Prognose zur Chip-Fertigung: Auf Einbruch der Fabrik-Ausgaben um 22% folgt Wachstum
Nach zwei Jahren des rasanten Wachstums mit hohen Ausgaben in der Halbleiterbranche folgt nun der Einbruch. Dieser soll aber nur von kurzer Dauer sein, bereits 2024 könnte es wieder um fast genau den Wert bergauf gehen, den es dieses Jahr bergab geht.
Die Prognosen des Branchenverbandes SEMI sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn aktuell kämpfen viele Hersteller mit massiver Überversorgung, fallendem Absatz und riesigen Inventarbeständen, sodass es durchaus Folgen für die Zukunft haben kann, die Pläne zurechtzustutzen. Aktuell trifft dies in erster Linie Speicherhersteller, Micron und SK Hynix haben bereits massiv angefangen zu kürzen, bei Samsung wartet man auf den Einschlag der schlechten Zahlen.
Langfristig müssen die Chiphersteller aus allen Bereichen weiter denken, neue Fabriken brauchen schließlich drei, vier und nicht selten auch fünf Jahre von der Planung über den Bau bis zum ersten Chip, der ausgeliefert wird. Genau damit wurden zum Großteil auch die Investitionen der beiden letzten Jahre begründet: Die Chip-Knappheit in vielen Bereichen machte Herstellern klar, dass ein Ausbau unumgänglich schien.
So kam es auch, zusätzlich getrieben durch Projekte der Staaten, die Versorgungssicherheit für ihre beheimateten Branchenriesen sichern wollten, allen voran der US Chips Act, EU Chips Act und ähnliche Projekte in Südkorea, Japan, China und anderen. Doch früh warnten Platzhirsche wie TSMC, die den Ausbau seit Jahren dank umfangreicher staatlicher Förderung selbst vorantreiben, dass es zu einer Überversorgung kommen könnte. Schon vor fast zwei Jahren erklärte TSMC, dass langfristig einige Unternehmen auf der Strecke bleiben dürften.
Noch ist das aber ferne Zukunftsmusik. Vor allem dem Automotive-Bereich wird neben dem HPC-Segment eine rosige Zukunft prophezeit, während die anderen klassischen Bereiche sich nach ihrem aktuellen Einbruch wieder erholen und zu alter Stärke zurückfinden sollen. Sichtbar wird das im Speichergeschäft: Auf einen Rückgang von fast 45 Prozent in diesem Jahr und Ausgaben von nur noch 17,1 Milliarden US-Dollar soll 2024 ein deutlicher Aufschwung auf über 28 Milliarden US-Dollar folgen. Das Geschäft der Auftragshersteller zeigt sich mit Ausgaben von 44 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr und rund 49 Milliarden US-Dollar im kommenden Jahr ziemlich unbeeindruckt von den globalen Problemen und sieht diese definitiv nur als temporär an.
Unterm Strich sind die Unterschiede in der globalen Statistik zu den Fabrik-Ausgaben letztlich primär auf das Speichergeschäft zurückzuführen, für das ein Rückgang von 98 auf 76 Milliarden US-Dollar vom Jahr 2022 auf 2023 prognostiziert wird. Umgekehrt aber wächst eben genau dieser Wert auch primär durch die Speichersparte wieder, wenn 2024 eine Investitionssumme von 92 Milliarden US-Dollar erreicht werden soll.