Intel NUC 12 Extreme im Test: Installation, Kühlleistung, Benchmarks und Fazit
2/2Der NUC 12 Extreme im Alltag
Wer den NUC 11 Extreme kennt, fühlt sich beim NUC 12 Extreme sofort heimisch. Kein Wunder, das Gehäuse, das sich leicht öffnen lässt und den Blick in das Innere freigibt, ist gleich geblieben. Der Blick unter die Haube macht zugleich deutlich: 8 Liter Volumen sind wenig.
Die Platzverhältnisse sind beengt, kleine Hände und lange Schraubendreher helfen bei der Installation. Um die zwei M.2-Slots und die SO-DIMM-Steckplätze im Compute-Modul, in dem die CPU steckt, zu erreichen, müssen nahezu das komplette System zerlegt und etliche Kabel gelöst werden. Nur an eine SSD kommt man über die Rückseite einfacher heran.
Damit bleibt der NUC 12 Extreme etwas für Bastler – Laien sind hier schnell hoffnungslos überfordert, zumal am Ende dann auch alles wieder zusammengesetzt werden muss. Viele der Kabel sind sehr wackelig und schnell ist eines nicht richtig eingesteckt oder verkantet – der Kleinst-PC bietet diverse Möglichkeiten für Montagefehler.
Das Vorserienmodell des NUC 12 Extreme zeigte sich darüber hinaus ziemlich zickig, was das Zusammenspiel mit DDR4-SO-DIMMs angeht. Verschiedene Modulpaare wollten nie so richtig, obwohl sie für 1,2 V spezifiziert sind. Doch an den CMOS-Clear-Button des Compute-Modules zu kommen, ist mit verbauter Grafikkarte unmöglich. Erst über den Umweg und eine manuelle Spannungserhöhung im BIOS auf 1,4 V für den RAM war es dem System möglich, zuverlässig zu arbeiten. Solche Kinderkrankheiten werden in der Regel aber durch BIOS-Updates behoben – das installierte datiert noch auf den November.
Sind erst einmal RAM und SSD sowie zusätzlich eine Grafikkarte installiert, verrichtet das System unter Windows 11 wie ein typischer PC seinen Dienst. Da die Technologien allesamt schon einige Monate auf dem Markt sind, gibt es keine Probleme bei der Treiberinstallation. Je nach Windows-Version kann es allerdings passieren, dass kein passender LAN-Treiber beim Start vorhanden ist. Der Treiber für den i225-LM muss dann von der Intel-Website bezogen werden – der für das neue 10-Gbit-LAN ist ohnehin einer vom Dritthersteller.
Leistungsaufnahme, Temperaturen und Lautstärke
Die regulären NUCs verhalten sich in der Regel wie Notebooks, doch spätestens mit dem gesockelten LGA-Desktop-Prozessor ist der NUC 12 Extreme nichts anderes mehr als ein kleiner Desktop-PC. Deshalb sind die Vergleiche mit anderen NUCs schwierig bis unmöglich, die letztjährige Mischung aus Notebook-CPU im Desktop-Gewand bei ähnlicher TDP kommt noch am ehesten heran. Da diese Werte auch noch vorhanden sind und die gleiche GeForce RTX 3080 FE wieder verbaut wurde, lassen sich so zumindest Vorgänger und Nachfolger nebst dem ComputerBase-Testsystem mit ebenfalls gleicher Grafikkarte vergleichen.
Leistungsaufnahme und Lautstärke in Anwendungen
Der erste Blick geht neben den Anwendungstests auf die Lautstärke und die Leistungsaufnahme. Im Leerlauf gibt der Mini-PC nahezu keinen Mucks von sich, die Lüfter im Gehäuse werden angehalten – das ist sehr gut umgesetzt. Auch bei Teillast bleibt der PC fast unhörbar, das ist ein Fortschritt gegenüber dem NUC 11 Extreme. Unter voller Last wird das Betriebsgeräusch jedoch deutlich ausgeprägter. Hier drehen vor allem die Gehäuselüfter höher um die CPU bei Ausnutzung von PL2 bei der Temperatur abzufangen. Wenn die kurzzeitige PL2-Phase vorüber ist, liegt das Niveau auf dem der Teillast. Doch am Ende ist die Lüftersteuerung überfordert, wie die Werte offenbaren.
Modell | Szenario | Windows-Leerlauf | Teillast (1 Kern) | Volllast (alle Kerne) |
---|---|---|---|---|
Intel NUC 12 Extreme (Core i9) | Lautstärke | <30 dB | 33 dB | 42 -> 35* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 48 Watt | 93 Watt | 270 -> 137* Watt | |
Intel NUC 11 Extreme (Core i9) | Lautstärke | <30 dB | 39 dB | 45 -> 39* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 42 Watt | 82 Watt | 176 -> 122* Watt | |
Intel NUC 9 Extreme (Core i9) | Lautstärke | <30 dB | 39 dB | 45 -> 38* dB |
Leistungsaufnahme (Steckdose) | 34 Watt | 77 Watt | 149 -> 103* Watt | |
Lautstärke-Messungen orthogonal zur Oberfläche, 40 cm Abstand von vorn | ||||
* Zu Beginn Turbo-Modus, danach dauerhaft im Powerlimit |
CPU-Temperaturen unter Last
270 Watt stehen über mehrere Sekunden kurzzeitig auf der Anzeige für das gesamte System inklusive RTX 3080, wenn lediglich CineBench R20 den Mehrkerntest durchläuft. Die CPU hat dabei keine Chance einen hohen Takt zu halten, denn nun kommt das bereits eingangs erwähnte Problem glasklar zum Vorschein: die viel zu hohe Temperatur. Die 100-°C-Marke wird immer wieder sehr schnell gerissen, ein echtes Arbeitstier ist der Prozessor damit nicht.
Selbst die rund 180 Watt CPU-Package-Power, die als Spitze gemessen wurden, entsprechen immer noch 65 Prozent mehr als beim NUC 11 Extreme mit Core i9. Und der war bereits überfordert. Die theoretisch maximale CPU-Leistungsaufnahme von 221 Watt war im Test nicht erreichbar.
Benchmarks in Anwendungen
In Sachen Leistung gilt es anzumerken: Das Vorserienmodell des NUC 12 Extreme spricht die CPU in Form des Core i9-12900 nicht korrekt an. So durfte der Prozessor seinen Single-Core-Turbo nicht ausspielen und musste bei 4,7 GHz verharren. Dafür gab Intel dem Modell aber einen PL2-Wert von 221 Watt mit auf den Weg – bestätigt durch einen Reviewer's Guide des Herstellers.
Dass es nicht an der CPU liegt, zeigt der Wechsel des Prozessors in ein anderes System: das CPU-Testsystem der Redaktion. Hier vollbringt die Alder-Lake-Lösung exakt das, was von ihr verlangt wird. Dennoch kommt die CPU auch im NUC nahe heran an viele Werte. Single Core ist natürlich die Ausnahme – hier fehlt deutlich der Takt, den Intel schließlich selbst mit 5,1 GHz Boost spezifiziert.
Durch das zusätzliche Profil des NUCs gibt es nun de facto drei bei der CPU zu betrachten: die Konfiguration im NUC mit dem im BIOS hinterlegten Power-Profil, den Core i9-12900 mit den exakten Intel-Vorgaben im ComputerBase-Testsystem und wie üblich auch die Option „unlimitiert“, die es auf klassischen Desktop-Boards zusätzlich gibt. In der Praxis sieht das wie folgt aus:
Test | im NUC 12 (65/221 W) | im Desktop (65/202 W) | im Desktop (unlimited) | Core i9-11900KB (NUC 11) |
---|---|---|---|---|
CB20 Single | 706 Punkte | 763 Punkte | 764 Punkte | 636 Punkte |
CB20 Multi | 7.440 Punkte | 7.103 Punkte | 10.129 Punkte | 4.747 Punkte |
Corona 1.3 Bench | 81 s | 79 s | 56 s | 114 s |
Den Vorgänger Core i9-11900KB hat der neue Intel Core i9-12900 in jeder Lebenslage im Griff. Bei Multi-Core helfen mehr Kerne, bei Single Core die höhere IPC von Alder Lake gegenüber Tiger Lake – trotz um 400 MHz zu geringem Takt. Am Ende steht immer ein Gewinn für den NUC 12 gegenüber dem NUC 11.
Der Core i9-12900 bleibt im NUC 12 Extreme im Vorserienstatus dennoch schnell sichtbar unter seinen Möglichkeiten. Da sich die CPU im Desktop komplett unterschiedlich verhalten kann, wird ComputerBase dies noch einmal in einen separaten Test auskoppeln. Einige Werte deuten ja bereits an, wie die CPU dort abschneiden wird: Zwischen Herstellervorgaben und der „Ohne-Limit-Option“ können Welten liegen.
Benchmarks in Spielen
In Spielen schwindet auch beim Core i9-12900 der Einfluss von PL2 auf die Leistungsfähigkeit, weil die CPU nicht einmal PL1 erreicht. Spätestens ab realistisch gespielten Auflösungen mit Full HD und mehr übernimmt die Grafikkarte die Arbeit, während sich die CPU bei maximal 65 Watt „ausruhen“ darf. Hier liefert der NUC 12 Extreme dann dank der Mischung aus Alder-Lake-Architektur im Vollausbau gepaart mit RTX 3080 eine sehr gute Leistung und ist auch hier dem Vorgänger voraus.
Fazit
Mit dem NUC 12 Extreme macht Intel den kleinen 8-Liter-PC noch leistungsfähiger als zuvor. Dank des schnellen Alder-Lake-Prozessors muss sich der NUC 12 Extreme vor ausgewachsenen Desktop-PCs kaum verstecken. Gepaart mit einer schnellen diskreten Grafikkarte kann der Drache zu einem vollwertigen Gaming-PC heranwachsen, der den Vorgänger schlägt. Gamer mit der Vorliebe für Exklusives ist auch der NUC 12 Extreme wieder eine Option, die mit LGA 1700 sogar ein Raptor-Lake-Upgrade nicht grundsätzlich ausschließt. Ein kompakter PC für jedermann mit hohen Leistungsanforderungen ist der neue NUC Extreme damit aber noch lange nicht.
Das 8-l-Gehäuse mit dem kompakten Compute Module kühlt die CPU weiterhin nur unbefriedigend, was mit dem gesockelten Prozessor mit bis zu 221 Watt PL2 noch problematischer wird. Im Ergebnis taktet der Prozessor in Multi-Core-Lasten herunter, weil er zu heiß wird.
Gepaart mit einer flotten Grafikkarte wird das System darüber hinaus laut, denn nun müssen schnell über 400 Watt abgeführt werden. Die kleinere NUC-12-Extreme-Variante mit Core i7-12700 könnte hier die etwas bessere Wahl sein, weil sie nicht sofort jedes Limit sprengt.
Am Ende ist das Fazit deshalb fast das gleiche wie vor einem Jahr: Für die Masse ist das Produkt nichts, selbst für Sammler und Liebhaber exotischer Stücke wird es das Modell wieder schwer haben. Man muss sich schon in das Konzept NUC Extreme verguckt haben, um hier fündig zu werden. Dazu trägt auch der Preis bei: Mindestens 1.500 Euro sind es bei der Core-i9-Variante mit RAM und SSD, aber ohne Grafikkarte schnell. Mit LGA 1700 gibt es in diesem Jahr wenigstens Hoffnung, dass das Gehäuse auch noch Raptor Lake aufnehmen können wird.
ComputerBase wurde der NUC 12 Extreme leihweise von Intel unter NDA zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.
Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.