Huawei MatePad Pro 12.6 im Test: Betriebssystem, UI und App Store
2/4Beim neuen Tablet setzt Huawei nicht mehr auf Android, sondern auf das selbst entwickelte HarmonyOS in Version 2. Auch wenn diesem immer noch Android zugrunde liegt, müssen Nutzer auf Annehmlichkeiten wie die Unterstützung der Google-Dienste und somit auch auf den Play Store verzichten.
HarmonyOS 2: UI mit iPadOS-Genen
Bei der Gestaltung der neuen Version des eigenen Systems samt EMUI 12 hat sich Huawei mehr als erkennbar an iPadOS orientiert. Das wird an vielen Stellen deutlich, sei es in den Systemeinstellungen oder in den Schnellstarteinstellungen. Aber auch der Homescreen mit seinem unten liegenden App-Dock und der daneben zuletzt aufgerufenen App legt Vergleiche nahe. Im Gegensatz zu vielen anderen Android-Oberflächen erscheint die des neuen MatePad Pro wesentlich luftiger.
Darüber hinaus hat Huawei einige Kleinigkeiten in das System integriert, die sich manch anderer Android-Nutzer ebenfalls wünschen würde – etwa die Snippets, bei denen es sich im Grunde um einfacher aufzurufende Widgets handelt, bei denen lediglich über das App-Icon gewischt werden muss. Die Anzahl der damit ausgestatteten Huawei-Apps ist aber noch recht übersichtlich und ob Entwickler von Drittanwendungen folgen werden, dürfte bei der zumindest in westlichen Gefilden zu erwartenden geringen Verbreitung eher fraglich sein. Darüber hinaus bringt das System die bekannten schwebenden Fenster und den Split-Screen-Modus mit sich, bei dem bis zu vier Applikationen gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt werden können.
Daneben führt das Tablet einige der bereits vom kleineren MatePad Pro bekannten Werkzeuge mit sich, darunter den Taschenrechner, der handschriftlich gestellte Aufgaben umwandelt und ausrechnet, oder die Notiz-App „Nebo for Huawei“, mit der sich auch mal schnell mit dem Stylus handschriftliche Notizen hinterlegen lassen und die vom System in weiterverarbeitbare Texte umgewandelt werden sollen – das aber meist mehr schlecht als recht.
Mit Gesichtserkennung, ohne Fingerabdrucksensor
Als Sicherheitsfeatures steht neben den üblichen PIN- und Passwortabfragen oder einem einzugebenen Muster auch eine Gesichtserkennung zur Verfügung – über einen Fingerabdrucksensor verfügt das neue Tablet nicht. Da es Huawei aber auch beim MatePad Pro 12.6 versäumt hat, diesem einen frontseitigen LED-Blitz zu verleihen, wird bei schlechten Lichtverhältnissen zur besseren Ausleuchtung das Display als Lichtquelle hinzugezogen. Ein im System integrierter Passwort-Manager, ein Tresor, mit dem private Dinge wie Bilder oder Videos verschlüsselt werden können, und eine App-Sperre, mit der sich bestimmte Applikationen nur mit Eingabe einer Sicherheitsabfrage starten lassen, sollen zusätzlich die Sicherheit erhöhen. Darüber hinaus kann das Tablet per Smart Unlock mittels übermittelter biometrischer Daten aus einem „vertrauenswürdigen Bluetooth-Gerät“ wie unter anderem einem Smartphone oder einer Smartwatch entsperrt werden.
Huawei App Gallery vs. Google Play Store
So nutzerfreundlich das System auch in seiner zweiten Version wirkt, das Problem ist und bleibt das geringe App-Angebot. Aufgrund der nach wie vor anhaltenden Wirtschaftsauseinandersetzungen zwischen den USA und China darf Google aktuell an Huawei keine Lizenz für die Verwendung seiner Play-Dienste vergeben. Auch wenn Huawei versucht, mit der App-Gallery dagegenzusteuern, ist das Vorhaben aktuell nicht wirklich von Erfolg gekrönt. So beherbergt der eigene App-Store bisher nur wenige Applikationen, die meisten versucht das System über die Huawei-eigene Suchmaschine „Petal Search“ zu finden. Doch ob Nutzer ihr vielleicht auch beruflich genutztes Mobilgerät mit Programmen füttern wollen, die im Grunde aus dem Netz zusammengesucht sind, dürfte fraglich sein. Darüber hinaus kann Huawei nicht einmal für die Sicherheit in der eigenen App-Gallery sorgen: So verbarg sich hinter der App „Sketchbook“ trotz gleichem bekannten Icon-Bild die App „Paint Book“.
Ausgewichen werden kann vielleicht auf freie App-Quellen wie F-Droid, aber auch der App-Store von Amazon lässt sich installieren – dennoch verweigern hierbei ebenso nicht wenige Applikationen die Installation mit einer „Failed“-Ausgabe oder einem Parsing-Fehler. Und selbst wenn sich der Play Store auf das Tablet bringen lässt: Wie lange würde dieser Zustand währen? Bei den Fire-Tablets ist dies seit Jahren ohne Probleme möglich und weder Amazon noch Google scheinen größeres Interesse daran zu haben, dies zu unterbinden. Hier kann eher davon ausgegangen werden, dass die Möglichkeit auch in Zukunft bestehen bleibt. Bei Huawei kann es sogar so sein, dass Google die Installation seiner Apps auf entsprechenden Geräten aktiv unterbinden muss, um selbst keine Probleme zu bekommen.