Sony WH-1000XM5 im Test: Klang, ANC, Transparenz, Telefonie, Latenz und Fazit
2/2Klang des Sony WH-1000XM5
Der WH-1000XM5 mit neuen 30-mm-Treibern klingt nicht wie sein Vorgänger. Eine schlechte Nachricht ist dies jedoch nicht, denn der Klang ist erneut sehr gut. Wer den voluminösen Bass des WH-1000XM4 zu schätzen weiß, wird ihn auch beim WH-1000XM5 wiedererkennen, allerdings tritt er hier etwas prägnanter und punktierter in Erscheinung. Dennoch bleibt die Abstimmung des WH-1000XM5 etwas basslastig, was aber beispielsweise beim Tiefbass in St Jude von Florence + The Machine hilft, diesen selbst bei leiser Lautstärke noch hörbar wiedergeben zu können.
Die Mitten und Höhen sind klar abgegrenzt und spielen sauber auf. Gesang, Gitarrenklänge etwa in Scott Street von Phoebe Bridgers und in Dreams on Fire von Katie Melua oder auch Stimmen in Podcasts sind sehr gut zu verstehen und dieser Bereich klingt insgesamt sehr ausgewogen abgestimmt. Auch dynamische Stücke wie die Live-Aufnahme von Hotel California von den Eagles sind für den WH-1000XM5 keine Hürde.
Das Aktivieren der aktiven Geräuschunterdrückung wirkt sich nicht hörbar auf den Klang der Sony WH-1000XM5 aus.
Analyse des Frequenzverlaufs
ComputerBase führt auch bei neuen Kopfhörern Messungen zum Frequenzverlauf durch. Hierfür wird auf das miniDSP Headphone & Earphone Audio Response System (H.E.A.R.S.) in Verbindung mit der Software REW zurückgegriffen. Hierbei handelt es sich nicht um eine IEEE-standardisierte Messstation, sie liefert jedoch gute Vergleichswerte, die insbesondere eine Vergleichbarkeit der betrachteten Kopfhörer untereinander ermöglichen. Die Mikrofone im rechten und linken Ohr des miniDSP H.E.A.R.S. sind kalibriert. Der Schalldruck ist bei allen Kopfhörern bei 300 Hz auf circa 84 dB kalibriert. Ein idealer Verlauf entspräche somit einer geraden Linie bei 84 dB. Alle Messungen werden nach Herstellervorgaben von 20 Hz bis 20 kHz mehrfach und mit unterschiedlichen Kopfhörerpositionen durchgeführt, um diese Einflüsse zu berücksichtigen und einen falschen Sitz zu erkennen. Die Ergebnisse sind wie in den Graphen dargestellt leicht geglättet.
Für den Sony WH-1000XM5 wurde die Messung sowohl bei Nutzung von Bluetooth (AAC) als auch beim Anschluss per Kabel im aktiven und passiven Betrieb durchgeführt. Als weiterer Vergleich sind Messungen der Apple AirPods Max hinterlegt.
Die Messungen bestätigen die Verstärkung des Bassbereichs im Vergleich zu den übrigen Frequenzen. Zeigten die Sony WH-1000XM4 in den oberen Mitten und im Präsenzbereich noch einen Abfall, so weist der WH-1000XM5 diesen nicht mehr auf. Laut Sony verbessere der neue Kohlefaserverbundstoff des 30-mm-Treibers die Empfindlichkeit gegenüber hohen Frequenzen.
Im aktiven Kabelbetrieb ändert sich an dieser Abstimmung und dem Frequenzverlauf nichts. Im passiven Kabelbetrieb zeigt der Frequenzverlauf hingegen einen weniger ausgeprägten Bassbereich und einen Abfall in den oberen Mitten.
Sony hat das derzeit beste ANC
Sony setzt beim WH-1000XM5 gleich auf acht statt bisher vier Mikrofone, um die Umgebung einzufangen und das hybride ANC möglichst effektiv einsetzen zu können. Der Hersteller nutzt dabei weiterhin eine Feed-Forward- und Feedback-Verarbeitung, also sowohl nach innen als auch nach außen gerichtete Mikrofone, um prüfen zu können, wie der Klang im Inneren ankommt. Erster positiver Aspekt des ANCs der WH-1000XM5: Es weist kein störendes Grundrauschen auf, das bei leiser Wiedergabe den Musikgenuss trübt. Zweiter positiver Aspekt: Der Kopfhörer erzeugt keinen übermäßigen Saugglocken-Effekt, auch wenn man sich ob der Stille unter den Ohrmuscheln unweigerlich isoliert fühlt. Zwei Aspekte, die im Alltag wichtig und keinesfalls selbstverständlich sind.
Sony verspricht mit dem WH-1000XM5, im Vergleich zum WH-1000XM4 mittlere und hohe Frequenzen besser eliminieren zu können. Tiefe, monotone Frequenzen, wie sie im Flugzeug oder Zug auftreten, wusste auch der Vorgänger schon äußerst effektiv auszuschalten. Die aktive Geräuschunterdrückung des Sony WH-1000XM5 dämpft Umgebungsgeräusche hervorragend. Setzt man den Kopfhörer auf, wird es schlagartig still. Auch das Tippen auf einem Notebook unmittelbar vor dem Nutzer ist nur noch hörbar, wenn man die Tasten hart anschlägt. Andere Umgebungsgeräusche verstummen, Gespräche in unmittelbarer Umgebung sind nur noch gedämpft wahrzunehmen. Selbst spielende, kreischende Kinder im Garten bei geöffnetem Fenster sind ohne Musikwiedergabe kaum zu hören. Beeindruckend ist, dass Sony sogar plötzlich auftretende Geräusche sehr gut kompensieren kann. Wird Musik gespielt, sind auch diese Geräusche verstummt, ohne die Lautstärke anheben zu müssen, um die Umgebung zu übertönen.
Der WH-1000XM5 eignet sich deshalb nicht nur, um während der Musikwiedergabe störende Umgebungsgeräusche auszuschalten, sondern auch ohne Musik versetzt er den Träger in eine abgeschottete Umgebung, in der er sich fokussieren und konzentrieren kann.
Ebenfalls positiv fällt der Test bei Wind aus, denn auch hier schafft es der WH-1000XM5, diesen nicht über die Mikrofone an die Ohren des Trägers zu übertragen. Das bei vielen ANC-Kopfhörern typische Pfeifen des Windes bei aktiviertem ANC kann der Kopfhörer effektiv ausschalten, was zudem eine weitere Verbesserung gegenüber dem Vorgänger darstellt. Denn der Nutzer muss keinen speziellen Modus gegen Windgeräusche mehr in der App aktivieren, damit sie unterbunden werden. Der Kopfhörer erkennt sie automatisch.
Der Sony WH-1000XM5 liefert das derzeit beste ANC aller getesteten Kopfhörer. Weder der Vorgänger Sonys WH-1000XM4 (Test) noch die Apple AirPods Max (Test) können ihm das Wasser reichen.
Ein sehr guter Transparenzmodus
Auch beim Transparenzmodus lässt sich Sony mit dem WH-1000XM5 nicht lumpen. Die Umgebung klingt natürlich und wird nicht übermäßig hart abgebildet. Sie klingt beinahe so, als hätte man keinen Kopfhörer auf. Durch die Wahl der Intensität kann man den Modus zudem den eigenen Vorlieben entsprechend anpassen. Wie schon beim ANC gilt auch beim Transparenzmodus, dass dieser kaum anfällig für Windgeräusche ist. Positiv ist zudem, dass er so gut wie gar nicht rauscht. Wird „Fokus auf Stimmen“ in der App aktiviert, steigt das Grundrauschen obendrein kaum an. Auch bei dieser Fokussierung bleibt der Klang zudem angenehm. Sony kommt mit dem WH-1000XM5 in dieser Hinsicht fast an die Apple AirPods Max (Test) heran, der Unterschied ist marginal.
Verständliche Telefonie ohne Lärm
Sonys Erfahrungen mit dem Eliminieren von Umgebungsgeräuschen machen sich auch bei der Telefonie mit dem WH-1000XM5 bemerkbar. Der Kopfhörer unterdrückt Umgebungsgeräusche effektiv. Straßenlärm wird gar nicht an den Gesprächspartner übertragen, Vogelgezwitscher dringt nur sehr vereinzelt im Hintergrund durch. Zudem zeigt sich der Kopfhörer selbst in dieser Disziplin überraschend wenig anfällig gegenüber Wind. Die meisten Kopfhörer und In-Ears steigen spätestens bei Wind aus und übertragen Sprache nur noch abgehackt oder von pfeifenden Windgeräuschen begleitet. In allen Situationen bleibt der Träger des WH-1000XM5 für seinen Gesprächspartner gut zu verstehen. Für den Träger selbst ist die Telefonie durch den verbesserten Transparenzmodus des WH-1000XM5 darüber hinaus angenehmer.
Latenz im Vergleich
Die Latenz des Sony WH-1000XM5 wird mit LDAC unter Android und mit AAC unter iOS gemessen. Einen Low-Latency-Codec oder einen proprietären Low-Latency-Modus weist der Kopfhörer nicht auf, so dass immer dann ein leichter Versatz zwischen Bild und Ton auftritt, wenn die eingesetzte Software ihrerseits keine Synchronisation vornimmt. Bei der Musikwiedergabe ist eine solche Latenz wie immer völlig irrelevant. Auffälligkeiten zeigt der WH-1000XM5 in dieser Disziplin nicht und die Verzögerung zwischen Bild und Ton beträgt jeweils zwischen 160 und 180 ms.
Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Sony WH-1000XM5 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Shure Aonic 40 | 160–180 ms (Android, aptX HD/iOS, AAC) |
Urbanista Los Angeles | 160–180 ms (Android, SBC/iOS, AAC) |
JBL Tour One | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sennheiser HD 250BT | 70 ms (aptX LL), 160–180 ms (Android, aptX/iOS, AAC) |
Yamaha YH-E700A | 70 ms (Android, aptX Adaptive), 160–180 ms (iOS, AAC) |
Urbanista Miami | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Apple AirPods Max | 50–60 ms (iOS, AAC), 90–100 ms (Android, AAC) |
Razer Opus | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) / 80–100 ms (Gaming-Mode) |
Marshall Major IV | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Anker Soundcore Life Q30 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Skullcandy Crusher Evo | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
JBL Club One | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Evolve2 85 | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Jabra Elite 45h | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
Sony WH-1000XM4 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS/Android, AAC) |
JBL Club 950NC | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-CH710N | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
iFrogz Airtime Vibe | 160–180 ms (Android/iOS, AAC) |
Sony WH-1000XM3 | 160–180 ms (Android, LDAC) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Bowers & Wilkins PX5 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Montblanc MB 01 | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Sennheiser Momentum 3 Wireless | 80 ms (Android, aptX LL) / 160–180 ms (iOS, AAC) |
Marshall Monitor II A.N.C. | 160–180 ms (Android/iOS, SBC) |
beyerdynamic amiron wireless copper | 160–180 ms (Android, aptX HD) / 160–180 (iOS, AAC) |
Fazit
Der Sony WH-1000XM5 ist eine gelungene Weiterentwicklung des WH-1000XM4. Der Kopfhörer bietet die derzeit beste aktive Geräuschunterdrückung auf dem Markt und überrascht vor allem auch damit, dass er beim ANC, Transparenzmodus und bei der Telefonie so gut wie keine Anfälligkeit gegenüber Wind aufweist. Zudem macht der WH-1000XM5 alle Optimierungen inzwischen automatisch. Das gilt sowohl für die Anpassung an die Kopfform des Trägers als auch für die Unterdrückung von Windgeräuschen, wo beim Vorgänger jeweils noch ein manuelles Eingreifen des Trägers nötig war. Klanglich dürfen Käufer trotz der von 40 auf 30 mm Durchmesser geschrumpften Treiber ebenfalls eine kleine Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger erwarten.
Der Sony WH-1000XM5 bietet darüber hinaus die bereits vom Vorgänger bekannten und sinnvollen Funktionen, die je nach Einsatzzweck eine sehr nützliche Ergänzung darstellen, etwa Speak-to-Chat oder Auto-Play/Auto-Pause und die automatische Geräuschsteuerung. Dabei hat Sony sich aber nicht damit zufrieden gegeben, sie unverändert vom Vorgänger zu übernehmen, sondern sie, sofern notwendig, noch ein wenig zu verbessern, was sich etwa in einer reaktionsschnelleren Trageerkennung äußert.
Kleines Optimierungspotenzial bleibt aber auch beim WH-1000XM5. Beispielsweise lässt sich der Kopfhörer nicht gleichzeitig aufladen und verwenden. Angesichts der Akkulaufzeit und des Schnelllademodus ist das allerdings ein zu verschmerzender Aspekt. Beim neuen Design scheiden sich die Geister, der Autor sieht darin eher eine gelungene Erneuerung und einen Vor- statt Nachteil. Der höhere Anpressdruck des neuen Modells dürfte aber nicht jedem gefallen. Auch bei der Bedienung könnte es mehr Anpassungsmöglichkeiten geben, im Alltag wiegt aber all das nicht schwer und fällt ob der Vorzüge des WH-1000XM5 quasi nicht ins Gewicht. Das NFC hätte Sony nicht unbedingt einsparen sollen, zumal es eine Funktion war, die nur wenige Kopfhörer bieten und von Nutzern durchaus geschätzt wurde, wenn auch meist nur selten genutzt.
Wer mit dem Kauf eines ANC-Kopfhörers liebäugelt und dabei möglichst wenig Abstriche in Kauf nehmen möchte, kommt aktuell am Sony WH-1000XM5 nicht vorbei. Wer schon den WH-1000XM4 besitzt, muss jedoch nicht wechseln, denn mit derzeit rund 400 Euro ist das neue Modell noch deutlich teurer als der WH-1000XM4, den es inzwischen für rund 270 Euro gibt.
ComputerBase wurde der WH-1000XM5 leihweise von Sony zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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