Nothing Phone (1) im Test: Akku, Laden und Dual-Kamera
3/4Beim Akku geht Nothing einen Mittelweg und vertraut mit 4.500 mAh auf einen regulär großen Energiespeicher, der sich mit maximal 33 Watt nach heutigen Maßstäben eher durchschnittlich schnell laden lässt. Ein Netzteil liegt dem Smartphone ab Werk zwar nicht bei, ein 45-Watt-Netzteil, das nach USB-PD 3.0 arbeitet, lässt sich im Zweifelsfall aber für 35 Euro bei Nothing erwerben.
Kabelloses Laden in beide Richtungen
Darüber hinaus unterstützt das Phone (1) das kabellose Laden mit maximal 15 Watt, was ein für diese Preisklasse nicht übliches Features ist. Über die Rückseite des Smartphones lassen sich Produkte wie die Ear (1) oder andere drahtlose Ladecases mit maximal 5 Watt in die entgegengesetzte Richtung laden. Das Glyph-Interface gibt in diesem Szenario eine entsprechende Animation ab.
Akkulaufzeit fällt durchschnittlich aus
Mit seinen 4.500 mAh ist das Phone (1) weder Langläufer noch Sprinter, sondern sortiert sich je nach Aufgabengebiet im Mittelfeld bis knapp darunter ein. Das YouTube-Streaming in 720p-Auflösung bei 200 cd/m² Helligkeit meistert das Smartphone mit 16:35 Stunden für einen soliden Zeitraum. Unter den im Diagramm dargestellten Geräten landet das Phone (1) im oberen Mittelfeld, absolut betrachtet steht es aber ziemlich genau im Mittelfeld.
Knapp 9 Stunden im produktiven PCMark 3.0 zeichnen ein vermeintlich weniger gutes Bild, weil bis auf das Samsung Galaxy Z Flip 3 (Test) alle anderen Geräte besser abschneiden. Tatsächlich fällt der Rückstand nicht dramatisch groß aus und dem Phone (1) fehlen nur etwa 15 Prozent zum Mittelfeld, das auf rund 10 Stunden Laufzeit in diesem Test kommt. Das Phone (1) ist damit insgesamt betrachtet ein Smartphone mit mittelmäßiger Laufzeit.
Kamera hat keine Chance gegen starke Konkurrenz
Ebenso mittelmäßig schneidet auch die Dual-Kamera des Smartphones ab. Nothing nimmt nicht am Wettrennen um die meisten Linsen teil und belässt es bei einer Weit- und einer Ultraweitwinkelkamera, die auf jeweils 50 MP kommen. Hinter der primären Linse mit f/1.9, 24 mm Brennweite und OIS steckt der 1/1,56" große Sony-IMX766-Sensor, der ein 4:1-Pixel-Binning auf 12,5 MP durchführt. Die Ultraweitwinkelkamera nutzt den mit 1/2,76" deutlich kleineren Samsung JN1, der Bilder ebenfalls mit 12,5 MP ausgibt, und erreicht ein Sichtfeld von 114 Grad. Bis 4 cm Abstand kann die zweite Kamera auch für Makrofotos genutzt werden.
Apple und Google ziehen davon
Hardware ist allerdings nur ein Teilbereich der Kamera, die zugehörige Software ist heutzutage mehr denn je entscheidend über die Qualität der Aufnahmen. Und in diesem Punkt merkt man dann doch, dass Nothing trotz der Vorkenntnisse bei OnePlus noch ein junges Unternehmen mit eher wenig Erfahrung in diesem Segment ist. Mit den großen Playern wie Google oder Apple, die „Computational Photography“ über die letzten Jahre maßgeblich geprägt haben, kann die Firma noch nicht mithalten.
Verbesserungspotenzial in allen Belangen
Für das Phone (1) muss man ernüchternd hinnehmen, dass Schärfe, HDR-Fähigkeiten, Dynamikumfang und Farbabbildung der in diesem Test zum Vergleich herangezogenen Konkurrenz hinterherlaufen. Dabei wurde mit dem Pixel 5 auch bewusst ein älteres Smartphone in den Vergleich aufgenommen, das dennoch besser abschneidet. Im Direktvergleich mit dem Pixel 6 Pro, dessen Hauptkamera der des Pixel 6 entspricht, das dem Phone (1) mit knapp über 500 Euro gefährlich nahe kommt, hat das Gerät von Nothing keine Chance. Neben dem Foodtruck gleich zu Beginn ist das auch direkt am Sony-Center mit Blick auf das ehemalige IMAX-Kino sichtbar, das bei allen drei Vergleichsgeräten merklich mehr Details und vor allem eine viel höhere Schärfe zeigt.
Dieser Eindruck setzt sich bei allen anderen Aufnahmen mit der Weitwinkelkamera fort, auch bei schlechteren Lichtbedingungen etwa am U-Bahnhof Potsdamer Platz, wo die Fliesen an der Wand deutlich an Struktur verlieren, allgemein stärkeres Rauschen einsetzt und die Szenerie insgesamt betrachtet abermals nicht besonders scharf eingefangen wird.
Ultraweitwinkelkamera schneidet besser ab
Den Vergleich der Ultraweitwinkelkameras muss das Phone (1) weniger scheuen, weil zumindest die Schärfe auf dem Niveau der Konkurrenz liegt. Bei HDR und Dynamikumfang ziehen aber vor allem Pixel 6 Pro und Pixel 5 davon, das iPhone 13 Pro Max besitzt ohnehin keine besonders gute Ultraweitwinkelkamera.
Angesichts der heutzutage abgelieferten Qualität bei Nachtaufnahmen hat das Phone (1) einen schwierigen Stand gegenüber Apple und Google. Der Nachtmodus funktioniert zuverlässig und liefert teils ansehnliche Ergebnisse wie etwa die Aufnahme des BBQ-Kitchen-Restaurants, in der die Farben gut getroffen werden, die Schärfe stimmt und das Bild nicht verfremdet wird. Auch die Ultraweitwinkelkamera liefert wieder solide Ergebnisse, zeigen Apple und Google doch häufig ziemlich matschige Bilder. Die primäre Kamera hingegen ist das Problemkind, wie die Aufnahmen des Berliner Doms oder der Alten Nationalgalerie mit Schwächen bei Schärfe und Dynamikumfang zeigen.
Bessere Software könnte Kamera retten
Unterm Strich wird man das Gefühl nicht los, dass die Kamera-Hardware zwar durchaus brauchbar ist, obgleich sie nicht auf dem Niveau absoluter Flaggschiffe liegt, aber noch viel Boden über die Software gutgemacht werden könnte. Bereits der Changelog zum letzten Update auf Nothing OS 1.0.2 nannte viele Verbesserungen im Bereich Kamera und auch kommende Updates müssen hier noch einmal Hand anlegen.