Huawei MateBook 16s im Test: Leistung, Benchmarks und Akkulaufzeiten

Während Huawei bei Smartphones mit starken Einschränkungen durch die US-Regierung zu kämpfen hat und deshalb keine eigenen aktuellen Prozessoren mehr herstellen und von Qualcomm nur solche ohne 5G-Unterstützung einkaufen kann, sieht es im PC-Segment des Unternehmens deutlich besser aus. Hier können Hard- und Software von Intel und Microsoft auf dem aktuellen Stand bezogen werden. Wie es um AMD bestellt ist, lässt sich derzeit nicht sagen, die neuesten AMD-Notebooks von Huawei setzen noch auf Ryzen 5000. Im Intel-Lager kommen hingegen aktuelle Alder-Lake-CPUs zum Einsatz.

Core i7-12700H und Core i9-12900H zur Auswahl

Das MateBook 16s bietet der Hersteller in zwei Konfigurationen an: mit Core i7-12700H und Core i9-12900H. Die Prozessoren sind sich sehr ähnlich und werden beide vom Chip-Entwickler selbst im Intel 7 getauften Node gefertigt, der zuvor „10 nm Enhanced SuperFin“ hieß und laut Intel bei Leistung pro Watt 10 bis 15 Prozent besser als „10 nm SuperFin“ abschneiden soll.

Core i7-12700H und Core i9-12900H unterscheiden sich nicht bei der Anzahl der P- und E-Kerne, die bei jeweils sechs respektive vier liegen, sodass dank Hyper-Threading auf den P-Kernen insgesamt 20 Threads vom Prozessor ausgeführt werden können. Die Unterschiede sind bei den Taktraten zu finden, die bei maximal 5,0 GHz bzw. 4,7 GHz liegen. Der Core i9-12900H taktet die integrierte, 96 EUs starke Iris Xe Graphics mit bis zu 1,45 statt 1,40 GHz etwas höher. „Base Power“, „Maximum Turbo Power“ und „Minimum Assured Power“ fallen mit 45, 115 und 35 Watt für beide Prozessoren hingegen identisch aus.

Profile mit maximal 96,6 oder 116,3 Watt

Im MateBook 16s lässt sich der Prozessor mit zwei unterschiedlichen Profilen betreiben, die über die PC-Manager-App von Huawei gesteuert werden. Im Reiter für Optimierungen unter dem Punkt „Leistung“ können sich Anwender zwischen einem ausgeglichenen und einem auf Leistung getrimmten Profil entscheiden, das vor allem unter Dauerlast und in Heavy-Workload-Anwendungen Vorteile gegenüber der Standardeinstellung hat.

Konkret verändern Nutzer mit der Einstellung die Werte für PL1 und PL2, also die theoretisch dauerhaft und temporär anliegende Leistungsaufnahme. Das ausgeglichene Profil steht für 96,6 Watt (PL2) und 36 Watt (PL1), das Leistungsprofil für 116,3 Watt (PL2) und 64 Watt (PL1). Benchmarks hat die Redaktion anhand des standardmäßigen normalen Profils erstellt, im weiteren Verlauf des Artikels folgen aber Vergleiche mit dem Leistungsprofil.

Core i9-12900H im Benchmark

Im Leistungsrating und in den zugehörigen Benchmarks wird das MateBook 16s mit 45 Watt angegeben, weil das der unter Dauerlast in Blender dauerhaft anliegende Wert für das PL1 ist, den das Gerät in jedem Fall hält. Das Huawei-Notebook zählt zu den derzeit schnellsten Modellen am Markt und muss sich nur dem Core i9-12900HK aus dem MSI GE76 Raider geschlagen geben, das im Leistungsrating der Alltagslasten 2 Prozent besser abschneidet.

Im Heavy-Workload-Rating fällt der Vorsprung des Core i9-12900HK mit 8 Prozent etwas größer aus, obgleich beide CPUs dieselben Spezifikationen aufweisen, das HK-Modell aber für Overclocking freigegeben ist. MSI lässt den Prozessor allerdings mit 65 Watt von der Leine, sodass das MateBook 16s mit 45 Watt im Vergleich das Nachsehen hat.

Leistungsprofile im Vergleich

Die Auswirkungen der beiden Profile auf Takt und Temperatur zeigt das nachfolgende Diagramm. Im normalen Profil pendelt sich der Multi-Core-Takt bei rund 2,8 GHz ein, das CPU-Package erreicht dabei etwa 78 °C. Mit dem schnelleren Profil sind gut 3,3 GHz möglich und die Temperatur darf auf bis zu 87 °C steigen, wenngleich parallel dazu die beiden Lüfter deutlich aufdrehen und die Kühlung intensivieren.

Die von Intel beworbenen bis zu 5,0 GHz werden bei Single-Core-Last mit beiden Profilen erreicht, wenngleich das Leistungsprofil diese Taktrate häufiger knackt. Das CPU-Package quittiert diese Taktspitzen mit marginal höheren Temperaturen von (selten) bis zu 99 °C, während das Standardprofil bei vereinzelt 97 °C liegt.

Größere Projekte wie den Blender-Benchmark durchläuft das Leistungsprofil schneller, da unter Dauerlast 16 Watt mehr zur Verfügung stehen. Das Rendering erfolgt mit 61 Watt über 3 Minuten oder 16 Prozent schneller als mit 45 Watt. Weil die Marke von 5,0 GHz etwas häufiger erreicht wird, schneidet der Prozessor auch im Single-Core-Benchmark des Cinebench R15 besser ab. Deutlicher fällt der Vorsprung aber bei mehreren Durchläufen des Multi-Core-Tests aus, wo der höhere Verbrauch eine 13 Prozent höhere Leistung ermöglicht. Die bessere Effizienz liefert allerdings eindeutig das Standardprofil, denn 36 Prozent bessere (45 vs. 61 Watt) Ergebnisse bringt der Core i9-12900H in keinem Test. HandBrake rutscht mit der CPU erstmals unter die Marke von 1 Minute.

Unbekannte SSD nutzt noch PCIe 3.0

Zur SSD lassen sich nur rudimentäre Aussagen treffen, weil Huawei auf unbekannten NAND und einen unbekannten Controller von Silicon Motion setzt. HWiNFO führt die SSD als „PCIe-8 SSD 1TB“, woraus sich keine Schlüsse ziehen lassen. Auslesen ließ sich, dass die SSD mit 8 GT/s läuft, was für PCIe 3.0 spricht, und eine x4-Anbindung nutzt.

Indem nicht auf eine PCIe-4.0-SSD gesetzt wird, lässt Huawei Potenzial der Alder-Lake-Plattform liegen. In diesem Punkt zeigt sich, dass der Hersteller zwar bei der CPU freie Wahl hat und von den US-Restriktionen ausgenommen ist, beim NAND aber wohl das nehmen muss, was die rechtliche Lage derzeit zulässt.

Mit rund 3,5 GB/s beim sequenziellen Lesen und knapp über 2,8 GB/s beim sequenziellen Schreiben liegt die SSD nicht auf dem Niveau anderer aktueller Notebooks. Bei den wahlfreien Zugriffen schneidet die SSD dennoch gut ab, kommt letztlich aber ebenso nicht an das Topniveau aktueller PCIe-4.0-SSDs heran.

84-Wh-Akku reizt das Maximum nicht aus

Huawei rüstet das MateBook 16s mit einem 84-Wh-Akku aus. Damit wird das in Flugzeugen erlaubte Maximum von 100 Wh nicht ausgereizt. Apple geht beim MacBook Pro 16" mit 99,6 Wh an diese Grenze. Auch Konkurrenten wie Acer, Asus, Dell, Gigabyte, HP, Lenovo, MSI oder Schenker kommen im Bis-17-Zoll-Segment auf 95 Wh und mehr.

Die Akkulaufzeiten fallen letztlich durchschnittlich aus. ComputerBase hat das Notebook mit kalibrierten 200 cd/m² für den Bildschirm in Kombination mit dem von Haus aus eingestellten CPU-Profil sowohl durch die Benchmarks geschickt als auch im Alltag anstelle des eigenen PCs verwendet.

Durchschnittliche Office-Akkulaufzeiten

Den PCMark 10 Modern Office, der eine Mischung aus jeweils 10 Minuten LibreOffice Writer, Browser-Nutzung und Videokonferenzen in Dauerschleife mit zwischenzeitlichen Idle-Phasen durchführt, durchlief das Notebook im Test für 9:34 Stunden, bevor der Energiespeicher das Herunterfahren auslöste. Damit landet der Proband im Mittelfeld, jedoch knapp zwei Stunden vor dem zuletzt getesteten Dell XPS 13 Plus, dessen 4K-Display den Akku nach bereits 7:46 Stunden leergesaugt hatte.

Im Home-Office-Einsatz mit weniger Idle-Phasen und Anschluss eines externen Monitors hielt das MateBook 16s etwa 7 Stunden durch. Die primär genutzten Anwendungen waren dabei Chrome, Slack, Skype und GIMP. Das Notebook kann demnach ohne den Gang zur Steckdose durch den Tag führen, je nach Szenario kann aber auch schon deutlich früher Schluss sein. 7 Stunden Laufzeit sind gegen Ende des Tages zu knapp bemessen.

Beim Streaming im Edge-Browser landet das MateBook 16s mit 8:43 Stunden ebenfalls im Mittelfeld. Das XPS 13 Plus wird erneut klar geschlagen, viele Notebooks aus dem Ultrabook-Segment laufen jedoch 50 Prozent länger oder bis zu doppelt so lange, bieten aber auch viel weniger Leistung und kleinere Displays mit Full-HD-Auflösung.

Netzteil mit 130 Watt über USB-C

Um die Lastspitzen des Core i9-12900H abzufangen, liefert Huawei einzig und allein diese Variante mit einem 130-Watt-Netzteil aus, das über eine der beiden USB-C-Buchsen angeschlossen werden kann. Damit ist Huawei einer der wenigen Hersteller, der bereits auf USB Power Delivery 3.1 setzt, um mehr als 100 Watt über USB-C zu liefern. Das gleiche Notebook mit Core i7-12700H wird mit 90-Watt-Netzteil ausgeliefert.