Klanglich liegen die beiden Mikrofone mehr auseinander, als es der Preisunterschied zunächst vermuten lässt. Die Gemeinsamkeit ist, dass beide die Stimme sehr gut abbilden, verbunden mit einem äußerst geringen Eigenrauschen. Während das M 90 Pro X für die deutlich vollere Aufnahme sorgt, wirkt das M 70 Pro X ein wenig drahtig. Dennoch entspricht das Ergebnis genau den von beyerdynamic gemachten Angaben: Die Mitten werden kraftvoll, Höhen und Bässe natürlich wiedergegeben. Für die warme, eher durch die tieferen Frequenzen hervorgerufene bekannte „Radio-Stimme“ müsste hier also nachträglich durch entsprechende Einstellungen gesorgt werden.
Das gilt jedoch nur für den Nahbereich, also wenn direkt vor dem Mikrofon gesprochen wird. Mit größer werdendem Abstand wird die Stimme wie bei anderen Klangaufnehmern auch immer dünner und die räumliche Akustik kommt immer mehr zum Tragen. Wird das jeweilige Mikrofon in einem entsprechend eingerichteten Raum genutzt, kann der Effekt minimiert werden – die dünnere Stimme bleibt jedoch. Dennoch bieten hier beide Aspiranten immer noch das beste Ergebnis von den bisher auf ComputerBase getesteten Mikrofonen.
beyerdynamic M 90 Pro X
beyerdynamic M 70 Pro X
Roccat Torch
Epos B20
Elgato Wave:3
SPC Gear SM950
SPC Gear SM950T
Aver Media MIC 330
HyperX Solocast
Auf Störgeräusche reagieren beide Mikrofone unterschiedlich – auch wenn laut beyerdynamic „Tastaturgeräusche, Raumhall oder andere Geräuschquellen kaum ins Gewicht fallen“ sollen. Mit vorgeschobenem Popschutz werden Plosivlaute recht gut herausgefiltert, auch wenn sie bei manchen Wörtern immer noch auftreten können. Ohne den Schutz wird schnell deutlich, wie feinfühlig die Mikrofone und wie sehr sie auf die Vorrichtung ausgelegt sind. Noch extremer wird es bei Tastatur- und Windgeräuschen. Hierbei könnte angenommen werden, dass das M90 Pro X aufgrund der Aufnahmerichtung generell das Nachsehen hätte – die Realität sieht jedoch genau andersherum aus. So ist es zwar für Windgeräusche anfälliger, Geräusche einer Tastatur kommen aber weniger stark zum Tragen.
Beim M 70 Pro X verhält es sich genau umgekehrt: Windgeräusche spielen bei diesem eine geringere Rolle, seltsamerweise werden Tastaturen deutlich stärker aufgenommen, obwohl das Mikrofon von der Sprachrichtung her weiter von der Störquelle entfernt ist. Der Popschutz erzielte bei den simulierten Störungen zudem kaum eine Wirkung.
Unterschiedlich fällt auch der Pegel der Mikrofone aus: Während das teurere Modell nicht zuletzt aufgrund der Phantomspeisung eine höhere Lautstärke besitzt, musste beim M 70 Pro die Verstärkung für die Eingangslautstärke wesentlich höher angesetzt werden. Somit sind die Reserven beim M 90 Pro X deutlich größer.
Fazit
Sowohl das M 90 Pro X wie auch der kleinere Bruder M 70 Pro X liefern eine sehr gute Verarbeitungsqualität – was bei den ausgerufenen Preisen von 250 bzw. 300 Euro auch erwartet werden kann. Der Hersteller verzichtet dabei auf jeglichen Firlefanz, sei es bei den Materialien oder bei der Aufmachung. Das zeigt Wirkung, das schlichte Äußere verleiht den beiden Klangaufnehmern eine deutlich höhere Professionalität, als es alle LED-Beleuchtungen der Welt jemals könnten.
Ein gutes Audio-Interface vorausgesetzt, liefern beide einen exzellenten Klang – auch wenn bei der Wahl der Variante die 50 Euro Aufpreis für das M 90 Pro X gut angelegt sind. Zwar bilden beide Vertreter die Stimme sehr gut ab, das größere Modell sorgt aber für den runderen Klang und zudem auch für den höheren Pegel, was größere Reserven bedeutet. Das M 70 Pro X stellt zwar ebenso eine gute Wahl dar, bildet die Stimme aber etwas drahtiger und kälter ab. Im direkten Vergleich ist der Unterschied deutlich zu hören. Auf Störfaktoren reagieren beide unterschiedlich: Das M 70 Pro zeigt sich gegenüber Tastaturgeräuschen empfindlicher, das M 90 Pro X gegenüber Wind. Mit Plosivlauten können beide gut umgehen – solange ein vor ihnen angebrachter Popschutz verwendet wird.
Die Handhabung des Zubehörs ist dagegen etwas gewöhnungsbedürftig: Während bei den meisten Spinnen das Mikrofon per Mechanismus einfach eingespannt wird, müssen sie im vorliegenden Fall von unten mit einem Ring angeschraubt werden. Dadurch wird ein spontanes Wechseln des Klangaufnehmers unnötig erschwert.
ComputerBase wurden das M 70 Pro X und das M 90 Pro X leihweise von beyerdynamic für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.