Prognose für 2020: SSDs überholen HDDs erstmals bei Absatz und Umsatz
Immer mehr werden klassische Festplatten (HDD) von der schnelleren SSD-Technik verdrängt. Dennoch sind HDDs beim weltweiten Absatz nach Stückzahlen und dem Umsatz weiterhin führend. Doch das Jahr 2020 sehen Marktforscher als Wendepunkt sowie das erste Jahr, in dem mehr SSDs als HDDs verkauft werden und mehr Umsatz generieren.
Die angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre nicht allzu gewagte Prognose stammt vom japanischen Marktforschungsunternehmen Techno Systems Research und wurde im Rahmen eines kürzlichen Seminars der japanischen HDD Association IDEMA veröffentlicht, berichtet die Website PC Watch.
2020 soll die SSD der HDD den Rang ablaufen
Für das Jahr 2019 fehlen noch die letzten konkreten Zahlen, doch spricht die Hochrechnung von rund 317 Millionen weltweit ausgelieferten HDDs, die bei einem Durchschnittspreis (ASP, Average Selling Price) von 69,3 US-Dollar für knapp 22 Milliarden US-Dollar sorgten. Beim Absatz lagen die SSDs mit 234 Millionen Einheiten im Jahr 2019 noch deutlich zurück, sorgten mit 20,4 Milliarden US-Dollar aber schon für ähnlich viel Umsatz, was dem höheren ASP von rund 88 US-Dollar zu verdanken ist. Durch den jüngsten Preisverfall bei NAND-Flash-Speicher, auf dem SSDs basieren, fiel der ASP letztes Jahr sogar drastisch, denn 2018 war eine SSD noch für durchschnittlich fast 115 US-Dollar verkauft worden. Bei gleichem Preisniveau hätten SSDs schon 2019 mehr umgesetzt als HDDs.
Der Wendepunkt wird nun für das laufende Kalenderjahr 2020 erwartet. Laut der Prognose soll der SSD-Absatz auf rund 279 Millionen Einheiten steigen, während nur noch 274 Millionen HDDs verkauft werden. Der somit knappe Sieg beim Absatz soll mit einem deutlichen Gewinn der SSDs beim Umsatz einhergehen, denn durch wieder ansteigende Speicherpreise sollen SSDs dieses Jahr im Durchschnitt wieder teurer sein (94 US-Dollar). Daraus resultiert eine Umsatzprognose von über 26 Milliarden US-Dollar für SSDs und nur 20,6 Milliarden US-Dollar für den Magnetspeicher.
HDDs bei Preis pro GB ungeschlagen
Für die nachfolgenden Jahre wird bei gemächlich sinkenden Durchschnittspreisen ein stabiler SSD-Umsatz zwischen 26 bis 27 Milliarden US-Dollar erwartet, da der Absatz weiter deutlich zunehmen werde. Im Jahr 2023 sollen laut der Schätzung rund 330 Millionen SSDs und nur noch gut 200 Millionen HDDs verkauft werden. Eine weiterhin große Schere zwischen den beiden Typen Massenspeicher bleibt aber bis auf unbestimmte Zeit erhalten: Pro Gigabyte bleiben HDDs voraussichtlich noch viele Jahre erheblich günstiger als SSDs. Ebenso wird die durchschnittliche Speicherkapazität bei HDDs weiter deutlich über jener von SSDs liegen.
In der Spitze bietet die SSD-Technik zwar jetzt schon Speicherkapazitäten von 30 TB pro Laufwerk oder mehr, während HDDs dies erst in den kommenden Jahren erreichen sollen. Doch bewegen sich solche SSDs durch den hohen Preis pro Gigabyte in Preisregionen, die nur wenige Kunden bereit sind zu zahlen. Eine 30-TB-Server-SSD von Samsung kostet derzeit über 8.000 Euro, zwei Enterprise-HDDs mit je 16 TB liefern zusammen sogar etwas mehr Speicherplatz und kosten im Doppelpack weniger als 1.000 Euro. Insbesondere für Server-Anwendungen mit hohem Speicherbedarf und geringem Leistungsanspruch sind HDDs mit 8 TB und mehr weiterhin sehr gefragt. In Consumer-Produkten wie PCs und Notebooks haben aber schon SSDs die Oberhand gewonnen, da hier ihre Vorteile bei Leistung, Platzbedarf und Stromverbrauch den Anspruch an Speicherplatz oft überwiegen.