Dell XPS 13 Plus (9320) im Test: Ein schickes Notebook für Minimalisten
Mit dem XPS 13 Plus treibt Dell die Evolution der XPS-13-Baureihe weiter voran und schlägt dabei einen extrem minimalistischen Weg ein. Im hochwertigen Chassis steckt mit Alder Lake-P relativ viel Leistung, die Anschlüsse wurden aber auf zwei reduziert. Langen Laufzeiten steht ein schönes, jedoch energiehungriges Display im Weg.
Dell bietet das traditionsreiche XPS 13 seit diesem Jahr in zwei Konfigurationen an: XPS 13 Plus und XPS 13. Das Unternehmen hatte das XPS 13 Plus im Januar zur CES als radikale Weiterentwicklung einer ohnehin puristischen Baureihe vorgestellt. Man erinnere sich nur an Zeiten, als ein XPS 13 noch mit USB-C, USB-A, Cardreader, Kopfhörerbuchse und dediziertem Netzteilanschluss ausgestattet, aber dennoch eines der dünnsten und leichtesten Notebooks am Markt war.
Die XPS-Evolution im Überblick
Diese Zeiten sind seit dem vor viereinhalb Jahren vorgestellten Modell 9370 vorbei, das USB-A verbannte und den ehemals vollwertigen Cardreader auf das microSD-Format beschränkte. Mit dem 9380 gab es noch einmal dasselbe Layout, mit dem 9300 mussten schließlich einmal USB-C und die externe Ladestandsanzeige dem noch kompakteren Chassis weichen, das im folgenden Jahr auch für das 9310 genutzt wurde.
XPS 13 Plus setzt auf Alder Lake-P
Das neue XPS 13 Plus mit der Modellnummer 9320 setzt den minimalistischen Trend fort und bietet nur noch zwei Anschlüsse für Thunderbolt 4. Somit gibt es jetzt auch keine Kopfhörerbuchse mehr oder einen microSD-Cardreader. Das „Plus“ im Namen bezieht sich demnach keineswegs auf Größe oder Schnittstellen, sondern auf die angebotenen Prozessoren und ein Plus an Ausstattung gegenüber dem jüngst vorgestellten XPS 13 (9315), das Dell als günstigere Variante am Markt platziert.
Wie den nachfolgenden Spezifikationen entnommen werden kann, bietet Dell das XPS 13 Plus ausschließlich mit Prozessoren der Baureihe Intel Alder Lake-P an, also mit den stärkeren der mobilen CPUs, die zwischen Alder Lake-U und Alder Lake-H Stellung beziehen. Im neuen XPS 13 (9315) kommen hingegen ausschließlich die schwächeren und mit reduzierter TDP versehenen U-Prozessoren zum Einsatz. Darüber hinaus ist das XPS 13 Plus die einzige Variante, für die Dell optional einen OLED-Bildschirm anbietet.
Das Testgerät liegt bei knapp 2.500 Euro
Das XPS 13 Plus ist seit Ende April zu Preisen ab rund 1.600 Euro in Deutschland verfügbar. Im Onlineshop des Herstellers sind vier respektive sechs Grundkonfigurationen zu finden, wobei sich zwei davon nur anhand von Windows 11 Pro statt Home unterscheiden. Im Konfigurator lassen sich für jede Version weitere Veränderungen vornehmen. Das Testgerät mit Intel Core i7-1260P, 32 GB LPDDR5-5200, 1-TB-SSD und 4K-LCD kommt auf 2.463,24 Euro.
Spezifikationen des Dell XPS 13 Plus (9320)
Dell XPS 13 Plus (9320) | |
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CPU | Intel Core i5-1240P (4P + 8E) Intel Core i7-1260P (4P + 8E) Intel Core i7-1280P (6P + 8E) |
GPU | Intel Iris Xe Graphics (96 EUs) |
RAM | 8 GB LPDDR5-5200 16 GB LPDDR5-5200 32 GB LPDDR5-5200 |
SSD | 256 GB, PCIe 3.0 x4 512 GB, PCIe 4.0 x4 1 TB, PCIe 4.0 x4 2 TB, PCIe 4.0 x4 |
Display | 13,4", LCD, 1.920 × 1.200, Non-Touch, matt, 500 cd/m², 2.000:1, 100 % sRGB 13,4", LCD, 1.920 × 1.200, Touch, glänzend, 500 cd/m², 2.000:1, 100 % sRGB 13,4", LCD, 3.840 × 2.400, Touch, glänzend, 500 cd/m², 1.650:1, 90 % DCI-P3 13,4", OLED, 3.456 × 2.160, Touch, glänzend, 400 cd/m², 100.000:1, 100 % DCI-P3 |
Anschlüsse | 2 × Thunderbolt 4 |
Akku | 55 Wh |
Kabellose Konnektivität | Wi-Fi 6E, Bluetooth 5.2 |
Kamera | 720p-Webcam, IR-Kamera für Windows Hello |
Abmessungen (B × T × H) | 295,3 × 199,04 × 15,28 mm |
Gewicht | Ab 1,24 kg |
Betriebssystem | Windows 11, Ubuntu 20.04/22.04 (Developer Edition) |
Sonstiges | 4 Lautsprecher, Fingerabdrucksensor |
Preis | 1.599 Euro (i5/8 GB/512 GB/FHD) 1.899 Euro (i7/16 GB/1 TB/FHD) 2.099 Euro (i7/16 GB/1 TB/FHD) 2.399 Euro (i7/32 GB/1 TB/UHD) |
Verfügbarkeit | Seit Ende April 2022 |
Monolithisches Design auf höchstem Niveau
Rein äußerlich betrachtet ist das „Plus“ erst einmal ein „Minus“, aber nicht im negativen Sinne der Bewertungen, sondern bezogen auf die extrem reduzierte Formensprache. Obwohl seit jeher von einem monolithischen Aufbau geprägt, wirkte bislang kein XPS 13 derart wie aus einem Guss gefertigt wie das Plus. Das für Basis, Unterseite und Deckel genutzte Aluminium verleiht dem Notebook nicht nur einen hochwertigen Auftritt, sondern auch Stabilität, sodass selbst das Anheben an der äußersten Ecke nicht zur Verwindung führt. Kunststoff sucht man über weite Strecken vergebens, auch der hintere Bereich des Scharniers geht aus Aluminium gefertigt nahtlos in den Deckel über.
Anschlüsse auf zweimal Thunderbolt 4 reduziert
Am minimalistischen Auftritt sind die zwei Thunderbolt-4-Anschlüsse nicht unbeteiligt, davon jeweils einer rechts und links. Im Vergleich zum neuen MacBook Air bietet Dell den Kunden damit noch eine Wahlmöglichkeit, ob der externe Monitor, die Maus oder ein anderes Zubehör links oder rechts andocken soll. Nachteilig wirkt sich für das XPS 13 Plus allerdings aus, dass zum Laden zwangsläufig einer der Ports wegfällt, während Apple dafür MagSafe nutzt und beide USB-C-Schnittstellen frei bleiben. Außerdem gibt es bei Apple obgleich der AirPods noch eine klassische Kopfhörerbuchse.
Das in „Platinum“ vorliegende Testgerät steht auf zwei gummierten Streifen, die im vorderen und hinteren Bereich der Unterseite über beinahe die gesamte Breite des Notebooks verlaufen und für eine gewisse Standfestigkeit sorgen. Die Kühlung profitiert davon nur eingeschränkt, weil die entsprechenden Schlitze erst später seitlich im konvexen Chassis folgen. Heiße Abluft stößt das XPS 13 Plus über zwei Lüfter im hinteren Bereich des Scharniers aus.
Größe und Gewicht bleiben fast gleich
Auf 295,3 × 199,04 × 15,28 mm (B × T × H) und ein Gewicht von (ab) 1,24 kg kommt das Notebook. Das Testgerät mit 4K-LC-Display, Core i7-1260P, 32 GB RAM und 1-TB-SSD bringt es auf exakt 1.249 g. Auf die Masse bezogen hat es über die letzten Jahre kaum Veränderungen gegeben. Ein altes 9360 von 2016, das die Redaktion nach wie vor begleitet, wiegt mit 1.240 g fast gleich viel. Mit 304 × 200 × 15 mm war die viel frühere Generation auch nicht wirklich größer als das aktuelle Modell, obwohl Dell deutlich mehr Anschlüsse darin unterbringen konnte.
Dell versteckt das Touchpad
Aufgeklappt offenbart das XPS 13 Plus, wo mit dieser Generation die großen Veränderungen zu finden sind – oder nicht zu finden sind, denn zum Beispiel ein Touchpad, die Funktionstasten oder Lautsprecher sucht man vergebens. Als Handballenauflage dient ein 29,5 × 8 cm (B × T) großes Glaselement, das mit einer feinen Mattierung sehr gute Gleiteigenschaften aufweist. Inmitten dieses Elements befindet sich eine nicht sichtbare, etwa 11,5 × 7,5 cm große „Insel“, auf der Touch-Eingaben angenommen werden. Das versteckte Touchpad erstreckt sich von links aus betrachtet von der Leertaste bis inklusive „Alt Gr“ und über beinahe die gesamte Höhe der Auflage. Im oberen und unteren Randbereich gibt es jeweils 2 bis 3 mm, wo keine Eingaben mehr erkannt werden. Über die gesamte Fläche werden Klicks mit entsprechendem Gefühl und Geräusch durchgeführt.
Ob man optisch direkt erkennen können muss, wo sich bei einem Notebook das Touchpad befindet, beantwortet das XPS 13 Plus mit einem deutlichen Nein, denn im Rahmen des Tests kam es kein einziges Mal dazu, dass man die aktive Zone verpasste oder gar nicht fand. Da es eine bekannte Eigenschaft praktisch aller Notebooks ist, dass sich zentral auf der Handballenauflage das Touchpad befindet, ist die Bedienung mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen, sodass es in diesem Punkt selbst bei einem neuen Gerät wie dem XPS 13 Plus keinerlei Lernkurve gibt. Das Touchpad fällt insgesamt größer aus, es gibt weniger Bereiche, in denen sich Krümel und Ähnliches sammeln können, und das Notebook sieht auch noch schicker aus.
Die „Touch Bar“ überzeugt nicht
Weniger Lob erfährt Dell hingegen für die neue „Touch Bar“, wenn man sie denn so schimpfen darf. „Touch Bar“ ist das, was bei Apple mal die Funktionstasten durch ein Display ersetzen sollte, sich als kaum genutztes Features herausstellte und vermutlich noch von Jony Ive vor seinem Abgang „eingepflegt“ werden durfte, bevor Apple klar wurde, dass Pro-Notebooks Anschlüsse für Pro-Nutzer benötigen.
Dass Dell jetzt etwas Ähnliches anbietet, sozusagen versucht, auf den Zug der „Touch Bar“ aufzuspringen, während Apple selbst schon nicht mehr im Führerstand sitzt, ist tragisch komisch. Bei Dell hat man sich hingegen nicht für ein Display entschieden, sondern die mechanischen Funktionstasten durch rückseitig beleuchtete Touch-Tasten ersetzt. Im Normalzustand leuchten die für ein Notebook typischen Sonderfunktionen auf, mittels Fn-Taste kommen alternativ „F1“ bis „F12“ zum Vorschein.
Und warum das Ganze? Vermutlich wollte Dell neben dem Touchpad auch den Bereich oberhalb der Tastatur möglichst „clean“ gestalten. Der Hersteller selbst sagt, die kleinere Bauweise schaffe mehr Platz für andere Komponenten. Dass Alder Lake-P im Gehäuse Platz finden und gekühlt werden muss und der Akku etwas größer als beim 9310 ausfällt, sind Fakten, die für eine Lösung wie die „Fake-Touch-Bar“ sprechen.
Die Beleuchtung bleibt dauerhaft an
Die Umsetzung von Dell wirkt allerdings halbgar, vor allem in zwei Punkten. Zum einen kommt es zu einem ständigen Positionswechsel zwischen den Tastenbelegungen für die Einstellungen und für die Funktionstasten. Weil im Gegensatz zu Apple kein dynamisches Display verbaut wurde, sondern Dell lediglich auf per LED beleuchtete Touch-Tasten mit fixer Funktion setzt, können die Tasten nicht mehrfach belegt werden. Das wiederum führt dazu, dass beim Drücken der Fn-Tasten die alternative Belegung rechts in der vorherigen Lücke erscheint. Bei einem klassischen Notebook findet man alle Tasten stets an derselben Position, beim XPS 13 Plus muss man hingegen immer ein paar Zentimeter hin- und herwechseln.
Der zweite Kritikpunkt betrifft die Beleuchtung, die sich schlichtweg nicht deaktivieren oder dimmen lässt, weil sie nicht mit der Beleuchtung der Tastatur verknüpft wurde, die in zwei Stufen gedimmt oder vollständig ausgeschaltet werden kann. Im Office-Betrieb ist das noch zu verschmerzen, schaut man aber Filme auf dem XPS 13 Plus, verdirbt eine Lichtorgel direkt vor dem mit Glas bedeckten und damit reflektierenden Display den Spaß. Die normalen Tasten schalten sich nach rund zehn Sekunden Nichtnutzung aus. Von der regulären Tastaturbeleuchtung ist übrigens nur die zweite, hellere Stufe zu gebrauchen, weil es ansonsten zu einer ungleichmäßigen Ausleuchtung kommt.
Lückenlose Tastatur gefällt beim Schreiben
Die Tastatur selbst ist Dell durchweg gelungen, obwohl man sich zu Beginn erst einmal mit dem neuen Layout vertraut machen muss. Das Layout ist genau genommen dasselbe, nur hat Dell diesmal die Tasten vergrößert und damit das zuvor sichtbare Gitter zwischen den Tasten entfernt. Eine Taste misst jetzt knapp 2,1 × 2,1 cm, beim früheren 9360 waren es nur 1,7 × 1,7 cm. Außerdem hat Dell den Tastenhub um 0,3 mm auf 1 mm angehoben.
Das Tippen gerade als Vielschreiber geht auf dem XPS 13 Plus zügig, mit ausreichend Feedback und beinahe fehlerfrei von der Hand. Die Eingewöhnungsphase liegt darin, dass man im Randbereich einer Taste potenziell die benachbarte Taste trifft, weil es keine Abstände mehr gibt. Dem kann man allerdings entgegensetzen, dass man den Randbereich seltener trifft, weil die Tasten größer ausfallen.