Huawei MateBook 16s im Test: Schnelles 16-Zoll-Notebook von Format

Nicolas La Rocco
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Huawei MateBook 16s im Test: Schnelles 16-Zoll-Notebook von Format

Im 16-Zoll-Segment geht Huawei mit dem aufgefrischten MateBook 16s an den Start, das sich vor allem über das Display im 3:2-Format profiliert und dessen Vorzüge im Alltag aufzeigt. Für sehr viel Leistung sorgt der Intel Core i9-12900H. Für ein rundes Gesamtpaket in allen Bereichen fehlt es dem Notebook noch an mancher Stelle.

Huawei bietet seit Ende Juni zwei neue 16-Zoll-Notebooks an: das MateBook 16s und das MateBook D16. Das Premium-Gerät unter den genannten Modellen ist das MateBook 16s, das sich durch schnellere Alder-Lake-Prozessoren von Intel, größere SSDs, einen Bildschirm im 3:2-Format und einen größeren Akku vom MateBook D16 absetzt.

Im Test nimmt die Redaktion das Topmodell mit Core i9-12900H, 16 GB LPDDR5 und 1-TB-SSD zum Preis von 1.899 Euro unter die Lupe. Nachfolgende Tabelle liefert weitere Details zu den Konfigurationen und einen Vergleich mit dem günstigeren MateBook D16.

Spezifikationen des MateBook 16s (2022)

MateBook 16s (2022) MateBook D16 (2022)
CPU Intel Core i9-12900H (14K/20T)
Intel Core i7-12700H (14K/20T)
Intel Core i7-12700H (14K/20T)
Intel Core i5-12450H (8K/12T)
GPU Intel Iris Xe Graphics Intel Iris Xe Graphics (i7)
Intel UHD Graphics (i5)
RAM 16 GB LPDDR5 16 GB LPDDR4
SSD 1 TB, NVMe 512 GB, NVMe
Display 16 Zoll (IPS), Touch, 3:2, 2.520 × 1.680, 300 cd/m², 60 Hz, 1.500:1, 100 % sRGB, kalibriert (△E<1), TÜV-Rheinland-zertifiziert (Blaulichtfilter, Flimmerfreiheit) 16 Zoll (IPS), 16:10, 1.920 × 1.200, 300 cd/m², 60 Hz, 1.200:1, 100 % sRGB, TÜV-Rheinland-zertifiziert (Blaulichtfilter, Flimmerfreiheit)
Anschlüsse 1 × Thunderbolt 4, 1 × USB 3.2 Gen 1, 2 × USB-A 3.2 Gen 1, 1 × HDMI 2.0b, 1 × 3,5-mm-Klinke 2 × USB-C 3.2 Gen 1, 2 × USB-A 3.2 Gen 1, 1 × HDMI 2.0b, 1 × 3,5-mm-Klinke
Akku, Laden 84 Wh, 135-W-Ladegerät (i9), 90-W-Ladegerät (i7) 60 Wh, 90-W-Ladegerät
Kabellose Konnektivität Wi-Fi 6E , Bluetooth 5.2, NFC Wi-Fi 6, Bluetooth 5.1, NFC
Kameras 1080p-Webcam
Touchpad Multi-Touch, Glas, Fingerabdruckscanner (An-/Ausschalter)
Audio Stereo-Speaker, Dual-Mikrofon, AI-Noise-Cancellation
Abmessungen 351 × 254,9 × 17,8 mm 357 × 249 × 18,4 mm
Gewicht 1,99 kg 1,7 kg
Betriebssystem Windows 11 Home
Preis 1.899 Euro (i9)
1.699 Euro (i7)
(inkl. Launch-Offer bis Ende Juli 2022)
1.299 Euro (i7)
949 Euro (i5)
(inkl. Launch-Offer bis Ende Juli 2022)

Auch kompakte 16 Zoll sind groß

Das MateBook 16s ist ein ziemlicher Koloss von einem Notebook, wenngleich Huawei mit allerlei Tricks wie schmalen Rändern versucht, die Dimensionen zu verbergen. Ein 16-Zoll-Notebook bleibt aber eben genau das, selbst wenn viel Aluminium dafür sorgt, dass das Gewicht unter der kritischen Marke von 2 kg bleibt. Doch 351 × 254,9 × 17,8 mm (B × T × H) sind nicht gerade einfach im Rucksack zu verstauen und nehmen auf dem Schreibtisch deutlich mehr Fläche als ein Ultrabook ein. Das MateBook 16s ist eben kein MateBook X Pro (Test), das zumindest in Deutschland noch keine Aktualisierung für 2022 erhalten hat. Das MateBook 16s ist eher das, was bei Apple ein MacBook Pro 16" ist: hochwertig und elegant, aber keineswegs besonders klein oder leicht.

Das MateBook 16s kommt in Space Gray
Das MateBook 16s kommt in Space Gray

Der Vergleich mit Apple kommt nicht von ungefähr, könnte man beim Layout mancher Bereiche doch durchaus von einem anderen Hersteller ausgehen. Glücklicherweise steht in übergroßen Lettern „Huawei“ auf dem Deckel des ausgerechnet in „Space Grey“ ausgelieferten Testgerätes. Ein Schelm, wer dabei an einen Zufall glaubt.

Hochwertige Verarbeitung

Diesen Punkt außer Acht gelassen, punktet das MateBook 16s mit einer sehr guten Verarbeitung, die dem Preis gerecht wird. Die zusammenhängenden Flächen aus Aluminium etwa an der Unterseite oder im Bereich der Handballenauflage hinterlassen einen stabilen Eindruck, sind letztlich aber zu groß, um vollständig verwindungssteif zu sein. Vor allem der Bereich rund um das Touchpad gibt leicht nach. Huawei hat das Chassis mit einer rundherum verlaufenden Fase versehen, sodass das Handgelenk nicht auf einer scharfen Kante aufliegt.

Viele, aber nicht alle Anschlüsse

In einem großen Notebook wie dem MateBook 16s erwartet man zu Recht viele Anschlüsse. Huawei liefert auf der linken Seite jeweils einmal Thunderbolt 4, USB-C 3.2 Gen 1, HDMI 2.0b und 3,5-mm-Klinke. Rechts sitzen zwei Buchsen für USB-A 3.2 Gen 1, sodass auch ältere Peripherie ohne Adapter angeschlossen werden kann. Die Zusammenstellung ist hinsichtlich der physischen Eigenschaften der Ports begrüßenswert, wirkt aber etwas wild gewürfelt von Huawei. Alder Lake stellt schließlich nativ viermal Thunderbolt 4 und schnelleres USB 3.2 Gen 3x2 oder 2x2 zur Verfügung. Huawei setzt bei den USB-C-Buchsen nur einmal auf Thunderbolt 4 und nutzt ältere USB-Protokolle. Medienschaffenden fehlt außerdem ein SD-Kartenleser.

Sehr großes Touchpad

Geradezu riesig fällt das Touchpad des MateBook 16s aus. Auf 14 × 9 cm (B × H) kann man sich dank hervorragender Gleiteigenschaften geradezu mit den Fingern austoben. Im Vergleich zum früheren MateBook X Pro, das einen einzelnen Klick akustisch gerne mal mit zwei Klickgeräuschen quittierte, hat das MateBook 16s nicht mehr dieses Problem. Huawei vertraut jedoch weiterhin auf ein Touchpad nach „alter“ Bauweise mit Aufhängung oben, das Klicks im Gegensatz zu Touch-Eingaben nicht auf der gesamten Fläche akzeptiert, sondern auf die unteren 7 cm beschränkt. Das Klickgeräusch ist vergleichsweise laut.

Tastatur vergisst Beleuchtung

Exakt 12 cm ab der unteren Kante gemessen fängt die Tastatur des MateBook 16s an, die im Chiclet-Design einen weichen Tastenanschlag bietet und 1,5 mm Tastenhub erreicht. Im Gegensatz zur spaltfreien Tastatur des XPS 13 Plus (Test) mit Touch-Funktionstasten wagt Huawei keine Experimente und vertraut durchweg auf physische Tasten mit 2 mm Abstand zueinander. Die Tastatur lässt sich in zwei Stufen beleuchten, ärgerlicherweise merkt sich das Notebook diese Einstellung aber nicht und schaltet die Beleuchtung mit jedem Neustart wieder ab.

Obgleich der physischen Dimensionen finden Anwender im Gegensatz zum MateBook D16 keinen Ziffernblock auf der Tastatur. Das symmetrische Layout schafft stattdessen Platz für zwei Lautsprecher, die laut und präzise aufspielen. Filme und Serien sind gemessen an anderen Notebooks ein wahrer Ohrenschmaus auf dem MateBook 16s.

Webcam an brauchbarer Position

Eines finden Anwender nicht mehr auf der Tastatur: die Webcam. Huawei hatte sie bislang in der Reihe der Funktionstasten versteckt. Das Versteckspiel war vor allem aus Datenschutzgründen vorteilhaft, weil die Kamera so im Gehäuse verstaut werden konnte und gegen einen potenziellen Fremdzugriff geschützt war. Blickwinkel und allgemeine Qualität waren aber Schwächen dieser Umsetzung. Neuerdings sitzt die Kamera klassisch oberhalb des Bildschirms und bietet mit 1080p (2,1 MP) eine höhere Auflösung. Die Bildqualität fällt insbesondere im Vergleich zum XPS 13 Plus besser aus.

Webcam des MateBook 16s mit 2,1 MP Auflösung
Webcam des MateBook 16s mit 2,1 MP Auflösung

Bildschirm im praktischen 3:2-Format

Der Bildschirm gehört aufgrund des Seitenverhältnisses zu den interessantesten am Markt. Huawei ist einer der sehr wenigen Hersteller, die einen Bildschirm im 3:2-Format anbieten, der noch mehr Platz in der Vertikalen als das zuletzt bei vielen Herstellern wiederkehrende 16:10 bietet. Bekannt für dieses Format ist vor allem Microsoft bei den Surface-Geräten, vereinzelt setzen auch Acer, Asus, HP und Lenovo darauf. Apple erreicht hingegen nicht ganz echtes 3:2, kommt beim aktuellen MacBook Pro 14" (Test) und 16" sowie beim neuen MacBook Air aber knapp an dieses Format (~ 3:1,95).

Touch als verzichtbare Neuerung

Die größte Veränderung für das MateBook 16s ist die Unterstützung von Touch-Eingaben, die das MateBook 16 noch nicht beherrschte. Ob dieses Feature im Alltag zwingend benötigt wird, hängt stark von der persönlichen Bedienung von Windows 11 und davon ab, ob man Touch zuvor bei einem Notebook intensiv genutzt hat. Im persönlichen Alltag wurde Touch für das Gerät nicht zwingend vorausgesetzt.

Panel, Auflösung und Helligkeit bleiben gleich

Davon abgesehen hat Huawei keine Fortschritte gemacht, sodass das IPS-Panel mit 2.520 × 1.680 Pixeln die Eigenschaften des Vorgängers aufweist. Auf 16 Zoll sorgt die Auflösung für eine Pixeldichte von mittelmäßigen 138 ppi – kein Vergleich zu den extrem scharfen 329 ppi des XPS 13 Plus. Huawei erzielt damit im 3:2-Format ungefähr die Pixeldichte, die Full HD im 16:9- oder 16:10-Format auf 15 oder 16 Zoll liefern würde. Die von Haus aus eingestellte Windows-Skalierung von 150 Prozent sorgt für einen guten Kompromiss aus Schärfe und genügend Platz zum Arbeiten.

Das Panel selbst ist ein gutes IPS-Exemplar, das den sRGB-Farbraum beinahe vollständig abdeckt, mit solider Blickwinkelstabilität punktet und beim Testgerät weder starkes Backlight-Bleeding noch groß abweichende Helligkeiten oder anderweitige Verfälschungen aufweist. Die vom Hersteller beworbene Helligkeit von 300 cd/m² ist allerdings nur Mittelmaß und ein Punkt, in dem man Verbesserungen erwartet hatte. Das Testgerät kommt im Durchschnitt aus neun Messbereichen auf 348 cd/m² und erreicht einen statischen Kontrast von 1.530:1, der sich aus dem durchschnittlichen Schwarzwert von 0,227 cd/m² ableitet.

Diagramme
Maximale Helligkeit
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7, Outdoor-Modus)
      612
    • Huawei MateBook X Pro (Core i7-10510U)
      596
    • Apple MacBook Pro 14" (M1 Pro)
      511
    • Dell XPS 13 (9300) (Core i5-1035G1)
      477
    • Gigabyte Aero 15 OLED (Core i7-10875H)
      470
    • Schenker Vision 15 (Core i7-1165G7)
      460
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      452
    • Dell XPS 13 Plus (9320) (4K-LCD)
      435
    • Lenovo ThinkPad X1 Nano (Core i7-1160G7)
      427
    • Alienware x14 (Core i7-12700H, RTX 3060)
      417
    • Dynabook Portégé X30W-J-10H (Core i5-1135G7)
      391
    • LG Gram 17 (Core i5-1035G7)
      381
    • Asus ExpertBook B9400CE (Core i7-1165G7)
      380
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx)
      375
    • Lenovo Yoga Slim 7 Pro (Ryzen 9 5900HX)
      371
    • Huawei MateBook 16s (Core i9-12900H)
      348
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7)
      332
    • Asus ROG Zephyrus G14 (Ryzen 9 4900HS)
      325
    • Gigabyte Aorus 17G (Core i7-10875H)
      307
    • HP Pavilion 15 (Ryzen 7 3750H)
      303
    • Asus ExpertBook B9450FA (Core i7-10510U)
      292
    • Acer Nitro 5 (Ryzen 7 4800H)
      292
    • Asus TUF Gaming A17 (Ryzen 7 4800H)
      277

Die maximale Helligkeit ist damit der primäre Kritikpunkt des Displays, da in Verbindung mit einem reflektierenden Touch-Bildschirm wie beim MateBook 16s stets eine höhere Helligkeit benötigt wird, um helles Umgebungslicht auszugleichen. Insbesondere aufgrund des im Alltag praktischen 3:2-Formats schneidet der Bildschirm dennoch gut ab.