Im Test vor 15 Jahren: Die PlayStation 3 war viel mehr als eine Spielkonsole
Nachdem Microsoft die Xbox 360 bereits Ende 2005 auf den Markt schickte, folgte Sony auf dem europäischen Markt erst im April 2007 mit der PlayStation 3. Im Test vor 15 Jahren konnte die Spielkonsole mit vielen Funktionen begeistern, die sich Sony im Vergleich zur Xbox 360 gut bezahlen ließ.
Zwei Ausführungen der PlayStation 3 ohne Wahl
Sony handhabte es bei der PlayStation 3 so ähnlich wie Microsoft bei der Xbox 360 (Test) und bot zwei Modelle mit unterschiedlichen Ausstattungen an. Die Unterschiede beliefen sich auf eine um 40 GByte größere Festplatte, einen Kartenleser und WLAN-Unterstützung. Doch Europäische Kunden erhielten zumindest zum Marktstart der PlayStation 3 überhaupt nicht die Möglichkeit, das kleinere Modell zu kaufen. Offiziell hieß es, dass die 20-GByte-Version nachgereicht werden würde, sofern es der Markt verlangte. In der Praxis geschah das nie, weshalb Europäer mit der 599 Euro teuren 60-GByte-Variante vorliebnehmen mussten.
Ein weiterer Unterschied zwischen der europäischen und der japanischen/amerikanischen Version der PlayStation 3 war, dass in Europa die sogenannte Emotion-Engine fehlte. Dabei handelte es sich um den Grafikchip der PlayStation 2 Slim, der in der original PlayStation 3 für die Wiedergabe von PlayStation-2-Titeln verantwortlich war. Im europäischen Modell implementierte Sony hingegen eine Software-Emulation, die bei Erscheinen eine schlechtere Abwärtskompatibilität besaß. So waren nur noch 72,7 statt 97,5 Prozent aller PlayStation-2-Spiele kompatibel.
PlayStation 3 20-GByte-Modell |
PlayStation 3 60-GByte-Modell |
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Prozessor | Cell | |
Grafikchip | RSX | |
Sound | Dolby 5.1, DTS, LPCM etc. (Cell-basierte Verarbeitung) |
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Speicher | 256 MB XDR-Main-RAM, 256 MB GDDR3-VRAM |
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Festplatte | 2.5", Serial ATA (20 GByte) | 2.5", Serial ATA (60 GByte) |
Ein-/Ausgänge | 4 × USB 2.0 | 4 × USB 2.0, MemoryStick, SD-Karte, CompactFlash |
Netzwerkanschlüsse | 1 × Ethernet (10BASE-T, 100BASE-TX, 1000BASE-T), Bluetooth 2.0 (EDR) |
1 × Ethernet (10BASE-T, 100BASE-TX, 1000BASE-T), IEEE 802.11 b/g, Bluetooth 2.0 (EDR) |
AV-Ausgang | 1 × HDMI, 1 × AV-Multi-Ausgang, ein optischer Ausgang |
|
Laufwerk | Blu-ray, DVD, CD und SACD | Blu-ray, DVD, CD und SACD |
Größe | 325 × 98 × 274 mm (B × H × T) | 325 × 98 × 274 mm (B × H × T) |
Gewicht | ca. 4,8 Kg | ca. 5,0 Kg |
Preis | 499 Euro | 599 Euro |
Verglichen mit der Xbox 360 war die Ausstattung der PlayStation 3 umfangreicher. Die WLAN-Unterstützung erleichterte beispielsweise das Verbinden der Spielkonsole mit dem Heimnetzwerk. Der verbaute Blu-ray-Player besaß vor 15 Jahren nicht viele Vorteile gegenüber dem HD-DVD-Laufwerk der Xbox 360 – da der Standard sich langfristig durchsetzte, fuhren PlayStation-3-Nutzer dennoch besser.
Die PlayStation war nicht nur zum Spielen
Zum Erscheinen der PlayStation 3 in Europa gab es insgesamt 23 Titel für die Konsole. Diese beschauliche Anzahl machte das Problem der Konsole deutlich: Exklusivtitel. Der Großteil der Spiele kam von Publishern wie Ubisoft, Electronic Arts und Konsorten, die ihre Titel auch auf anderen Plattformen anboten. Das Problem für Sony lag darin, dass die PlayStation 3 grafisch nicht mehr zu bieten hatte als die Xbox 360, die bereits seit längerem auf dem Markt und zudem bedeutend günstiger war.
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PlayStation 3
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Xbox 360
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Beide
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Keine der beiden
Doch die entscheidende Zusatzqualifikation der PlayStation 3 war, dass Sony mit ihr eine vollwertige Multimedia-Station anbot. Sie unterstützte zahlreiche Video- und Musikformate, bot einen integrierten Internet-Browser und mit dem verbauten Blu-ray-Player zudem Unterstützung für hochauflösende Filme. Viele dieser Funktionen fanden sich auch bei der Xbox 360. Sie war allerdings im Vergleich störend laut, was insbesondere bei der Filmwiedergabe lästig sein konnte.
In den Messungen zeigte sich, dass die Xbox 360 im Leerlauf mindestens 50 Prozent lauter als die PlayStation 3 war. Wie bei der Xbox 360 war auch bei der PlayStation 3 die lauteste Komponente das Laufwerk, wobei es bedeutend leiser als bei der Konkurrenz war. Bei der Wiedergabe einer Disc oder beim Spielen war die Sony-Konsole so nur knapp ein Drittel so laut wie die Xbox.
Negativ fiel die PlayStation 3 in Sachen Energieaufnahme auf, bei der sie zwischen 12 und 30 Prozent schlechter abschnitt als die Xbox 360.
Fazit
Als Konsole konnte die PlayStation 3 zum Marktstart in Europa vor 15 Jahren überzeugen, als reine Spielemaschine die Xbox 360 aber nicht abhängen. Insbesondere in Anbetracht des hohen Preises von 599 Euro und der geringen Auswahl an Exklusivtiteln standen Interessenten vor einer schwierigen Entscheidung. Als Pluspunkte hatte die PlayStation 3 zu verbuchen, dass sie bedeutend leiser als die Xbox 360 war und zudem mit ihrer Linux-Unterstützung einen gewissen Bastlerreiz hatte. Wer eine Konsole rein zum Spielen nutzen wollte, fuhr eventuell mit der Xbox 360 besser.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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