Dynamic Spectrum Sharing: Vodafone bringt 5G und LTE bei 700 MHz in die Fläche
Nachdem gestern bekannt wurde, dass die Deutsche Telekom testweise bei ersten Mobilfunkmasten auf Dynamic Spectrum Sharing (DSS) für 5G in der Fläche setzt, geht Vodafone heute einen Schritt weiter und kündigt die Technologie für das gesamte Netz an. Dabei wird das LTE-Band 28 bei 700 MHz parallel als 5G-Band n28 betrieben.
DSS erlaubt den Parallelbetrieb von 5G und LTE auf derselben passiven Antenne, je nachdem, welche Technologie vom Endgerät angefragt wird. Die mit dem 3GPP Release 15 abgesegnete Technologie ermöglicht eine dynamische Zuweisung der Kanalressourcen für LTE und 5G. Der „Netzausbau“ erfolgt vergleichsweise kostengünstig, da DSS mittels Software-Upgrade auf bestehender Infrastruktur umgesetzt werden kann. Neue aktive 5G-Antennen braucht es dafür nicht.
Deutsche Telekom nutzt 2.100 MHz
Die Deutsche Telekom testet DSS auf ehemaligen 3G-Antennen bei 2.100 MHz mit dem LTE-Band 1 und dem 5G-Band n1. Im Vergleich zu 5G auf dem neuen Band n78 bei 3.600 MHz steigt die Reichweite deutlich, wenngleich im Gegenzug keine Gigabit-Geschwindigkeiten mehr möglich sind. Im Netz der Deutschen Telekom sind ersten Tests zufolge bei über 2 Kilometern Entfernung zur Antenne aber weiterhin über 60 Mbit/s im Downlink möglich, während LTE auf gleicher Distanz bei 20 Mbit/s Schluss macht. Das Ziel von DSS sind aber auch keine Spitzengeschwindigkeiten, sondern die Verbreitung von 5G in der Fläche im Parallelbetrieb mit LTE auf derselben Frequenz.
Vodafone nutzt die Bänder 28 und n28
Vodafone hingegen nutzt mit dem LTE-Band 28 respektive 5G-Band n28 bei 700 MHz einen noch einmal deutlich niedrigeren Frequenzbereich, der ebenfalls die Abdeckung in der Fläche zum Ziel hat. In einem von Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter auf Twitter veröffentlichten Firmenvideo wird mit einer fünfmal höheren Durchdringung von Gebäuden und fünfmal höheren Reichweite im Vergleich zu 5G bei 3,5 GHz geworben. Vodafone nennt Reichweiten von fünf bis acht Kilometern bei bis zu 200 Mbit/s im Downlink. 3,5 GHz decken mit Gigabit-Geschwindigkeit hingegen rund einen Kilometer ab. Über 10 Millionen Menschen sollen damit 5G bis Jahresende nutzen können.
Der Startschuss für DSS fiel gestern in Berge (Meschede) im nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis gemeinsam mit dem Technologie-Partner Ericsson. Dort war aber auch LTE bislang teilweise noch gar nicht oder nur mit wenigen Mbit/s verfügbar, erklärt Vodafone. Auch beim Festnetz-Internet hätten den Anwohnern bisher nur „langsame DSL-Leitungen mit Schneckentempo“ zur Verfügung gestanden, zu denen Vodafone mit DSS und 5G auf heimischen 5G-Routern jetzt eine Alternative bieten wolle. Für den 2. Mai ist deshalb ein neuer GigaCube 5G geplant, der einmalig 129,90 Euro bei monatlicher Zuzahlung von 10 Euro kostet und ab sofort vorbestellt werden kann.
Ein Mobilfunkstandort deckt 20 Quadratkilometer ab
Im Hochsauerlandkreis kann 5G bei 700 MHz ab sofort auch in Brilon, Olsberg, Bad Wünnenberg und Bad Fredeburg genutzt werden. In Baden-Württemberg steht das Band n28 in Ulm, Blaustein, Buch und Heroldstatt; in Brandenburg in Müncheberg zur Verfügung. Im Detail will Vodafone dieses Geschäftsjahr für 8.000 Antennen an 2.800 Standorten die 700-MHz-Frequenzen freischalten. Dabei könne jede Mobilfunkstation eine Fläche von etwa 20 Quadratkilometern versorgen.
Das 5G-Band n28 können Smartphones auf Basis der aktuellen Qualcomm-SoCs Snapdragon 865 und Snapdragon 765(G) nutzen, also unter anderem das OnePlus 8 und OnePlus 8 Pro (Test), das Oppo Find X2 und Find X2 Pro (Test) sowie das Xiaomi Mi 10, Mi 10 Pro und Mi 10 Lite. Bei Samsung werden alle 5G-Varianten der Galaxy-S20-Serie (Test) auf Basis des Exynos 990 mit Exynos-5123-Modem unterstützt.