Im Test vor 15 Jahren: ATis X1900 GT biss sich an Nvidias 7900 GT die Zähne aus
Nachdem ATis Radeon X1900 GT (Test) zu Anfang nur auf dem OEM-Markt erhältlich war, schickte der Hersteller sie vor 15 Jahren auch in den Endkundenmarkt, wo sie der GeForce 7900 GT Konkurrenz machen sollte. Trotz einiger Stärken biss die X1900 GT sich an der GeForce die Zähne aus.
Ein abgespeckter R580
Wie bei allen Radeon-X1900-Grafikkarten kam auch bei der X1900 GT die R580-GPU mit ihren 384 Millionen Transistoren aus der 90-nm-Fertigung zum Einsatz (Navi 21 heute: 26,8 Milliarden, 7 nm). Von den vier Pixel-Quads waren auf der X1900 GT allerdings nur drei aktiv, womit sie auf zwölf statt sechzehn Pixel-Pipelines kam. Mit 575 MHz lag auch der Chiptakt leicht unter den 625 MHz der Radeon X1900 XT, der Grafikspeicher war mit 600 zu 725 MHz ebenfalls niedriger getaktet. Im Vergleich zum direkten Konkurrenten, der GeForce 7900 GT, waren sowohl die Füllraten als auch die Speicherbandbreite geringer und dafür die Shader-Leistung etwas höher.
Radeon X1800 XL | Radeon X1900 GT | Radeon X1900 XT | GeForce 7900 GT | |
---|---|---|---|---|
Chip | R520 | R580 | G71 | |
Transistoren | ca. 321 Mio. | ca. 384 Mio. | ca. 278 Mio. | |
Fertigung | 90 nm | |||
Chiptakt | 500 MHz | 575 MHz | 625 MHz | 450 MHz |
Pixel-Pipelines | 16 | 12 | 16 | 24 |
Shader-Einheiten pro Pipeline (MADD) |
1 | 3 | 2 | |
ROPs | 16 | 12 | 16 | |
Pixelfüllrate | 8.000 MPix/s | 6.900 MPix/s | 10.000 MPix/s | 7.200 MPix/s |
TMUs je Pixel-Pipeline | 1 | |||
Texelfüllrate | 8.000 MTex/s | 6.900 MTex/s | 10.000 MTex/s | 10.800 MTex/s |
Vertex-Shader | 8 | |||
Dreiecksdurchsatz | 1.000 MV/s | 1.150 MV/s | 1.250 MV/s | 940 MV/s |
Pixel-Shader | PS 3.0 | |||
Vertex-Shader | VS 3.0 | |||
Speichermenge | 256 MByte GDDR3 | 512 MByte GDDR3 | 256 MByte GDDR3 | |
Speichertakt | 500 MHz | 600 MHz | 725 MHz | 660 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | |||
Speicherbandbreite | 32.000 MByte/s | 38.400 MByte/s | 46.400 MByte/s | 42.240 MByte/s |
Interface | PCIe | |||
SLI/CF-Unterstützung | Ja |
Die Radeon X1900 GT verfügte über ein neues Kühlsystem mit größerem Lüfter, der leiser arbeiten sollte. Das spezifische Modell von PowerColor, das sich vor 15 Jahren im Test befand, hatte allerdings noch das alte Kühlsystem mit kleinerem Lüfter. Eine Nachfrage bei ATi ergab damals, dass eigentlich ein größerer Lüfter hätte verbaut werden sollen, während PowerColor zu Protokoll gab, dass die Radeon X1900 GT nicht mit dem neuen Kühlsystem ausgestattet war.
Langsamer und teurer als die GeForce 7900 GT
In den Benchmarks konnte die Radeon X1900 GT dann – entgegen der Zielsetzung – nicht mit der GeForce 7900 GT mithalten. Ohne Anti-Aliasing und anisotrope Filterung war die Nvidia-Grafikkarte im Mittel rund 12 bis 16 Prozent schneller. Bei zugeschalteter Kantenglättung schrumpfte dieser Vorsprung auf 5 bis 7 Prozent. Insgesamt arbeitete die GeForce jedoch durch die Bank schneller. Mit einem Preis von 300 Euro war die Radeon zudem 30 Euro teurer als das Konkurrenzmodell.
In den B-Noten stand es um die Radeon X1900 GT nicht viel besser. Zwar war sie im Leerlauf 44 Prozent und unter Last etwa 11 Prozent leiser als die GeForce, zurückstecken musste sie dafür beim Stromverbrauch, der unter Last für das Gesamtsystem ganze 43 Watt (27 Prozent) höher ausfiel. Auch die GPU-Temperatur fiel höher aus und das Übertaktungspotential erwies sich im Test als sehr eingeschränkt.
Damit war die Radeon X1900 GT teurer, langsamer, energiehungriger und heißer als ATis auserkorene Konkurrenz in Form der GeForce 7900 GT. Wer besonderen Wert auf Lautstärke legte, für den konnte die X1900 GT eine Alternative sein, allerdings konnte die GeForce 7900 GT optional mit einem günstigen Dritthersteller-Kühler leise gekühlt werden. Für eine Empfehlung hatte die Radeon X1900 GT in Summe damit zu viele Schwachstellen.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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