nur über vom Spieler initiierte Kamerabewegungen, also Eingaben im Spiel, ausgelöst wird, lässt sich die Funktion nicht mit integrierten Benchmarks testen.

Allerdings funktioniert Radeon Boost nicht mit jedem Spiel, derzeit sei die Unterstützung auf folgende Titel beschränkt:

  • Borderlands 3
  • Call of Duty: WWII
  • Destiny 2
  • GTA 5
  • Overwatch
  • PlayerUnknown's Battlegrounds
  • Rise of the Tomb Raider
  • Shadow of the Tomb Raider

Eine weitere Einschränkung ist, dass Radeon Boost derzeit nur unter DirectX 11 funktioniert – DirectX 12 und Vulkan sind außen vor.

Nach Messungen von AMD sind mit einer Radeon RX 590 in 2.560 × 1.440 durch den Radeon Boost bis zu 10 Prozent mehr FPS in Rise of the Tomb Raider, bis zu 22 Prozent mehr FPS in PUBG und bis zu 38 Prozent mehr FPS in Overwatch zu erwarten. Overwatch profitiert demnach überdurchschnittlich stark vom Boost. In weiteren Messungen mit Destiny 2 und Shadow of the Tomb Raider hat AMD nicht einmal fünf Prozent mehr Leistung erzielt, womit der jeweilige Vorteil somit auch stark vom Spiel abhängt.

Image Sharpening

Mit dem Adrenalin 2020 erhält die Funktion Image Sharpening, eine Art Schärfefilter zur Verbesserungen der Bildqualität, einige Neuerungen. Zunächst wird mit DirectX 11 eine weitere API unterstützt. Damit kann die Funktion nun für Spiele unter DirectX 11, DirectX 12 und Vulkan genutzt werden. Nur neue Grafikkarten mit RDNA-Architektur, also derzeit Radeon RX 5700 (XT) und RX 5500, können das Feature zusätzlich unter DirectX 9 nutzen.

Image Sharpening
Image Sharpening (Bild: AMD)

Außerdem lassen sich nun der Schärfegrad des Image Sharpening individuell einstellen und die Funktion auch während des Spiels an- oder abschalten. AMD wirbt mit schärferen Details bei weniger als zwei Prozent Leistungsverlust. Im Gegensatz zu Radeon Boost funktioniert Image Sharpening unabhängig vom jeweiligen Spiel und ist damit fast immer nutzbar. Die Funktion basiert auf dem Contrast-Adaptive Sharpening Algorithm (CAS), der auch bei FidelityFX zum Einsatz kommt.

Integer Scaling

Intel brachte den Stein ins Rollen, Nvidia zog nach und nun bietet es auch AMD: Im neuen Radeon-Treiber steht das Interpolationsverfahren Integer Scaling zur Auswahl, das sich insbesondere für die Darstellung von Pixelart-Games anbietet. Während andere Methoden wie die häufig genutzte Bilineare Interpolation zwar sonst scharfe Kanten glättet, aber auch für Unschärfe sorgt, werden durch das Integer Scaling die Pixel gestochen scharf dargestellt, was beim erwähnten Pixel-Look – aber keinesfalls Spielen mit moderner Grafik – wünschenswert ist. Nähere Informationen und Beispiele liefert ein älterer Artikel zum Thema Integer Scaling.

Anti-Lag unter DX9

Die Option Radeon Anti-Lag, die zur Reduzierung der Eingabeverzögerung (Input-Lag) dient, lässt sich nun global, also für alle Anwendungen, im Treiber aktivieren oder deaktivieren. Neu ist auch die Unterstützung für DirectX-9-Spiele mit Grafikkarten vor der aktuellen RX-5000-Serie.

Radeon Anti-Lag
Radeon Anti-Lag (Bild: AMD)

Streaming Tab und Tuning Tab überarbeitet

AMD hat außerdem den Streaming-Tab in der Treibersoftware überarbeitet. Einstellungen für das Streaming sollen sich direkt aus dem Spiel heraus leichter vornehmen lassen. Neu ist die Möglichkeit, direkt aus einer Videoaufnahme heraus ein GIF zu erstellen.

Neuer Streaming Tab
Neuer Streaming Tab (Bild: AMD)
Neuer Tuning Tab
Neuer Tuning Tab (Bild: AMD)

Ebenso wurde der Tuning-Tab aufgefrischt, der neben erweiterten Einstellungen für Taktraten, Spannungen und Lüfter der Grafikkarte auch voreingestellte Tuning-Presets für weniger erfahrene Anwender bietet. Direkt aus dem Spiel heraus lassen sich dort zudem relevante Parameter wie die aktuellen FPS oder die GPU-Temperatur ablesen und im eigens gewählten Intervall überwachen.

DirectML-Filter für Bilder und Videos

Direct Machine Learning (DirectML) ist eine Low-Level-API für maschinelles Lernen, die Entwickler für entsprechende Implementierungen in Software und Spielen nutzen können. AMD macht sich DirectML für einige Filter zur Bildverbesserung auf Basis maschinellen Lernens zunutze. Mit diesen lässt sich zum Beispiel ein Bildrauschen in Fotos oder Videos reduzieren, allerdings wird hierfür zusätzliche Software benötigt.

DirectML Media Filter
DirectML Media Filter (Bild: AMD)

Die Smartphone-App AMD Link wurde ebenfalls einer Frischzellenkur unterzogen und präsentiert sich in einer neuen, laut AMD „aufgeräumteren“ Oberfläche, die sich an der Radeon Software orientiert.

AMD Link unterstützt nun eine Bitrate von 50 Mbit/s sowie die x265-Enkodierung für das Streaming in besserer Qualität oder mit niedrigerem Bandbreitenbedarf bei gleicher Qualität. Zudem lassen sich unmittelbar GIFs auf dem Smartphone erstellen.

Integrierter Webbrowser

Die Software bietet ab sofort auch einen integrierten Browser, über den zum Beispiel die Treiber-Tutorials ohne den Aufruf einer alternativen Software betrachtet werden können. Dies ist sogar während eines Spiels per Overlay-Anzeige möglich.

Webbrowser

Kurz ausprobiert

Die Redaktion hat in Anbetracht anderer anstehender Themen bisher nur einen kurzen Blick auf die neue Radeon Software geworfen. Der erweiterte Funktionsumfang und die neue Menüführung wissen nach einer gewissen Umgewöhnungsphase in jedem Fall zu gefallen. Das Tool ist eindeutig mächtiger geworden, ohne zu sehr an Übersicht zu verlieren.

Die Redaktion empfiehlt eine „saubere“ Installation mit den Werkseinstellungen. Denn im ersten Versuch mit einem einfachen Update kam es zu Problemen. So wollte sich das Overlay-Menü (via Alt + Z) in den Spielen Assassin's Creed: Origins, PUBG, The Witcher 3 und Track Mania nicht öffnen, stattdessen fror das Spiel ein. Die Gegenprobe mit der kompletten Neuinstallation samt Neustart des Systems schaffte aber Abhilfe.

Die neue AMD Adrenalin 2020 Edition steht in Kürze bei AMD und im Download-Archiv von ComputerBase zur Verfügung.

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Downloads

  • AMD Adrenalin Radeon-Treiber Download

    4,3 Sterne

    AMD Adrenalin (ehemals Crimson bzw. Catalyst) ist der Treiber für alle Radeon-Grafikkarten.

    • Version 24.12.1 (WHQL) Deutsch
    • Version 24.9.1 (WHQL) Deutsch
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