TP-Link Deco XE75 im Test: Übertragungsraten, Leistungsaufnahme, Preise und Fazit
2/2Übertragungsraten im Vergleich
Die Messungen zu den Übertragungsraten folgen denen im ersten Mesh-WLAN-Test, im Test des Mesh-WLAN-Systems der Fritz!Box, im Test des Fritz!Repeater 3000, im Test der Devolo Magic 2 WiFi next, im Test des Tenda Nova MW12, im Test der Devolo Mesh WLAN 2 und im Test der Devolo Magic 2 WiFi 6. Dadurch wird eine maximal mögliche Vergleichbarkeit angestrebt, die sich aufgrund äußerer, nicht kontrollierbarer Störeinflüsse bei WLAN-Systemen aber nie gänzlich erreichen lässt.
Die Übertragungsraten im Netzwerk werden erneut mit iPerf gemessen, wobei sechs parallele Datenströme gestartet werden. Im Test werden beide Richtungen der Datenübertragung geprüft – vom als iPerf-Server fungierenden Rechner zum Client und vom Client zum Server. Aufstellungsort, Einstellungen und Aufbau des Mesh-WLANs werden jeweils identisch gewählt, soweit die Systeme dies ermöglichen.
Das System wird mit Standardeinstellungen betrieben. Das 6-GHz-Band nach Wi-Fi 6E dient also zunächst einzig als Backbone für die Stationen, sofern nicht explizit anders angegeben. Die Clients sind, wenn per WLAN verbunden, also mit Wi-Fi 6 mit bis zu 2.400 Mbit/s angebunden.
Maximale Übertragungsraten bei optimalen Bedingungen
Im ersten Test werden die Komponenten des Deco XE75 im selben Raum ohne Hindernisse aufgebaut. Dieser Test symbolisiert die maximal mögliche Datenübertragungsrate im Idealfall und dient nur als theoretische Orientierung für das, was unter sehr guten Bedingungen mit den Systemen möglich ist. Client- und Server-PC sind für die Messungen per LAN-Kabel an den Stationen des TP-Link-Systems angeschlossen. Die PCs und Adapter bieten dafür 1 Gbit/s.
Mit rund 875 und 950 Mbit/s setzt sich das Deco XE75 von TP-Link an die Spitze des Testfelds und landet knapp vor der AVM Fritz!Box 7590 mit Fritz!Repeater 3000 und 6000. Entscheidender sind jedoch die nächsten Tests, in denen sich zeigen muss, ob dieser unter besten Bedingungen ermittelte Wert auch in die Praxis überführt werden kann.
Geschwindigkeit durch 5 Trockenbauwände über 15 m hinweg
Beim zweiten Test werden die Netzwerkkomponenten des Systems im Büro verteilt. Zwischen Server und Client liegen dabei rund 15 m. Eine Wi-Fi-Station des Deco XE75 ist auf halber Strecke zwischen den beiden anderen Adaptern geschaltet. Er kann vom System als Repeater und Durchgangspunkt genutzt werden, wenn dieser Weg schneller ist als eine direkte Verbindung der beiden weiter entfernten Adapter über Wi-Fi 6E.
Client- und Server-PC sind mit den Adaptern erneut per LAN-Kabel verbunden, so dass im Test die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen den Adaptern über Wi-Fi 6E geprüft wird.
Auch im ersten realitätsnahen Test überzeugt das Deco XE75 und verliert so gut wie nichts von seiner Übertragungsgeschwindigkeit, wodurch der Vorsprung vor den anderen Testkandidaten zunimmt. Rund 850 und 950 Mbit/s können auch in diesem Praxiseinsatz zwischen den Adaptern übertragen werden.
Mit WLAN am WiFi-6-Adapter
Im nächsten Test ist der Testaufbau identisch, der Client-PC wird nun aber per WLAN (Wi-Fi 6 mit 5 GHz und 2.400 Mbit/s) über den am weitesten entfernten WLAN-Adapter integriert. Der Server ist also weiterhin per LAN-Kabel an den 15 m entfernten Adapter angeschlossen.
Auch in diesem Szenario zeigt das Deco XE75 die schnellste Übertragungsleistung im Testfeld, verliert nun aber auch etwas an Geschwindigkeit. Der Vorsprung vor der Konkurrenz liegt allerdings immer noch bei rund 150 bis 200 Mbit/s unter ansonsten identischen äußeren Bedingungen.
Übertragungsrate im Einfamilienhaus über je drei Etagen und zwei Decken hinweg
Der zweite Testaufbau findet erneut in einem Einfamilienhaus über mehrere Etagen statt. In jeder Etage ist ein Adapter installiert. Der Client ist mit dem Adapter im zweiten Stock über LAN verbunden, der Server mit dem Adapter im Erdgeschoss ebenfalls über LAN. In der ersten Etage ist ein Adapter des 3er-Sets des Deco XE75 zwischengeschaltet, der zum schnelleren Routing genutzt werden kann, wenn es das Mesh-System für angebracht hält – manuellen Einfluss hat man hierauf nicht. Die Komponenten sind auf den Etagen jeweils so zentral wie möglich platziert. Der Höhenunterschied beträgt rund 14 m.
Das TP-Link Deco XE75 bricht bei diesem Test am stärksten ein, kann sich aber dennoch deutlich vor dem auch schon schnellen System von AVM platzieren. In diesem Fall kommt erneut das 6-GHz-Netz des Tri-Band-Systems als Backhaul vom Einsatz.
Client über Wi-Fi 6E verbunden
Mit dem dedizierten 6-GHz-Band für die interne Kommunikation über Wi-Fi 6E kann sich TP-Link demnach vor die Wi-Fi-6-Konkurrenz schieben. Wi-Fi 6E steht in dieser Konfiguration aber nur dem System zur Verfügung, nicht etwaigen WLAN-Clients, die den neuen Standard auch schon unterstützen. Aus diesem Grund wurden ausgewählte Tests noch einmal mit der über die App wählbaren Option durchgeführt, dass Wi-Fi 6E sowohl für das Backhaul als auch für die Kommunikation zu WLAN-Clients genutzt werden kann.
Bei der Übertragung ohne Objekte zwischen den Adaptern innerhalb eines Raums beträgt die Übertragungsrate eines per Wi-Fi 6E verbundenen Clients zu einem per LAN verbundenen Server 788 Mbit/s beim Down- und 670 Mbit/s beim Upload. Schon unter optimalen Bedingungen ist die Übertragungsrate in beide Richtungen also langsamer als bei der Reservierung von Wi-Fi 6E für das System selbst über längere Distanz.
Wird der Client per Wi-Fi 6E und der Server per LAN mit einem Adapter in 15 m Entfernung verbunden, also exakt wie im obigen Aufbau, liegen die Übertragungsraten bei 723 Mbit/s im Download und 544 Mbit/s im Upload. Während die Geschwindigkeit beim Download nahezu identisch ist, ist der Upload rund 100 Mbit/s langsamer als bei der Nutzung von Wi-Fi 6 für den Client und Wi-Fi 6E nur für das Backhaul.
Der Versuch, die Geschwindigkeit insgesamt über das Gigabit-Limit der Netzwerkanschlüsse der Adapter zu heben, indem nur Wi-Fi 6(E) genutzt wird, ist nicht von Erfolg gekrönt, da die Verluste zu hoch sind und die Geschwindigkeit zwischen Client und Server selbst unter optimalen Bedingungen nur bei rund 650 Mbit/s liegt.
Leistungsaufnahme im Vergleich
Die maximale Leistungsaufnahme des Deco XE75 gibt TP-Link mit 19,1 Watt an. Im Test liegt sie bei 7,1 Watt im Standby mit einem verbundenen, kabelgebundenen Gerät. Beim Datentransfer über die Station erhöht sich die Leistungsaufnahme im Test auf 10,1 Watt. Kurzfristig wurden bis zu 13,8 Watt in der Spitze verbraucht.
Mesh-WLAN-Preise im Vergleich
Preis | |
---|---|
TP-Link Deco XE75 (3er-Set) | 599,99 Euro |
Devolo Magic 2 WiFi 6 Multiroom-Kit | 399,90 Euro |
Devolo Magic 2 WiFi next Multiroom-Kit | 240 Euro |
Devolo Mesh WLAN 2 Multiroom-Kit | 339 Euro |
AVM Fritz!Box 7590 AX + Fritz!Repeater 6000 | 258 + 190 Euro = 448 Euro |
Tenda Nova MW12 | 170 Euro |
TP-Link Deco P9 (3er-Set) | 160 Euro |
eero Pro (3er-Set) | 246 Euro* |
Netgear Orbi Voice (RBK50V) | 339 Euro |
Google Nest WiFi (2er-Set) | 219 Euro |
AVM Fritz!Box 7590 + Fritz!Repeater 2400 + Fritz!Powerline 1260E WLAN Set | 206 + 84 + 133 Euro = 423 Euro |
AVM Fritz!Box 7590 + Fritz!Repeater 3000 + Fritz!Repeater 2400 | 206 + 105 +84 Euro = 395 Euro |
Wie eingangs bereits erwähnt, beträgt die unverbindliche Preisempfehlung des Deco XE75 im 3er-Set 599,99 Euro. Dieses Set kommt im Test zum Einsatz. Wird auf eine Station verzichtet, kostet das 2er-Set noch 399,99 Euro. Ein einzelner Access-Point, mit dem das Set bei Bedarf auch noch erweitert werden kann, kostet 199,99 Euro. Im Handel kann der Preis noch etwas niedriger liegen, derzeit wird das System aber noch nicht gelistet.
Der Einstieg in ein Netzwerk mit Wi-Fi 6E fällt demnach nicht günstig aus. Das Deco XE75 ist das teuerste Mesh-WLAN-System im Testfeld.
Fazit
Wi-Fi 6E für die interne Kommunikation
Das erste Mesh-WLAN-System mit Wi-Fi 6E von TP-Link überzeugt. Es lässt sich unkompliziert und schnell einrichten, funktioniert zuverlässig und bietet mit dem Ansatz, Wi-Fi 6E als drittes Band zunächst für die interne Kommunikation der Adapter zu reservieren, einen derzeit ebenso sinnvollen wie im Alltag aufgehenden Ansatz. Denn das Deco XE75 kann sich im Test bei den Übertragungsraten an die Spitze der Testkandidaten setzen. Es funkt intern schließlich ungestört auf dem ansonsten derzeit noch leeren 6-GHz-Band, aus dem der Anwender in den meisten Fällen auch noch nicht umfassend einen Nutzen ziehen kann, da nur wenige Endgeräte das 6-GHz-Band bereits beherrschen.
Ein Geschwindigkeitsvorteil für einen per Wi-Fi 6E angebundenen Client lässt sich in der Praxis bei theoretisch maximaler Datenrate von 2.400 Mbit/s, die bei 6 GHz über das Deco XE75 erzielt werden, zudem im Vergleich zu Wi-Fi 6, das ebenfalls bis zu 2.400 Mbit/s erreicht, nicht ausmachen.
Auch unabhängig von Wi-Fi 6E zeigt das Deco XE75 aber erneut die Vorteile eines Tri-Band-WLAN-Systems auf, bei dem ein Band für die interne Kommunikation reserviert ist und nicht mit den Clients geteilt werden muss. Mit 599,99 Euro ist das 3er-Set des Deco XE75 kein Schnäppchen, wobei ein realistischer Preis im Handel derzeit noch fehlt.
Mehr LAN und WLAN mit neuen Modellen
Das Deco XE75 stellt das erste und derzeit schnellste Wi-Fi-6E-System von TP-Link dar, ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Mit dem Deco XE75 Pro will TP-Link noch im 2. Quartal ein neues Mesh-WLAN-System bringen, bei dem einer der drei Netzwerkanschlüsse 2,5 Gbit/s schnell ist. Die übrige Ausstattung ist identisch zum Deco XE75. Im Juni soll zudem mit dem Deco XE200 ein System folgen, das kumuliert drahtlos bis zu 11.000 Mbit/s (4.804 Mbit/s bei 6 GHz, 4.804 Mbit/s bei 5 GHz und 1.148 Mbit/s bei 2,4 GHz) liefert und einen 10 Gbit/s schnellen WAN/LAN-Anschluss bietet. Die schnelleren Netzwerkanschlüsse in Verbindung mit Wi-Fi 6E könnten die Übertragungsraten weiter erhöhen.
ComputerBase hat das Deco XE75 leihweise von TP-Link zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
TP-Link hat die unverbindliche Preisempfehlung des 2er Sets des Deco XE75 inzwischen von 349,99 auf 399,99 Euro korrigiert, so dass dies keinen Preisvorteil mehr gegenüber dem 3er Set bietet. Die entsprechenden Textstellen wurden angepasst.
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