Z490, B460 und H410: MSI knüpft CPU-Limits optional an den CPU-Kühler

Sven Bauduin
52 Kommentare
Z490, B460 und H410: MSI knüpft CPU-Limits optional an den CPU-Kühler
Bild: MSI

MSI knüpft die maximale Leistungsaufnahme von Prozessoren vom Typ Intel Comet Lake-S wie Core i9-10900K und i5-10600K (Test) und die dafür entscheidenden Parameter PL1, PL2 und Stromstärke optional an die Leistung der Kühllösung. Der Hersteller nennt diesen Ansatz „CPU Cooler Tuning“ und erlaubt dauerhaft bis zu 255 Watt.

Aus 65 Watt werden 255 Watt mit einem Klick

Eine der Neuerungen von Comet Lake-S ist Intels Entscheidung zu einer höheren TDP bei den Topmodellen. Die in Bezug auf die Leistungsaufnahme entscheidenden Parameter PL1, PL2 und Tau (Details) hat Intel nicht nur offiziell zum Teil deutlich weiter gefasst, sondern erlaubt es Mainboard-Herstellern auch weiterhin sie sogar noch zu übertreffen. Dass ein Prozessor damit dauerhaft mehr als das Doppelte seiner TDP-Angabe verbrauchen kann, ist für viele Anwender allerdings nicht ersichtlich.

Beispiele für PL1, PL2 und Tau
CPU PL1 PL2 Tau
Core i9-10900K 125 Watt 250 Watt 56 Sekunden
Core i7-10700K 125 Watt 229 Watt 56 Sekunden
Core i5-10600K 125 Watt 182 Watt 56 Sekunden
Core i9-9900K 95 Watt 119 Watt 28 Sekunden
Core i9-9900KS 127 Watt 159 Watt 28 Sekunden

An dieser Stelle setzt das neue „CPU Cooler Tuning“ von MSI an. Es erlaubt in Abhängigkeit der gewählten Kühllösung (Boxed-, Tower- oder Wasserkühler) eine Anpassung aller relevanten Limits mit nur einem Klick im UEFI/BIOS. Beim Intel Core i5-10600 mit 65 Watt TDP stehen folgende drei Alternativen zur Auswahl:

PL1 PL2 Stromstärke
Boxed-Kühler 65 Watt 134 Watt 140 Ampere
Tower-Kühler 255 Watt 255 Watt 210 Ampere
Wasserkühler 255 Watt 255 Watt 210 Ampere

Nur wer „Boxed-Kühler“ wählt, betreibt die CPU demzufolge nach Intels vorgaben. Beide alternativen Kühllösungen gestehen dem Prozessor hingegen dauerhaft bis zu 255 Watt zu – Vier Mal so viel wie es Intels Einordnung vermuten lässt.

Anwender, denen die vordefinierten Limits zu hoch sind, können die Werte für PL1 und PL2 über „Overclocking Advanced CPU Configuration“ auf Wunsch weiterhin individuell anpassen.

MSI ermöglicht mit dem „CPU Cooler Tuning“ eine schnelle Anpassung der TDP
MSI ermöglicht mit dem „CPU Cooler Tuning“ eine schnelle Anpassung der TDP (Bild: MSI)

Am Beispiel eines Core i5-10600 mit 65-Watt-Boxed-Kühler auf einem MAG B460M Mortar zeigt MSI die Leistungszuwächse unter Zuhilfenahme von Blender 2.7 auf – mit äußerst zweifelhaftem Erfolg, wie der folgende Benchmark belegt.

Zumindest in Anwendungsszenarien bringt eine hohe TDP nur wenig Vorteile
Zumindest in Anwendungsszenarien bringt eine hohe TDP nur wenig Vorteile (Bild: MSI)

Während die 6-Kern-CPU mit einem PL1 (dauerhafte Leistungsaufnahme, entspricht der TDP) von 255 Watt rund 10 Prozent schneller rendert, steigt die Temperatur von 70 Grad Celsius und Last auf 100 Grad Celsius. Der Zuwachs von einer manuell konfigurierten Leistungsaufnahme von 95 Watt ist nicht mehr wirklich erwähnenswert.

Zweischneidiges Schwert birgt Gefahren

Wie jede andere automatische Option zur Übertaktung oder Leistungsoptimierung des Systems ist auch das „CPU Cooling Tuning“, das für Mainboards mit Z490-, B460- sowie H410-Chipsatz zur Verfügung steht, nur mit größter Vorsicht einzusetzen. Durch derlei Maßnahmen wird die Effizienz der CPU zu Gunsten eines geringfügigen Leistungszuwachs vollständig geopfert.

Die Funktion macht Intels Duldung von höheren dauerhaften Leistungsaufnahmen weit abseits der TDP immerhin sichtbar. Viele Retail-Mainboards betreiben die CPUs auch ohne Eingriff des Anwenders außerhalb der offiziellen Spezifikationen.

Microsoft Build 2024 (21.–23. Mai 2024): Alle News auf der Themenseite!