Samsung Galaxy Z Fold 4 im Test: Feinschliff für den Multitasking-Meister
Das Samsung Galaxy Z Fold 4 stellt die Speerspitze im Portfolio faltbarer Smartphones dar und legt mit der aktuellen Generation in wichtigen Bereichen wie Display, Leistung, Software und Kamera nach. Vor allem die Taskleiste in Android 12L ist eine gelungene Neuerung. Der Preis bleibt sehr hoch und das Gerät weiterhin sehr dick.
Samsung war vor rund dreieinhalb Jahren mit dem ersten Galaxy Fold Pionier in dieser damals noch vollständig neuen Produktkategorie faltbarer Smartphones. Lehrgeld hat das Unternehmen vor allem zum Start viel gezahlt, die Geräte wurden seitdem aber stark weiterentwickelt und sind spätestens seit der dritten Generation solide Begleiter, die sogar gegen Wasser geschützt sind. Das neue Galaxy Z Fold 4 setzt diese Evolution konsequent fort und legt in mehreren Bereichen wie Design, Display, Kameras und Prozessor gegenüber dem Vorgänger nach.
Startpreis liegt wie bislang bei 1.799 Euro
An dem Startpreis von 1.799 Euro hat sich hingegen nichts verändert, sodass auch die neueste Iteration ein Luxusmodell für diejenigen ist, die Smartphone und Tablet zu einem Produkt vereinen und dementsprechend viel dafür zahlen wollen. Rund eine halbe Million faltbare Smartphones will Samsung dieses Jahr in Deutschland verkaufen.
Technische Daten des Galaxy Z Fold 4
Samsung Galaxy Z Fold 4 | Samsung Galaxy Z Fold 3 | |||
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Software | Android 12L | Android 11 | ||
Display | innen | 7,6 Zoll, 2.176 × 1.812, Dynamic AMOLED 2X Infinity Flex, HDR, 120 Hz | 7,6 Zoll, 2.208 × 1.768, Dynamic AMOLED 2X Infinity Flex, HDR, 120 Hz | |
außen | 6,2 Zoll, 2.316 × 904, Super AMOLED, 120 Hz, Gorilla Glass Victus+ | 6,2 Zoll, 2.260 × 832, Super AMOLED, 120 Hz, Gorilla Glass Victus | ||
Bedienung | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |||
SoC | Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 | Qualcomm Snapdragon 888 | ||
GPU | Adreno 730 | Adreno 660 | ||
RAM | 12 GB LPDDR5 | |||
Speicher | 256 GB/512 GB/1 TB UFS 3.1 | 256 GB/512 GB UFS 3.1 | ||
Kameras | hinten | Weitwinkel | 50 MP, f/1.8, Dual-Pixel-AF, OIS, 23 mm, 85˚ FOV | 12 MP, f/1.8, Dual-Pixel-AF, OIS, 26 mm, 83˚ FOV |
Ultraweitwinkel | 12 MP, f/2.2, 13 mm, 120˚ FOV | |||
Tele | 10 MP, f/2.4, AF, OIS, 70 mm, 36˚ FOV | 12 MP, f/2.4, AF, OIS, 52 mm, 45˚ FOV | ||
vorne | 10 MP, f/2.2 | |||
innen | 4 MP, f/1.8, UDC | |||
Mobilfunk | GPRS/EDGE, HSPA+, LTE Advanced Pro, 5G NSA/SA | |||
WLAN/BT | Wi-Fi 6E, Bluetooth 5.2, UWB | Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2, UWB | ||
Ortung | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo, QZSS | |||
Weitere Standards | USB-C 3.2 Gen 1, NFC | |||
SIM | 2 × Nano-SIM oder 1 × Nano-SIM + 1 × eSIM | |||
Akku | 4.400 mAh (fest verbaut), kabelloses Laden | |||
Größe | aufgeklappt | 155,1 × 130,1 × 6,3 mm | 158,2 × 128,1 × 6,4 mm | |
zugeklappt | 155,1 × 67,1 × 15,8 mm | 158,2 × 67,1 × 16,0 mm | ||
Schutzart | IPX8 | |||
Gewicht | 263 g | 271 g | ||
Preis | 1.799 Euro (256 GB) 1.919 Euro (512 GB) 2.159 Euro (1 TB) |
1.799,00 Euro (256 GB) 1.899,00 Euro (512 GB) |
Ein kleineres sehr großes Smartphone
Rein äußerlich betrachtet sehen sich Galaxy Z Fold 4 und Fold 3 zum Verwechseln ähnlich, selbst Bereiche wie die Einfassung der Kamera sind bereits bekannt. Samsung hat jedoch Feinschliff betrieben und das Format des Smartphones leicht verändert, indem die Höhe von 158,2 auf 155,1 mm gestutzt wurde. Geschlossen ist das Gerät nach wie vor 67,1 mm breit, geöffnet aufgrund eines leicht angepassten Scharniers aber 130,1 statt 128,1 mm breit. In der Bautiefe hat Samsung das Fold 4 um irrelevante 0,1 respektive 0,2 mm reduziert.
IPX8 trotz Faltmechanismus
Das Galaxy Fold wirkte noch nie fragil, genau das war es aber vor allem bis zur zweiten Generation noch. Seit dem Fold 3 kommt das Smartphone mit IPX8-Schutz, ist also gegen Wasser, aber nicht gegen Staub geschützt. Dass ein faltbares Smartphone mit so vielen beweglichen Bauteilen überhaupt wasserfest gemacht werden konnte, davor kann man als Technikenthusiast nur den Hut ziehen. Kein anderer Smartphone-Hersteller hat bislang Vergleichbares in dieser Kategorie geschafft.
Xiaomi zeigt, was mit Nachteilen möglich ist
Was ohne diese robusten Eigenschaften alles möglich wäre, zeigte vor kurzem Xiaomi mit dem besonders dünnen Mix Fold 2, das im geschlossenen Zustand lediglich 11,2 mm Bauhöhe misst und geöffnet an der dünnsten Stelle nur auf 5,4 mm pro Seite kommt. Das faltbare Smartphone von Xiaomi kommt jedoch ohne Wasserschutz daher und das Scharnier lässt sich nicht frei arretieren, wie erste Hands-on-Videos aus China zeigen. Samsung bietet mit dem Fold 4 das für den Alltag besser konstruierte faltbare Gerät an, bekommt mit dem Mix Fold 2 aber gezeigt, wohin die Reise für die Koreaner mit den kommenden Generationen gehen muss. Das Fold 4 hat subjektiv die gleichen Abmessungen wie das Fold 3. Ein nächstes „Fold 5“ müsste deutlich dünner werden, um die Nachteile eines faltbaren Smartphones zu reduzieren, aber die Stabilität samt IPX8 des aktuellen Modells behalten, damit der Vorsprung zur chinesischen Konkurrenz gehalten werden kann.
Verarbeitung auf sehr hohem Niveau
Das Fold 4 ist abermals ein bestens verarbeitetes Smartphone, das beweist, dass Samsung nicht erst seit gestern faltbare Geräte baut. Geringe Spaltmaße, hochwertige Materialien und die präzise Verarbeitung sorgen durchweg dafür, dass die investierten 1.800 Euro auch haptisch beim Käufer ankommen. Vor allem das Scharnier ist Samsung wieder hervorragend gelungen, da es sich weder zu einfach noch zu schwer bewegen lässt, stufenlos eingestellt werden kann und mit einem satten Klappgeräusch geschlossen wird. Manchmal wünscht man sich aber eine Kerbe im Rahmen, um die beiden Hälften besser zum Öffnen greifen zu können.
Displays mit schmaleren Rändern
Die große Glasfläche der Rückseite bietet Samsung in den Farben „Graygreen“ (Testgerät), „Beige“ und „Phantom Black“ an. Exklusiv im Onlineshop des Herstellers gibt es zudem „Burgundy“. Die Vorderseite schützt Gorilla Glass Victus+, das als Abdeckung des nach wie vor 6,2 Zoll großen Bildschirms zum Einsatz kommt. Die Diagonale mag sich nicht verändert haben, die Displayränder hat der Hersteller jedoch abermals und vor allem nach links zum Scharnier verringert, sodass 2.316 × 904 statt 2.260 × 832 Pixel auf dem OLED-Panel Platz finden.
Aufgeklappt offenbart das Fold 4 den Blick auf den nach wie vor 7,6 Zoll großen Bildschirm, der mit 2.176 × 1.812 statt 2.208 × 1.768 Pixeln ebenfalls auf eine leicht veränderte Auflösung kommt. In der Höhe fehlen ein paar Pixel, stattdessen gibt es mehr in der Breite. Auch beim inneren Display wurden die Ränder geringfügig gegenüber dem Vorjahr reduziert, um die Immersion abermals zu steigern.
UTG hat wenig mit Glas zu tun
Den inneren Bildschirm schützt eine leicht verbesserte Version des „Ultra Thin Glass“ (UTG) des deutschen Herstellers Schott, das rein von der haptischen Erfahrung allerdings nach wie vor wenig mit Glas etwa von Corning bei normalen Smartphones zu tun hat. Die Beschichtung fühlt sich mehr wie Kunststoff an und der oleophobe Schutz kommt mit Schlieren nicht so gut zurecht wie ein reguläres Smartphone-Display, das echtes Glas nutzt.
Die Under-Display-Camera bleibt schlecht
Die Kombination aus schmaleren Bildschirmrändern und der zweiten Generation „Under Display Camera“ (UDC) sorgt dafür, dass der Blick auf den riesigen Bildschirm dieses Jahr noch weniger gestört wird. An den technischen Eckdaten der UDC hat sich mit 4 MP und f/1.8-Blende auf den ersten Blick nichts verändert. Samsung passte die Pixelstruktur der Kamera aber so an, dass sie weniger direkt erkennbar ist. Am ehesten gelingt dies dem Hersteller bei dunklen Inhalten. Sobald aber Weiß das „Loch“ erreicht, ist die Kamera doch wieder auszumachen, allerdings im Vergleich zum Fold 3 reduzierter.
Das Upgrade der UDC betrifft jedoch primär die verbesserte Integration in den Bildschirm, nicht jedoch die eigentliche Qualität der Aufnahmen. Nach wie vor produziert sie ziemlich groben Pixelmatsch und sollte angesichts der zahlreichen anderen zur Verfügung stehenden Kameras nur in Ausnahmesituationen verwendet werden. Xiaomi geht zum Beispiel so weit, dass beim Mix Fold 2 gar keine Kamera auf der Innenseite angeboten wird. Ein faltbares Smartphone benötigt diese Kamera nicht unbedingt, da auch mit dem Frontexemplar im äußeren Display und mit der primären Kamera Selfies geschossen werden können. Samsung will allerdings ein möglichst komplettes Paket anbieten, sodass Apps wie Duo, Skype und Teams auch über das innere Display parallel zu anderen Apps genutzt werden können. Die Vorschau im Sucher sieht übrigens deutlich schlechter als das finale Ergebnis aus, da erst nach Drücken des Auslösers allerlei Algorithmen die Aufnahme verbessern.
Langlebigkeit nicht im Test zu beurteilen
Im Bereich der Falz schützen wie die Jahre zuvor zwei kleine Kunststoffbauteile in T-Form den offenen Übergang zum OLED-Panel und Scharnier. Dass es nicht doch irgendwann Staub und kleinere Krümel ins Getriebe schaffen, lässt sich nicht ausschließen, kann im Rahmen eines vergleichsweise kurzen Tests über zwei Wochen aber nicht abschließend beurteilt werden. Das Smartphone hat im Test die normale Nutzung im Alltag, verstaut in Hosentaschen, Rucksäcken und Staufächern im Auto, schadlos überstanden. Stärker als andere Bildschirmarten ist das innere Display jedoch ein Magnet für kleinere Flusen, die sich über den Tag dort sammeln und den Bildschirm stets etwas schmutzig aussehen lassen. Die Nutzung bei Nieselregen und schweißtreibendem Einsatz im Fitnessstudio hat das Fold 4 ebenfalls problemlos gemeistert.
Sehr helle OLED-Displays mit 120 Hz
Die Ablesbarkeit sowohl des inneren als auch des äußeren Bildschirms fiel im Testzeitraum selbst bei hellem Umgebungslicht sehr gut aus, was vor allem an der hohen Helligkeit der Displays liegt. Samsung kommt zwar vor allem mit dem flexiblen Panel auf der Innenseite nicht an die Messwerte eines Galaxy S22+ oder S22 Ultra (Test) heran, erreicht für diese Art von Gerät aber sehr gute Werte.
Wie bei den aktuellen Galaxy-S-Smartphones muss zwischen drei Betriebsmodi unterschieden werden, die für beide Bildschirme angeboten werden. Zum einen lässt sich die Helligkeit über eine manuelle Regulierung festlegen, die darüber hinaus über einen manuell aktivierbaren Boost noch weiter gesteigert werden kann. Zum anderen gibt es den Automatikmodus, der in Relation zur Helligkeit arbeitet, die über den Umgebungslichtsensor ermittelt wird. Diesem Modus sind traditionell die höchsten Werte vorbehalten, was auch beim Fold 4 der Fall ist, das in diesem Punkt auf knapp über 1.000 cd/m² für ein weißes Vollbild kommt. Mit einem reduzierten „Average Picture Level“ kann dieser Wert auf bis zu 1.250 cd/m² (10 Prozent APL) und punktuell noch mehr gesteigert werden.
Messwerte für inneres und äußeres OLED-Panel
Der besseren Übersichtlichkeit halber zeigt die nachfolgende Tabelle noch einmal nur die Messergebnisse des Fold 4 zur Helligkeit getrennt für das innere und äußere Display in allen drei Modi bei jeweils drei APL-Abstufungen. Dabei ist auch zu erkennen, dass das äußere OLED-Panel für noch höhere Helligkeiten als das innere Panel ausgelegt ist und in diesem Punkt zwischen den Messwerten eines Galaxy S22 und S22+ landet.
Display innen | Display außen | ||
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Manuell | 100 % APL | 502 cd/m² | 498 cd/m² |
20 % APL | 562 cd/m² | 625 cd/m² | |
10 % APL | 572 cd/m² | 639 cd/m² | |
Manuell + Boost | 100 % APL | 794 cd/m² | 782 cd/m² |
20 % APL | 930 cd/m² | 1.068 cd/m² | |
10 % APL | 948 cd/m² | 1.103 cd/m² | |
Automatik | 100 % APL | 1.004 cd/m² | 1.009 cd/m² |
20 % APL | 1.210 cd/m² | 1.407 cd/m² | |
10 % APL | 1.250 cd/m² | 1.468 cd/m² |
Unterm Strich sind bei Samsung das Galaxy S22+ und insbesondere das Galaxy S22 Ultra nach wie vor mit den besten Bildschirmen des Zulieferers Samsung Display ausgerüstet. Viel fehlt dem Fold 4 jedoch nicht, sodass unter Berücksichtigung weiterer Eigenschaften wie der adaptiven Bildwiederholfrequenz von 1 bis 120 Hz oder der soliden Farbabstimmung von mindestens guten, wenn nicht sogar sehr guten Bildschirmen gesprochen werden muss, wenn auch die faltbaren Eigenschaften berücksichtigt werden.