Transparenzbericht: Apple erhält sehr viele Anfragen aus Deutschland
Apple hat einen neuen Transparenzbericht für das erste Halbjahr 2019 veröffentlicht. Darin listet das Unternehmen nach Regionen sortiert Anfragen, unter anderem durch Bundesbehörden, auf. Auffällig viele Anfragen stammen dabei aus Deutschland, wobei es sich häufig um Hilfegesuche bei verlorenen oder gestohlenen Geräten handelt.
Um im Transparenzbericht auch auf US-Anfragen im Rahmen des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) eingehen zu können, muss Apple seine Transparenzberichte mit einem halben Jahr Verzögerung veröffentlichen. So sieht es ein US-Gesetz in Übereinstimmung mit dem USA Freedom Act von 2015 vor. Aufforderungen durch US-Geheimgerichte sowie Angaben zu den erhaltenen National Security Letters dürfen von Apple zudem nur in 500er-Schritten in dem Bericht veröffentlicht werden.
Viele Behördenanfragen bei Verlust und Diebstahl
Apple hat im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 31.778 sogenannte Government Device Requests erhalten. Darunter sind Anfragen etwa durch Ermittlungsbehörden zu verstehen, bei denen Nutzerdaten wie Name oder Adressen zu Geräteidentifikationsmerkmalen wie Seriennummer und IMEI angefragt wurden. Deutschland liegt in dieser Statistik mit 13.558 Anfragen für insgesamt 21.368 Geräte mit großem Abstand auf dem ersten Platz. Bei 81 Prozent der Anfragen hat Apple Daten an Ermittlungsbehörden ausgehändigt.
Wie Apple in den Fußnoten des Transparenzberichts erklärt, ergibt sich die hohe Anzahl der Anfragen in Deutschland primär aus Ermittlungen bei verlorenen oder gestohlenen Geräten. Gleiches trifft auf Australien mit 1.875 Anfragen für 121.011 Geräte, Finnland mit 5 Anfragen für 1.100 Geräte, Südkorea mit 70 Anfragen für 8.850 Geräte und die Vereinigten Staaten mit 4.796 Anfragen für 11.457 Geräte zu.
Betrug mit Kredit- und iTunes-Geschenkkarten
Deutschland landet auch bei Behördenanfragen im Finanzsektor auf dem ersten Platz. Weltweit hat es von Januar bis Juni 2019 4.664 Anfragen zu 23.899 finanziellen Identifizierungsmerkmalen wie Kreditkarten oder Geschenkkarten gegeben, davon entfallen 1.072 Anfragen respektive 5.378 Merkmale auf Deutschland. In 85 Prozent der Fälle hat Apple Nutzerdaten an Behörden ausgehändigt. Primär hat es sich um Fälle von Kreditkartenbetrug und Betrug mit iTunes-Geschenkkarten gehandelt. In hohem Maße davon betroffen sind China, Japan, Spanien, das Vereinigte Königreich und die USA.
Bei den Behördenanfragen für Kundendaten zu Identifizierungsmerkmalen wie Apple ID oder E-Mail-Adresse liegen die USA mit 3.619 Anfragen für 15.377 Konten vorne in der Statistik. Apple zufolge beziehen sich die meisten Anfragen auf vermuteten Betrug und nicht autorisierte Zugriffe auf Konten sowie Phishing. Deutschland folgt mit 459 Anfragen für 603 Konten hinter Brasilien auf Platz drei.
Eher selten passierte es mit 6 Fällen hingegen, dass deutsche Behörden Apple dazu aufforderten, Nutzerdaten einmalig für einen Zeitraum von 90 Tagen zu sichern. In den USA passierte dies mit 2.476 Fällen für insgesamt 6.353 Konten deutlich häufiger. Keinerlei Anfragen seitens Deutschland gab es für das Sperren oder Löschen von Apple-Konten.
Apple hilft in Notfällen nach eigenem Ermessen
Apple händigt Daten mit Ausnahme von Notfallanfragen nur nach richterlichen Beschluss aus. Bei Todesgefahr oder drohenden schweren physischen Verletzungen entscheidet Apple selbst nach bestem Gewissen nach eigenem Ermessen, ob Informationen ausgehändigt werden. In Deutschland kam es im ersten Halbjahr 2019 zu 20 solcher Fälle, bei denen Apple in 19 Fällen Informationen ausgehändigt hat.
Die meisten Anfragen zu Verstößen im App Store kamen hingegen aus China und dem Nahen Osten. Hierbei ging es häufig um illegales Glücksspiel, Pornografie, für Kinder schädliche Apps, Anwendungen ohne staatliche Lizenz und Apps, die gegen staatliche Auflagen verstoßen. Der gesamte Transparenzbericht lässt sich bei Apple als PDF einsehen. Eine eingeschränkte Übersicht nur für Deutschland gibt es ebenfalls.