LG Velvet im Test: Kamera im Foto- und Videomodus

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Nicolas La Rocco
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Die Rückseite des Velvet zieren drei Kameras, deren vertikale Ausrichtung an fallende Wassertropfen erinnern soll. Die Hauptkamera bietet 48 Megapixel, die Ultraweitwinkelkamera kommt auf 8 Megapixel und eine dritte Linse mit 5 Megapixeln dient der Erfassung von Tiefeninformationen bei Porträtaufnahmen. Darauf folgt ein LED-Blitz.

Kamerasystem im Wassertropfen-Design
Kamerasystem im Wassertropfen-Design

Für die Hauptkamera setzt LG auf ein 4-zu-1-Pixel-Binning, sodass letztlich Fotos mit 12 Megapixeln auf dem Smartphone gespeichert werden. Wer das nicht möchte, kann in den Einstellungen und im Sucher zu 48 Megapixeln wechseln.

Hauptkamera mit dreidimensionaler Abbildung

Die Hauptkamera mit 26-mm-Kleinbildäquivalent schlägt sich gut gegenüber Smartphones der höheren Preisklasse, darunter das Apple iPhone 11 Pro Max (Test) und das Sony Xperia 1 II, dessen Test für die kommenden Tage geplant ist. Auffälliges Merkmal der Hauptkamera ist ihre beinahe dreidimensionale Abbildung von Objekten, da Linien und Kanten von Gebäuden und anderen markanten Strukturen wie leicht mit schwarzem Stift nachgezogen wirken. Vor allem das iPhone 11 Pro Max zeichnet im Direktvergleich ein deutlich flacheres Bild.

Dieser Bildstil muss gefallen, da er weniger für eine realistische Abbildung sorgt, sondern einen Wow-Effekt bei der Betrachtung auslösen soll – was gelingt. Dass LG manchmal etwas über das Ziel hinausschießt, zeigt das siebte Bild in der Galerie mit Blick auf den Berliner Dom aus nordwestlicher Richtung. So stark konturiert, wie das Velvet die Kuppel abbildet, ist diese nicht. Das Smartphone bildet Details ab, die es gar nicht gibt.

LG Velvet im Test – Kamera

Davon aber abgesehen, wissen die Aufnahmen mit dem Velvet zu gefallen. Der Weißabgleich gelingt LG gut, die Farben sind prächtig, wenngleich etwas intensiver, als es manchem Anwender vielleicht gefällt. LG ist aber weit davon entfernt, in den übersättigten Bereich aktueller Samsung-Smartphones vorzustoßen. Die leicht erhöhte Farbsättigung ist ein Stilmittel von LG, wie es auch der härtere Kontrast an Kanten ist.

An der HDR-Fähigkeit gibt es kaum etwas auszusetzen, da eine gute Balance zwischen eher dunklen und hellen Bildbereichen gefunden wird. Das Bild der im Schatten stehenden Bogenspannerin weist sowohl im Vordergrund als auch bei den Häuserfassaden im Hintergrund viele Details auf. Sehr dunkle Bildbereiche werden bei LG allerdings manchmal über das tatsächlich sichtbare Niveau aufgehellt, wie ab Aufnahme 25 die Bilder der Brücke zeigen. Dieses Verhalten ist bei Aufnahmen mit Gegenlicht problematisch, da Details natürlich heller Bildbereiche untergehen.

Vergleich mit iPhone 11 Pro Max und Xperia 1 II

LG Velvet im Test – Kamera-Direktvergleich

Im Direktvergleich mit Apple und Sony fällt insbesondere die deutlich kräftigere Farbdarstellung mit dem Ultraweitwinkelobjektiv auf. Zudem ist die Qualität außerhalb der Bildmitte vor allem dem iPhone 11 Pro Max klar überlegen. Das Apple-Smartphone produziert abseits der Bildmitte viel Pixelmatsch. In den Aufnahmen mit 15-mm-Kleinbildäquivalent platzieren sich LG und Sony deutlich vor Apple.

Aufnahmen am Abend und bei Nacht

Aufnahmen spät am Abend, bei Dämmerung und nachts gelingen dem Velvet ebenfalls gut. Das Smartphone zeigt dabei eine allgemein etwas kühlere Darstellung als das iPhone. Bei Sony ist der Blaustich allerdings noch etwas deutlicher zu erkennen. Das Velvet verfügt über keinen speziellen Nachtmodus, findet aber auch im Automatikmodus eine gelungene Balance zwischen beleuchteten Häuserfronten und Geschäften sowie dunklen Bildbereichen. Obwohl es keinen dedizierten Nachtmodus gibt, erkennt das Smartphone, dass es bei Dämmerung oder Nacht verwendet wird, und erlaubt ein künstliches Aufhellen über einen Regler. Das letzte Bild im Kamera-Direktvergleich zeigt den Unterschied zwischen Automatikmodus und maximaler Aufhellung.

Ultraweitwinkelobjektiv der Konkurrenz überlegen

Positiv hervorzuheben ist die Leistung des Ultraweitwinkelobjektivs bei Nacht, wie die Aufnahme vor dem Fahrradladen belegt. Nur das Velvet zeigt den gesamten Straßenzug mit guter Qualität trotz relativ viel Bildrauschen. Bei Apple verschlechtert sich die schon bei Tageslicht durchwachsene Bildqualität dramatisch und bei Sony ist das ganze Bild zu dunkel, wenngleich dafür Bereiche wie die Leuchtreklame sauber abgebildet werden.

Summa summarum liefert LG beim Velvet ein gutes Kamerasystem ab, das sich nicht hinter einer (eingeschränkten) Auswahl von teureren Smartphones verstecken muss.

Videoaufnahmen in 4K30 oder 2K60

Videoaufnahmen sind mit dem Velvet in bis zu 4K-Auflösung mit 3.840 × 2.160 Pixeln bei maximal 30 FPS möglich. Für die Nutzung von 60 FPS muss die Auflösung auf Full HD mit 1.920 × 1.080 Pixeln reduziert werden. Die digitale Videostabilisierung wird davon nicht beeinflusst, sie steht in allen Auflösungen und Bildwiederholraten zur Verfügung.

ASMR-Modus mit empfindlichen Mikrofonen

Für Videoaufnahmen bietet das Velvet einen ASMR-Modus mit sehr empfindlicher Mikrofon-Einstellung, die feinste Geräusche mit besonderer Intensität aufzeichnet. ASMR steht für Autonomous Sensory Meridian Response und bezeichnet laut Wikipedia „die Erfahrung eines kribbelnden, angenehm empfundenen Gefühls auf der Haut (sogenannte Tingles); oft ähnlich erlebt wie sanfte elektrostatische Entladungen“.

Vor allem auf YouTube hat sich über die letzten Jahre eine riesige Community rund um das Thema gebildet. In unzähligen Videos soll ASMR über die akustische, aber auch visuelle und taktile Wahrnehmung Sinnesreize auslösen. Auslöser können bestimmte Geräusche (Reiben von Händen, Lippengeräusche), ruhige Stimmen und sanftes Flüstern, beruhigende Handbewegungen oder leichte Berührungen am Kopf sein. ASMR soll zu Entspannung, Beruhigung und Wohlbefinden führen und beim Einschlafen helfen. Mit dem Velvet sind solche Aufnahmen ohne weiteres spezielles Equipment möglich.

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