PocketBook InkPad X im Test: Textdarstellung, PDF- und CBR/CBZ-Unterstützung
3/5Exzellente Textdarstellung
Über jeden Zweifel erhaben ist wiederum die Darstellung der Inhalte. Besonders bei Textformaten wie Epub, das vom System also in seiner Darstellung selbst gerendert wird, fällt immer wieder die exzellente Darstellungsqualität von Readern des Herstellers auf. Die geringere Pixeldichte von 227 ppi besitzt dabei, wie bereits angedeutet, keinerlei Auswirkung auf die Lesequalität. Texte werden scharf dargestellt, das Verhältnis aus Buchstabengröße und dem Abstand der Buchstaben zueinander sorgt darüber hinaus für eine harmonische Darstellung der Inhalte.
Ghosting keine Herausforderung mehr
Keine Blöße gibt sich der neue Reader hinsichtlich des Themas Ghosting. Selbst bei einer Invertierung, also einem Reset der Pixel und deren anschließender kompletten Neuausrichtung alle fünf Seiten sind keine Überreste vorangegangener Seiten zu erkennen. Lediglich bei Bildern oder Menüpunkten können in der nächsten Seite Fragmente des Vorherigen durchscheinen, was sich aber nach einem weiteren Umblättern wieder gibt. Wer vollkommen auf Nummer sicher gehen will, stellt in den Einstellungen die Invertierung für jede Seite ein. Dies soll zwar mit einem langsameren Seitenaufbau und einem etwas höheren Stromverbrauch einhergehen, in der Praxis konnten solche Auswirkungen jedoch in erkennbaren Größen nicht beobachtet werden.
Im ersten Moment könnte die identische Basis zwischen dem InkPad X und dem InkPad 3 Pro zu der Annahme führen, dass sich die Bedienung aufgrund des größeren Displays ein wenig zäher gestalten würde – doch dies ist nicht der Fall. Im direkten Vergleich zwischen den beiden Readern werden Bücher in der gleichen Geschwindigkeit geöffnet, auch die Zeitspanne beim Umblättern fällt zwischen beiden Geräten identisch aus. Beim Öffnen von größeren PDF-Dateien hätte dem InkPad X jedoch mehr Arbeitsspeicher gut zu Gesicht gestanden.
Mehr Text, weniger blättern
Positiv beeindruckt dürfte der Leser von der Textmenge sein, die nun auf dem Display des neuen Vertreters Platz findet. Konnten sich Nutzer beim InkPad 3 oder bei einem anderen E-Book-Reader mit einer Display-Größe von 8 Zoll über die Darstellung des Inhalts von fast einer Taschenbuchseite freuen, sind beim 10,3 Zoll großen Bildschirm die Textseiten nahezu identisch zu einem gebundenen Buch. Wird das Gerät im Querformat gehalten und eine Schriftgröße kleiner als 10 Pixel gewählt, stellt das System den Inhalt der besseren Lesbarkeit halber in zwei Spalten dar, womit die Darstellung wieder an die Doppelseite eines Taschenbuches erinnert. Wird eine Schriftgröße kleiner als 7 Pixel gewählt, wird der Text in drei Spalten dargestellt. Für ein entspanntes Lesen werden dabei jedoch sehr gute Augen benötigt. Es wäre ratsam, wenn PocketBook die Zwei-Spalten-Ansicht auch bei größerer Schriftdarstellung ermöglicht, denn selbst dann dürfte es den meisten Anwendern im Querformat auf Dauer schwerfallen, die Zeile zu halten.
Dank geringem Gewicht lange an einem Stück nutzbar
Aufgrund der Größe und des dennoch geringen Gewichtes eignet sich das InkPad X auch für lange Lesenachmittage. Bei den Leseeinstellungen hat sich nichts verändert: Auch der neue Reader beherbergt 15 Schriftarten plus Verlegerschrift, die teilweise zudem in verschiedenen Ausrichtungen wie Kursiv und Fett dargestellt werden können. Sollten die vorhandenen Fonts nicht ausreichen, können durch einfaches Kopieren in den Ordner „system/fonts“ neue Schriftarten hinzugefügt werden.
Die Größe der Darstellung lässt sich erneut in den Einstellungen oder einfach per Zoom-Geste verändern. Ansonsten bietet auch das InkPad 3 nur gewohnte Kost, da sich lediglich Zeilenabstand sowie die Größe der Seitenränder variieren lassen. Wie bereits bei der Bibliothek nutzen die Entwickler auch bei den Leseeinstellungen nicht das Potenzial aus, das der große Bildschirm bietet. So könnten zumindest alle Systemschriftarten auf einmal dargestellt werden, Gleiches gilt für alle anderen Einstellungen.
Ebenso unverändert geblieben ist die Aufteilung der Zonen auf dem Touchscreen zum Blättern, was bereits im Test zum InkPad 3 Pro bemängelt wurde. Während andere Hersteller (und auch viele Reader-Apps) diese so einteilen, dass ein Tippen auf den linken Bereich des Displays eine Seite zurück- und ein Tippen auf den rechten Bereich eine Seite vorblättert, unterteilt PocketBook den Bildschirm hier vertikal ein: Ein Tippen in den unteren Bereich auf beiden Seiten sorgt für ein Zurück-, ein Tippen auf den mittleren Bereich dagegen für ein Vorblättern. Dies besitzt zwar den Vorteil, dass das Zurückblättern mit beiden Händen mit nur einem Daumen erledigt werden kann, jedoch mit dem Nachteil, dass zum Vorblättern die Position des Daumens in den meisten Fällen verändert werden muss, während beim Vorgehen anderer Hersteller dieser immer an der gleichen Position verweilt. Auf einen längeren Lesenachmittag oder -abend gesehen, stellt dies die deutlich komfortablere Lösung dar. Es bleibt zu hoffen, dass PocketBook hier dem Nutzer in Zukunft eine größere Einflussnahme ermöglichen wird.
Wer lieber per Tasten blättert, wird auch beim neuen InkPad X glücklich. Wie gewohnt lassen sich die vier Tasten in ihren Funktionen frei belegen, sodass für jede Quelle eigene Profile geschaffen und abgespeichert werden können. Sollte der Reader also von mehr als einer Person genutzt werden, lassen sich hier zahlreiche Einstellungen zur späteren Nutzung sichern. Das Gleiche gilt für unterschiedliche Tastenbelegungen bei Epub- und PDF-Dateien.
PDF-Darstellung dank großem Display aufgewertet
Eine seiner Stärken kann der Reader bei der Darstellung von PDF-Dokumenten ausspielen, auch wenn die Entwickler bei PocketBook an einigen Stellen nachbessern müssen.
E-Papers oder Fachbücher machen auf dem großen Bildschirm generell großen Spaß, vorausgesetzt sie nutzen diesen auch komplett aus und es wird kein Platz durch weiße Ränder verschenkt. Sollte dies einmal dennoch der Fall sein, kann zur bekannten Zuschneidefunktion gegriffen werden. Diese verschluckt sich jedoch bei der im Test aktuellen Firmware-Version U1040.5.20.1476 das eine oder andere Mal und schneidet am unteren Rand Dokumente oftmals falsch ab. Zu den „unterschlagenen“ Inhalten wird dann nach einem Seitenwechsel gesprungen. Doch auch wenn das Beschneiden der Ränder und die anschließende Darstellung den Wünschen des Lesers entspricht, muss für eine neue Seite in vielen Fällen zweimal gewischt oder die Blättertaste gedrückt werden. Eine Abhilfe kann dabei das Verkleinern der Seite per Zoom-Geste sein, was aber auch das Zuschneiden wieder ein wenig neutralisiert.
Bei der Nutzung des Readers im Querformat werden die meisten PDF-Dokumente zwar nativ und somit zumindest in voller Breite dargestellt, zum Lesen eines Dokumentes muss unter Umständen jedoch viel gescrollt werden. Besonders bei Inhalten mit mehreren Spalten kann dies schnell mühsam werden. Auch hier schleichen sich kleine Systemfehler ein, indem beim Navigieren per Tippen oder Blättertaste ein nicht geringer Teil des Textes übersprungen wird. Gleiches konnte bei der Nutzung der Spaltenfunktion beobachtet werden, bei der das System versucht, die jeweiligen Spalten der Seite zu erkennen und diese in Segmenten einzeln abzuarbeiten. Aber auch hier wurden einige Zeilen übersprungen.
Dieses Verhalten konnte bei keinem der vorherigen PocketBook-Reader beobachtet werden. Aus der Erfahrung heraus ist aber davon auszugehen, dass die Entwickler diesen Fehler schnell beheben werden.
Nach wie vor gutes PDF-Reflow, das aber wegen des großen Displays an Bedeutung verliert
Das PDF-Reflow funktioniert auch beim neuen InkPad X sehr gut – vorausgesetzt die Quelle spielt mit. Es ist bei der vorhandenen Display-Größe nicht unbedingt so, dass diese Funktion anders als bei Lesegeräten mit kleineren Bildschirmen ihre Daseinsberechtigung verliert, sie dürfte jedoch deutlich seltener genutzt werden.
Verbesserungspotenzial bei CBR- und CBZ-Dateien
Seit geraumer Zeit unterstützen viele Reader von PocketBook auch die bei Comic-Fans beliebten Formate CBR und CBZ, entweder von Beginn an oder per Nachrüstung über ein Firmware-Update. Die Möglichkeiten sind denen des PDF-Formats ähnlich, auch hier lassen sich Dokumente zurechtschneiden, um die Darstellung etwas zu vergrößern. Im Original kleinere Seitengrößen in Form von Taschenbüchern bis hin zum DIN-A4-Format können ohne Probleme und bequem auf dem Reader gelesen werden. Manche Bände sind jedoch deutlich größer und schon dort fällt die Schrift recht klein und dünn aus – solche Comics sorgen weniger für Lesespaß.
Andere Funktionen bedürfen im Zusammenspiel jedoch kleinerer Überarbeitungen: So arbeitet die Spaltenfunktion, wie von PDF gewohnt, die Spalten von oben nach unten ab – die Bilder bei Comics sind jedoch in Zeilen angeordnet, womit die Abfolge von oben links nach unten rechts erfolgt. Da würde bei Nutzung dieser Funktion einiges durcheinanderkommen. Bei Manga müsste wieder umgedacht werden, da diese nicht selten von hinten nach vorne und von rechts nach links gelesen werden – je nachdem, was die Beschreibung auf einer der letzten Seiten vorgibt. Da diese aber meist im Taschenbuch-Format erscheinen und daher nativ dargestellt werden können, dürfte die Spalten- beziehungsweise Zeilenfunktion bei diesen weniger zum Tragen kommen.