PlayStation 5 im Test: Alte und neue Spiele, Systemseller und Fazit
2/2Abwärtskompatbilität
Obwohl Sony die Abwärtskompatibilität zur PlayStation 4 früh bestätigte, äußerte sich der Hersteller im Nachgang eher verhalten zu dem Thema. Laut aktuellem Stand soll nur eine geringe zweistellige Anzahl an Spielen nicht lauffähig sein. Die restliche Bibliothek ist kompatibel. Einschränkungen, darunter die Warnung vor vereinzelt ungewöhnlichem Verhalten, sind bislang als Vorsichtsmaßnahme zu betrachten. Die technische Umsetzung scheint gelungen zu sein. Alte Spiele gibt die PlayStation 5 demnach verlässlich wieder, Bildraten werden, wenn möglich, angehoben und dynamische Auflösungen entdynamisiert. Wie bei der Xbox kann dies das Spielerlebnis erheblich verbessern. Spiele der PlayStation-Generationen 1 bis 3 bleiben allerdings außen vor.
Sony setzt den Fokus nicht auf Spiele-Abos
Während Microsoft auch mit neuen Geräten nicht nur reine Hardware-Verkäufe zum Ziel hat – Konsolen sind zum Start für gewöhnlich subventioniert –, sondern besonders den Game Pass in den Mittelpunkt stellt, setzt Sony aber deutlich auf den klassischen Vertrieb von Hard- und Software. Ein Abonnement im Stil des Konkurrenten sei nicht nachhaltig.
Nur alte Spiele bekommt die PlayStation 5 deshalb jedoch nicht. Sonys Studios stellen zum Start Spider-Man: Miles Morales, Sackboy: A Big Adventure sowie nächstes Jahr Horizon Forbidden West bereit, die allerdings allesamt auch für die PlayStation 4 erscheinen. Diese durchaus unerwartete Ausrichtung begründete PlayStation-Chef Jim Ryan damit, Nutzern eine Wahl zu geben. Da Käufer der Titel aber auch ein kostenloses Upgrade auf die PlayStation-5-Variante erhalten werden, eignen sie sich zeitgleich als gut bezahlter Appetizer vor einem Generationswechsel beim Endkunden. Ergänzt wird das Angebot für PS-Plus-Abonnenten um die PS Plus Collection, eine vor allem qualitativ beachtliche Sammlung an PlayStation-4-Spielen ohne zusätzlichen Aufpreis. Enthalten sind neben einigen Multiplattform-Titeln insbesondere viele überzeugende First-Party-Spiele wie Bloodborne, Ratchet & Clank, Persona 5 und Uncharted 4.
PS5 vs. Xbox Series X: Es kommt drauf an
Wie ein Spiel auf der PlayStation 5 läuft, hängt vom Titel und den Zielen der Entwickler ab. Eine Reihe von Spielen erreicht 120 Bilder pro Sekunde, dazu gehören unter anderem Call of Duty: Black Ops Cold War, Destiny 2, die Devil May Cry 5 Special Edition, DiRT 5, die Nioh Collection und Rainbow Six Siege. Ob derselbe Titel, sofern verfügbar, auf Xbox oder PlayStation mit mehr FPS oder besserer Grafik läuft, hängt ebenfalls vom Titel ab.
Eine erste Orientierung liefert Devil May Cry 5, das bei Digital Foundry auf der Sony-Konsole im Normalmodus mit UHD-Auflösung und 60 FPS Render-Target etwa 8 Prozent langsamer läuft. Im 120-FPS-Modus erreichen beide Konsolen über 100 FPS, die PlayStation 5 arbeitet aber deutlich schneller – vermutlich fehlte Entwicklern hier mehr Zeit mit der Xbox. Mit Raytracing liegen beide hingegen etwa gleichauf.
Dass dieses Szenario nicht immer eintreten wird, demonstriert Rocket League, das nur auf PlayStation Checkerboard-Rendering einsetzt. Eine merklich schlechtere Grafikqualität kündigt sich jedoch nicht an, denn das Upscaling der PlayStation 4 überzeugte mit gutem Ergebnis. Auch Assassin's Creed Valhalla läuft auf der PlayStation 5 schneller als auf der nominell schnelleren Xbox Series X. Die UHD-Auflösung wird allerdings per Upscaling erreicht, 60 FPS nicht in jeder Szene. Variable Refresh Rate fehlt jedoch aktuell im Feature-Set von Sony, es soll ohne Angabe eines Zeitrahmens per Software-Update nachgereicht werden. Vergleiche anhand von Zahlen sind deshalb schwierig: Gute Upscaling-Techniken verringern die Aussagekraft der gerenderten Auflösung massiv, VRR senkt den Wert der Bildrate als Indikator für die Flüssigkeit der Wiedergabe.
Exklusivspiele erhalten für die grafische Qualität jede Menge Lob, insbesondere Spider-Man überzeugt bislang durch flüssiges Raytracing – schnell genug für einen Grafiksprung ist die PlayStation 5. Nachbessern im Bereich Software muss aber auch Sony noch. Die Konsole erzwingt 120 Hz als Ausgabemodus, sofern er verfügbar ist. Dies geschieht auch dann, wenn dafür die Auflösung am Display reduziert werden muss. Eine Wahl haben Anwender nicht.
Systemseller: Auch bei Sony keiner zum Start
Das Augenmerk liegt beim Start einer neuen Konsole auf den neuen Spielen, die das Leistungsvermögen grob skizzieren. Dazu müssen sie naturgemäß exklusive Produktionen sein. Obwohl Sony auf dem Papier ein umfangreiches Aufgebot präsentiert, wird kaum ein Titel des heute erhältlichen Aufgebots ausschließlich für die neue Hardware produziert. Astro's Playroom erhalten Käufer automatisch als Ausblick, alles andere kann entweder auf PC oder PlayStation 4 gespielt werden.
Drittanbieterproduktionen sind zudem nur zeitlich exklusiv. Dies könnte selbst auf Demon's Souls zutreffen, das in einem Teaser vorgeblich versehentlich schon für den PC angekündigt wurde. Das Versehen kann gut als zu frühe Enthüllung einer Portierung betrachtet werden, weil sie den Verkauf der PlayStation 5 beeinträchtigen könnte. Der Reiz einer neuen Plattform entsteht schließlich zu einem guten Teil durch das „noch nie Dagewesene“ und das „sonst nicht Erhältliche“. Zumindest diese Illusion hilft dem Verkauf, denn ansonsten kommt das Exklusive erst im kommenden Jahr, wenn Sonys Studios mit Fortsetzungen der großen Marken ein tolles Spielejahr versprechen.
Ein wesentlicher Reiz entgeht der neuen Konsole damit. Trotzdem gibt es zumindest zwei Zugferde: Das Remake von Demon's Souls und Marvel's Spider-Man: Miles Morales versprechen viel Spielspaß, den hohe Wertungen der Fachpresse belegen. Ebenso staunen lässt sich demnach über die neue Grafik. Das Erkunden neuer Ideen fällt aber noch aus. Geboten wird das Gleiche wie zuletzt, nur hübscher und flüssiger. Der eigentliche Startschuss fällt erst im nächsten Jahr.
Spiel | Plattform | Erscheinungstermin |
---|---|---|
Astro's Playroom | PS5 | erhältlich |
Demon's Souls | PS5 | erhältlich |
Marvel’s Spider-Man: Miles Morales | PS4/PS5 | erhältlich |
Marvel’s Spider-Man Remastered | PS5 | erhältlich |
Sackboy: A Big Adventure (Sumo Digital) | PS4/PS5 | erhältlich |
Godfall (Third Party) | PC/PS5 | erhältlich |
Destruction AllStars | PS5 | Februar 2021 |
Deathloop (Third Party) | PC/PS5 | Mai 2021 |
Horizon Forbidden West | PS5 | 2021 |
Ratchet & Clank: Rift Apart | PS5 | 2021 |
Gran Turismo 7 | PS5 | 2021 |
God of War | PS5 | 2021 |
Final Fantasy XI (Third Party) | PC/PS5 | 2021 |
Ghostwire: Tokyo (Third Party) | PC/PS5 | 2021 |
Projekt Athia (Third Party) | PC/PS5 | 2021 |
Returnal (Third Party) | PS5 | TBA |
Fazit
Eigentlich wäre die PlayStation 5 die einzige echte Next-Gen-Konsole, die in diesem Jahr erscheint. Während die Xbox zum Zuspieler eines Game-Pass-Angebots wird, denkt Sony noch in Konsolengenerationen. Dennoch ist die Botschaft, die Sony mit der Konsole sendet, ambivalent.
Einerseits handelt es sich um eine klassische Konsole, die zum Start mit exklusiven Spielen locken kann. Andererseits fällt das Angebot nicht groß aus – und die Exklusivität meint das Ökosystem, nicht die neue Plattform, denn zumindest alle Starttitel werden auch auf der PlayStation 4 zu haben sein und die einzige Ausnahme entpuppt sich obendrein als Remake eines PlayStation-3-Titels, dessen langfristige Exklusivität in Zweifel gezogen werden kann.
Auf den Präsentationen rund um die Konsole wurde das wohlweislich an den Rand gestellt, denn wie bei der Xbox Series X gibt es zum Start keine Spiele, die mit der deutlich höheren Leistung der nächsten Konsolengeneration auch neue Gameplay-Ideen umsetzen können. Gut für Current-Gen-Besitzer, schlecht für Next-Gen-Kunden.
Die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand und im Erfolg der Vorgängergeneration begründet. Fast 120 Millionen verkaufte PlayStation 4 sind und bleiben ein lukrativer Markt, der teurere, vergriffene Nachfolger hat vorerst noch auf lange Sicht eine deutlich kleinere Kundenbasis. Ein günstiges Einstiegsmodell gibt es zudem bei Sony nicht, diesen Job übernimmt vorerst die alte Konsole.
Finanziell ergibt ein sofortiger Bruch zwischen Generationen keinen Sinn, insbesondere, da Current-Gen-Spieler spätere Kunden günstiger PlayStation-5-Modelle sind – wenn sie bei der Stange gehalten werden können. In diesem Kontext muss auch die Abwärtskompatibilität gesehen werden, die einen Wechsel psychologisch erleichtern soll. Bestehende Kunden binden, das scheint aktuell die Devise zu sein.
Ein Bruch bei Spielen wäre aber nötig, um die neue Konsole klar als Next-Gen-Modell zu platzieren, die mehr ist als ein Grafik-Upgrade wie das der Xbox. Die Notwendigkeit dazu resultiert aus Alternativlosigkeit – Sony verkauft Konsolen, Microsoft hat sich längst auf eine Abozukunft ausgerichtet und die Hardware untergeordnet. Ein ähnliches beziehungsweise ähnlich vielversprechendes Programm gibt es bei Sony nicht.
Die Revolution bleibt aus
Der nötige Spagat ist also klar umrissen: Alte Kunden behalten, neue mit Next-Gen-Hardware zufriedenstellen. Dass das Ergebnis ein torkelnder Schlingerkurs war, zeigt Sonys Kommunikationstrategie, die kaum besser als die von Microsoft zum Start der Xbox One war. Sony hätte sicherlich gerne den Paukenschlag gehabt, der eine Veröffentlichung einer neuen Konsole klassischerweise ist, kann aber nicht.
Wie die Xbox Series X wird die PlayStation 5 eher in den Markt geschlichen. Das Spekakuläre steckt noch in der Pipeline, was Sony selbst so benannt hat. Der Weg mag sich also von der Xbox unterscheiden, das Ergebnis nicht: Aktuell ist die PlayStation 5 ein schnelleres Abspielgerät, das rein technisch sicherlich ein Upgrade darstellt. Das wirklich Neue aber fehlt – abseits von Design und der Kosmetik eines neuen Interfaces – vorerst noch, was den sofortigen Ausverkauf des neuen Modells unverständlich werden lässt.
Abwarten erscheint da als klügste Strategie. Kaufen kann man, wenn Hard- und Software am Markt verfügbar sind, irgendwann nächstes Jahr. Dann sind hoffentlich auch Kinderkrankheiten wie die mit dem Kühlsystem behoben.
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