Gerüchte zu Nvidia-Grafikkarten: Bilder zeigen mutmaßliche RTX 4090 Ti oder Titan Ada
Neu aufgetauchte Bilder einer vier Slots hohen Slotblende mit ungewöhnlich orientierten Anschlüssen befeuern neue Gerüchte um eine potenzielle GeForce RTX 4090 Ti oder eine neue Nvidia Titan auf Basis des AD102-Grafikchips. Erneut ist dabei von einer Leistungsaufnahme von bis zu 800 Watt die Rede.
Spekulationen zu einer mutmaßlichen Ada-Lovelace-Grafikkarte der Superlative sind nicht neu: Bereits im April 2022 kursierten Gerüchte zu einem neuen Grafikbeschleuniger der Titan-Klasse, die zuletzt Ende 2018 von der Titan RTX (Test) auf Basis der Turing-Architektur belegt wurde. Über das Jahr hinweg wurden in diesem Zusammenhang immer höhere TDP-Klassifizierungen von in der Spitze bis zu 900 Watt genannt. Die letztlich im Oktober erschienene GeForce RTX 4090 (Test) erwies sich bekanntlich als wesentlich sparsamer, setzt jedoch auch nicht auf den Vollausbau des AD102-Grafikchips. Die Gerüchte und letztlich das Wunschdenken zu einer noch leistungsstärkeren Gaming-Grafikkarte mit Ada-Lovelace-Architektur liefen also unter dem Namen GeForce RTX 4090 Ti weiter.
Eine Grafikkarte mit vertikalem PCB
Nun von Twitter-Nutzer @Zed__Wang alias MEGAsizeGPU in Umlauf gebrachte Bilder feuern die Spekulationen wieder an. Zu sehen ist die vier Slots hohe Slotblende eines mutmaßlichen neuen Nvidia-Topmodells, in einem der Bilder montiert an einen ebenso großen Kühlkörper. Für Aufmerksamkeit sorgen nun drei Aspekte:
- Die Founders Edition der GeForce RTX 4090 ist bei einer TDP von 450 Watt nur drei Slots hoch und der Kühlkörper kann die Verlustleistung problemlos abführen. Der Einsatz eines vier Slots hohen Kühlers deutet folglich auf eine wesentlich höhere Leistungsaufnahme hin.
- Der abgebildete Kühlkörper weist eine goldene Farbgebung vor, die in dieser Form unter anderem von Nvidias professionellen Compute-Lösungen bekannt ist, aber in der Vergangenheit auch Titan-Grafikkarten zierte.
- Drei DisplayPort-Anschlüsse und eine HDMI-Buchse weisen daraufhin, dass es sich tatsächlich um eine Desktop-Grafikkarte handelt. Interessant ist deren Anordnung: Die gestapelten Buchsen deuten auf ein vertikal orientiertes PCB hin, welches für ein Ada-Lovelace-Topmodell bereits in der Vergangenheit diskutiert und durch Aufnahmen unterlegt wurde, wie VideoCardz anmerkt. Ein denkbarer Vorteil der ungewöhnlichen Bauweise wäre ein otpimierter Luftstrom.
Nach wie vor aktuell ist die Annahme, dass Nvidia für eine derartige Grafikkarte auf einen AD102-450 zurückgreifen würde. Bisherige Gerüchte bescheinigen dem kolportierten Grafikchip insgesamt 142 Streaming Multiprocessors und damit ebenso 142 Raytracing-Kerne sowie 18.176 FP32-Ausführungseinheiten, wobei es sich knapp noch immer nicht um den AD102-Vollausbau handelt.
Ein Hybrid aus GeForce RTX 4090 und Nvidia L40?
GPUs mit eben jenen Spezifikationen sind derweil bereits bei der Profi-Grafikkarte Nvidia RTX 6000 sowie den Server-Grafikkarten Nvidia L40 und L40G im Einsatz. Letztere bietet bis zu 90 TFLOPS FP32-Rechenleistung und stellt die Hardware für die RTX 4080 SuperPods, die GeForce Now Ultimate mit der Leistung der namensgebenden Desktop-Grafikkarte bereitstellen. Eine GeForce RTX 4090 Ti oder Titan Ada würde sich allerdings von eben jenen Produkten in zwei Punkten grundlegend unterscheiden.
- Während die Profi-Lösungen mit TDP-Spezifikationen von maximal 300 Watt versehen sind, wird die GeForce RTX 4090 Ti mit einem maximalen Power-Limit von 800 Watt gehandelt. Bei der GeForce RTX 4090 mit AD102-300 liegt dieses bei 600 Watt, wird aber selbst bei einer Übertaktung in der Regel nicht ausgereizt, während die TDP „nur“ bei 450 Watt liegt – ähnlich sollte es sich bei der GeForce RTX 4090 Ti verhalten. Darüber hinaus kann die Differenz auf im Vergleich zu den Profi-Lösungen höhere Taktraten und anderen Speicher zurückgeführt werden.
- Apropos Speicher: Anstelle von GDDR6 (ECC) soll für die GeForce RTX 4090 Ti Grafikspeicher vom Typ GDDR6X zum Einsatz kommen, wie ihn auch die bis dato vorgestellten GeForce-RTX-4000-Grafikkarten bieten. Erstmals kämen jedoch Bausteine mit einem Durchsatz von 24 GB/s zum Einsatz. Hersteller Micron listet entsprechende Speicherchips durchaus, Verwendung fanden sie bei RTX 4000 allerdings bislang nicht. Die Bandbreite würde bei einem 384-Bit-Interface damit auf 1.152 GB/s steigen.
Bemerkenswert ist außerdem, dass die GeForce RTX 4090 Ti laut Gerüchten über 48 GB GDDR6X-Grafikspeicher verfügen soll, was wiederum eine weitere Erklärung für das merklich höhere Power-Limit in Relation zur GeForce RTX 4090 mit 24 GB GDDR6X darstellt. Die mutmaßlichen Spezifikationen des kolportierten Ada-Lovelace-Topmodells hat die Redaktion auf Basis der in Vergangenheit durchgestochenen Informationen, des Datenblatts der Nvidia L40 und Hochrechnungen ausgehend von bereits erschienenen GeForce-Grafikkarten in der folgenden Tabelle zusammengetragen.
Nvidia L40 | RTX 4090 Ti/Titan* | RTX 4090 | RTX 4080 | RTX 4070 Ti | RTX 3090 Ti | |
---|---|---|---|---|---|---|
Architektur | Ada | Ampere | ||||
GPU | AD102-895 | AD102-450 | AD102-300 | AD103-300/301 | AD104-400 | GA102-350 |
Fertigung | TSMC N4 | Samsung 8 nm | ||||
Transistoren | 76,3 Mrd. | 45,9 Mrd. | 35,8 Mrd. | 28 Mrd. | ||
Chipgröße | 608 mm² | 379 mm² | 295 mm² | 628 mm² | ||
SM | 142 | 128 | 76 | 60 | 84 | |
FP32-ALUs | 18.176 | 16.384 | 9.728 | 7.680 | 10.752 | |
RT-Kerne | 142, 3rd Gen | 128, 3rd Gen | 76, 3rd Gen | 60, 3rd Gen | 84, 2nd Gen | |
Tensor-Kerne | 568, 4th Gen | 512, 4th Gen | 304, 4th Gen | 240, 4th Gen | 336, 3rd Gen | |
Base-Takt | 735 MHz | ~ 2.235 MHz | 2.230 MHz | 2.210 MHz | 2.310 MHz | 1.560 MHz |
Boost-Takt | 2.490 MHz | ~ 2.520 MHz | 2.520 MHz | 2.510 MHz | 2.610 MHz | 1.860 MHz |
FP32-Rechenleistung | 90,5 TFLOPS | > 90,5 TFLOPS | 82,6 TFLOPS | 48,8 TFLOPS | 40,1 TFLOPS | 40,0 TFLOPS |
FP16-Rechenleistung | 90,5 TFLOPS | > 90,5 TFLOPS | 82,6 TFLOPS | 48,8 TFLOPS | 40,1 TFLOPS | 40,0 TFLOPS |
FP16 über Tensor | ? | 330 TFLOPS | 195 TFLOPS | 164 TFLOPS | 156 TFLOPS | |
Textureinheiten | 568 | 512 | 304 | 240 | 336 | |
ROPs | 192 | 176 | 112 | 80 | 112 | |
L1-Cache | 18.176 KB | 16.384 KB | 9.728 KB | 7.680 KB | 10.752 KB | |
L2-Cache | 96 MB | 74 MB | 66 MB | 49 MB | 6 MB | |
Speicher | 48 GB GDDR6 (EEC) | 24/48 GB GDDR6X | 24 GB GDDR6X | 16 GB GDDR6X | 12 GB GDDR6X | 24 GB GDDR6X |
Speicherdurchsatz | 18 Gbps | 24 Gbps | 21 Gbps | 22,4 Gbps | 21 Gbps | |
Speicherinterface | 384 Bit | 256 Bit | 192 Bit | 384 Bit | ||
Speicherbandbreite | 864 GB/s | 1.152 GB/s | 1.008 GB/s | 717 GB/s | 504 GB/s | 1.008 GB/s |
Slot-Anbindung | PCIe 4.0 ×16 | |||||
Video-Engine | ? | 2 × NVENC (8th Gen) 1 × NVDEC (5th Gen) |
1 × NVENC (7th Gen) 1 × NVDEC (5th Gen) |
|||
TDP | 300 Watt | < 800 Watt | 450 Watt | 320 Watt | 285 Watt | 450 Watt |
*Angaben nicht bestätigt |
Eine derartige GeForce RTX 4090 Ti oder Titan Ada böte gegenüber einer GeForce RTX 4090 eine um rund 10-15 Prozent gesteigerte Rohleistung – abhängig von Takt und Speicherauslastung. Anzumerken ist dem aber, dass bereits eine GeForce RTX 4090 gegenüber der GeForce RTX 4080 (Test) auf dem Papier zwar eine um 70 Prozent gesteigerte Rohleistung vorweist, sich aber selbst im UHD-Performancerating der Redaktion nur um rund 35 Prozent von selbiger absetzen kann – die Hälfte der Rohleistung bleibt quasi auf der Strecke. Bei einer GeForce RTX 4090 Ti würde es im Vergleich zur GeForce RTX 4090 wohl nicht anders sein.
Informationen sind mit Vorsicht zu genießen
Und es folgt ein weiterer, bei derartigen Meldungen obligatorischer Hinweis: Letztlich handelt es sich bei den Gerüchten zur GeForce RTX 4090 Ti oder Titan Ada um keineswegs gesicherte Informationen, die mit besonderer Vorsicht zu genießen sind. In den vorliegenden Bildern kann durchaus eine in Zukunft erscheinende Grafikkarte zu sehen sein – ebenso ist es aber möglich, dass es sich um Prototypen auf Basis eines alten, von Nvidia inzwischen verworfenen Konzeptes handelt.
Dass Nvidia einem erst seit wenigen Monaten auf dem Markt verfügbaren Gaming-Topmodell innerhalb der nächsten Monate eine leistungsstärkere Variante folgen lassen wird, obwohl der Leistungssprung der GeForce RTX 4090 bereits riesig war und die Grafikkarte ohnehin außer Konkurrenz steht, darf des Weiteren bezweifelt werden. Zwischen dem Marktstart von GeForce RTX 3090 (Test) und GeForce RTX 3090 Ti (Test) lagen immerhin eineinhalb Jahre.
Nvidia hat nun offenbar damit begonnen, Engineering Samples der Titan Ada an Entwicklungseinrichtungen zu versenden, wie aufgetauchte Einträge in einer Logistik-Datenbank verraten, auf die zunächst Wccftech aufmerksam wurde. Darin ist die Rede von einigen Grafikkarten, die zu Testzwecken aus den USA nach Indien transportiert werden sollen. Weiterhin ist die Rede von einem 384 Bit breitem Speicherinterface und 48 GB Grafikspeicher. Und als Board-Nummer ist PG137 angegeben – bereits in der Vergangenheit wurde dahinter eine potenzielle Titan-Grafikkarte vermutet.
Auffällig ist jedoch, dass auf der Slotblende der vor kurzem fotografierten mutmaßlichen Titan Ada die Board-Nummer 1G137 in Kombination mit der SKU-0000-TS1 zu sehen war, wohingegen diese Board-Nummer in der Datenbank mit der SKU-0330-EB2 genannt wird – und ohnehin finden sich dort noch viele weitere Grafikkarten, die zum Rätselraten animieren. Merkwürdig ist zudem, dass bei der Board-Nummer PG137 lediglich von GDDR6-Speicher die Rede ist, nicht aber von der schnelleren Variante mit X-Suffix, die auch bei der GeForce RTX 4090 zum Einsatz kommt.
Ob es sich dabei um einen Fehler handelt, die erwartete Titan Ada tatsächlich mit dem langsameren Speichertyp bestückt wird, Nvidia aktuell noch experimentiert oder es sich wider erwarten um eine gänzlich andere Grafikkarte handelt – all das bleibt vorerst abzuwarten.
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