Echo Auto (2. Gen.) im Test: Alexa im Auto ist über­ra­schend gut und gleichsam nutzlos

Frank Hüber
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Echo Auto (2. Gen.) im Test: Alexa im Auto ist über­ra­schend gut und gleichsam nutzlos

Mit der 2. Generation des Echo Auto, das Alexa aufs Armaturenbrett alter und neuer Fahrzeuge bringt, hat Amazon das Design und die Spracherkennung verbessert. Dennoch bleibt es ein Gerät, das vor allem für alte Fahrzeuge interessant ist, bei denen man auch die notwendigen Kabel in Kauf nimmt.

Drei Jahre nach der ersten „Alexa fürs Auto“ bringt Amazon den Echo Auto in 2. Generation auch nach Deutschland. Der Echo für das Armaturenbrett dient als Schnittstelle und Bindeglied zwischen Autoradio bzw. Infotainmentsystem und Smartphone des Nutzers und macht die Sprachsteuerung über Alexa inklusive aller Funktionen im Fahrzeug nutzbar. Das neue Modell zeichnet sich vor allem durch ein neues Design und eine flexiblere Montage aus, indem es eine kleinere Bedieneinheit aufweist und das nach drei Jahren etwas altbackene Design der 1. Generation des Echo Auto (Test) ersetzt.

Der neue Echo Auto ist für 69,99 Euro bei Amazon erhältlich*. Der Vorgänger war mit 59,99 Euro etwas günstiger. Ein AUX-Kabel, ein Schnellladegerät mit USB-A- und USB-C-Port für den 12-Volt-Anschluss im Auto, eine magnetische Klebehalterung sowie ein Alkohol-Pad zur Reinigung der Klebefläche liefert Amazon mit.

Lieferumfang des Echo Auto
Lieferumfang des Echo Auto

Alexa in alten und neuen Autos nachrüsten

Mit Echo Auto können Nutzer Alexa in ihr Fahrzeug integrieren, indem das kleine Gerät über Bluetooth oder 3,5-mm-Klinke mit dem Infotainmentsystem des Wagens verbunden wird. Eine dieser beiden Optionen muss das Autoradio folglich bieten, um Echo Auto nutzen zu können. Theoretisch kann aber sogar ein alter Kfz-Kassettenadapter, die AUX-Kassette, genutzt werden, der dem Auto einen Klinkenanschluss verpasst, sollte das Radio auch diesen nicht bieten.

Per Sprachbefehl an Alexa lassen sich dann über Echo Auto Musikstücke abspielen, Anrufe tätigen oder kompatible Smart-Home- bzw. Echo-Geräte von unterwegs steuern, beispielsweise um zuhause schon die Heizung einzuschalten oder das vergessene Licht auszuschalten. Das Hören von Podcasts und Nachrichten ist ebenso möglich wie die Erstellung von Kalendereinträgen oder Aufgabenlisten während der Fahrt, ohne den Blick von der Straße oder die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Da Echo Auto nicht direkt auf die Fahrzeugdaten zugreifen kann, lassen sich mit ihm jedoch keine Fahrzeugfunktionen steuern. Stattdessen dient es als verlängerter Arm Alexas vom Smartphone, mit dem es bei der Fahrt zwingend gekoppelt sein muss, und gibt Inhalte vom Smartphone an die Lautsprecher des Wagens weiter.

Echo Auto: KFZ-Adapter ist Teil des Lieferumfangs
Echo Auto: KFZ-Adapter ist Teil des Lieferumfangs

Echo Auto: Modernes, kleineres Design

Die aktuelle Generation von Echo Auto hat ein deutlich schlankeres Design als die erste Generation, die ebenfalls erst mit Verspätung auf den deutschen Markt kam. So klein, wie es den Anschein erweckt, ist die neue Generation jedoch gar nicht, denn Amazon hat Echo Auto einfach in zwei Bestandteile aufgeteilt, statt alles in einem Gerät zu verbauen, das prominent an den Luftauslässen platziert werden muss. Zweifelsfrei eine gute Lösung, um das Gerät optisch weniger präsent erscheinen zu lassen und einfacher platzieren zu können. Die Halterung der ersten Generation für die Luftauslässe hat hier nämlich gegebenenfalls der Smartphone-Halterung den Platz streitig gemacht. Nun kann das Gerät einfach daneben platziert werden.

Echo Auto (2. Generation)
Echo Auto (2. Generation)

Das Mikrofon-Modul misst 52 × 23,2 × 15,3 mm (H × B × T), das Lautsprecher-Modul hingegen 57 × 35 × 14 mm (H × B × T). Die erste Generation, die aus einem Teil besteht, misst derweil 85 × 47 × 13,2 mm. Das Gesamtvolumen der zweiten Generation ist so nur noch etwas kleiner als bei der ersten Generation.

1. und 2. Generation des Echo Auto im Größenvergleich

Während das kleine Bedienteil (Mikrofon-Modul) am Armaturenbrett mit einer neuen magnetischen, selbstklebenden Halterung frei positioniert werden kann, ist es mit einer zweiten Einheit (Lautsprecher-Modul) per Kabel verbunden, das einen Großteil der Technik, den Lautsprecher, das USB-A-Anschlusskabel und den 3,5-mm-Audioanschluss beinhaltet. Als Prozessoren dienen in der 2. Generation des Echo Auto ein MediaTek MT7697H und ein Intel-SueCreek-DSP.

Das Mikrofon-Modul verfügt über den bekannten Alexa-Lichtbalken, der optisch in verschiedenen Farben die Interaktion mit und den Status von Alexa anzeigt, sowie die Aktionstaste, um Alexa zu aktivieren, und eine Mikrofontaste zum Ein- und Ausschalten der Mikrofone. Von diesen sind im Mikrofon-Modul nun fünf statt zuvor acht verbaut. Im Test hat sich diese Reduzierung der Anzahl nicht negativ auf die Reaktion auf Sprachbefehle und deren Verständnis ausgewirkt. Ganz im Gegenteil: Alexa hat auch bei offenen Fenstern im Berliner Stadtverkehr und bei aktiver Musikwiedergabe über die Lautsprecher des Fahrzeugs problemlos reagiert und geantwortet.

Das Mikrofon-Modul des Echo Auto
Das Mikrofon-Modul des Echo Auto

Der Anschluss im Auto: Klebehalterung, USB und Klinke oder Bluetooth

Um Echo Auto nutzen zu können, muss die Mikrofon-Einheit auf einer festen Oberfläche, die idealerweise nicht im Luftstrom der Luftauslässe liegt und nicht aus weichem Kunststoff oder Leder besteht, montiert werden. Anstelle der Halterung für die Luftauslässe legt Amazon der 2. Generation eine magnetische Klebehalterung bei. An der magnetischen Seite wird der Echo Auto befestigt, die Klebeseite wird an eine passende Stelle des Armaturenbretts geklebt – eine, von der sie sich später rückstandslos entfernen lässt.

Echo Auto (2. Generation)
Echo Auto (2. Generation)
Echo Auto: Blauer Lichtbalken bei Interaktion
Echo Auto: Blauer Lichtbalken bei Interaktion
Echo Auto: Kabelsalat in der Mittelkonsole
Echo Auto: Kabelsalat in der Mittelkonsole
Echo Auto (2. Generation)
Echo Auto (2. Generation)
Echo Auto: Die magnetische Halterung
Echo Auto: Die magnetische Halterung
Die magnetische Halterung hält den Echo Auto auch auf holprigen Straßen fest
Die magnetische Halterung hält den Echo Auto auch auf holprigen Straßen fest

Nun muss das kabelgebundene Lautsprecher-Modul möglichst unauffällig platziert und für die Stromversorgung wahlweise mit einem USB-Anschluss des Autos oder dem mitgelieferten Kfz-Ladegerät über USB-A verbunden werden – an ihm lässt sich ein weiteres Gerät wie das Smartphone über USB-C laden, man verliert also keine Lademöglichkeit. Soll die Audioverbindung über 3,5-mm-Klinke erfolgen, muss auch dieses Kabel noch von der Lautsprecher-Einheit mit dem Autoradio verbunden werden. An Kabeln, die verlegt und versteckt werden müssen, mangelt es also auch der neuen Generation nicht.

Wird die Zündung eingeschaltet, startet auch Echo Auto mit Strom versorgt und Alexa mit dem Einrichtungsmodus, der analog zu den normalen Echo-Lautsprechern für zuhause über ein oranges Leuchten des Lichtbalkens und eine Sprachansage signalisiert wird. Die weitere Einrichtung erfolgt ebenfalls wie gewohnt über die Alexa-App, wobei während der Einrichtung ausgewählt werden muss, ob Echo Auto per Bluetooth über das Smartphone oder über ein Klinkekabel mit dem Auto verbunden werden soll. Die Bluetooth-Verbindung wird nämlich nicht direkt zwischen Echo Auto und Fahrzeug hergestellt, sondern in diesem Fall wird einfach der Umweg über das Smartphone gegangen, das mit dem Infotainment des Wagens verbunden sein muss.

Fortan startet Echo Auto jedes Mal, wenn das Fahrzeug gestartet wird, und verbindet sich automatisch mit dem Smartphone des Nutzers und dem Infotainmentsystem des Wagens. Bis es bereitsteht, vergehen somit ein paar Sekunden, alle Verbindungen werden aber sehr schnell hergestellt. Probleme mit der Kopplung nach dem Starten der Zündung, wie sie noch im Test der 1. Generation auftraten, waren im Test der 2. Generation nicht zu verzeichnen.

Mangels eigener WLAN-Verbindung oder SIM-Karte nutzt Echo Auto wie erwähnt immer die Internetverbindung des Smartphones, um Befehle auszuführen und Fragen zu beantworten, und muss in der Alexa-App hinzugefügt worden sein. Wird das Fahrzeug von jemand anderem genutzt oder das Smartphone nicht mitgeführt, hat auch Echo Auto keine Funktion.

Echo Auto mit Apple CarPlay

Theoretisch lassen sich Echo Auto und Alexa auch in einem modernen Fahrzeug verwenden, das bereits über Apple CarPlay oder Android Auto verfügt. Im Test wurde es in Verbindung mit Apple CarPlay und einem iPhone getestet. An der Sprachsteuerung ändert sich nichts, alle Befehle werden wie gewohnt umgesetzt. Das Musikstreaming lässt sich dann ebenfalls per Sprache steuern, wobei bei Apps wie Spotify dann auch die entsprechende Anzeige auf dem Display des Autos umspringt und den gerade per Sprache ausgewählten Song anzeigt.

Als nicht optimal hat sich die Kombination eines moderneren Fahrzeugs mit CarPlay und Echo Auto im Test dann erwiesen, wenn man einen Anruf führt. Dafür wird nämlich auch auf das Mikrofon-Modul von Echo Auto zurückgegriffen, anstatt die Mikrofone des Wagens zu nutzen. Zumindest im Test wurde dies mit einer schlechteren Verständlichkeit auf der Gegenseite beantwortet, denn die Freisprecheinrichtung des Infotainmentsystems bietet eine bessere Anrufqualität als Echo Auto.

Echo Auto (2. Generation)
Echo Auto (2. Generation)

Echo Auto im Alltag

Schnelle Reaktion und sehr gute Erkennung

Wie erwähnt, reagiert Alexa im Zusammenspiel mit Echo Auto schnell und zuverlässig auf Anfragen. Die Spracherkennung funktioniert gut und besser als bei der ersten Generation – was auch daran liegen kann, dass man das Gerät mit neuer Halterung gerade nicht mehr direkt vor den Luftauslässen positioniert. Dass Echo Auto auf das Smartphone angewiesen ist und jeder Befehl erst den Umweg darüber geht, merkt man im Alltag nicht, sofern man es immer mit sich führt.

Echo Auto 1. Gen. (links) und Mikrofon-Modul der 2. Gen. (rechts)
Echo Auto 1. Gen. (links) und Mikrofon-Modul der 2. Gen. (rechts)

Auch alle Befehle, die man sonst zuhause an Alexa richtet, werden im Auto ausgeführt. Sei es, dass man allgemeine Fragen beantwortet haben oder eben das Smart-Home-Gerät zuhause gesteuert wissen möchte – auch unterwegs alles kein Problem, solange man Internetempfang hat.

Drop-In von unterwegs zuhause

Auch mit der 2. Generation lassen sich problemlos Sprachanrufe via Alexa über Drop-In ausführen, um beispielsweise aus dem Fahrzeug heraus ein Familienmitglied zuhause zu erreichen. Hierfür wird, wie für alle anderen Anfragen, eine ausreichende Internetverbindung benötigt und zugleich das Datenvolumen des eigenen Tarifs verbraucht. Ein Umstand, den man bei Alexa im Auto ohnehin berücksichtigen sollte, sofern man hier Einschränkungen beim Inklusivvolumen unterliegt. Alternativ lassen sich auch klassische Telefonanrufe über das Mobilfunknetz via Alexa starten.

Navigation per Sprache starten

Gerade in älteren Fahrzeugen von Vorteil ist abermals der Umstand, dass man mit Echo Auto die Navigations-App des Smartphones per Sprache nutzen kann und so nicht etwa während der Fahrt verleitet wird, die Adresse auf dem Smartphone einzutippen. Wie im Test der ersten Generation geschildert, ist Android dabei flexibler, welche Befehle an Google Maps per Sprache gerichtet werden können und was zwingend über das Display des Smartphones bestätigt werden muss – im Zusammenspiel mit iOS etwa der Start und das Beenden der Navigation.

Fazit

Amazon Echo Auto präsentiert sich auch in zweiter Generation als gleichsam nützlich und völlig überflüssig.

Einerseits ist es ein guter Weg, um mehr Komfort in alte Fahrzeuge zu bringen, die noch über ein Autoradio mit AUX-Anschluss ohne weitere Extras verfügen und bislang die Zusammenarbeit mit dem Smartphone abseits der reinen Tonausgabe verweigerten. Dann ist es tatsächlich eine Bereicherung im Wagen, denn Echo Auto ist es egal, ob das Fahrzeug eine Woche oder 20 Jahre alt ist. Andererseits ist die notwendige Verkabelung im Auto hierfür selbst dann noch ein Dorn im Auge und die Nutzung beschränkt sich im Alltag nach wenigen Tagen meist ohnehin auf die Ansage, welches Lied man hören möchte.

Zudem nutzen viele für die Funktionen, die Echo Auto bietet, einfach den Sprachassistenten ihres Smartphones. Hier punkten dann aber wiederum die Spracherkennung und Mikrofonqualität des Echo Auto, denn gerade in lauterer Umgebung sind sie besser als beim Smartphone. Echo Auto in 2. Generation versteht den Nutzer besser als vorab erwartet. Grundlegende Neuerungen am Konzept und an der Bedienung bringt die zweite Generation abseits des neuen, moderneren Designs aber nicht. Dennoch ist die 2. Generation aufgrund der besseren Sprachsteuerung und des neuen Designs der 1. Generation klar vorzuziehen.

Wer demnach nicht ein wirklich altes Fahrzeug nachrüsten möchte, um nicht jedes Mal für die Musikwiedergabe das Smartphone an den AUX-Anschluss anschließen zu müssen, hat eigentlich keinen Grund, Echo Auto zu kaufen. Auch wenn die Umsetzung als solche gut und technisch durchdacht ist, ist der Nutzen im Alltag zu gering und die Verkabelung ein ständiger Dorn im Auge.

Echo Auto: Voll verkabelt mit KFZ-Netzteil und AUX-Kabel
Echo Auto: Voll verkabelt mit KFZ-Netzteil und AUX-Kabel
Echo Auto 1. Gen. (links) und Echo Auto 2. Gen. (rechts)
Echo Auto 1. Gen. (links) und Echo Auto 2. Gen. (rechts)

ComputerBase hat Echo Auto (2. Generation) leihweise von Amazon zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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