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C:\B_retro\Ausgabe_16\: Die Geschichte der Diskette als Datenträger

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_16\: Die Geschichte der Diskette als Datenträger

Die Geschichte der Diskette als tragbarer magnetischer Datenträger beginnt 1969 mit gerade einmal 80 kB Speicherplatz auf einer 8 Zoll großen Kunststoffscheibe. Bestehend aus einem speziellen Polyester, dem sogenannten BO-PET, sollten die ersten Disketten von IBM als Ersatz für teure und platzraubende Lochkarten dienen.

Jeden Sonntag wirft C:\B_retro\ einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und die Entwicklung der Computerszene: Was geschah in den letzten 30 Jahren zwischen 1980 und 2010 in der Informationstechnik? Geschichten von Mythen, Meilensteinen und Meisterwerken: C:\B_retro\.

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Die Geschichte der Diskette als Datenträger

Mit „Die Amiga Story“ und „Der Atari 2600“ hat C:\B_retro\ bereits einen Blick zurück auf die späten 1970er bis frühen 1980er geworfen, die Geschichte der Diskette als Datenträger reicht indes noch einmal ein ganzes Stück weiter zurück.

Neben der eigentlichen Geschichte und Entwicklung der Disketten greift Ausgabe_16 zudem auch lustige Anekdoten auf und präsentiert legendäre und zum Teil schon lang vergessene Softwareklassiker, die seinerzeit auf Diskette erschienen sind.

In einem kleinen Spezial des Computer:Club² mit dem Titel „Historische Datenspeicherung mit Diskette & Co.“ gibt mit Wolfgang Rudolph, einer der Pioniere der deutschen Computerszene, einen schönen Überblick über die Speichermedien der damaligen Zeit.

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C:\B_retro\...\Geschichte\

Nachdem am 4. September 1956 mit dem IBM 350 das erste Festplattenlaufwerk überhaupt – als Bestandteil des Computers IBM 305 RAMAC – erschienen war, wurde der Ingenieur Alan Shugart von IBM damit beauftragt, an der Entwicklung einer Diskette und dem dazugehörigen Laufwerk zu arbeiten.

Was war die älteste Disketten-Technologie, die du im Einsatz hattest?
  • 8 Zoll
    4,2 %
  • 5,25 Zoll
    61,2 %
  • 3,5 Zoll
    32,4 %
  • Ich habe nie Disketten genutzt
    2,2 %

Es sollte bis ins Jahr 1969 dauern, bis Alan Shugart und sein Team schlussendlich die erste Diskette im Format von 8 Zoll (≈ 200 mm) für die IBM-Computerserie System/370 vorstellen konnten. Mit der ersten Version konnten die damals üblichen Lochkarten und Magnetbänder aber noch nicht vollständig als tragbares Speichermedium abgelöst werden, das Laufwerk konnte die Disketten nur lesen, nicht jedoch beschreiben.

Dennoch besaß bereits die erste Diskette ein enormes Potenzial, bot sie doch mit 80 kB in etwa die gleiche Menge an Speicherplatz wie 1.000 Lochkarten. Festplatten vom Typ IBM 350, welche noch bis 1969 im Einsatz waren, boten mit ihren heute absurd wirkenden Abmessungen von 173 cm × 152 cm × 74 cm (H×B×T) gerade einmal Speicherkapazitäten von 3,75 MB auf ihren 50 Aluminiumplatten.

Nach der Entwicklung der ersten Diskette verließ Alan Shugart IBM und wechselte zum damaligen Konkurrenten Memorex, wo er 1972 maßgeblich an der Entwicklung und Veröffentlichung des ersten Diskettenlaufwerks mit Schreibfähigkeit beteiligt war.

Mit der 8“-Diskette begann die Geschichte der mobilen Datenträger 1969
Mit der 8“-Diskette begann die Geschichte der mobilen Datenträger 1969 (Bild: Wikipedia, CC BY 3.0)

Im Jahre 1973 gründete Shugart dann sein eigenes Unternehmen Shugart Associates, welches 1977 vom damaligen Computergiganten Xerox übernommen wurde und entwickelte in den folgenden drei Jahren bis 1976 die erste 5¼-Zoll-Diskette und das erste 5¼-Zoll-Diskettenlaufwerk mit der Bezeichnung SA-400.

Das SA-400 sollte Diskettenlaufwerken schlussendlich zum Durchbruch verhelfen und entwickelte sich zum größten Erfolg des Unternehmens. Auch TEAC war zu dieser Zeit mit seinen 5¼-Zoll-Laufwerken erfolgreich am Markt vertreten.

Die 8“- (1969), 5,25“- (1976) und 3,5“-Diskette mit 80 bis 1.440 kB Speicherkapazität
Die 8“- (1969), 5,25“- (1976) und 3,5“-Diskette mit 80 bis 1.440 kB Speicherkapazität (Bild: Wikipedia, CC BY 3.0)

Während es 8-Zoll-Disketten bis 1975 in der beidseitigen Ausführung double-sided auf bis zu 1.000 kB Speicherplatz brachten, erreichten die 5¼-Zoll-Disketten erst im Jahre 1984 ihren Höhepunkt und konnten in der Ausführung mit einer erhöhter Datendichte – auch High Density genannt – bis zu 1.200 kB an Daten aufnehmen.

Im Jahre 1981 veröffentlichte Sony die erste 3,5-Zoll-Diskette mit anfänglich 360 kB Speicherkapazität und das dazugehörige Laufwerk.

Nachdem sich das neue Format mit einem Durchmesser von 90 mm am Markt durchgesetzt hatte, erschienen Disketten mit 720 (1984), 1.440 kB (1987) und 2.880 kB (1991) Speicherkapazität.

Mit den beiden Laufwerken LS-120 und LS-240 vom Typ SuperDisk erschienen zwischen 1996 und 1997 noch zwei exotische 3,5“-Diskettenlaufwerke am Markt, die vor allem für ihre enorme Speicherkapazität von 120 respektive 240 MB bekannt werden sollten und darüber hinaus zu gewöhnlichen 3,5“-Disketten kompatibel waren. Die SuperDisk selbst konnte sich allerdings nie als Nachfolger der Diskette durchsetzen und verschwand bereits Ende des letzten Jahrtausends wieder vom Markt.

Auch Sony scheiterte 1999 mit dem Versuch, ein Diskettenlaufwerk mit 150 bis 200 MB großen Speichermedien unter dem Namen HiFD (High Capacity Floppy Disk) zu etablieren. Anfang des 21. Jahrhunderts brach bereits die Zeit der erschwinglichen CD-Brenner an, die den Diskettenlaufwerken schlussendlich den Todesstoß versetzten.

Weder das Imation SuperDrive noch...
Weder das Imation SuperDrive noch...
...das Sony HiFD konnten sich durchsetzen
...das Sony HiFD konnten sich durchsetzen

C:\B_retro\...\Spezifikationen\

Neben den drei bekanntesten Standards in 8 Zoll, 5,25 Zoll und 3,5 Zoll wurden zwischen 1969 und 1999 auch noch weitere Formate entwickelt und teilweise auf den Markt gebracht. Die folgende Übersicht listet alle Diskettenformate von 1969 bis heute auf:

Diskettenformate von 1969 bis heute
Format Erscheinungsjahr Kapazität
8 Zoll 1969 80 kB bis 1.000 kB
5,25 Zoll 1976 110 kB bis 1.200 kB
3 Zoll 1982 360 kB bis 720 kB
3,5 Zoll 1983 360 kB bis 2.880 kB
2 Zoll 1985 720 kB
SuperDisk 1996 120 MB bis 240 MB
HiFD 1999 150 MB bis 200 MB

Das meistverbreitete Dateiformat war dabei das speziell für Disketten entwickelte FAT12, aber auch AFFS wird speziell den Amiga-Nutzern ein Begriff sein. Neben ext2 – unter Linux-Distributionen – kam auch HFS für macOS und UFS auf Systeme mit BSD und Solaris zum Einsatz.

C:\B_retro\...\Software_auf_Diskette\

Über die Jahre erschien eine Vielzahl an bekannter Software auf Diskette und noch heute lassen sich Klassiker wie das am 14. Dezember 1990 erschienene Jump 'n' Run Commander Keen von Diskette auf dem Smartphone spielen. Über ein per USB-Adapter angeschlossenes 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk und einen Emulator werden die MS-DOS-Files auch für aktuelle Smartphones lesbar.

Während die ersten 8-Zoll-Disketten auf Grund fehlender Schreibfähigkeit ihrer Laufwerke ausschließlich dazu genutzt wurden, um Updates der Firmware von IBM einzuspielen, etablierte sich die Diskette zwischen 1980 und 1996 als Transport- und Speichermedium für Anwendungssoftware und Spiele. Auf Grund immer größerer Anwendungen und Spiele wuchs über die Jahre auch der Bedarf an Disketten.

Windows 1.0 auf 5,25“-Disketten
Windows 1.0 auf 5,25“-Disketten (Bild: Winhistory)

Nachdem sich Windows 1.0 – mehr dazu in C:\B_retro\Ausgabe_2\ – im Jahre 1985 noch mit insgesamt fünf 5,25“-Disketten (inklusive Anwendungssoftware) begnügte, benötigte Windows 95 zehn Jahre später die sechsfache Menge an 3,5“-Disketten.

Microsoft Office Professional 4.3 benötigte im Jahr zuvor gar insgesamt 32 Disketten im 3,5“-Format um, vollständig vom Anwender auf der Festplatte installiert werden zu können.

Windows 95 auf 3,5“-Disketten
Windows 95 auf 3,5“-Disketten (Bild: Winhistory)
Micosoft Office 4.3 auf 3,5“-Disketten
Micosoft Office 4.3 auf 3,5“-Disketten (Bild: Winhistory)

Wie schön es war – die älteren werden sich erinnern – Windows 95 über beinahe 30 Disketten zu installieren, hat der YouTube-Kanal RetroGamerVX sehr schön in seinem Video „Unboxing & Installing Windows 95 Upgrade“ eingefangen:

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