Deutsche Telekom: Netzbetreiber reagiert auf Kritik an der IP-Umstellung
Bei der IP-Umstellung im Netz der Deutschen Telekom kam es vielerorts zu Problemen, sodass Unternehmen und Privathaushalte auf Grundlage einer zu geringen Datenrate überhaupt keinen Telefon- und Internetanschluss angeboten bekamen. Anschließend häuften sich die Beschwerden, was ein entsprechendes Medienecho nach sich zog.
Im Blog.Telekom äußerte sich das Bonner Unternehmen nun unter dem Titel „IP-Umstellung: Murren an der Murr - die Fakten“ zu den Beschwerden, die vor allem aus der ländlichen Bevölkerung und der Politik laut wurden.
Zu geringe Bandbreite nicht nur im Sandland
Aber nicht nur im schwäbischen Sandland, im Rems-Murr-Kreis nahe Stuttgart wurde Kritik am Vorgehen der Telekom laut. Auch in Mecklenburg-Vorpommern häufen sich laut Behörden die Beschwerden von Privatpersonen und Unternehmen über Probleme bei der Umstellung, wie Golem berichtete.
Das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern hat eine Website für Betroffene ins Leben gerufen und darum gebeten, sich bei Problemen mit der IP-Umstellung an die Behörde zu wenden. Infrastrukturminister Christian Pegel von der SPD sagte:
Dies führt jetzt an vielen Stellen dazu, dass Unternehmen und Privathaushalten mit der neuen IP-Telefonie-Technik überhaupt keine Telefon- und Internetanschlüsse mehr angeboten werden können, weil diese mitunter eine Bandbreite erfordern, die vor Ort gar nicht vorliegt.
Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD)
ISDN ist am Ende
Die Deutsche Telekom erklärt die Notwendigkeit der IP-Umstellung mit dem Ende des Produktlebenszyklus von ISDN und dem dahinter liegenden Asynchronous Transfer Mode – kurz ATM –, einem Kommunikationsprotokoll, welches das Unternehmen bereits 1989 eingeführt hatte.
Diese Technologie sei nun am Ende, erklärte Jürgen Lück, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Telekom für die Region Südwest.
Die Technologie, die wir bisher in weiten Teilen Deutschlands eingesetzt haben, ist einfach vom Produktlebenszyklus her am Ende. Die Funktionen und Leistungen, die die Kunden heute und in Zukunft verlangen, kann ISDN nicht mehr bieten.
Jürgen Lück, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Telekom
Kein Windows 2.0 und PAL-Fernsehen mehr
Eine Lösung für betroffene Kunden zeigt der Netzbetreiber in seiner Stellungnahme indes nicht auf. Ebensowenig tritt die Telekom dem Vorwurf entgegen, gerade im ländlichen Raum vielerorts keine ausreichende Vorsorge beim Ausbau getroffen zu haben. Vielmehr flüchtet sich das Unternehmen in hohle Phrasen und zumindest fragwürdige Vergleiche. „Niemand würde heute mehr mit einem Windows-2.0-Computer von 1989 arbeiten, und die Tagesschau auf einem Fernseher mit PAL-Bild anschauen. Oder den Tatort auf einem Videorekorder aufnehmen“, so die Deutsche Telekom.
Zudem verwies das Unternehmen auf die aufwändige Pflege alter Netz-Technik und die Knappheit von Ersatzteilen. Die IP-Umstellung ist nicht zuletzt ein wirtschaftlicher Schritt für das Unternehmen. Auch wenn die Telekom in seinem Blog noch einmal die Vorteile der IP-basierten Anschlüsse anpreist, sind zahlreiche Unternehmen und Privathaushalte noch immer negativ von der IP-Umstellung betroffen und erhalten auf Grund zu geringer Bandbreiten keinen Telefon- und Internetanschluss.
IP-Umstellung zu 99,999 Prozent erfolgreich
Die Deutsche Telekom selbst sieht sich indes auf einem guten Weg und im Rahmen der IP-Umstellung von den Medien falsch dargestellt. Bei rund 99,999 Prozent aller Kunden funktioniere die Umstellung problemlos und nur 0,001 Prozent bundesweit seien negativ betroffen, wie Jürgen Lück noch einmal betonte.
Bundesweit haben wir circa 0,001 Prozent unserer Kunden, die von der IP-Migration negativ beeinflusst sind.
Jürgen Lück, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Telekom