Samsung Galaxy Z Fold 4 im Test: Leistung und Software
2/4In den faltbaren Smartphones vertraut Samsung seit jeher global auf Prozessoren des Unternehmens Qualcomm. Ab dem kommenden Jahr wird der Chip-Entwickler global auch bei den Galaxy-S-Smartphones zum Zug kommen, nachdem Samsungs eigene Exynos-Prozessoren zuletzt nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Im Fold 4 kommt der nagelneue Snapdragon 8+ Gen 1 zum Einsatz, der im Vergleich zum Snapdragon 888 in mehrfacher Hinsicht einen großen Sprung nach vorne macht. Für Besitzer eines US-Modells des Galaxy S22 punktet der neue Chip vor allem mit einer deutlich gesteigerten Effizienz, im Vergleich zum Fold 3 gibt es hingegen auch viel mehr Leistung.
Snapdragon 8+ Gen 1 aus TSMC-Fertigung
Der Snapdragon 8+ Gen 1 stammt aus der „4-nm-Fertigung“ von TSMC, genauer gesagt heißt der aktuelle Node N4. Gegenüber Samsung 4LPE, das beim Snapdragon 8 Gen 1 ohne „+“ genutzt wurde, soll die Effizienz bis zu 30 Prozent höher ausfallen, während Takt und Leistung von CPU und GPU laut Qualcomm rund 10 Prozent besser abschneiden.
Cortex-Kerne und GPU dürfen höher takten
Die Veränderungen resultieren lediglich aus der umgestellten Fertigung. Die eigentlichen Eckdaten des Chips sind die gleichen, jedoch mit angepassten Taktraten. Auf CPU und GPU reduziert, liefert das SoC jetzt einen Prime-Core (X2) mit bis zu 3,2 statt 3,0 GHz, drei Power-Cores (A710) mit bis zu 2,75 statt 2,50 GHz und vier Efficiency-Cores (A510) mit maximal 2,0 statt 1,8 GHz. Für die Adreno-730-GPU wurde der Takt von ehemals 818 auf 900 MHz angehoben.

256 GB Speicher für das Basismodell
Jedes Fold 4 ist darüber hinaus unabhängig von der gewählten Speicherkonfiguration mit 12 GB LPDDR5-RAM ausgestattet. Beim Speicher vertraut Samsung weiterhin auf Universal Flash Storage 3.1 (UFS 3.1) und noch nicht auf den neuen UFS 4.0, den das Unternehmen im Mai angekündigt hatte. Später wurde für August der Beginn der Massenproduktion angesetzt. Fraglich ist, ob das Fold 4 überhaupt einen Nutzen daraus hätte ziehen können, denn der Snapdragon-Chip ist für UFS 3.1 ausgelegt. Das Basismodell für 1.799 Euro kommt auf 256 GB, mit 512 GB sind es 1.919 Euro und das exklusiv bei Samsung direkt angebotene 1-TB-Modell liegt bei 2.159 Euro. Bei keiner Ausführung lässt sich der Speicher erweitern, das oben rechts im Gehäuse untergebrachte Fach lässt lediglich zwei Nano-SIM-Karten zu. Alternativ akzeptiert das Smartphone eine Nano-SIM und eine eSIM.
Galaxy Z Fold 4 im Benchmark
In den Benchmarks sortiert sich das Fold 4 genau dort ein, wo sich bereits andere Smartphones mit Snapdragon 8+ Gen 1 positioniert haben, darunter zum Beispiel das ROG Phone 6 (Test) und das Zenfone 9 (Test) von Asus. Qualcomms aktueller Chip ist der bis dato schnellste für Android-Smartphones und sorgt für Ergebnisse weit vor dem Exynos 2200 der hierzulande angebotenen Galaxy-S22-Serie, aber auch vor dem Snapdragon 8 Gen 1 aus den US-Modellen. Apples letztjähriger A15 und der fast zwei Jahre alte A14 bleiben in puncto CPU-Leistung allerdings nach wie vor schneller, nur die GPU-Leistung hat Qualcomm praktisch egalisiert.
- Geekbench 5.1 – Single-Core Total
- Geekbench 5.1 – Single-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Single-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Total
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Crypto
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Integer
- Geekbench 5.1 – Multi-Core Floating Point
- Geekbench 5.1 – Compute Vulkan
- PCMark Work 3.0
- PCMark Storage 2.0
- JetStream 2
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 2160p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1440p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1080p (Normal) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Car Chase 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (OpenGL ES 3.0)
- 3DMark Unlimited – Wild Life Extreme (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Wild Life (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot Extreme (Metal/OpenGL ES 3.1)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot (OpenGL ES 3.0)
Leistung und Throttling unter Dauerlast
Unter Dauerlast hält das Fold 4 nicht die für die regulären Benchmarks ermittelte Peak-Leistung, sondern muss sukzessiv Federn lassen. Das ist ein typisches Verhalten vieler Smartphones und kein expliziter Kritikpunkt am Fold 4. Das Gerät erzielt die gleiche Ausgangsleistung wie ein ROG Phone 6 oder Zenfone 9 mit gleichem Chip, hält jedoch nicht mit der Stabilität des Gaming-Smartphones mit. Im Vergleich zum kompakten Zenfone 9, dessen Abmessungen zu strikteren thermischen Limitierungen führen, schlägt sich das Fold 4 aber gut und landet im 3DMark letztlich zwischen beiden Geräten von Asus. Im GFXBench zeichnet das Fold 4 ein ähnliches Bild, wenngleich es vom Start weg zunächst hinter das Zenfone 9 fällt, im späteren Verlauf allerdings deutlich davor landet. Das ROG Phone 6 marschierte im Test ohne Abweichungen durch alle zwölf Durchgänge und bleibt damit unter Dauerlast die präferierte Wahl für maximale Leistung.
UFS 3.1 vor allem schnell beim Lesen
Der von Samsung gewählte UFS 3.1 gehört zur sehr schnellen, jedoch nicht mehr zur schnellsten Sorte am Markt. Beim sequenziellen Lesen kommt der Hersteller mit über 1,9 GB/s auf das Niveau anderer Flaggschiffe, die allesamt an der 2-GB/s-Marke kratzen. Das sequenzielle Schreiben meistert der Speicher mit knapp über 1,2 GB/s auf dem Niveau des im Frühjahr vorgestellten Galaxy S22 Ultra (Test), während zuletzt vor allem Asus auf Flash gesetzt hat, der beim Schreiben an die Marke von 1,5 GB/s beim ROG Phone 6 oder gar 1,8 GB/s beim Zenfone 9 kommt. Universal Flash Storage 4.0 dürfte in beiden Disziplinen für einen deutlichen Schub sorgen, die passenden SoCs und Endgeräte sind aber erst für den weiteren Verlauf dieses Jahres und 2023 zu erwarten. Eine Speichererweiterung per microSD-Karte ist beim Fold 4 nicht vorgesehen, sodass die Speicherwahl zum Kauf wohlüberlegt sein sollte. Dass das Basismodell gleich mit 256 GB und nicht nur 128 GB ausgestattet ist, war eine gute Entscheidung von Samsung.
Android 12L mit One UI 4.1.1
Samsung vertraut beim Fold 4 auf Android 12L, das speziell für Smartphones mit großen und/oder faltbaren Bildschirmen sowie Tablets entwickelt wurde. Google hat diese Ausführung mit drei großen Veränderungen im Vergleich zum normalen Android 12 vorgestellt, von denen es zwei Anpassungen auf das Fold 4 geschafft haben.
Zum einen nutzt Android 12L auf Tablets eine zweigeteilte Ansicht für Schnelleinstellungen und Benachrichtigungen. Zieht man also das entsprechende Menü aus der Statusleiste nach unten, erscheinen bei Android 12L links die Schnelleinstellungen und rechts alle Benachrichtigungen. Vor allem auf Tablets mit sehr breiten Displays stellt dies eine sinnvolle Neuerung dar. Auf das Fold 4 mit seinem beinahe quadratischen Bildschirm hat es das neue Layout allerdings nicht geschafft. Samsung versammelt bei One UI 4.1.1 alle Informationen in einer Ansicht, was nicht hätte sein müssen, denn insbesondere mit den zwei gleich großen Hälften hätte diese Aufteilung auch dem Fold 4 gut gestanden und für mehr Übersichtlichkeit gesorgt.
Wie gut das hätte aussehen können, zeigen nämlich die zweigeteilten Einstellungen, die es aus Android 12L auf das Smartphone geschafft haben. Ähnlich wie bei iPadOS bekommen Nutzer links die verschiedenen Kategorien in einem Hauptmenü und auf der rechten Seite den jeweils dazu passenden Inhalt angezeigt. Vor allem auf einem Smartphone wie dem Fold 4, das besonders viele Einstellungen und Optionen bietet, sorgt das Layout für eine schnellere Navigation durch die einzelnen Punkte.
Taskleiste erleichtert Multitasking enorm
Die wohl größte Anpassung betrifft jedoch die Taskleiste, die erstmals nativ vom Betriebssystem geboten wird. Bereits auf dem Fold 3 mit Android 11 konnten Anwender eine ähnliche Funktion nutzen, damals allerdings noch versteckt als experimentelle Funktion in den „Samsung Labs“ und am rechten Bildschirmrand untergebracht. Jetzt sitzt die Taskleiste hingegen dort, wo man sie erwartet: unten.
Die Taskleiste ist vor allem dann besonders hilfreich, wenn mehrere Apps in verschiedenen Bereichen des Bildschirms gestartet werden sollen. Nutzer können das entsprechende App-Symbol aus der Leiste in den gewünschten Bereich ziehen und bis zu drei Anwendungen frei in Größe und Position auf dem Panel ablegen. Zum Beispiel lassen sich links zwei Apps untereinander und rechts eine über die gesamte Höhe starten. Mit den Fensterrahmen kann jederzeit individuell die belegte Größe angepasst werden. Android merkt sich zudem die Kombination mehrere Fenster in der App-Übersicht, sodass sich die Zusammenstellungen verschiedener Anwendungen jederzeit von dort aus wieder abrufen lassen. Wem das nicht reicht, der kann zudem kleine schwebende Fenster zum Beispiel für Taschenrechner oder Notizen starten, die sich auch aus dem Seitenpanel heraus starten lassen.
Zuletzt genutzte Apps und App-Drawer
Die Taskleiste kann so konfiguriert werden, dass sich darin nicht nur beliebte Apps finden, sondern auch die zuletzt verwendeten Apps in einem gesonderten Bereich rechts angezeigt werden. Das Prinzip erinnert ein wenig an iPadOS, das in der Taskleiste eine vergleichbare Aufteilung nutzt, die ebenso deaktiviert werden kann. Ganz links in der Taskleiste finden Anwender eine Schaltfläche, um den App-Drawer zu öffnen, von dem aus Apps ebenso auf dem Display positioniert oder in die Taskleiste verschoben werden können.
Taskleiste lässt sich ausblenden
Für die Nutzung von Geräten insbesondere wie dem Fold 4 stellt die Taskleiste eine der besten Neuerungen dar und wertet das Betriebssystem erheblich auf, indem dem Multitasking ein vollständig neues Fundament verpasst wird, dessen Konzept fast durch die Bank aufgeht. Nachteilig stellte sich im Test manchmal die Größe der Taskleiste heraus, denn die App-Symbole fallen merklich kleiner als auf dem Homescreen aus, sodass man teils sehr genau auf die einzelnen Icons tippen muss. Darüber hinaus erscheint die Leiste nicht dauerhaft auf dem Bildschirm, sondern immer erst dann, wenn bereits eine Anwendung oder zumindest ein Fenster geöffnet wurde. Dabei kann es sich auch um die Einstellungen handeln, nur eben nicht um den Homescreen. Nachvollziehbar ist diese Entscheidung insofern, weil man auf dem Homescreen ja ohnehin Zugriff auf alle Apps hat und mit einer Wischgeste im App-Drawer landet, wo weitere Apps zur Auswahl stehen. iPadOS zeigt die Taskleiste hingegen immer an und sorgt damit für etwas mehr Konsistenz. Soll die Taskleiste bei Samsung ausgeblendet werden, muss sie dafür lange in einem freien Bereich der Leiste gehalten werden. In die entgegensetzte Richtung funktioniert dies über Halten des Balkens zur App-Übersicht am unteren Bildschirmrand.
Fünf Jahre Software-Support
Abermals hervorzuheben ist der exzellente Software-Support von Samsung, der bei einem Flaggschiff wie dem Fold 4 monatliche Sicherheits-Updates für die kommenden fünf Jahre und neue Android-Hauptversionen für die nächsten vier Jahre umfasst. In letzterem Punkt geht Samsung sogar noch ein Jahr weiter als Google selbst bei den Pixel-Smartphones. Das Fold 4 war zum Testzeitpunkt Mitte August noch mit den Android-Patches von Juli ausgestattet, der Marktstart des Smartphones erfolgt allerdings erst am 26. August, sodass in Kürze ein erstes Update zu erwarten ist.
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