Paid Sharing: Netflix lässt in Lateinamerika für mehrere Wohnorte zahlen
Bereits Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Netflix an Tarifoptionen für Nutznießer arbeitet – das kostenmindernde Teilen eines einzigen Netflix-Accounts unter Freunden oder in eigenständigen Haushalten wohnenden Familienmitgliedern ist zwar gängige Praxis, aber in der praktizierten Art und Weise unerwünscht.
Alles für die Marge
Netflix geht es derzeit nicht sonderlich gut. Ende April musste der Streaming-Anbieter zum zweiten Mal in Folge enttäuschende Quartalszahlen offenlegen, von schwindenden Abonnenten berichten und in Folge erst vor kurzem 300 Mitarbeiter entlassen, um nichtsdestoweniger die Marge zu halten. Um dieses Ziel fortan auch mit einer kleineren Nutzerbasis und bei steigender Konkurrenz durch die Streaming-Services anderer Anbieter weiterhin zu erreichen, plant Netflix unter anderem mit einem werbefinanzierten Tarif. Außerdem sollen bestehende Kunden in Zukunft mehr zahlen, wenn sie ihr Netflix-Abonnement außerhalb der Nutzungsbedingungen verwenden.
Ein zweiter TV-Standort soll kosten
So wirbt das Unternehmen zwar mit bis zu fünf erstellbaren Profilen, diese sind aber lediglich für Familien gedacht, deren Mitglieder allesamt unter einem Dach wohnen. Unerlaubtes Sharing indes „unterminiere Netflix' Möglichkeiten, das eigene Angebot weiterhin zu verbessern“, heißt es. Entsprechend startete bereits vor einigen Monaten ein Testlauf in Chile, Costa Rica und Peru, in dessen Rahmen Abonnenten gegen einen Aufpreis von je umgerechnet rund 3 Euro bis zu zwei „Unteraccounts“ freischalten konnten, die für Zuschauer in einem anderen Haushalt vorgesehen sind. Mit dem Unteraccount einher gehen eigene Login-Daten und ein zusätzliches Profil mit personalisierten Empfehlungen.
Nun geht der Streaming-Anbieter mit seinen Tests einen Schritt weiter und führt im August in Argentinien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala und Honduras ein alternatives Paid-Sharing-Modell ein. Dabei erhalten Nutzer die Möglichkeit, für umgerechnet abermals rund 3 Euro weitere Wohnorte einzutragen. Abonnenten des Basistarifs dürfen ein zweites Zuhause hinzufügen, Standard-Nutzer zwei und Premium-Kunden derer drei. Über die IP-Adressen und Device-IDs will Netflix nachvollziehen, wer wo schaut – und zumindest die Wiedergabe über Fernsehgeräte auf eingetragene Wohnorte beschränken.
Die Folgen sind noch nicht absehbar
Auf Smartphones, Tablets und Notebooks hingegen soll Netflix ohne derartige Einschränkungen verfügbar bleiben. Nichtsdestoweniger dürfte das System viele Kunden vor Probleme stellen – etwa falls Kinder bei Großeltern oder im Falle geschiedener Eltern an zwei Wohnorten schauen wollen, eine Familie über eine Ferienwohnung verfügt oder aber Nutzer beispielsweise unter der Woche gebunden durch ihren Arbeitsplatz auswärts wohnen.
Was all das indes für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedeutet, bleibt abzuwarten. Es ist davon auszugehen, das Netflix erst in Lateinamerika evaluieren will, wie verschiedene Paid-Sharing-Modelle bei den Nutzern ankommen, um das Konzept bei Erfolg anschließend auf den Rest der Welt auszuweiten. Zuletzt war von einem sukzessiven Start ab Herbst 2022 die Rede.