China: Chipindustrie setzt mehr auf lizenzfreies RISC-V statt Arm

Volker Rißka
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China: Chipindustrie setzt mehr auf lizenzfreies RISC-V statt Arm
Bild: Aliexpress

China will sich mehr dem freien RISC-V als Architektur für Chips aller Art zuwenden und sich so von SoftBanks Arm und den damit verbundenen Lizenzkosten lösen. Die Kosten an sich sind nicht der entscheidende Faktor, vielmehr ist es das Damoklesschwert, dass China diese Architektur doch irgendwann wieder verwehrt werden könnte.

China fürchtet weitere Restriktionen

Die letzte Eskalationsstufe der US-Handelsrestriktionen hat China und vor allem betroffene Firmen weiter aufgeschreckt. Denn sie ist vermutlich nicht das Ende der Maßnahmen, die Spirale könnte sich schnell noch weiter drehen. Irgendwann könnten Restriktionen nicht mehr nur primär reine Hardware, sondern vermehrt auch Software betreffen, wie bereits das Beispiel Google zeigt, weshalb sich Betroffene auf das Schlimmste vorbereiten wollen, sofern es denn geht.

Dazu zählt neuerdings auch, dass sich China nach einer Alternative zu Arm umsieht. Ohne Arm geht in der Industrie heutzutage kaum etwas, viele Chips basieren auf einer der vielen Architekturstufen, sei es noch eine ganz alte Variante oder bereits die neueste Lösung. Bei Arm steht es Herstellern frei, sich anhand der Architektur völlig eigenständig etwas selbst zu entwickeln (Architecture License Agreement) oder vorgefertigte Baukästen zu nutzen (Technology License Agreement). Arm nimmt Lizenzkosten letztlich für beide Varianten ein.

Mit den Branchenriesen Alibaba und Tencent will China nun Lösungen mit einer alternativen Architektur schaffen: RISC-V. Gestartet vor über zehn Jahren als kleines Uni-Projekt und dann zu einer Kuriosität gewachsen, hat sich RISC-V in den letzten Jahren in einigen Bereichen zu einer ernsthaften Alternative zu Arm entwickelt. Die Vorteile: Es ist frei, offen und lässt sich schnell von jedem erweitern. Aus der ComputerBase-Community kam dazu passend bereits ein informativer Artikel:

Die angeführten Vorteile waren bereits zur Mitte des letzten Jahrzehnts ein Dorn im Auge von Arm, deren Geschäftsmodell zu dieser Zeit zum größten Teil auf Lizenzeinnahmen ihres geschlossenen System basierten und das in den letzten Jahren deshalb aus Angst vor der aufstrebenden Konkurrenz ein wenig geändert wurde. Plötzlich gab es Branchenriesen wie Western Digital und deren (teilweiser) Abgang von Arm-Kernen hin zu RISC-V in einer Größenordnung von zu Beginn einer und später bis zu zwei Milliarden möglichen CPU-Kernen pro Jahr. Hier machte Arm letztlich sogar vor einer Fud-Kampagne gegen RISC-V nicht Halt, nach großem Echo zog das Unternehmen diese aber schnell wieder zurück.

Noch ist Arm übermächtig, RISC-V hat Chancen

Noch sitzt Arm am längeren Hebel, dank eines riesigen Ökosystems und Millionen Entwicklern mit passender Software lassen sich vor allem Platzhirsche wenig oder gar nicht bewegen. Qualcomm kocht das Thema auf ganz kleiner Flamme, Intel will immerhin seine Foundry für RISC-V öffnen und glaubt, dass in drei bis fünf Jahren RISC-V in vielen Embedded-, IoT- und Automotive-Designs anzutreffen sein könnte, aber auch in Mobile- und Datacenter-Lösungen. Der Zugzwang, wie er in China nun anliegt, beschleunigt die Sache jedoch, sodass die Prognosen für rasantes Wachstum durchaus zutreffen könnten.

Wachstumspotenzial von RISC-V
Wachstumspotenzial von RISC-V (Bild: Financial Times)
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