Apple iPad mini 6 (2021) im Test: Das kleine iPad Air, nur schneller und spezieller
Apple bedient als einziger Hersteller das Segment kompakter Premium-Tablets. Das von Grund auf neu entwickelte iPad mini 6 lebt von seinem attraktiven Formfaktor und beweist im Test, dass kleine Tablets weiterhin eine Daseinsberechtigung haben. In puncto Leistung muss sich das iPad mini nur dem iPad Pro mit M1 geschlagen geben.
Das letzte iPad mini ist über zwei Jahre alt
Kaum zu glauben, aber zwischen dem aktuellen iPad mini der 6. Generation und dem Vorgänger lag eine Pause von zweieinhalb Jahren. Gut, ganz genau genommen hat Apple die Entwicklung damit beschleunigt, denn die 5. Generation kam erst dreieinhalb Jahre nach dem iPad mini 4 auf den Markt, doch gibt es nur wenige Produkte im Apple-Sortiment, die so selten überarbeitet werden wie das kleinste Tablet des Unternehmens. Zeit also war es für Apple, das iPad mini einmal von Grund auf neu zu entwickeln und mit allerlei moderner Technik zu bestücken, die das Unternehmen derzeit auch in anderen Produkten einsetzt.
Praktisch ein iPad Air mini
Dabei herausgekommen ist praktisch ein iPad Air mini, nur in schneller, da es mit dem neuen A15 Bionic aus dem iPhone 13 bestückt ist. Dementsprechend ist das iPad mini keine günstigere, weil kleinere Alternative zum normalen iPad, von dem es ebenfalls eine Neuauflage gibt, sondern im Portfolio das neue kleine Premium-Tablet.
Preise und Farben
Das wirkt sich entsprechend auf die Preise aus, die mit 549 Euro für 64 GB und 719 Euro für 256 GB deutlich oberhalb eines normalen iPad liegen, das ab 379 Euro startet. Apple bietet das iPad mini neuerdings auch mit 5G an, das iPad hingegen maximal mit LTE. Das Mobilfunkmodul kostet für beide Speicherkonfigurationen 170 Euro zusätzlich. Neue Farben gibt es ebenso: Space Grau, Rosé, Violett (Testgerät) und Polarstern. Das neue iPad mini ist seit dem 24. September unter anderem direkt bei Apple erhältlich.
Technische Daten des iPad mini im Vergleich
Apple iPad mini 6 |
Apple iPad mini 5 |
|
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Software: (bei Erscheinen) |
iPadOS 15 | iOS 12 |
Display: | 8,30 Zoll, 1.488 × 2.266 327 ppi, 60 Hz IPS |
7,90 Zoll, 1.536 × 2.048 324 ppi |
Bedienung: | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor | |
SoC: | Apple A15 Bionic 2 × Avalanche, 3,20 GHz 4 × Blizzard, 2,00 GHz 5 nm, 64-Bit |
Apple A12 Bionic 2 × Vortex, 2,49 GHz 4 × Tempest 7 nm, 64-Bit |
GPU: | Apple Penta-Core | Apple Quad-Core |
RAM: | 4.096 MB LPDDR4X |
3.072 MB LPDDR4X |
Speicher: | 64 / 256 GB | 64 / 256 GB |
1. Kamera: | 12,0 MP, 2160p LED, f/1,80, AF |
8,0 MP, 1080p f/2,40, AF |
2. Kamera: | Nein | |
3. Kamera: | Nein | |
4. Kamera: | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |
1. Frontkamera: | 12,0 MP, 1080p f/2,40 |
7,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,20 |
2. Frontkamera: | Nein | |
GSM: | Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
UMTS: | Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Nein Variante Advanced Pro |
Nein Variante Ja ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein Variante NSA/SA |
Nein |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax | 802.11 a/b/g/n/ac |
Bluetooth: | 5.0 | |
Ortung: | Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Nein Variante A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS |
Weitere Standards: | USB-C 3.1, Magnetic Connector | Lightning, 3,5-mm-Klinke |
SIM-Karte: | – Variante Nano-SIM |
– Variante Nano-SIM |
Akku: | ? (19,30 Wh), 20,0 W fest verbaut |
? (19,10 Wh) fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 134,8 × 195,4 × 6,30 mm | 134,8 × 203,2 × 6,10 mm |
Schutzart: | – | |
Gewicht: | 293 / 297 g | 301 / 308 g |
Preis: | ab 539 € / ab 519 € / ab 519 € / ab 635 € | 449 € / 619 € / 589 € / 759 € |
Optisch ein Zwilling des iPad Air
Dass der Einstieg in die Welt des kleinen iPad mini jetzt einen größeren Startpreis mit sich bringt, der 100 Euro über der letzten Generation liegt, zeigt, wo Apple das Tablet positionieren will. Es ist der kleine Bruder des aktuellen iPad Air, das mindestens 649 Euro kostet. Das iPad mini ist rein optisch betrachtet ein Zwilling, der ein Jahr später geboren wurde. Was in der Natur nicht möglich ist, läuft so bei Apple vom Band.
Abseits des normalen iPad kommen jetzt alle Tablets mit abgeflachten Seiten, planer Rückseite und allgemein stark reduzierter Geometrie daher. Die Verarbeitung fällt auch beim iPad mini durchgehend sehr hochwertig aus, im kleineren Format wirkt das Tablet sogar noch eine Ecke steifer, wenngleich in diesen Punkt viel subjektives Empfinden einfließt.
Apple Pencil 2 nimmt gesamte Seite ein
Bekannt vom iPad Air ist das Layout für die vier guten Lautsprecher, für die neue USB-C-Buchse, die es Peripherie leichter macht, und für den Magnet-Anschluss, an dem sich die 2. Generation Apple Pencil befestigen und laden lässt. Das wiederum hat zur Folge, dass Apple die Lautstärketasten nicht mehr an der langen Seite des Tablets unterbringen kann. Das iPad mini misst nur 195,4 × 134,8 × 6,3 mm, der Apple Pencil mit 166 mm aber kaum weniger, sodass die restlichen knapp 3 cm nicht mehr für die Tasten genutzt werden können.
Die Lautstärketasten drehen sich jetzt mit
Die zwei Tasten und der Power-Button mit integrierter Touch ID, die zuvor im jetzt nicht mehr existenten Home-Button saß, befinden sich an der Oberseite des Tablets, also an der kurzen Seite gegenüber der Seite mit USB-C-Anschluss. Das wiederum hat Apple dazu veranlasst, die Funktionen der Lautstärketasten, also lauter und leiser, automatisch mit der Ausrichtung des Tablets anzupassen. Wo zum Beispiel beim iPad Pro oder iPad Air die Taste näher am Radius zur kurzen Seite des Tablets stets für lauter zuständig ist, trifft dies beim iPad mini nur im Querformat mit den Tasten rechts oder auf den Kopf gestellt mit den Tasten unten zu. Befinden sich die Tasten aber links oder oben, ist dieselbe Taste für leiser statt lauter zuständig. Dieses Verhalten ist in gewisser Weise intuitiver als bisher, denn beim iPad Pro im Querformat mit Tasten oben steht die linke Taste für leiser.
Kleiner als ein iPad mini 5
Abseits solcher Details sticht im Alltag vor allem das fantastische Handling des Tablets hervor. Kleines Tablet ergo einfachere Bedienung stimmt natürlich, aber Apple bringt in einem von den Abmessungen her kleineren Tablet als dem letzten Modell einen 0,4 Zoll größeren Bildschirm unter und hat gleichzeitig das Gewicht um rund 10 g reduziert. Während Smartphones im oberen 6-Zoll-Segment kaum von der Hand zu weisen unhandlich sind und häufig mit zwei Händen bedient werden müssen, ist ein 8-Zoll-Tablet wiederum unter der Prämisse seiner Produktklasse als extrem kompakt und hervorragend vom Handling her einzustufen.
Das Zubehör fällt reduziert aus
Das iPad mini hat eher das Format eines Taschenbuchs, nur viel dünner und leichter, und lässt sich vor allem vertikal ausgerichtet prima mit beiden Daumen bedienen. Für Messenger von Apple selbst oder eines anderen Anbieters hat die On-Screen-Tastatur genau die richtige Größe. Externe Tastaturen sind übrigens zumindest von Apple nicht für das Tablet vorgesehen, entsprechendes Zubehör gibt es erst gar nicht und der Smart Connector fehlt dem Gehäuse ohnehin. Das schließt natürlich nicht aus, dass Tastaturen von Drittanbietern dennoch via Bluetooth angebunden werden können. Apple selbst bietet nur das Smart Folio für 65 Euro an, das Vorder- und Rückseite schützt und geöffnet als Stütze zum Lesen und Tippen sowie für Videos oder FaceTime-Anrufe dient.
Das zweite Zubehör ist der bereits angesprochene Apple Pencil der 2. Generation für 135 Euro, der das iPad mini zu einem kleinen Notizblock und Zeichenbrett macht. So viel Canvas wie auf einem iPad Air oder großen iPad Pro steht hier jedoch nicht zur Verfügung, sodass das Tablet eher für erste Sketche als für das große Meisterwerk geeignet ist. An Rechenleistung für professionelle Anwendungen aus diesem Segment mangelt es dem Modell dank A15 Bionic aber nicht. Und weil der Bildschirm vollständig laminiert ist, liegen Stiftspitze und gemaltes Pixel sehr nahe beieinander, was der Verbindung zwischen analoger Bewegung und digitaler Umsetzung dienlich ist.
Das iPad mini hat die höchste Pixeldichte
Gemessen an den technischen Daten entspricht der jetzt 8,3 statt 7,9 Zoll große Bildschirm weitgehend dem des iPad Air. Apple hat die Bildschirmränder deutlich reduziert und mit abgerundeten Ecken versehen. Im Rahmen sitzt eine neue Ultraweitwinkel-Frontkamera mit „Folgemodus“, die KI-gestützt den Anwender auch bei Bewegungen im Raum im Blick behält. Die Auflösung des Bildschirms steigt auf 2.266 × 1.488 Pixel, was einer Pixeldichte von 326 ppi entspricht – die höchste unter allen iPad-Modellen, die allesamt sonst auf 264 ppi kommen. Das sorgt für ein scharfes Schriftbild, das sich vor allem beim Einsatz als E-Book-Reader positiv auswirkt. Fairerweise muss man Geräten wie Kindle und Co. aber den Vorrang lassen, wenn es wirklich nur ums Lesen von Büchern geht. Ein E-Book-Reader belastet die Augen weniger und weist vielfach längere Akkulaufzeiten auf.
Nur ProMotion und Mini-LED fehlen
Im Vergleich zum normalen iPad hat das iPad mini den erweiterten P3-Farbraum, das vollständig laminierte IPS-Panel und die Antireflex-Beschichtung auf der Habenseite. Die True-Tone-Technik, damit sich der Weißpunkt automatisch dem Umgebungslicht anpasst, gibt es seit diesem Jahr hingegen auch auf Apples günstigstem Tablet. Dem iPad mini fehlen gegenüber dem iPad Pro ProMotion mit bis zu 120 Hz und die höchste Helligkeit im Portfolio, wobei das große iPad Pro mit der neuen Mini‑LED-Hintergrundbeleuchtung (Test) eine Sonderstellung einnimmt.
Heller Bildschirm mit über 500 cd/m²
Mit einer gemessenen Spitzenhelligkeit von 524 cd/m² muss sich das iPad mini aber keineswegs hinter anderen Tablets wie dem iPad Air verstecken. Das 2018er iPad Pro mit 11 Zoll strahlt 13 Prozent heller und das aktuelle iPad Pro mit Mini-LED liegt zumindest im hier abgebildeten SDR-Betrieb nur 18 Prozent vorne. Erst im HDR-Betrieb zieht das neue iPad Pro mit über 1.000 cd/m² auf dem gesamten Bildschirm und 1.600 cd/m² für einzelne Highlights dem restlichen Feld davon. iPad mini und iPad Air bewirbt Apple mit jeweils 500 cd/m², letzteres landet im Direktvergleich aber 5 Prozent hinter dem iPad mini. Hervorzuheben ist beim iPad mini die sehr gute Kalibrierung ab Werk, wenn True Tone deaktiviert ist. Mit diesem Feature aktiviert, tendiert das Tablet zu einer etwas wärmeren Darstellung.
Multitasking wie auf großen iPads
Der kleinere Bildschirm im Vergleich zum iPad Air bedeutet nicht, dass unter iPadOS in puncto Multitasking irgendwelche Abstriche gemacht werden müssen. Das iPad mini ist in diesem Punkt ein ebenso vollwertiges Tablet wie alle anderen Tablets von Apple. Funktionen wie „Split View“, „Slide Over“, „Picture in Picture“ oder auch eigene Fenster innerhalb einer App, etwa für eine neue E-Mail innerhalb der E-Mail-App, stehen unverändert bei horizontaler und vertikaler Ausrichtung zur Auswahl.
Im Dock geht es ebenso kompakt zur Sache
Man muss aber noch nicht mal alle iPadOS-Optionen beim Multitasking ausreizen, um festzustellen, dass es auf dem kleineren Bildschirm zwar nicht in Sachen Funktionsumfang reduziert zugeht, aber doch spürbar weniger Fläche zur Verfügung steht, die alles näher zusammenrücken lässt und etwas Übersicht kostet. Denn schon auf dem Homescreen machen sich die nur 8,3 Zoll anhand von sehr kleinen Symbolen im Dock bemerkbar. Vertikal wie ein Buch ausgerichtet, fallen die Icons deutlich kleiner als etwa auf einem iPhone 13 Pro Max aus, weil Apple auch dem kleinsten Tablet das Dock in voller Größe spendiert. Ins Querformat gedreht, haben die Dock-Icons eher wieder die gewohnte Größe.
Apple geizt mit eigenen nativen Apps
Zu iPadOS 15 ist noch anzumerken, dass sich die mit iOS 14 auf dem iPhone eingeführten Homescreen-Widgets jetzt auch auf Tablets anlegen lassen. Das führt dazu, dass es erstmals eine „Wetter-App“ auf dem iPad gibt – bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn Apple täuscht die Existenz dieser App nur vor. Das Widget gleicht optisch dem von iOS 15, ein Tap darauf öffnet aber keine native App mit schönen Animationen und Grafiken, wie man sie vom Smartphone kennt, sondern eine hässliche und mit Werbung zugekleisterte Website von weather.com. Unverständlich, warum Apple so etwas zulässt und generell nach wie vor keine nativen Apps fürs Wetter oder auch den Taschenrechner unter iPadOS anbietet.