Legion 5 (Pro): Lenovo aktiviert stillgelegten Nvidia NVENC per BIOS-Update
Lenovo hat in den vergangenen Tagen zahlreiche BIOS-Updates für aktuelle Gaming-Notebooks mit Nvidia GeForce bereitgestellt, die den bis dato nicht nutzbaren Video-Encoder Nvidia NVENC aktivieren. Das Problem bestand seit dem Frühling. Lenovo hatte von einem Fehler gesprochen, Nutzer vermuten eine andere Ursache.
Nvidia NVENC war unbenutzbar
Auf den betroffenen Notebooks mit aktueller Nvidia GeForce, die allesamt der Zielmarkt Deutschland einte, war Nvidia NVENC nicht nutzbar – wollte eine Software wie OBS oder Nvidia Highlights darauf zugreifen, stürzt sie ab. Bereits im März hatte Nvidia verlauten lassen, die Ursache des Problems läge nicht beim GPU-Hersteller. Dafür sprach auch, dass einige betroffene Notebooks geheilt werden konnten, nachdem ein älteres BIOS aus dem Jahr 2020 aufgespielt worden war. Aber für viele Geräte gab es kein älteres BIOS ohne den „Fehler“.
Als „Fehler“ bezeichnete Lenovo das Problem im deutschen Support-Forum Ende Juli und stellte Firmware-Updates für August in Aussicht. Inzwischen sind die BIOS-Updates für Legion 5 und Legion 5 (Pro) verfügbar und schalten Nvidia NVENC in der Tat frei, wie zahlreiche Nutzerrückmeldungen zeigen. Sie sollen auch per Over-the-Air-Update im Tool Lenovo Vantage verfügbar sein.
Hallo zusammen,
der Fehler wurde schon am Anfang von April in der EN Community gemeldet und später dann auch an unsere Entwickler weitergeleitet. Unsere Entwickler hatten uns bestätigt, dass diese aktuell an einem BIOS Fix arbeiten, welcher im August veröffentlicht werden sollte. Falls wir nähere Informationen zu der Veröffentlichung des BIOS Fix erhalten werden, werde ich euch diese hier in dieser Diskussion mitteilen.
Lenovo im Juli in der Community
Keine Informationen zum Hintergrund
Zu den Hintergründen hat sich Lenovo in der Community nicht weiter im Detail geäußert und auf Nachfrage gegenüber ComputerBase klargestellt, dass es bei der unkommentierten Veröffentlichung der BIOS-Updates bleiben wird.
Die Vermutung, die Ursache könnte eine gerichtliche Auseinandersetzung mit Nokia aus dem Jahr 2020 gewesen sein, räumt Lenovo damit nicht aus.
Lenovo und Nokia stritten 2020 um Patente
Im vergangenen Jahr hatte sich Lenovo mit Nokia vor Gericht in München getroffen. Nokia hält Patente mit Bezug zum Video-Codec H.264, die darin beschriebenen Technologien verwenden aktuelle GPUs zur Beschleunigung des Codecs – so auch Nvidias Video-Encoder NVENC.
Die von Nokia angeführten Patente sind sogenannte Standard Essential Patents, Gebühren müssen deshalb dem FRAND-Grundsatz entsprechen. Auf einen Tarif einigen konnten sich Lenovo und Nokia allerdings nicht.
Nokia warf Lenovo vor, kein angemessenes Angebot zur Lizenzierung der Technologien vorgelegt zu haben, Lenovo wiederum warf Nokia vor, unangemessen hohe Gebühren zu verlangen, die FRAND nicht entsprechen. Nokia hatte vor Gericht im Oktober 2020 bisher entgangene Einnahmen von 3,25 Millionen Euro geltend gemacht.
Das Landgericht München war Nokias Argumentation gefolgt und hatte dem Konzern eine einstweilige Verfügung zugesprochen, die Lenovo den Verkauf aller betroffenen Produkte in Deutschland untersagte. Nokia hatte deren Durchsetzung im Herbst 2020 erwirkt.
Außergerichtliche Einigung im April 2021
Im April 2021 hatten sich Lenovo und Nokia schlussendlich außergerichtlich geeinigt. Beide Konzerne hatten bekanntgegeben, ein auf mehrere Jahre ausgelegtes, gegenseitiges Patentabkommen abgeschlossen zu haben. Für die von Nokia beanstandete Nutzungsperiode im Vorfeld der Einigung musste Lenovo allerdings auch zahlen. Über die Höhe der Zahlung wurde Stillschweigen vereinbart.
Dass ein Fehler ausrechnet in dem Land, in dem sich beide Unternehmen vor Gericht trafen und Nokia einen Verkaufsstopp durchsetze, Nvidia NVENC deaktiviert, konnten sich viele betroffene Anwender nicht vorstellen. Einen Beweis oder eine offizielle Bestätigung für den Zusammenhang gibt es aber bis heute nicht.