Im Test vor 15 Jahren: Nvidias Doppeldecker alias GeForce 7950 GX2
Mit der GeForce 7950 GX2 (Test) stellte Nvidia eine Grafikkarte mit zwei GPUs auf zwei gestapelten PCBs vor, die sich mit der Holzhammermethode an die Leistungsspitze kämpfte. Trotz zwei GPUs und einem Preis von 650 Euro stellte die GeForce 7950 GX2 jedoch nicht das absolute Maximum dar.
Zwei GPUs auf zwei PCBs
Die GeForce 7950 GX2 verfügte über zwei G71-GPUs – Nvidias damals schnellste GPU, die auch in der GeForce 7900 GTX zu finden war. Anders als andere Multi-GPU-Grafikkarten setzte die GX2 sich aus zwei PCBs zusammen, die miteinander verbunden waren. Da die Grafikkarte über einen eingebauten PCIe-Switch verfügte und somit als ein einziges PCIe-Gerät erkannt wurde, war ein Mainboard mit SLI-Zertifizierung für ihren Einsatz nicht zwingend nötig. Für die Kommunikation zwischen den beiden GPUs stand eine interne SLI-Brücke zur Verfügung.
Der Takt lag etwas niedriger
Aufgrund der thermischen Einschränkungen, die mit Multi-GPU-Grafikkarten einhergehen, waren die Taktraten der GX2 allerdings nicht so hoch wie die anderer Single-GPU-Flaggschiffe: Der Chiptakt lag im Vergleich zur GeForce 7900 GTX bei lediglich 500 statt 650 MHz, der Speichertakt bei 600 anstatt von 800 MHz.
GeForce 7950 GX2 | GeForce 7900 GTX | Radeon X1900 XTX | |
---|---|---|---|
Chip | 2 × G71 | G71 | R580 |
Transistoren | ca. 2 × 278 Mio. | ca. 278 Mio. | ca. 384 Mio. |
Fertigung | 90 nm | ||
Chiptakt | 500 MHz | 650 MHz | |
Pixel-Pipelines | 2 × 24 | 24 | 16 |
Shader-Einheiten pro Pipeline (MADD) | 2 | 3 | |
FLOPs (MADD/ADD) | 2 × 192 GFLOPS | 250 GFLOPS | 374 GFLOPS |
ROPs | 2 × 16 | 16 | |
Pixelfüllrate | 2 × 8.000 MPix/s | 10.400 MPix/s | |
TMUs je Pixel-Pipeline | 1 | ||
Texelfüllrate | 2 × 12.000 MTex/s | 15.600 MTex/s | 10.400 MTex/s |
Vertex-Shader | 2 × 8 | 8 | |
Dreiecksdurchsatz | 2 × 1.000 MV/s | 1.400 MV/s | 1.300 MV/s |
Pixelshader | PS 3.0 | ||
Vertexshader | VS 3.0 | ||
Speichermenge | 2 × 512 MByte GDDR3 | 512 MByte GDDR3 | |
Speichertakt | 600 MHz | 800 MHz | 775 MHz |
Speicherinterface | 2 × 256 Bit | 256 Bit | |
Speicherbandbreite | 2 × 38.400 MByte/s | 51.200 MByte/s | 49.600 MByte/s |
Präzision pro Kanal | FP16/FP32 | FP32 | |
SLI/CF-Unterstützung | Ja |
In Anbetracht der beiden G71-GPUs im Vollausbau erschienen die verbauten Kühlkörper etwas unterdimensioniert. Nvidia setzte primär auf Aluminium als Material und verwendete lediglich einen kleinen Kupferblock, um die Wärme von der GPU zu den Aluminiumlamellen abzuleiten. Zudem war der Abstand zwischen den Lamellen relativ groß, was die Kühlleistung einschränkte. Für die Frischluftzufuhr sorgte jeweils ein kleiner Radiallüfter. Ein weiterer Nachteil der GX2 war, dass weder die GPUs noch der Speicher im Leerlauf den Takt senkten – das war suboptimal für den Energieverbrauch.
Schneller als Single-GPUs und langsamer als SLI-Systeme
In den Benchmarks bestätigte sich, was die technischen Daten bereits implizierten: Je nach Auflösung konnte sich die GeForce 7950 GX2 zwischen 16 und 23 Prozent von der GeForce 7900 GTX und zwischen 15 und 22 Prozent von der Radeon X1900 XTX absetzen. Falls zusätzlich Anti-Aliasing und anisotrope Filterung zugeschaltet wurden, lag der Leistungsvorteil bei 37 bis 43 Prozent gegenüber der GeForce 7900 GTX und 38 bis 39 Prozent zur X1900 XTX.
Anders sah es aus, wenn die GeForce 7950 GX2 gegen SLI-Systeme antrat. In diesem Fall agierte die Dual-GPU-Grafikkarte abhängig von der Auflösung zwischen 10 und 12 Prozent schneller als zwei GeForce 7900 GT und etwa 15 bis 17 Prozent langsamer als zwei GeForce 7900 GTX. Bei zugeschaltetem Anti-Aliasing und anisotroper Filterung wuchs der Abstand in beide Richtungen: Zwei GeForce 7900 GT waren 13 Prozent langsamer und zwei GeForce 7900 GTX 25 Prozent schneller.
In den B-Noten konnte die GeForce 7950 GX2 je nach Vergleichsgruppe mehr oder weniger überzeugen. Gegenüber Single-GPU-Grafikkarten waren die Leistungsaufnahme und die Temperatur naturgemäß höher, während sich die Lautstärke im Rahmen hielt. Gegenüber SLI-Systemen stand die GX2 hingegen gut da: Die Lautstärke wurde nur von zwei GeForce 7900 GTX geschlagen, der Stromverbrauch befand sich im Mittelfeld und die Temperatur gerade noch im Rahmen.
Fazit
Die GeForce 7950 GX2 war ein Exot und als solcher war die Zielgruppe sehr eingeschränkt. Die meisten Nutzer brauchten oder wollten ohnehin kein Multi-GPU-System. Wer ein SLI-taugliches Mainboard hatte, der war besser damit beraten zwei einzelne High-End-Grafikkarten zu kaufen. Damit blieben quasi nur Anwender, denen es darum ging, eine exotische Multi-GPU-Grafikkarte mit zwei GPUs und PCBs zu besitzen. Diese Gruppe erhielt mit der GeForce 7950 GX2 eine interessante Grafikkarte ohne offensichtliche Mängel. Die Doppeldecker-Grafikkarte in den Händen zu halten ist noch heute ein Erlebnis.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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